Wer bin ich? Und wenn ja: Wer bin ich?

1. Frei.wild wird ausgeladen. Kraftklub und Mia boykottieren die Preisverleihung, weil sie nicht mit einer „Rechtsband“ zusammen auf der Bühne stehen wollen, geschweige in einer Kategorie geehrt.

Die Verantwortlichen des Echo-Preises rudern also zurück. Man kann es ausführlich nachlesen.

Einen ausführlichen Beitrag lieferte Roland Sieber schon im November 2012.

Was hat das mit mir zu tun? Ich merke diese Meldung a) bei den Zugriffszahlen auf meinem Blog und den Suchbegriffen b) bei den Zugriffszahlen auf die Homepage meiner Schule und den Suchbegriffen dort.

2. Die Diskussion, so las ich auf Zeitonline, erinnert an Sarrazin und sein unseliges Buch.

Ja und wahrscheinlich wird man mir vorwerfen, ich hätte frei.wild nicht gehört/gelesen und könnte daher kein Urteil fällen – falsch. Ich habe mal gegoogelt und dies gefunden

„Südtirol, wir tragen deine Fahne,
denn du bist das schönste Land der Welt,
Südtirol, sind stolze Söhne von dir,
unser Heimatland, wir geben dich niemehr her.
Südtirol, deinen Brüdern entrissen,
schreit’s hinaus, dass es alle wissen,
Südtirol, du bist noch nicht verlorn,
in der Hölle sollen deine Feinde schmorn.“

Was soll ich da noch interpretieren und falsch verstehen? Und mehr muss ich sicher nicht hören.

3. Ich bin Geschichtslehrer und enthalte mich der Nazi-/Hitler-Vergleiche. Ich versuche eigentlich auch meinen Schülern beizubringen, dass die Jahre 1933 bis 1945 sich nicht durch die Personen Hitlers, Goebbels oder Görings erklären lassen. Ich versuche darauf hinzuweisen, dass die in der zweiten und dritten Reihe eher die sind, vor denen man sich fürchten muss.

Personen/Gruppen wie Sarrazin und frei.wild eben.

Ich erkläre zudem, was „rechts“ bedeutet und „rechtsradikal“ und „rechtsextrem“. Und hoffe, dass sie ihr Selbstbewusstsein aus anderen Quellen speisen.

4. Warum mich das was angeht? Ich habe neulich ein Foto von mir auf einem Fan-Blog von frei.wild gefunden. Es zeigt mich auf einer Abschiedsfeier eines Schulleiters.

Mit diesem Bild will man zeigen, dass der Journalist Thomas Kuban, der seit vielen Jahren verdeckt in der Naziszene auf Konzerten von Neonazis-Bands recherchiert, nun „enttarnt“ sei. Genauer: „seine linke Fresse kann er nicht mehr verstecken“.

Warum also taucht ein Bild von mir dort auf? Weil ich denselben Namen trage – sein Pseudonym ist mein Name. Und er war interviewt worden und hatte über frei.wild gesprochen.

5. Ich merke immer wieder, wie gesagt, an den Zugriffszahlen und den Suchbegriffen, dass wieder ein aktueller Bericht im Fernsehen war. Man spricht mich an, vorsichtig. Manche glauben, ich lebe gefährlicher dadurch. Andere haben so einen komischen Blick drauf, an dem ich mittlerweile schon vorher weiß, worauf das Gespräch gleich hinauslaufen wird.

Die im Fan.blog haben ihre Enthüllung genossen. D.h. sie sind der Überzeugung, dass ein und dieselbe Person tagsüber in der Schulleitung einer bayerischen Realschule sitzt, nachts dann zu geheimen Orten fährt, um mit einer Knopflochkamera Aufnahmen von Rechtsrock-Konzerten zu machen. Dass ein und dieselbe Person Filme macht über das Phänomen Nazirock und gleichzeitig mit Schulbücher schreibt für die bayerische Realschule.

Wirre Welt.

6. Ich habe, als ich das erste Mal meinen Namen im Fernsehen hörte, dem WDR geschrieben und gefragt, wie man auf Pseudonyme kommt. Man erklärte mir, wenn ich mich recht erinnere, dass man sich eben einen Namen zurecht legt, den dann im Internet sucht und wenn der häufiger auftaucht, dann nimmt man ihn.

War überraschend für mich. Ich surfe seitdem regelmäßiger meinem Namen hinterher. Und es gibt mich ganz schön oft.

7. Ich bin Thomas Kuban.

8. Wichtige Nachbemerkung.

6 Antworten auf „Wer bin ich? Und wenn ja: Wer bin ich?“

  1. Sehr spannende Geschichte! Ich bin lediglich nicht der Thomas Rau, der gelegentlich in Computerzeitschriften veröffentlicht, aber das ist kein Vergleich zu deiner interessanten Perspektive.

  2. Ich find’s eher bedauerlich, dass du da (in)direkt reingezogen wirst. In Zeiten von Suchmaschinen bin ich schon ganz glücklich, mit einem Allerweltsnamen gesegnet zu sein. Wünsche dir, dass da nicht mal einer auf dumme Ideen kommt!

    1. Ich habe da wenig Bedenken. Bisher kam nur eine anonyme Nachricht (das Profil wurde dann gelöscht) per Facebook mit dem einfachen Inhalt „linke Nazisau“. Ich fürchte, dass die meisten Menschen doch mit einer durchschnittlichen Intelligenz gesegnet sind.

      Ich dachte halt auch mal, ich sei „sicher“ vor Abfragen – dann aber wurde ich mal interviewt zum Thema Schule und Facebook und der Journalist hatte mich namentlich angeschrieben. Auf meine Nachfrage konnte er mir leicht erklären, wie er auf Namen und Anschrift kam. Lässt sich über das Netz recht leicht herausfinden. Ich merkte, dass ich auch ganz schön naiv war. Aber wirklich anonym wollte ich ja nie sein, sonst würde ich auf Blogspot o.ä. umziehen.

      Ich weiß jetzt übrigens nicht nur, wie du wirklich heißt, sondern auch, wo du wohnst :).

  3. Logo, über Impressum und die Denic bekommt man meine Daten recht schnell heraus, aber ich will auf meinen Blogs auch gar nicht anonym sein. Wenn irgendein Depp meinen Namen googlet, muss er sich aber zumindest durch einige andere gleichen Namens hindurchwursteln, wenn er nicht entsprechende Zusatzinfos (Beruf, Blogs o.Ä.) hat.

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