#wasmachteigentlichderchef 2022-02-01

Wasmachteigentlichderchef 2022-02-01

U-Bahn, leichter Schneefall. Stimmung morgens schön, Vögel noch laut.


Erledigte Aufgaben

eine Beurteilung eröffnet

Telefonat KM

Unterlagen zusammengesucht

Schulhomepage gerettet, weil sie aufgrund der Umstellung auf PHP 8 und einiger anderer Dinge plötzlich nicht mehr aufrufbar war (Gleichzeitig kamen Hilferufe zweier Blogs, die ich betreibe)

einen Zustand erreicht, bei dem ich abends nicht mehr sagen kann, was ich alles gemacht habe

nachmittags: Teams-Sitzung mit dem Sachaufwandsträger wegen der Lehrer-Dienstgeräte

abends noch am Schreibtisch, um zu machen, z.B. die Wikis zum Laufen zu bringen, die von der PHP-Umstellung auch betroffen sind
Kein Tag, an dem ich mich mit Rollerfahren belohnen wollte.


Man entwickelt sich weiter, also ich.
Habe neulich in einem Podcast gehört, dass Leute, die Selbstwertprobleme haben, oftmals Misserfolge in einem Bereich ihres Lebens auf alle Bereiche beziehen. So war ich vor drei Jahren. Ich weiß noch, wie ich mich fühlte, als mir meine Sekretärin einen dicken Umschlag auf den Schreibtisch legte, ich ihn öffnete und dann die Klageschrift fand. Der englische Begriff „devasteted“, den ich neulich mal gehört habe, beschreibt das ganz gut. Fast ein wenig onomatopoetisch.
Heute zucke ich nicht mal mehr mit den Schultern, wenn ich eine Email bekomme, die damit endet, dass man „das mal dem Anwalt vorlegen werde“. Das bedeutet nicht, dass ich irgendwie Verständnis für so etwas habe.
Von den ganzen Widersprüchen, Klageandrohungen, Klagen, die in den letzten Jahren über meinen Schreibtisch gewandert sind, war eigentlich nicht eine wirklich nachvollziehbar. Ja, ich verstehe oft, was dahinter steckt. Verstehen…naja…nachvollziehen ist das richtige Wort…oder ahnen? Egal.
Wichtig ist: Ich bin ein guter Schulleiter.

Ein bisschen grüblerischer als sonst aber in jedem Fall. Aber das ist nicht schlimm.

Auf dem virtuellen Schreibtisch liegen:

  • Schulbesuch MB
  • Pooltestungen Vorbereitung
  • KMS zu Versetzungen (Damit Beginn der Unterrichtsplanung kommendes Jahr)
  • Personalprobleme
  • ein/zwei Klassen, die einen kritischen Status erreichen

Gestern gemerkt, dass ich etwas angespannt bin, als ich ins Lehrerzimmer ging und zwei KollegInnen direkt auf mich zukamen, um mit mir Dinge zu besprechen und ich sofort angespannt war, und, obwohl man mir nichts Böses wollte – direkt in Abwehrhaltung ging.
Jedenfalls habe ich danach mein Büro nicht mehr verlassen.

Abends, also jetzt, hole ich den Packen Geschichten raus, die ich habe in meiner Zehnten neulich schreiben lassen. Und ich war besonders gespannt auf einen Schüler. Und er hat mich nicht enttäuscht (ohne dass er wusste, dass ich gespannt war). Ich blättere weitere durch, lese, freue mich.
Aufgabe war: Den Anfang des Romans „Wenn’s brennt“ von Stephan Reich lesen (Titel habe ich nicht genannt)

Und dann:
„Aber wo fängt es nur an? Schreibt die Geschichte, mit der das anfängt, was hier endet. Helft euch dabei, die beste Geschichte zu schreiben.“


Ich sollte öfter Deutsch unterrichten.


Halb zehn abends. Eine Kollegin ruft mich an, die im Schulhaus noch was holen wollte, weil sie es vergessen hatte. Sie stößt dort auf ein Problem, das ich neulich in meinen Brief an den Oberbürgermeister formuliert habe. Ich rufe den Hausmeister an und wecke ihn. Das Problem wurde bisher nicht gelöst, obwohl im Brief vom Oberbürgermeister drin steht, dass es sehr wohl gelöst wird. Ich kotze im Strahl. Der Hausmeister kann auch nichts dafür, er kotzt mit.

Ich schreibe jetzt noch eine Mail.

2 Antworten auf „#wasmachteigentlichderchef 2022-02-01“

  1. Vielen Dank für die Textstelle – ich habe schon länger nach einem aktuellen Beispiel für die Technik des Bewusstseinsstroms gesucht, mit dem die Schüler:innen auch etwas anfangen können. Roman direkt bestellt.

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