#wasmachteigentlichderchef 110121

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Erledigte Aufgaben

  • morgens alle Kanäle aufgemacht, auf denen der Unterricht der Schule organisiert oder rückgemeldet wird (Threema, Teams,Webuntis, Whatsapp), dazu Twitter laufen lassen
  • Rückfragen beantwortet, manchmal fehlerhaft, weil halt dumm
  • irgendwann auf Twitter gelesen, dass die Clouds, Plattformen nacheinander abrauschen, meine Frau flucht aus dem Nachbarzimmer über die Videokonferenzsoftware; unsere System alle stabil, sogar mebis
  • gelesen, dass padlet nicht mehr geht, also die Plattform, wo ich meinen Unterricht für die 7. Klasse abgelegt habe => Unterrichtsgang auf Teams umgeschichtet
  • 2 Stunden Unterricht Geschichte 7, anfangs per Videokonferenz, dann Schülerarbeit
  • zwischendrin mit einzelnen KollegInnen abgesprochen
  • Arbeit für den nächsten Tag vorbereitet, an dem ich an der Schule sein werde

Natürlich hatte die Arbeit schon in den Tagen vorher stattgefunden, mit Organisatorischem. Mit Absprachen. SL-Videokonferenz am Freitag. Usw.


Nachmittags beim Aufräumen ein altes Foto in einem Notizbuch gefunden, welches nur zu einem Drittel benutzt worden war – ich habe mittlerweile gelesen, dass es mehr so komische Leute gibt wie mich, die Notizbücher anfangen aber nicht beenden.

Das Foto ist vom Mai 2002 und zeigt mich und zwei Kollegen im Raucherzimmer der Schule, an der ich damals war. Ja, damals gab es Raucherlehrerzimmer. Und es war das erste Jahr mit Faschingsferien, die man uns jetzt wegkürzt. Ich hatte einen Pferdeschwanz bis irgendwo, auf dem Tisch standen Sekt- und Biergläser komischerweise. Alle leer. Und ich blättere in irgendwas. Alle drei rauchen wir.

Ich sitze rechts. Ganz links sitzt ein Kollege, der 2017 verstorben ist. Da war er schon in Pension. Und er gehörte zu der Sorte Lehrer, an die sich Generationen von SchülerInnen auf Jahre hinaus erinnern. 2003 war er mein Zweitprüfer in Deutsch. Damals hatte ich zwei Klassen und entsprechend 65 Prüfungen. Die Zusammenarbeit mit dem Kollegen hat mir viel gebracht damals und auch die Jahre danach, auch was Entspanntheit angeht. Ich erinnere mich sehr lebendig daran, wie er nach einer Konferenz, auf der man ihm eine Urkunde über sein 25jähriges Dienstjubiläum überreicht hat, ins Raucherlehrerzimmer zurückkam und diese zerriss und wegwarf. So einer war er. Ich hab anfangs einige Zeit gedacht, er wäre ein fieser, harter Hund – habe ihn aber vor allem erlebt, wie er sich für SchülerInnen eingesetzt hat – und sich einmal vor mich und damit zwischen mich und den Chef stellte.

In der Mitte auf dem Foto sitzt ein Kollege, der mittlerweile an einer Realschule Stellvertretender Schulleiter ist. Und zwar genau an der Schule, an der ich im aktuellen Jahr der Prüfungsvorsitzende bin. Zur Erklärung: U.a. wenn eine Schule einen neuen Schulleiter bekommt, wird ein anderer Schulleiter zum Prüfungsvorsitzenden ernannt und „überwacht“ besser: begleitet den Ablauf der Prüfungen an jener Schule. Ist sehr spannend, weil man eine andere Schule erlebt und wie sie arbeitet. Ist dieses Jahr doppelt spannend.


Ich denke auch an den Kollegen, der 2015 gestorben ist. Den ich in meiner Antrittsrede erwähnt habe. Dessen Tod mich bis heute begleitet, was ich immer daran festmache, dass ich ihn erwähne, wenn ich beschreibe, was mich da hingebracht habe, wo ich heute stehe. Also, wenn mich jemand fragt: Wieso bist du jetzt eigentlich Schulleiter geworden? Viele erstaunt das ja noch immer, viele, die mich kennen oder kannten. Wenn mich jemand das fragt, dann geht mir als erstes der Tod dieses Kollegen durch den Kopf. Weil er so dermaßen abrupt und ohne Vorwarnung kam, dass ich ein wenig aus der Spur geraten bin. Und danach die ganze Zeit rumrannte und der Meinung war, ich muss jetzt etwas ganz anders machen. Alles musste sich ändern. Und ich traf Entscheidungen, die auch immer wieder ins Leere gingen und irgendwann hatte ich Probleme überhaupt noch Entscheidungen zu treffen. Und dann war ich Schulleiter und es wurde anfangs noch schlimmer als es vorher schon war.

Und er hätte mich ausgelacht.

Und ich hätte mitgelacht.


Manchmal denke ich, es muss absolut bizarr sein für LehrerInnen meines Kollegiums, die das hier lesen und mich daneben im Alltag erleben.

Aber vielleicht merkt man mir dies alles auch an.

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