Projektunterricht und seine Bewertung im Fach Geschichte 1 #fachtag

Thema: Themenfindung, erster Versuch

Einstieg

Ich bin vor Jahren mal angesprochen worden, ob ich nicht etwas beim Fachtag Geschichte/Sozialkunde des Instituts für Pädagogik und Schulpsychologie in Nürnberg (IPSN) machen möchte zu meinen iPad/Web2.0-Sachen. Seit ich das gemacht habe, werde ich regelmäßig wieder angesprochen. Und es ist die letzten Male immer dasselbe, zugegeben, ich fühle mich geschmeichelt, sage zu, ohne ein Thema zu haben, bespreche es, dann finden wir ein Thema und ich habe Magenschmerzen und sofortige Arbeitshemmung, meiste über Tage und Wochen. Und jedes Mal denke ich: Das nächste Mal sage ich Nein.

Beim letzten Mal (Die Arbeit mit dem Grundgesetz im Sozialkundeunterricht) war der Laden rappelvoll und ich bin zum ersten Mal mit dem Hinweis eingestiegen, dass man meine Veranstaltung wie einen Ideen-Steinbruch betrachten soll, nicht als ein Gesamtkonzept. Ich stelle Ideen vor, von denen ich zum Teil weiß, dass sie gut laufen und auch die, die ich für gescheitert halte – bzw. bei mir gescheitert sind. Wies dabei auf den Blog hin, in dem ich noch Ergänzungen nachliefern würde. Ich hatte ein Skript für jeden dabei und Anschauungsmaterial.

Natürlich ist auch das Koketterie: Ich schraube die Erwartungen der Anwesenden weit herunter, um dann wenigstens nicht ganz als Scharlatan dazustehen, wenn sie sich freuen, dass schon etwas für sie dabei ist. Ein Körnchen oder so.

Es ist schon seltsam: Hier interessiert es mich wenig, ob das, was ich schreibe, irgendjemanden interessiert. Wenn ich vor Menschen live stehe, schon.

Hinführung

Ein Thema, was mir vorgeschlagen wurde und was ich selbst interessant fand, war das Thema „Projektunterricht im Fach Geschichte und seine Bewertung“. Ich bin zum Teil in Hamburg und NRW zur Schule gegangen, wo es immer mal wieder Projektwochen gab – ohne Bewertung. Und ich erinnere mich mal an Theaterspielen und Sammeln und Vernichten von Kriegsspielzeug. Andere bauten ein U-Boot für den nahen See, eine Statue passend zur Region uvm. Es war immer spannend.

In Bayern habe ich in den ganzen Jahren keine Projektwoche gesehen.

An der Realschule gibt es jedoch zwei Bereiche, in denen Projekte machbar sind und auch bewertet werden.

  1. Die Projektschulaufgabe – Hierbei kann eine Schulaufgabe im Jahr durch ein bewertetes Projekt ersetzt werden. In der Regel mache ich da Lektüre- oder Zeitungsprojekte.
  2. Die Projektpräsentation – Die in der 9. Klasse zusätzlich und bewertet durchgeführt wird, mittlerweile verpflichtend.

Beide Projekteinheiten sind eng geführte Geschichten, die in meinem Verständnis erstmal nichts Projekten zu tun haben, sondern weichgespülte Geschichten. Modern anpinseln und wirken lassen, altes Gestell im Untergrund. Oder, wie in den verlinkten Handreichungen, durch Rahmenbedingungen überfrachtet.

Und ja, sie verstehen das schon richtig, ich kritisiere mich damit auch selbst, aber dazu später.

Ein Projekt

An einem ersten fleißigen Tag habe ich mich hingesetzt und mal formuliert, was für mich ein Projekt ist und was ich mir da geschichtlich vornehmen kann – ohne dass ich jetzt in die Uni-Bibliothek müsste. Ich wusste schon, dass es im Folgejahr auf viel 7. Klassen in Deutsch und Geschichte hinlaufen würde, d.h. Mittelalter war schon mal klar.

Das kam zusammen:

=> Was macht ein Projekt aus?

  • selbsttätiges Arbeiten der SchülerInnen: Material, Methode, Thema
  • Themenfindung durch SchülerInnen
  • Produkt am Ende
  • Eigenbewertung

=> Grenzen in der Schule

  • 45 Minuten Takt
  • Bewertung gewohnheitsmäßig durch den Lehrer
  • mangelndes Vertrauen in eigene Methodenkompetenz
  • Lehrplan/Stofffülle
  • Belastung durch andere Arbeit

=> Eventuelle Lösungsmöglichkeiten

  • Doppelstunden
  • Einüben von Methoden und Bewertungsmöglichkeiten im Vorgriff
  • Themenstellung und Produkt vorgeben, bzw. auswählen lassen

Themeneingrenzung – Erster Versuch, erste Ideen, Erster Ideentod

=> Nach alten und neuen Lehrplan für die Realschule ist der Anfang in der siebten Klasse ähnlich, der einzige Unterschied ist, wenn ich recht gelesen habe, dass Karolinger im Lehrplan plus in die 6. vorgezogen wurde. Was ich seltsam finde und wohl, wenn der Plan aktuell wird, nicht machen werde.

Ein Grundzug des aktuellen Lehrplans ist eine Folge von Darstellungen der wichtigsten Herrscher des Mittelalters: Chlodwig, Karl der Große, Otto der Große, Heinrich IV., Friedrich Barbarossa. Dabei die Schwerpunktthemen Christianisierung des Frankenreichs, Klöster, Aufstieg Karolinger, Grundherrschaft, Lehnswesen, Investiturstreit, Kaisertum, Verbindung weltlicher und geistlicher Macht.

Meine erste Idee war entsprechend personenzentriert: Biografien großer Könige, Galerie erstellen, Porträts in Bild und Wort, Bedeutung für heute.

Die erste Idee starb eigentlich, weil es nur eine 1:1 Umsetzung des Lernstoffes aus dem Lehrplan war. Und sehr stark personenzentriert, was mir eigentlich nicht so liegt.

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3 Antworten auf „Projektunterricht und seine Bewertung im Fach Geschichte 1 #fachtag“

  1. Ich ging in den 1980er und -90er Jahren in Bayern auf die Schule, und da gab es natürlich keinerlei Projektunterricht.

    1992 kam ich dann im Rahmen eines bayerischen Schüleraustauschs für drei Monate nach Australien und ging dort in die 11. Klasse einer High School. Das war ein Schock! Allerdings ein positiver. Zum einen gab es dort das Kurssystem, das ich (in Deutschland ging ich in die 10. Klasse) noch nicht kannte. Und vor allem in den geisteswissenschaftlichen Fächern gab es immer wieder Projektarbeiten.

    In Sozialkunde musste ich mal mit ein paar Mitschülern durch die Straßen des Viertels laufen, an Türen klopfen und alte Damen fragen, ob sie noch Fotos vom alten Adelaide oder interessante Anekdoten auf Lager hatten. Dank Schuluniformen fand uns auch niemand suspekt.

    Aber das beste war die Projektwoche in Erdkunde und Biologie: Diese beiden Kurse schifften sich auf einem Versorgungsschiff ein, das einmal im Monat nach Kangaroo Island fuhr. Dort übernachteten wir in Schlafsäcken in der Ruine einer Robbenfängerstation. Nach einer Woche wurden wir, in Gruppen zu 5 Schülern, von einer Cessna abgeholt.
    Ausgestattet mit Block und Stift und einer rudimentären Landkarte zogen wir dann los, um Robben zu zählen, Dünen zu zeichnen, Gräser zu bestimmen, die Gezeiten zu messen u.s.w. Meist ohne Lehrer, in kleinen Gruppen. Zur Dunkelheit sollten wir halt wieder zurück sein.
    Dummerweise hatte die Schule die normale Verpflegung pro Schüler und Tag berechnet. Wenn Teenager aber den ganzen Tag über 20 oder 30 km wandern, essen sie mehr als zur Schulspeisung (deren Kalorienzahlen zudem zu niedrig angesetzt waren weil man in der Schule natürlich noch Snickers und Mars hatte). Nach ein paar Tagen wurde also das Essen knapp. Ich kann mich erinnern, dass ich einiges mitgenommen hatte und dass ich einen Apfel für einen Dollar verkaufen konnte. Am letzten Tag gab es zum Abendessen nur mehr zwei Kekse pro Schüler.

    Als ich nach drei Monaten zurück nach Deutschland kam, fühlte ich mich irgendwie erwachsener und selbständiger. Das lag natürlich nicht allein am Projektunterricht, aber es war ein Aspekt, von dem ich meinen Mitschülern in Amberg begeistert erzählte.

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