5 Minuten Schulleitung: Ein Schulhaus wurde gebaut oder Die Handwerker kommen…oder auch nicht

Unser Schulhaus ist, gemessen von der Grundsteinlegung, 10 Jahre alt. Es wurde insgesamt in drei Phasen gebaut. Zwei Scheiben Hauptgebäude plus Turnhalle und im dritten Teil dann eine zweite Turnhalle.

Wenn Eltern ihre Kinder bei uns anmelden, dann sagen sie oft, dass ihnen das Schulgebäude so gut gefallen hat von außen.

Das Dach ist begrünt und ich weiß, wo es hinauf geht, ein idealer Platz für einen Liegestuhl. Auf der einen Seite schaut man über den angrenzenden Wald.

Es gibt einen großen Balkon nach vorn raus, eine Terrasse, auf der wir als Lehrer manchmal grillen.

Mein Büro hat einen Holzfußboden. Die Toiletten sind super.

Der Boden im ganzen Schulhaus ist derselbe Boden, der in großen Firmen verlegt wird: schwarz, extrem belastbar. Der war das erste, was bei uns Risse bekam. Erst an den Kanten zu den Treppen hin, dann auch mitten im Gang. Die Firma kann man nicht mehr belangen, weil sie pleite ist. Einen zweiten Riss gibt es im Putz der Wand im Verwaltungstrakt. Der geht vom Keller bis zum Dach.

Wir haben 16 Klassenzimmer und 25 Klassen. Klassenzimmer sind u.a.: ein Kunstraum, ein TZ-Saal, ein Computerraum, der Raum der Mittagsbetreuung und viele Zimmer, die als Ausweichräume galten. Am Gymnasium gegenüber geht das Gerücht, dass bei uns die Klassenzimmer klimatisiert sind. Das liegt an dem einen Computerraum, der als Klassenzimmer genutzt wird, aber eben ursprünglich wegen der Geräte eine Klimaanlage besitzt. Im letzten Jahr ist die Klimaanlage mal kaputt gegangen, das hieß, dass sie im Hochsommer ununterbrochen auf Hochtouren lief und die Lehrer mit Jacken in das Zimmer gingen – bei 30 Grad Außentemperatur.

Die zweite Hälfte des Gebäudes wurde später gebaut. Man merkt das an manchen Stellen, weil offenbar andere Materialien verwendet wurden – fast gleiche Farben, aber eben anders, billiger. Die Technik in dieser zweiten Hälfte des Gebäudes fällt übermäßig oft aus. Dies ist recht blöd, weil in den Klassenzimmern die Lüftungen (Oberfenster), die Jalousien, das Licht, das Internet und die Tafelbeleuchtung zentral über Paneele neben der Tafel gesteuert werden, die nicht mehr hergestellt werden. Vor Kurzem wurde eine Firma gefunden, die sich darum kümmern soll – kurz heißt in diesem Fall vor einigen Wochen. Gekommen ist bisher keiner. Ein Klassenzimmer kann nicht geregelt werden, andere fallen aus und können notdürftig repariert werden. Die Spezialisten sollen ja kommen.

Zur Abdunklung der Fenster hat man Außenjalousien eingeplant, aus Stoff, die man per Knopfdruck herunterfahren kann. Es gibt eine Sicherung, so dass bei Wind diese automatisch hochfahren. Man zeigt also im Sommer etwas am Beamer und ein Wind geht. Danach kann man den Beamer wieder einpacken, ebenso den Overhead und das Smartboard ohnehin. Nach zehn Minuten geht die Jalousie wieder herab. Aber eigentlich ist das auch schon egal, denn der Bespannungsstoff ist lichtdurchlässig. Für die Computerräume, wo ständig über Beamer gearbeitet wird, wurden mittlerweile Rollos angeschafft.

In die Hälfte der Klassenzimmer scheint ab 9/10 Uhr morgens die Sonne, bei Wind keine Möglichkeit abzudunkeln oder die Hitze draußen zu halten.

In beiden Computerräumen fielen nach etwa 5 Jahren innerhalb weniger Tage alle Computer aus (die Firma, die diese eingebaut hatte, war schon pleite zu dem Zeitpunkt). Die Realschule hat IT (Informationstechnologie) verpflichtend ab der 6. im Fächerkanon. Erst als wir deutlich machten, dass der entsprechende Unterricht auf Dauer entfallen muss, kam Bewegung in die Sache und nach wenigen Wochen hatten wir eine neue Ausstattung. Trotz laufendem Haushaltsjahr.

Als ich meine erste Konrektorenstelle antrat, 2009, rauchte mein Rechner in der Verwaltung ab. Und ich meine abrauchen, denn es war das Netzteil, das rauchend den Dienst aufgab. Im ersten Jahr habe ich auf einem privat angeschafften MacMini gearbeitet.

Bei den meisten Sachen, die kaputt gehen, müssen wir lange warten. Welche Firma hat das noch mal gemacht? Gibt es sie noch? Wer kann Ersatz liefern? Was sagt der Sachaufwandsträger? Kommen die Handwerker?  Und wer macht endlich das Dach dicht, durch das es manchmal in die Aula regnet?

Als die neue Schulsoftware installiert wurde und anlief, brach das gesamte Netzwerk der Verwaltung zusammen. Die neue Software hatte den gesamten Arbeitsspeicher der Server gefressen.

Die Toiletten sind übrigens fantastisch. Hatte ich das schon erwähnt?

Manchmal, wenn ich in Vertretungsstunden der 5. Klassen gehe, die also neu sind an der Schule, mache ich mit ihnen ein Kurzprojekt „Mein Lieblingsort in der Schule“. Dann sollen sie ihren Lieblingsort beschreiben und wenn sie das getan haben, gebe ich Ihnen mein iPad oder einen Fotoapparat, damit sie diesen Ort fotografieren.

Immer ist die Toilette dabei.

590 Wörter bis zu diesem Zeitpunkt und eigentlich wollte ich noch über das Problem des Personals sprechen, wenn Kollegen mal längerfristig ausfallen, aus welchen Gründen auch immer. Aushilfen, Mobile Reserven – hat schon mal jemand erfolgreich versucht im laufenden Schuljahr eine Mobile Reserve zu bekommen? Oder eine Aushilfe für 5 oder 6 Wochen? Wir haben grad einen Glücksgriff getan mit einer Aushilfe. Das ist nicht immer so.

Ich übernehme diese Woche eine dritte Deutschklasse (9. Jahrgangsstufe) zur Vertretung. Dies tue ich hauptsächlich aus Verantwortungsgefühl und dem Gedanken, dass die Schüler nicht länger ohne Deutschunterricht sein sollten. Damit stocke ich dann auf 21 Stunden Wochenunterricht auf (Zugegeben „nur“ bis zum Beginn der Abschlussprüfung am 5. Juni, dann fallen meine 10. weg). Zwei andere Kollegen übernehmen ebenfalls Klassen. Ich habe mit ihnen geredet – sie überredet, denke ich, wahrscheinlich Sympathien ausgenutzt. Und doch – im offenen Gespräch war uns klar, dass es notwendig ist, aber wir es auf unsere eigenen Kosten durchziehen. Auch mit Aufstockung der Teilzeit und Mehrarbeitsabrechnung. Immer auf eigene Kosten.

2 Antworten auf „5 Minuten Schulleitung: Ein Schulhaus wurde gebaut oder Die Handwerker kommen…oder auch nicht“

  1. „Immer auf eigene Kosten.“

    Und genau wegen dieses Altruismus bricht das System nicht zusammen. Wusstest du z.B., dass es im GS-Bereich keine Mehrarbeitsabrechnungen gibt, die Kolleginnen aber fleißig „freiwillig“ einspringen, wenn jemand überraschend ausfällt?

    Und nur dieses ewige „Wir dürfen das doch nicht an den armen Kindern auslassen“ sorgt dafür, dass es „da oben“ immer nur heißt: „Läuft doch“.

    Die Politik sagt: „Die demographische Rendite bleibt an den Schulen!“ Aber die Budgetformel bleibt unverändert?! Wo gehen die Stellen denn dann hin (immerhin über 800 Lehrerstellen!)?

    Wenn ich sehe, mit welcher Gelassenheit uns Baufirmen auflaufen lassen, wie Sachaufwandsträger ihre Schulen oft jahrelang auf Dinge warten lassen, die selbstverständlich zur Grundausstattung dazugehören, mit welcher Gleichgültigkeit den Schulverwaltungen tausende Stunden unbezahlter Mehrarbeit bei der Einführung einer neuen Schulverwaltungssoftware verordnet werden, dann frage ich mich ehrlich, wieso denn niemand, nicht einmal die zuständigen Verbände, da mal sagt: „Es reicht!“

    Bist du eigentlich weiter in deinen Überlegungen, zurück ins Lehrerzimmer zu wechseln? Ich denke da auch grade intensiv drüber nach…

    1. Ich bin noch nicht soweit, dass ich das Altruismus nenne, was ich tue – ich sage noch immer Verantwortung dazu. Bin mir aber bewusst, dass das ein Euphemismus ist. Und ja, ich weiß das mit den Grundschulen und es geht den Mittelschulen genauso, wie ich neulich mal im Gespräch direkt erfahren habe – Es ging um ein gemeinsames Projekt und ich sagte ihr, dass es manchmal schwierig ist, Leute zu motivieren, wenn es keine Mehrarbeitsabrechnung gibt. Sie staunte nur, dass es sowas gibt.

      Ich habe aber schon läuten gehört, dass man an der „neuen Art“ der Abrechnung bald wieder schrauben wird, weil „so viel“ beantragt wird. Schon jetzt ist die Abrechnung ja eher ein Witz, ein schlechter.
      Was „da oben“ läuft, verstehe ich schon auch nicht mehr. Und ich meine mit „da oben“ jede Ebene, die nicht mehr aktiv im Unterricht oder der Schulleitung unterwegs ist, ungeachtet dessen, was die entsprechende Person vielleicht mal früher gemacht hat. Eingeschlossen unseren Verband, die z.B. die Mehrarbeitsabrechnung in der heutigen Form ja auch noch als Erfolg feiern.

      Und ja die „demographische Rendite“ – bei uns sanken die Anmeldezahlen (nicht die voraussichtlichen Klassenzahlen) und schon dürfen wir 3-4 Aushilfen nicht mehr anfordern, weil nix an der Schule verbleibt. 3-4 Aushilfen heißt wiederum Umlegen der anfallenden Arbeit auf das Kollegium. Heißt auch zwei Stunden weniger für die Verwaltung. Heißt auch Kürzung der Stunden für die Sekretärin.

      Dazu nicht nur Arbeit an der Schulverwaltungssoftware, sondern Arbeit an Software, die nicht nur nicht ausreichend funktioniert, sondern in ihren Fehlern auch noch zusätzliche Arbeit produziert.

      Natürlich reicht es. Denn wie will man unter diesen Umständen noch innovativ sein, ohne sich selbst komplett aufzugeben?

      Du fragst, ob ich drüber nachdenke, wieder im Lehrerzimmer zu sitzen?

      Mich hat die Frage etwas erschreckt, weil ich sie mir grad in der aktuellen Phase nicht stellen will, sondern eher auf einen Punkt warte, wo ich etwas unbelasteter bin.

      Ich glaube aber, dass ich schon grundsätzlich richtig bin an der Stelle, an der ich mich befinde. Und wenn es nur dazu da ist, um andere Leute damit zu ärgern, dass ich an jener Position bin – damit meine ich nicht meine Kollegen, Eltern und Schüler. Und ich glaube, dass ich mehr von meinem Büro aus erreichen kann als vom Lehrerzimmer.

      Seltsamerweise gilt das wohl auch für dich, kann ich mir vorstellen, jedenfalls gemessen an dem, was ich von dir bisher gelesen habe.

      Bedenke doch nur einen Nachfolger, der an dieser Situation nicht leidet oder nichts daran findet – möchtest du Lehrer sein in einem Kollegium mit so einem Konrektor?

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