Ein Glas Blut – Selim Özdogan

„Ein Glas Blut“ ist eine Textsammlung von Selim Özdogan. Wikipedia sagt zu ihm, was meine Schüler etwas ins Stottern brachte, dass er ein „in der Türkei geborener deutscher Schriftsteller“ sei.

Überleg mal, sagt er, wer vor die schon alles auf diesen Sitzen gesessen hat. Wer da alles schon ins Polster gefurzt hat, auf welcher Wiese voller Hundescheiße die vorher schon gesessen haben, wie viel klebrige Zuckergetränke die verschüttet haben oder Milch, die eingesogen und dann schlecht geworden ist. Wo die ihre Finger gehabt haben, in der Nase oder an ihrem Arsch oder sogar an dem von jemand anderem, und danach haben sie sich nicht die Hände gewaschen. Und nach dem Pinkeln auch nicht. (Aus: Zu Hause bleiben)

In dieser Sammlung findet man unterschiedlichste Texte, auch Gedichte, die auf sehr intelligente Weise Erlebnisse eines „Twenty-or-Thirty-Something“ behandeln. Sie drehen sich immer wieder um die Liebe und ihre Gefahren und Enttäuschungen, aber auch um alltäglich Beobachtungen an der Bushaltestelle oder in der Bahn oder alles zusammen eben: um das einfache Leben mit Nudeln und einem Film.

httpv://www.youtube.com/watch?v=EgszUIcStwQ

Auf jeden Fall einen ganzen Haufen kleiner Perlen. Habe lange Zeit nach so etwas gesucht. Etwas, das ich gern lese und noch mal lese und was ich an Schüler weitergeben kann, weil es nicht ganz so den (wenn auch angenehmen) Muff von Böll und Borchert hat.

Und nein, nicht multikulti – sondern eben ein in der Türkei geborener deutscher Schriftsteller.

Bild von amazon.de

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