Bücher der letzten Zeit, die ich nicht zu Ende gelesen habe

Und ich kann nicht sagen, dass sie mir überhaupt nicht gefallen haben. Aber irgendwie bekam ich sie nicht bis zum Ende:

Jonathan Franzen: Unschuld (55%)

Der rote Faden fehlt mir.

Sybille Berg: Vielen Dank für das Leben (75%)

Berg war für mich immer (lasst mich poetisch sein) Literatur wie ein Schlag in die Magengrube. Vor vielen Jahren habe ich schon die Kolumnen im Zeit-Magazin so empfunden – und genossen. Vielleicht bin ich alt geworden, empfindlicher. Aber irgendwie war das Lesen eine Achtbahnfahrt. Manchmal habe ich das Buch wochenlang liegengelassen, dann wie wieder aufgenommen, gelesen, gehofft mit der Hauptfigur – bis zum nächsten Tiefschlag. Selten so gelitten mit einer literarischen Figur.

Das einzige Buch in dieser Reihe, was ich ganz sicher wieder anfassen werde.

Max Frisch: Ignoranz als Staatsschutz (50%)

Belanglos. Bringt mir nichts Neues. Schade, irgendwie.

Jakob Arjouni: Ein Freund (25%)

Nach seinem Tod einiges gelesen von ihm. Hier hängen geblieben.

Chabouté. Ganz allein.

Die Geschichte des Leuchtturmwärters, der auf der Insel seines Turms geboren wurde und bislang nicht davon wegkam. Ein Lexikon, aus dem heraus er einzelne Wörter liest, wird zum Ausgangspunkt für seine Fantasiereisen. Ein Fremder mischt sich ein wenig ein.

Wenig Dialog/Text, viel Bilder. Schöne Einstellungen.

Bin eigentlich kein Freund von Graphic Novels – noch nie gewesen. Dies war der erste Versuch und er lag halb gelesen ganz schön (unanständig) lang auf meinem Nachttisch. Jetzt habe ich ihn ausgelesen.

Und der zweite Versuch steht schon auf der Liste: „Der Araber von morgen.“

5 Minuten Schulleitung: T -4

Ich gehöre offen gesagt eher zu den rustikalen Lehrkräften, die gern poltern und zetern. Die gern mal andere anrempeln. Die es manchmal auch übertreiben und Verluste einfahren.

Ich habe festgestellt, dass ich die Entscheidung mich woanders zu bewerben, recht schnell getroffen habe. Und meine eigenen Verdrängungsmechanismen haben gut funktioniert seitdem, seit dem letzten September. Und es ist nicht die erste Schule, die ich verlassen habe.

Jetzt sitze ich da, in der Nacht vor dem letzten Schultag, und muss mir eingestehen, dass es nach 10 Jahren nicht ganz so einfach werden wird.

Heute stand eine Schülerin der zehnten Klasse nach Ende meines Unterrichts der 6. Stunde am Pult und meinte, sie wäre morgen nicht da und sie müsste sich schon heute verabschieden.

Und ob sie mich mal drücken könnte.

Und ihre Freundin neben ihr wollte auch.

Es passiert mir nicht zum ersten Mal (Ich Angeber) – mit der ersten Schülerin, die mich nach der Abschlussfeier umarmt hat, bin ich bis heute befreundet – und vorletztes Jahr war ich auf ihrer Hochzeit eingeladen. Und sie ist schon lang keine Schülerin mehr, sondern eben eine Freundin.

Aber so ganz alltäglich ist es bis heute nicht.

Und es erinnert mich daran, dass man ihnen doch nahe kommt und umgekehrt sie einem auch.

 

 

5 Minuten Schulleitung: T -6

Mir ist im Übrigen erst gestern, im Verlauf meiner eigenen verquasten Ansprache in der Konferenz, aufgefallen, was derzeit noch ganz schön anstrengend ist bei meinem Schulwechsel. Das ist der Versuch, Wissen in der Schule zu lassen.

Ich kann ja ohne Übertreibung sagen, dass mit mir auch ein Haufen Wissen die Schule verlässt. Dieses reicht von den mit den Raspberry Pi betriebenen Infoboards bis hin zum Kontakt mit dem Tischler/Schreiner, der die Computerboxen für die Klassenzimmer getischlert hat – und noch einiges dazwischen. Daneben die annähernd 8.000 Fotos, die ich in den letzten Jahren als „Schulfotograf“ geschossen habe. Die Schulhomepage. Einige Formulare. Ablage- und Verteilorte für Stundenpläne. Mehrarbeitsabrechnungen. Statistik.

Je länger ich drüber nachdenke, desto mehr fällt mir ein. Und nicht nur habe ein wenig die Befürchtung, etwas zu vergessen. Amtliche Passwörter und Zugänge werden natürlich unmittelbar nach meinem Abgang geändert, in anderen Systemen bleibe ich erstmal im Übergang erhalten, um eventuell Probleme bearbeiten zu können.

Und doch wundere ich mich, dass es für Schulen keine System gibt, die dieses Wissen speichern können. Schulen werden nicht die einzigen Bereiche sein, in denen das ein ungelöstes Problem ist, aber gerade sie als Wissensvermittler (und Bildner, ich weiß) müssten doch so etwas beherrschen. Eigentlich.

Jedenfalls könnte das ein neues Projekt für mich werden oder mindestens mal ein neues Recherchefeld: Schulisches Wissensmanagement.

Also:

  • Wie kann ich das Wissen der Kollegen und des Personals (oder der Schule als System im Ganzen)  sichtbar und zugreifbar machen?
  • Wie lässt sich daraus neues Wissen entstehen und vor allem fehlendes Wissen identifizieren (und dann diese Lücken schließen)?
  • Wie lässt sich dieses Wissen teilen und anwenden?

PS: Eine kurze Internet-Recherche bietet doch eine Menge von ersten Ansätzen zur Information.