Erst um 23 Uhr ins Bett gekommen, gewitterreiche Nacht, um 4:17 aufgewacht, nicht mehr schlafen können. Irgendwann auf die Terrasse bis ich gefroren habe. Todmüde den ganzen Tag.
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Arbeit zerfahren. Keine eigenen Aufgaben erledigt bekommen, nur reagiert. Einen Unterrichtsbesuch absolviert. Bisschen in die Englisch-Abschlussprüfung reingeschaut.
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Neue Termine für die neue Schule vereinbart.
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Viel geflachst mit dem Rest der Schulleitung über meinen Nachfolger, die Zeit danach, die Zukunft. Es bleibt auf allen Seiten ein etwas bitterer Nebenton.
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Morgens in der Dunkelheit im Newsreader gelesen:
Bei allen aber ein seltsamer Grundton: Eigentlich will ich nicht über Politik sprechen/bloggen. Als ob weiterhin gilt: Politik ist bäh. Woher kam das noch? Irgendwas in mir ist getriggert. Ein Heine Gedicht.
Aber das ist nur assoziiert, nicht wirklich ein Zusammenhang. Er spricht ja eher von den Freiheitsdichtern, die niemandem weh tun wollen. Mir fiel jetzt nur auf die Schnelle der Vorwurf an Heine auf, dass er, der Romantiker, „plötzlich“ schmutzige politische Gedichte schrieb. In den „Neuen Gedichten“ ließ es Heine ja auch ordentlich krachen. Z. B. über Friedrich Wilhelm IV. Von Preußen
Irgendwie passend dann auch ein Link via hokey Die neuen Opfer der Satire. Passte von der Stimmung gut rein in den Post von Graf, aber eben von der anderen Seite. Und dem Artikel folge ich gespannt und nicke viel.
Satire, die sich gegen Schwächere und „nach unten“ richtet, ist keine.
Ganz ähnlich ein Blogposting von 2019 von Marie von den Benken zum Verhältnis sogenannter deutscher „Satire“ und Greta Thunberg.
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Aber ich meine dieser Hang dazu, Politik als bäh zu empfinden, stammt schon vor allem aus der (heute so viel zu Unrecht gerühmten) bürgerlichen Mitte des 18./19. Jahrhunderts. Wahrscheinlich doch in der Zeit als man nach dem Sieg über Napoleon plötzlich doch keine seiner politischen Forderungen erfüllt sah (Freiheiten, Einiges Deutschland), dass die Fürsten, welche Überraschung, wieder zurückkehrten in die Zeit vor der Revolution und der napoleonischen Besatzung.
Aber noch mal: Warum nicht politisch bloggen? Warum nicht Stellung beziehen?
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Apropos Heine – kennen sie Büchner, den Arzt? Und speziell seinen „Hessischen Landboten“?
Ein bis in das einzelne Wort, in die letzte Intonation hinein wuchtiges und genial komponiertes Stück:
Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag, sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigne Sprache; das Volk aber liegt vor ihnen wie Dünger auf dem Acker. Der Bauer geht hinter dem Pflug, der Vornehme aber geht hinter ihm und dem Pflug und treibt ihn mit den Ochsen am Pflug, er nimmt das Korn und lässt ihm die Stoppeln. Das Leben des Bauern ist ein langer Werktag; Fremde verzehren seine Äcker vor seinen Augen, sein Leib ist eine Schwiele, sein Schweiß ist das Salz auf dem Tische des Vornehmen.
Prüfungsdings.
Texte oben aus wikisource:
https://de.wikisource.org/wiki/Der_Wechselbalg_(Heine)
https://de.wikisource.org/wiki/Die_Tendenz
Büchner…
Auch die anderen Werke von ihm sind nicht zu unterschätzen. Der Blick auf die eigene Zeit, auf die Gesellschaft…
Nicht immer einfach zu lesen, aber durchaus lesenswert.
Immer wieder spannend, welche Assoziationen hier (auf diesen Seiten) weiter weitergesponnen werden.
Danke.
Gespräche am Rande, Gespräche zum Wechsel, sind immer irgendwie „gefärbt“…
Was schlussendlich bleiben wird: eine Lücke.
Aber auch dieser wird auch füllen: mit positiven und negativen Assoziationen, wie hier manchmal deine Zeilen im Blog…
Ohja, Büchner. Kannte ja lange Zeit „nur“ den Woyzeck – den ich immer noch für etwas sehr Spannendes halte, erst später im Studium dann auch einzelne andere Werke dazu gekommen. Die Briefe würde ich gern noch lesen.
[…] Rau ist dennoch auf den Artikel eingegangen (das Internet vergisst nichts) und auch Thomas Kuban äußert sich kurz und drückt sein Unverständnis darüber aus, dass sich alle so zieren, über Politik zu […]