Elizabeth Laban. So wüst und schön sah ich noch keinen Tag

LaBan_25082_MR1.inddIch habe das Buch nach dem Titel ausgewählt, nachdem es mir über Lovelybooks in meinen Feedreader geschwemmt wurde, es wurde gehypt. „So wüst und schön sah ich noch keinen Tag“ von Elizabeth Laban. Die inhaltliche Beschreibung schien vielversprechend (amerikanische College-Geschichte mal anders), die Form war interessant (Einbettung einer Geschichte in eine Geschichte, also zwei Erzähler).

Duncan kommt nach den Sommerferien zurück an die Schule, einem renommierten College irgendwo in der amerikanischen Provinz. Eine besondere Überraschung erwartet ihn, denn es ist üblich, dass die vorigen Bewohner der Zimmer ihren Nachfolgern einen „Schatz“ hinterlassen. Er findet in seinem Zimmer besprochene CDs von Tim.

Tim erzählt ihm die Geschichte des Vorjahres aus seiner Sicht. Es war etwas Aufsehenerregendes passiert, bei dem auch Duncan eine Rolle spielte. Nach und nach eröffnen sich die Ereignisse, die zunehmend zu einer Katastrophe führen.

Leider ist der Roman sehr schematisch ausgefallen. Man begegnet dem üblichen College-Muster amerikanische Vorbilder: Auf der einen Seite die beliebten Schüler, die die Regeln nach ihren Maßstäben auslegen, auf der anderen Seite die Sonderlinge und Auffälligen, die unter die Räder kommen. Dazwischen die Liebesgeschichte zwischen einem Sonderling und dem Mädchen, welches eigentlich die Freundin des beliebtesten Schülers ist.

Und das war es eigentlich auch schon.

Die Charaktere bleiben blass – das einzig Auffällige an Tim ist, dass er ein „Albino“ ist. Duncan selbst gehört zu den weniger beliebten Schülern, warum, erfährt man nicht. Und größere Konflikte hat er deswegen auch nicht auszukämpfen.

Das Einbetten einer Geschichte in die Geschichte war vielversprechend, konnte mich aber nicht wirklich überzeugen. Das lag vor allem daran, dass die einzige Funktion darin bestand, die Handlung zu verzögern, also im einfachen Sinne Spannung zur erzeugen. Der Erzählstil änderte sich nicht, nicht mal die Sprache oder der Erzählfluss. Ich bekam zwar erzähltechnisch mit, dass nun eine CD ablief, auf der eine Person ihre Geschichte erzählte, aber ich vergaß das nach nur wenigen Sätzen und manchmal wusste ich, ob ich nun die CD höre oder den ursprünglichen Ich-Erzähler lese.

Weiterhin soll die Tragödie im literarischen Sinne als Rahmen dienen, vor dessen Hintergrund auch die Hauptfiguren mit den Namen „(Tim) Macbeth“ und „Duncan“ agieren. Das einzige, was hier wirklich gespiegelt wird, sind aber eben nur die Namen. Weiter geht dieses Spiel nicht.

Den Maßstab, den ich ansetzte, war und ist der Roman „Das also ist mein Leben“ von Stephen Chbosky. Vielleicht ist das ein Fehler, da dieser alles das richtig gut macht, was hier eher schwach funktioniert: Intelligente, lebendige und gebrochene Charaktere, spannende Form (Briefe an einen toten Freund) und eine fesselnde Geschichte, die sich nicht in alten Mustern erschöpft.

Ich denke mittlerweile, dass nicht Vietnam das Ur-Trauma der USA ist, sondern das alljährliche Homecoming.

Als Gegenmittel lese ich nun „Schrei“ von Eric Berg (http://www.presseportal.de/pm/102011/2942412) und darunter liegt schon „Wenn’s brennt“ von Stephan Reich (NDR Kultur/Audio: http://www.ndr.de/ndrkultur/Stephan-Reich-Wenns-brennt,audio272562.html).

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