Fahrrad fahren – von Köln nach Oldenburg II

Etappe 3: Von Lipporg nach Porta Westfalica

Meine mangelhaften Geografiekenntnisse sind legendär. Man konnte mich bei Trivial Pursuit immer mit den blauen Fragen besiegen. Immer. Aber ich habe wirklich immer gedacht, dass Porta Westfalica nicht ein echter Name eine deutschen Stadt ist. Das hatte in etwa so den Status wie Castrop Rauxel oder Bielefeld.

Ein Storch kurz vor Kesseler.

Dennoch peilten wir diese Stadt an am dritten Tag. Eigentlich sollte es ein ruhiger Tag werden, da wir aber am Tag vorher 30km zu wenig auf der Uhr hatten, mussten wir das jetzt drauf legen.

Manche Dorfansichten erinnerten mich an meine Tour in Niederbayern.

Daher gab es auch wenig Bilder. Wir sind geradelt. Einfach geradelt.

Nahe Luster Heggeney (Das gibt es auch wirklich)
Die Lippe in Lippstadt.

Ich kann mich an ein „Westfälisches Krüstchen“ in Delbrück erinnern, also ein Schnitzel auf Toast mit Spiegelei. Aber dann waren wir plötzlich in Porta Westfalica. Wir sind, glaube ich, recht stur geradelt. Die Landschaft war nicht so erinnerungsfähig. Vielleicht versuche ich das das nächste Mal vorher durch Twitter zu jagen und lasse mich zum Campen in die Gärten meiner Leser einladen. Und dann kann man mir auch die schönen Landschaften zeigen.

So ging das.

Die Küche war an diesem Abend nicht ganz so ausgeprägt, was auch daran lag, dass der Campingplatz weder eine Gastronomie noch einen Supermarkt hatte. Jedoch geht mit Wasser und dem Inhalt mitgeführter Tüten dann doch eine Menge.

Aber für Leute, die Ravioli auch kalt aus der Dose löffeln würden, war das schon hohe Kunst.
Nur das nächste Mal nehme ich mir entweder die richtige Gas-Kartusche für meinen Kocher mit oder besorge mir gleich den legendären Trangia. So mussten wir leider nacheinander kochen.

Etappe 4: Von Porta Westfalica nach bei Oldenburg

Ich schreibe immer Oldenburg, aber erwähne natürlich nicht den echten Namen der Ortschaft, in der meine Mutter und mein Bruder wohnen. Das ist ja klar.

Wir änderten unsere Tour am vierten Tag. Ursprünglich war vorgesehen über einen großen Bogen in Richtung Oldenburg zu gelangen, von Porta Westfalica aus in zwei Tagen mit lockeren Etappen. Nächster Stopp Drakenburg, hinter Nienburg – ich hätte versucht noch einmal das Steinhuder Meer zu sehen – und dann von dort aus Richtung Oldenburg.

Leider war schon wieder Regen angekündigt und da hatten wir keine Lust drauf – also keine Lust im Regen das Zelt auf- und abzubauen.

Wir fuhren den direkten Weg und hatten schon wieder 110km vor uns.

Das gesamte Gepäck.

Das Navi kannte sich auf dem Campingplatz gar nicht gut aus, was dazu führte, dass wir freihändig dorthin fahren musste, wo sich Komoot wieder auskannte.

Die Porta Westfalica war, so hatte ich schon aus der Karte erschließen können, offenbar wirklich eine Porta, nämlich ein Gebirgseinschnitt, den man in Richtung Norden durchqueren konnte. Und das war auch das erste Ziel: Minden, was hinter diesem Einschnitt liegt.

Und hier noch so eine Porta.

Dahinter stießen wir auf die Weser zu und mit ihr ging es in Richtung Norden.

Und bald schon erreichten wir den Nordpunkt NRW. In Preußisch Ströhen.

Ortsschild in Preußisch Ströhen.
Landschaft viel so.
Und das schon die letzte Kurve vor meiner Mutter.
Bushaltestelle auf dem Land.

Landschaftlich war in Niedersachsen wieder nicht viel geboten. Landwirtschaftlich geprägt, weite Felder.

Der Sohn des Kochs aus Lipporg antwortete mir, als ich ihn fragte, was denn der Unterschied sei zwischen seinem Landstrich (Ostwestfalen) und Niedersachsen, die mir sehr ähnlich vorkamen: „Ja, sieht fast aus wie hier – nur die Felder sind größer.“

Sehr oft auch das:

Hier werden Truthähne gemästet.

Tiere aber auch abseits, z.B. eine sterbende Natter, die ich noch auf den Wegrand legen konnte.

Und die letzten Meter vor dem Ziel.
Die letzte Etappe.

Unterm Strich eine schöne Tour. Sie hätte noch zwei Tage länger dauern können, aber dafür ist ja auch noch in anderen Ferien Zeit.

Richtig ätzend war durchgehend, dass sich wirklich alles auf den Autoverkehr konzentriert. Denn obwohl es Fahrradwege gab neben den Straßen, waren diese kaum zu benutzen, weil die Wurzeln der Bäume sie zu einem Waschbrett gemacht hatten. Oftmals wichen wir auf die Straße aus, weil die grandios glatt geteert war. Man hupte, aber es war uns egal.

Interessant aber fand ich jedenfalls die Erfahrung, dass es mit dem Radeln UND dem Campen gut klappt. Ich hatte zwar wenig Platz auf dem Rad (das lasse ich grad durch den Anbau eines vorderen Gepäckträgers ändern), aber es reicht aus. Und wenn ich meine Ausrüstung noch etwas intelligent ergänze, dürfte dem Zelt nichts weiter im Weg stehen.

Ganz oben auf meiner Packliste stehen aber in Zukunft Magnesiumtabletten. In der ersten Nacht im Zelt wachte ich nämlich nachts um drei auf und hatte in beiden Beinen Krämpfe bis zur Hüfte und jede Bewegung, die entlasten sollte, machte es eigentlich schlimmer. Der regelmäßige Einwurf von Magnesium in den Folgetagen konnte das dann verhindern.

Was ich sehr genossen habe, war das stundenlange Radeln, bei dem ich mit P. und mit mir allein war. Ich habe viel im Kopf bewegt. Wenn ich auch nicht wirklich etwas lösen konnte, merkte ich später, dass sich zumindestens etwas gelockert hatte, was dann später in Bewegung kam. Insofern war es ein sehr erfolgreicher Urlaub.

2 Antworten auf „Fahrrad fahren – von Köln nach Oldenburg II“

  1. „Was ich sehr genossen habe, war das stundenlange Radeln, bei dem ich mit P. und mit mir allein war. Ich habe viel im Kopf bewegt.“
    Ja.
    H. war letztes Jahr mit seinem Freund, dem er 63 Jahre lang verbunden ist, eine Woche lang unterwegs. Allerdings nicht mit Zelt, sondern in Unterkünften.
    Das drängt auf Wiederholung.

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