In den Besprechungen gehandelt als „Tschick“-Fork, was ich anfangs ständig im Hinterkopf hatte. Im weiteren Lesen verfliegt das. Weder erzähltechnisch noch von Anlage der Charaktere oder Handlung etwas mit Tschick gemeinsam (außer vielleicht die Rahmenhandlung, hm, nunja). Sonst müsste man alle kommenden Coming-of-Age-Geschichten derart einordnen.
Durchgängig auffällig das Motiv der Kleinstadt, die nie benannt wird und so zum locus terriblis wird, mit stillgelegten Geschäften, Brachen und der dazugehörigen Stimmung (Ich habe das gerade nachgeschlagen, weil mir aus dem Studium der locus amoenus einfiel, mir war nicht klar, dass es auch einen Gegenbegriff gibt…unglaublich, was da passiv im Kopf rumschwappt).
Am lustigsten: Der Ich-Erzähler neigt in seinem Leben dazu, manchmal gedanklich gehörig abzuschweifen, was ihm ordentlich Probleme vor allem mit seiner Freundin einhandelt (entsprechend wunderbare Sex-Szene). Dazu auch noch die Angewohnheit, die ihn umgebende Szenerie in seiner Vorstellung in eine Action-Film-Umgebung einzubetten. Manchmal geschieht dies so unvermittelt, dass man nicht gleich unterscheiden kann, was Wirklichkeit und was Fantasie ist.
Grundsätzlich hat der Roman sehr gut gefallen (in zwei Tagen gelesen, was für mich schon rekordverdächtig ist), wenn er sich auch bis Ende nicht recht entscheiden kann. Zum einen ausschweifende Alkohol-Drogen-Exzesse in der Kleinstadt vor dem Hintergrund, dass der Ernst des Lebens fremdbestimmt über die beiden Hauptfiguren hereinbricht, mit einem etwas plakativen Ende, was ziemlich viele Fragen* offen lässt.
Zum anderen surrealistische Groteske aus der Provinz, ansatzweise als Porträt, Sittenbild oder eben was?