5 Minuten Schulleitung – Nachträge

Ich habe neulich laut gesagt, dass ich Anpassungsprobleme habe. Das stimmt. Ich hätte weniger aus dem Bauch raus schreiben sollen. Dann hätte ich erwähnt, dass es dies Anpassungsprobleme mit der Rolle zu tun haben, mit meiner neuen Rolle – nicht etwa mit Selbstverleugnung oder Selbstaufgabe.

Innerhalb dieser Anpassungsprobleme liegt es , dass meine Kollegen diese neue Rolle bei mir schneller akzeptiert und internalisiert haben als ich. D.h. ich sehe mich mit (gerechtfertigten) Erwartungen konfrontiert, die in meinem Fundus möglicher Verhaltensmöglichkeiten (noch) nicht (ganz) vorhanden sind.

So stehe ich manchmal irritiert da und merke, dass ich als Vorgesetzter angesprochen werde – nicht als Kollege.

Und die Kollegen stehen manchmal irritiert da, wenn sie mich als Kollegen ansprechen und ich als Vorgesetzter antworte.

Über die Konflikte, die daraus entstehen, habe ich auch geschrieben. Und dass ich in diesen Konflikten un-diplomatisch reagiere. Und dass ich mich darüber ärgere.

Es läuft nicht rund. Das ist es einfach. Und das macht mir zu schaffen. Selbst, wenn ich klug darüber im Unterricht reden kann.

Ich habe auch über Rückstellungsanträge geschrieben. Also den Gedanken, diesen Posten sozusagen „zurückzugeben“. Dies habe ich aus den erklärten Anpassungsschwierigkeiten heraus notiert. Und ja, ich gebe zu, es gibt Momente, wo ich ganz schön schnaufe, wo ich dauerhaft angespannt bin, wo ich zweifle, dass ich das gut mache und meine Aufgaben ordentlich erfüllen kann, gemäß meiner eigenen Erwartungen.

Und dann ist dieser Gedanke, dass ich auch wieder „zurück“ kann, enorm beruhigend. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf kann ich mich ruhig hinsetzen und das Ganze aus einer entspannten Perspektive sehen.

4 Antworten auf „5 Minuten Schulleitung – Nachträge“

  1. Schon mal darüber nachgedacht, deine Rollen erkennbar zu markieren? (Kleidung, sprachlicher Ausdruck, körperliche Distanz, Restrukturierung des sozialen Netzes etc.). Die Verwirrung ist ja beidseitig und wird durch Markierung kurzfristig schlimmer. Man will es so nicht. Aber Klarheit schafft immer auch Sicherheit. Für dich und andere.

    1. Danke für die Formulierungen – im Prinzip habe ich mich mit einem oder anderen beschäftigt, aber ehrlicherweise noch auf eine spielerische Art. Kleidung: ja. Restrukturierung des sozialen Netzes, finde ich eine gelungene Formulierung: arbeite ich dran, wenngleich mir eine Zielvorstellung fehlt. Sprachlicher Ausdruck: bisher nicht drüber nachgedacht, aber sicher wichtig. Körperliche Distanz: dito.
      Grundsätzlich aber steckt hinter deinen Anregungen das, was ich bisher wahrscheinlich zu wenig getan habe: Die ganze Geschichte wirklich bewusst und reflektiert anzugehen.
      Der erste meiner beiden Posts hatte einen aktuellen Konflikt als Hintergrund, den ich nun heute, so glaube ich, beigelegt habe. Vor allem durch Rücknahme meines Egos zugunsten von fachlicher/dienstlicher Professionalität. Auch dies war nur möglich durch bewusste Reflektion der Situation.

  2. ich habe damals (und auch zwischendurch immer) drüber nachgedacht. Aber: ich bin nun einmal, wie ich bin. Ich gehe mit einigen Kollegen Abends zum Feiern raus, trage T-Shirt und Jeans, habe lange Haare und nen Ohrring. Und ich denke nicht daran, mich wegen des Postens zu ändern, um dann die Rolle entsprechend auszufüllen. Entweder passt es … oder es ist nicht meine Rolle. 😉

    1. So habe ich anfangs durchaus auch gedacht, als Zweiter Konrektor, der hierzulande „nur“ Mitarbeiter der Schulleitung ist. In der neuen Position hat sich aber doch einiges geändert, was eine Kurskorrektur notwendig macht. Dies ist zum einen die Weisungsberechtigung, die „Verteilung von Arbeit“ über den Vertretungsplan und vor allem die Mitwirkung bei Personalfragen, u.a. der Beurteilung. Dies ist nach meinem Empfinden umso schwieriger, je unterschiedlicher die jeweiligen Beschäftigungsverhältnisse der Kollegen ausgestaltet sind.
      Das schaffe ich sicher mit meinem Ohrring, meinem Tattoo und meinen Bermudashorts im Sommer.
      Aber ich habe/hätte damit Probleme, wenn ich abends mit den entsprechenden Kollegen feiern würde. Ebenfalls schwierig ist, wenn der Personalrat aus Leuten besteht, mit denen man befreundet ist.
      Unterm Strich heißt „Rolle“ eben auch, dass das gesamte Kollegium Erwartungen hat, die zu erfüllen sind, was Gleichbehandlung und Gerechtigkeit angeht, Transparenz und Berechenbarkeit im Verhalten und den Entscheidungen. Und diese Erwartungen hätte ich auch als Lehrer. Das bedeutet dann eben, sich nicht wegen des Posten zu ändern, sondern wegen der – durchaus gerechtfertigten – Erwartungen der Kollegen.

      Dass ich aber unverwechselbar in meinem Posten bin, steht hier nicht zur Debatte – so einen wie mich gibts nicht zwei Mal ;).

      PS: Und wenn ich bestimmte Lehrerforen durchgehe, entdecke ich immer wieder Beschwärten über Schulleitungen, die, glaube ich, auch aus der schlecht ausgefüllten Rolle heraus entstehen.

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