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3 Tage Schulleitung – Fortbildung zur Kommunikation für Führungskräfte

Wie schon angedeutet, habe ich mich in die Module zur Fortbildung für Führungskräfte eingereiht, um mich fit zu machen für meine alltäglichen Aufgaben.

Im dreitägigen Kurs zur Kommunikation traf ich neulich auf alte Bekannte, wie z.B. Schulz von Thun (Miteinander reden 1-3), Paul Watzlawick („Man kann nicht nicht kommunizieren), Ruth Cohn (Themenzentrierte Interaktion) und einen Namen, den ich eigentlich mit esoterischer Klangschalentherapie in Verbindung brachte: Vera Kaltwasser (Persönlichkeit und Präsenz).

Ich gebe offen zu, dass ich viele innere Widerstände überwinden musste, um mich auf so etwas, inklusive Rollenspiele, Achtsamkeitsübungen und Gruppenarbeit, einzulassen. Aber zu einem Teil habe ich es dennoch geschafft. Witzig ist aber anders.

Was habe ich gelernt?

Dass man bei vielen Punkten gern sagt „Ja, ja, das weiß ich“ – aber doch meilenweit davon entfernt ist, es auch wirklich im Alltag umzusetzen, geschweige denn überhaupt zu reflektieren.

Watzlawick

Dies beginnt bei dem bekannten Watzlawick-Satz: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Alles nickt, ich auch, kennt man ja, ist ja klar, die fünf Axiome. Und dennoch laufe ich im Alltag herum und denke mir beim Gegenüber oft: „Na, du siehst doch ganz anders aus, als du mir durch das, was du sagst, mitteilen möchtest.“ Denke ich und mache mir aber keine Gedanken darüber, was ich gerade signalisiere – durch mein Auftreten, meine Haltung, meinen Blick, meine Ansagen usw. Der Blick geht halt gern nach außen, seltener nach innen.

Schulz von Thun

Dann die Geschichte der vier Seiten einer Nachricht (Schulz von Thun): Sache, Beziehung, Appell, Selbstoffenbarung. Der Gedanke ist der, dass jede Nachricht, die man gibt, diese vier Seiten haben kann – bzw. dass er Empfänger diese Nachricht mit derartigen vier Ohren hört. Das genial einfache Beispiel, was Thun bringt, ist das vom Ehepaar, welches im Auto sitzt, die Frau fährt, und der Mann sieht vor sich die grüne Ampel. Er sagt: „Die Ampel ist grün.“ Die Frau antwortet ungehalten: „Fährst du oder fahre ich?“

In der Theorie hat die Frau aus der Nachricht Kritik herausgehört, sie hat vielleicht einen Appell gehört: „Fahre langsamer/schneller, weil….“ Oder sie hat die Selbstoffenbarung des Mannes gehört: „Ich kann besser Auto fahren als du.“ Oder die Beziehungsseite: „Ich darf ich kritisieren, weil ich besser bin.“ Dabei wird der Mann dann beleidigt antworten: „Aber ich habe doch nur gesagt, dass die Ampel grün ist.“ (Sachinformation) Und dann geht der Streit los.

Rollenspiele

Ich will es kurz machen. Das Rollenspiel beginnt, ich denke noch so bei mir „Alles easy, nur ein Spiel.“ Und dann – absolut kein Spiel mehr. Trotz etwa 20 ZuschauerInnen, trotz Rollenkarte, trotz Beobachtung im Kreis. Ernst. Und noch viel schlimmer: Kriegszustand.

Das Setting war einfach und alltäglich: Ein Lehrer aus dem Kollegium zeigte sich ungehalten über die vielen Aktionen und Projekte, die so an der Schule stattfinden. Er fühlt sich überlastet und macht seinem Unmut Luft – der Chef, ich, höre das und bitte ihn zum Gespräch. Ich möchte etwas über seine Belastungssituation erfahren und Einsicht dafür wecken, dass solche Projekte wertvoll sind – sagt meine Rollenkarte.  10 Minuten Zeit, das Gespräch vorzubereiten. Eine Aufgabe, so hieß es, sei es, das eigene Ziel des Gesprächs durchzubringen.

Im Rollenspiel dauerte es ca. 15 Sekunden und ich stand dermaßen unter Stress in diesem fingierten Gespräch, dass ich unterschwellig aggressiv wurde (oder wurde ich aggressiv, weil ich unter Stress stand?). Alphamännchen. Ich wollte gewinnen. Ich war der Chef. Der andere sollte gehorchen.

Das Gespräch im Rollenspiel fing an gegen die Wand zu laufen, bis ich irgendwann merkte, dass was falsch lief und dann dem Ganzen noch eine Wendung geben konnte. Es lief dann dorthin, wo es hin sollte. Und in der zweiten Hälfte war es denn dann auch gelungen.

Dennoch hat es mich irritiert, was ich da an mir beobachten konnte. Mir schwirrt seitdem wieder ein Zitat von Max Frisch durch den Kopf, dieses „Schreiben heißt sich selber lesen“. In diesem Zusammenhang schreibt er davon, dass er als Schriftsteller oftmals durch das Schreiben oder das Erzählen überrascht wird von sich selbst. Dass man sich für einen fröhlichen Gesellen hält und dann beim Schreiben merkt, dass man eigentlich ein Griesgram ist.

Und so denke ich natürlich, ha ha, keine Hierarchie, der erste Diener der Schule, das bin ich. Kollegial, teamfähig, rücksichtsvoll – logisch. Chefgehabe? Ich doch nicht. Und entspannt bin ich allemal. Klaro.

Ja, vonwegen.

Und nun?

Wenn ich sagen würde, ich habe daraus gelernt, dann wäre das eine Lüge. Am ersten Tag nach der Fortbildung ging ich in eine Klasse und dasselbe Spiel wiederholte sich mit einem renitenten Schüler.

Ich halte mich für einen entspannten und ruhigen Kerl – was ich sicherlich auch in vielerlei Hinsicht bin. Aber es gibt offenbar auch Momente, in denen ich in mir auf die Ebenen von Isengart blicke.

Und nun??

Vorher dachte ich, dass mein lockeres Mundwerk mein Problem ist, jetzt muss ich mich offenbar mit anderen Aspekten auseinandersetzen.

Mein Bezugspunkt dabei ist, und das ist ein anderes Ergebnis dieser Fortbildung, der Stress, den ich selbst für mich und in mir erlebe. Ich habe angefangen, ja, Vera Kaltwassers Buch „Persönlichkeit und Präsenz“ zu lesen und dabei einiges über Stress erfahren. Und ja, auch die Sache, dass Stress dann entsteht, wenn man sich einer Situation oder einer Aufgabe nicht gewachsen fühlt.

Klingt plausibel, aber auch unangenehm, wenn ich selbst meine Stressmomente realisiere.

Eine Erkenntnis dabei wurde während der Fortbildung wiederholt erwähnt, und zwar dass Stress die Fähigkeit zur Empathie verringert, und damit wohl,  so der Gedanke, auch die Fähigkeit zu einer konstruktiven und herrschaftsfreien Kommunikation. Ebenfalls wurden oft die „Spiegelneuronen“ erwähnt, aber das musste ich selbst noch einmal nachlesen. Da geht es um Vorbildsein in Verhalten und Reden und dass man dies in Bezug auf eine Führungskraft auf einer unterbewussten Ebene nachahmt – im Guten wie im Schlechten.

Was ich also gelernt erfahren habe, ist, dass diese Sache mit der Kommunikation nicht losgelöst von der (Standort-)Bestimmung der (eigenen / Führungs-)Persönlichkeit anzugehen ist.

Und deswegen hasse ich Rollenspiele. Sie sind nie Spiel.

2 Kommentare

  1. Da muss ich sehr schmunzeln, aber ich muss ja auch nicht mitspielen. Klingt aber insgesamt doch erfahrungsreich, so als Fortbildung.
    Ich hoffe, ich werde in der Schule mit den Jahren gelassener. Weil, gelassen bin ich ja schon, denke ich, aber dann doch immer mal wieder überraschend – für mich überraschend – nicht.

    • tommdidomm

      Ich weiß auch noch nicht, wie weit mein Lächeln reicht, nachdem ich mich als Arschloch ertappt habe.

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