5 Minuten Schulleitung

Diese Artikelserie wird wohl zwei Wochen aussetzen. In der nächsten Woche begleite ich eine 10. Klasse nach Berlin, nicht als Mitglied der Schulleitung, und danach gibt es hier eine Woche Herbstferien – oder: schulfreie Tage um Allerheiligen herum…wie auch immer.

In der letzten Woche hat die Telekom plötzlich angefangen ein Loch vor der Schule auszuheben, d.h. ein etwa 50jähriger türkisch anmutender Arbeiter buddelte zwischen der 2. und der 4. Stunde, während ihm abwechselnd vier ingenieurmäßige Menschen dabei zuschauten. Am meisten verblüffte mich aber die Geschwindigkeit, in der ein 2mx2mx150 großes Loch ausgehoben wurde, allein mit einer Schaufel. Respekt.

Schön war dann auch am Donnerstag zu bemerken, dass dieses Loch dazu führte, dass das Internet wieder lief.

Thema in dieser Woche war ein Fehler, den ich schon zu Beginn des Schuljahres gemacht hatte und der aber erst in dieser Woche von mir korrigiert wurde. Fehler mache ich ja nun einige, aber dieser war irgendwie seltsam, daher dies Ganze etwas ausführlicher.

Jemand sprach mich an und meinte, dass man doch wieder zwei Aufsichten in der Aula installieren sollte und nicht nur eine. Entrüstet meinte ich, dass es doch zwei Aufsichten gäbe. Der Blick auf den Aufsichtsplan jedoch belehrte mich eines besseren. Ich hatte aus Versehen am Anfang offensichtlich eine falsche Liste ausgedruckt (die Kollegen tragen sich bei uns selbständig ein) und diese dann einfach übernommen. Die Übersicht vom letzten Jahr war im Zuge der Umstellung meines Büros auf das neue Computer-Netzwerk-System auf meinem Mac verblieben, der zuhause im Keller lag.

Jedenfalls erstellte ich einen neuen Plan, bei dem ich nach Rücksprache die fehlende Aufsichten ergänzte.

Wie gesagt, das war nicht das, was mich ins Grübeln brachte. Viel mehr dachte ich darüber nach, warum bisher keiner kam und mir den Fehler auf die Nase gebunden hat. Ich hätte es nicht krumm genommen, es war ja wirklich ein dummer Fehler.

Meine erste Erkenntnis war, dass sich durch meinen „Aufstieg“ in die Schulleitung das Gewicht meiner Aussagen irgendwie verändert hatte. Schon in den zurückliegenden Monaten hatte ich bemerkt, dass meine Äußerungen quasi als „Worte der Schulleitung“ interpretiert wurden – und nicht mehr als die persönliche Einschätzung eines Kollegen. Also war wohl der „neue“ Aufsichtenplan eingeschätzt worden als „die Schulleitung will es so“. Ich muss also vorsichtiger werden, wenn ich was sage…?

Nach Rücksprache mit einer Kollegin meines Vertrauens kam noch eine andere Perspektive hinzu. Sie meinte, dass keiner der Kollegen mich darauf aufmerksam machte, weil jeder dachte: „Oh, nur noch eine Aufsicht – das ist bestimmt in irgendeiner Konferenz mal besprochen und entschieden worden, zu einem Zeitpunkt, an dem ich geschlafen habe. Besser mal nichts sagen, damit das nicht auffällt.“

Als eines meiner wichtigsten Arbeitsgebiete habe ich ursprünglich den Informationsfluss zwischen Schulleitung und Kollegium angesehen – es scheint noch viel zu tun zu geben.

PS: Ich habe gestern am Samstag auch ganz schön gegraben. Mein Fischereiverein rief zum Arbeitsdienst. Die Aufzuchtteiche mussten abgefischt und ein paar andere Teiche winterfest gemacht werden. Bei -4 Grad morgendlichen Temperaturen und Nackenschmerzen vom vielen Sitzen am Computer also ein idealer Start ins Wochenende. Aber ich musste viel an den Mann vor der Schule denken, der mit dem Loch. Und auch wenn ich hier lächle – nur kurze Zeit später lag ich zuhause im Bett und bewegte mich erstmal nicht weiter.

Das Informationsflussproblem hier lag dabei vor allem in meinem Problem, den Kapo („Vorarbeiter“) in seinem Dialekt zu verstehen. Aber letztlich war es denkbar einfach: Baumstämme ranschaffen, Ränder befestigen, Lehm einbringen und mit Erde verdichten.

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