5 Minuten Schulleitung – Lerne deine Heimat kennen

Als ich ins Referendariat gehen sollte, gab es 5 Orte zur Auswahl, in die ich hätte kommen können: Erlangen, Kempten, Kehlheim, Miesbach und irgendwoanders, was ich schon vergessen habe.

Bei meiner ersten Anstellung ahnte ich Schreckliches, kam aber nach Karlstadt am Main – das waren nur 125 Kilometer zu fahren, einfach. Glück gehabt – da ging auch ein billiges Zimmer.

Was dahinter steckte war wohl vor allem, den angehenden Beamten das Gefühl dafür zu geben, was Beamtentum ausmacht: überall einsetzbar zu sein und seine Heimat kennenzulernen. Angesichts meiner mangelhaften dialektalen Kenntnisse kommen allerdings einfach 2/3 des Bayernlandes nicht in Frage.

In den zurückliegenden Jahren habe ich mich drei Mal versetzen lassen – habe also freiwillig die Schulen und Orte gewechselt. Dies hatte jeweils verschiedene Gründe, die irgendwo zwischen „langer Fahrtweg“ und „ich komme mit meinem Chef nicht klar“ lagen.

Die Vorteile dieser unsteten Karriere lagen vor allem darin, dass ich verschiedene Schulen in ihren Mechanismen kennenlernte, ebenso wie die verschiedensten Wege, wie Kollegien mit Schulleitungen arbeiten – oder andersrum. Auch war das, was ich immer den „James-Dean-Effekt“ nenne, sehr angenehm: Man kommt neu an die Schule, macht ein paar Sachen,die Schüler mögen einen und eh es zur Routine wird, verlässt man die Schule und macht sich so zum ewigen Mythos.

An meiner aktuellen Schule bin ich seit 6 Jahren, da gehöre ich also schon zum Mobiliar und zum älteren Viertel. Diese meine Schule hat erst ein Jahr, bevor ich dorthin kam, aufgemacht. Wir wuchsen also sozusagen mit den Schülern noch zum ersten Abschlussjahr. Das Kollegium wuchs ebenso, von 20 auf 30, auf 40, auf heute um die 50. Durch den Status der neuen Schule bekamen wir oft die neuen Kollegen, die bei uns ihr Referendariat schon erlebt hatten. D.h. das Durchschnittsalter ist sehr niedrig – sehr, sehr niedrig. Es gab also in den vergangenen Jahren einige Hochzeiten, Schwangerschaften und Geburten. Und man versteht sich gut, hat sich aufeinander eingespielt.

Und es war also ein Gewinn für mich, in dieser Schule in die Schulleitung „aufzusteigen“. Die ersten administrativen Schritte könnte ich also in einem Rahmen gehen, der mir wohlgesonnen war. Das hat mir sicher einiges erleichtert.

Bei den weiteren Aufstiegsstufen würde es aber wahrscheinlich darauf hinaus laufen, diese Schule zu verlassen und als Erster Konrektor irgendwoanders anzufangen. Da will man, meiner Erfahrung nach, wohl hauptsächlich dafür sorgen, dass die Schulleitung nicht zu sehr mit dem Kollegium fraternisiert oder aber Möglichkeiten schaffen, dass eingefahrene Strukturen eventuell gelockert werden.

Man muss halt schauen, was einem was wert ist.

Heute Abend jedenfalls ziehe ich meinen Kapuzenpulli wieder an, fahre nach Erlangen ins E-Werk und senke das Durchschnittsalter. Oder steigere es? Wir werden sehen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=BA5qvAobkCw

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