#wasmachteigentlichderchef 29.9.

Auto, weil ich bis abends in der Schule sein werde / musste / bin. Und dann doch eher schnell daheim sein will. Morgen könnte ein Fahrradtag werden.


Erledigte Aufgaben:

  • Zwei Stunden Unterricht in der 10. Klasse
  • Postausgang, Emails abrufen, beantworten
  • Gespräch über Einleitung eines Disziplinarverfahrens
  • Telefonat Schulaufsicht, zwei Mal
  • Nachricht bekommen, dass eine geschätzte Kollegin knapp in meinem Alter an einer anderen Schule, wo ich sie im letzten Jahr besucht habe, verstorben ist
  • Starren auf die drei Notizen nach dem Telefonat: Frau ________, gestorben, Beerdigung?
  • Mittagsgespräch Ganztag
  • Gespräch Sozialpädagoge
  • Gespräch Hausmeister
  • Elternbeiratsgespräch wegen Elternbeiratswahl

Coache einen Kollegen, der aktuell in der Situation ist, in der ich vor 2,5 Jahren war: eine Schule ohne Chef zu leiten. Coachen ist großzügig gemeint. Ich beantworte Fragen. Dadurch merke ich, dass ich über meine Situation auch noch mal neu nachdenken kann.

Heute schreibt er: „Ich wünsche mir nur ein wenig mehr Schlaf.“ Ich zögere und schreibe dann schon: „Das wünsche ich mir seit 2,5 Jahren.“ Ich glaube, das wollte er nicht hören.

Müdigkeit bleibt immer ein großes Problem, weil es meiner Arbeit abträglich ist. Ich halte so drei Tage die Woche durch mit dem Schlafdefizit (was sich auch am Wochenende nicht abbaut), dann baue ich ab.

Schlimmer jedoch ist die innere Müdigkeit in manchen Phasen.

Körperliche Müdigkeit führt dazu, dass ich in manche Gespräche nur verzögert einsteigen kann. Ich muss dann immer die Gedanken sammeln, mir klar machen, worum es geht, um dann mein Anliegen einzubringen. Muss mich zusammenreißen im klassischen Sinn.

Daher bereite ich seit diesem Schuljahr Gespräche immer vor, schriftlich. Das hilft.

Innere Müdigkeit macht mich stumpf.

An so einem Tag wie heute, da kommen Nachrichten und Infos, die sich in mir mehr und mehr ablagern wie Schlacke.

Und dann steht jemand vor meiner offenen Bürotür, fragt ob ich Zeit habe, und irgendwas von mir schafft ein Lächeln und eine einladende Handbewegung. Aber viel ist von mir nicht mehr übrig.

Gegen die Schlacke habe ich aber noch kein Gegenmittel.

7 Antworten auf „#wasmachteigentlichderchef 29.9.“

    1. Ja, da gebe ich dir recht. Für mich ist schön auch, dass selbst das, was ich als große Niederlagen empfunden habe, jetzt vielleicht für jemanden anderen einen Sinn machen.

  1. Verzeih, wenn ich dir zu nahe treten, aber das klingt nicht gesund.

    Mein ehemaliger Schulleiter hat mir, als er mich damals für mein Amt empfohlen hat, zum Abschied gesagt: “Am Ende des Tages ist es nur ein Job. Sie können dafür brennen und ihn mit Herzblut verrichten, aber es ist ein Job. Er ernährt Sie und Ihre Familie, er ist nicht Ihr Leben. Und er darf Sie niemals die Familie oder Ihr Leben kosten.“

    Hab‘ mir geschworen, das nie zu vergessen.

    Lass was von dir übrig! 😉

    1. Der ist cool. Sowas Ähnliches sage ich immer zu meinen KollegInnen, wenn sie krank in die Schule kommen.

      Und nein, du trittst mir nicht zu nahe. Ich arbeite an mir, vor allem daran den Grad der Selbstverleugnung auf allen Ebenen einzuschränken. Heute hat mir das Fahrradfahren gefehlt.
      Heute war einfach eine Sache zu viel. Ich denke, die Todesnachricht hat mich ins Wanken gebracht, auch wenn ich die Kollegin nur einmal in meinem Leben getroffen habe. Aber ich habe auf meine Ebene als Schulleiter bisher niemanden getroffen, der so offen war. Eben auch in den Kämpfen und Niederlagen. Wobei die Kollegin ihre Niederlagen nach meiner Einschätzung sehr gut überwunden hat. Umso mehr traf mich diese Nachricht.
      Morgen will ich nachmittags das Hochbeet stützen, weil es an einer Seite aufgeplatzt ist. Morgen will ich mich um den Fischerkurs kümmern, den ich am Wochenende einleiten werde. Morgen werde ich vielleicht sogar spazieren gehen.

  2. Danke dafür, dass du so offen deutlich machst, wie es manchmal oder auch öfter in uns aussieht. Ich mache den Job so gerne aber manchmal muss man sich schon fragen, ob das gesund ist, was man tut. Ich hoffe wir blieben immer noch auf der gesunden Seite dieser Gratwanderung.
    Danke und alles Gute!

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