Späte Antwort: Buchhändler des Vertrauens

Timo Off schrieb schon im Oktober einen Blogpost, der mir seitdem auch im Kopf umherschwirrte. Hat etwas gedauert die Antwort, aber an so einem verregneten Feiertag geht das dann auch. Hanjo Iwanowitsch hat schon längst darauf geantwortet. Herr Rau auch.

Mit blieb das vor allem deshalb so lang im Hinterkopf, weil ich kurz nach Erscheinen des Posts nach Köln fuhr, genauer nach Refrath, vor den Toren Kölns, um meine Tante zu besuchen, die wiederum von meiner Mutter besucht wurde. Da meine Mutter eigentlich bei Bremen wohnt, ist das immer ein gutes Wegstrecke weniger für mich. Außerdem ist Bergisch Gladbach (Refrath gehört dazu, wie auch Bensberg, wo ich mein Abi machte) der Ort, wo ich die Jahre zwischen 14 und 20 verbrachte (1984-1990), die Jahre zwischen Hamburg und Franken sozusagen.

Gleichzeitig die Jahre, die mich literarisch prägten. Also auch die ersten Jahre mit den BuchhänderInnen.

Die ersten Bücher, an die ich mich erinnere, holte ich allerdings in einer Leihbücherei, die eine Zweigstelle nur eine Querstraße entfernt von unserer Wohnung hatte. Eine Barracke aus schwarzem Holz, Wände und Boden. Wenn man dort zwischen den Regalen entlang ging, neigten sich diese zur Mitte hin, also zu dem, der da durchging – das war schon etwas gruslig. Ich weiß noch, dass ich irgendwann anfing, Bücher nach ihrem Titel auszuwählen und zu lesen. An zwei aus dieser Zeit erinnere ich mich noch: „Der Steppenwolf“ von Hesse und ein Sachbuch (Tiefenpsychologie) mit dem Titel „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann. Irgendwann wurde diese Barracke abgerissen und die Bibliothek zog um an den Anfang der Fußgängerzone, wo ich dann nicht mehr so oft hingegangen bin.

In Bensberg gab es damals zwei Buchläden: den „Funk“, der aber eher für Schulbücher zuständig war, und die Schlossbuchhandlung. Letztere war interessanter, weil irgendwie die Auswahl der Auslagen spannender war. Heute, habe ich gesehen, existiert die Schlossbuchhandlung nicht mehr – nicht einmal der Laden ist neu vermietet. Und der „Funk“ ist in die fast ausgestorbene Fußgängerzone gezogen.

Mit dem Ende der Schulzeit las ich mehr und mehr und da ich „verdiente“ (BaföG und so), kaufte ich auch mehr und mehr Bücher. Da ich der einzige in meinem Umkreis war, der viel las, bekam ich wenig Tipps, sondern suchte weiterhin nach drei Methoden aus:

1. Spannenden Titeln

2. Erwähnungen von Titeln in Büchern, die ich las

3. Dem Buchhändler schildern, was ich lesen will und dann seinen Tipps vertrauen

Mit dem Plan 3 hatte ich in der Schlossbuchhandlung gute Erfolge. In die Schlossbuchhanldung bin ich mal rein und habe der Buchhändlerin genau beschrieben, was für eine Art Liebesroman ich lesen möchte. Herausgekommen bin ich mit Kunderas „Die Unterträgliche Leichtigkeits des Seins“ und „Drachenblut“ von Christoph Hein.

Während des Zivildienstes in Köln lief ich regelmäßig eine andere Buchhandlung an, deren Name ich nicht mehr weiß. Ich weiß nur, dass ich mal tagelang an deren Auslage entlanggelaufen bin, um ein Buch zu umschleichen, dessen Klappentext und Titel mir nachgingen: „Das Buch der Unruhe“ von Fernando Pessoa. Ein Buch, was mich nach Kauf und Lese lang begleitet hat.

Dort, wo sich die Auslage befand, sieht es heute so aus.

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Während des Studiums in Würzburg war ein regelmäßiger Anlaufpunkt der Buchladen „Neuer Weg„. Ein Laden, in dem man immer Geld ausgeben konnte. Der prall gefüllt war mit Lesestoff. Hinzu kam ein Antiquariat mit verbilligten Büchern und Remittenden. Meine Lieblings-Remittende war „Der Schüler Gerber „von Friedrich Torberg.

Den „Neuen Weg“ gibts heute noch.

Eine Randnotiz: In den 90er Jahren entstanden Gerüchte um den „Neuen Weg“, dass er zu einer Sekte gehöre. In Würzburg liegt bis heute der Sitz des „Universellen Lebens“, daher glaubte man, dass hier Verbindungen existierten. Die Begründungen für diese Vermutung waren u.a.

1. Der Name.

2. O-Ton: „Die Leute da sind immer so unglaublich nett und lächeln so viel“ (Jeder, der Würzburg kennt, kann das einordnen)

Zwei Buchhändler kommen noch.

Zum einen die Buchhandlung Dienstbier in Lauf, wo ich wohne. Hier werde ich mit Namen begrüßt. Hier arbeitet ein ehemaliger Schüler von mir (So stolz!). Und Herr Dienstbier und seine KollegInnen besorgen mir alles, was ich brauche, vor allem Lektüren, unglaublich schnell und zuverlässig.

Zum anderen habe ich jetzt wieder eine Buchhandlung gefunden, in die ich reingehen kann, über meine (und ihre/seine) Vorlieben mit den Inhabern quatsche und dann mit einem kleinen Stapel Bücher rauskomme: Uslar &Rai,  Einziger Nachteil: Sie ist in Berlin, auf der Schönhauser Allee, U-Bahn Eberswalder Straße.

Ich war am Laden eigentlich schon fast vorbei, als mein Blick an einer Postkarte mit einem Gedicht von Thomas Brasch hängen blieb . Und mein Rückschluss war: Wo solche Postkarten hängen, gibt es auch gute Bücher und nette Buchhändler. Und ich hatte recht. Schade, dass er so weit weg ist. Aber auch wiederum ein weiterer Grund, regelmäßig nach Berlin zu fahren.

Mitgenommen habe ich von James Salter „Alles, was ist“ und „Freud“ als Graphic Novel. Außerdem die Empfehlung  für „Kapital“ von John Lanchester, den ich mir noch für die Sommerferien bereitgelegt habe.

Als Anhang das Gedicht, gelesen vom Autor.

httpv://www.youtube.com/watch?v=6jIUDU8Lh8g

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