Aktuelle Projekte in der Schule

Medienscouts


Projekt

Im letzten Jahr haben wir in Zusammenarbeit mit dem Gymnasium und der Mittelschule am Ort zusammen ein Projekt „Medienscouts“ gestartet. Von allen drei Schularten haben wir Schüler zusammengetrommelt, um sie in einem Blockseminar  auf ihre Tätigkeit vorzubereiten. Zu diesem Zweck konnte wir zwei Medien-Pädagogen vom Kreisjugendring an die Schule holen, die in der Hauptsache diese erste Ausbildung durchführten.

Im laufenden Schuljahr wurden die Scouts dann an ihren Schulen eingesetzt. Dies geschah mit unterschiedlichem Erfolg. An meiner Schule war es sehr durchwachsen, weil ich nicht genug freie Kraftreserven hatte, um sie enger zu begleiten. An der Mittelschule musste das Projekt zugunsten anderer Aktivitäten eingestellt werden. Am Gymnasium lief es besser und ausdauernder.

In diesem Jahr haben wir eine neue Runde eingeläutet und die Bewerberzahlen sind höher als noch im vergangenen Jahr, sodass ich mich grad entschlossen habe, mehr Energie hineinzustecken, weil es doch eins meiner Lieblingsprojekte ist. Das Gymnasium ist weiterhin dabei – die Verbindung hier ist einfacher, weil meine Frau dort die Scouts betreut – , die Mittelschule musste sich leider abkoppeln. Ich verstehe die Hintergründe und finde es dennoch schade. Allerdings musste einer Scouts auf die Mittelschule gehen, so dass wir dort jetzt dennoch jemanden installieren konnten, der uns freundlicherweise auch weiterhin zur Verfügung gestellt wird.

Ausbildung

Wir haben zwei Tage veranschlagt, um verschiedene Punkte durchzuarbeiten. Es beginnt in der Regel mit Lockerung- und Kennenlernspielen – wichtig, weil wir ja, trotz der Nähe zueinander, zwei verschiedene Schülergruppen zusammenbringen (als im letzten Jahr Schüler von drei Schularten zusammenkamen, war ich selbst sehr positiv überrascht, wie gut das klappte). Danach gibt es einen Überblick über die aktuellen Ergebnisse der JIM-Studie (in Auszügen und entschlackt logischerweise). Schließlich sollen verschiedene Themen, die auch später eine Rolle spielen, angeschnitten werden (Cybermobbing, Computerspiele und Spielsucht, Soziale Netzwerke, Handy, Urheberrecht usw.). Im Idealfall wählen die Scouts ihre Themen selbst und vertiefen diese dann in der restlichen Zeit. Parallel dazu zeigen die Pädagogen  verschiedene mediale Arbeitsmöglichkeiten, z.B. Interviews mit Aufnahmegeräten, Digitale Fotografie, Stop-Motion-Technik, auch mit dem Hintergrund, dass diese Techniken in der Arbeit mit den anderen Schülern eingesetzt werden.

Arbeit im Schuljahr

Im laufenden Schuljahr wird ein Wahlunterricht (AK oder AG in anderen Bundesländern) eingerichtet, in dem sich die Scouts regelmäßig treffen und a) ihr eigenes Medienwissen und Nutzungsfähigkeiten vergrößern und b) Einsätze in unteren Klassen planen. Diese Einsätze werden in sogenannten Medienstunden stattfinden, die die Scouts eigenständig organisieren und mit Schülern unterer Jahrgangsstufen durchführen. Im Vergleich zum letzten Jahr will ich dieses Mal auch das a) verstärken, also die Arbeit mit unterschiedlichen Medien und Geräten – natürliches reiner Eigennutz, um selbst Sachen auszuprobieren und zu entdecken. Ich weiß z.B. seit Kurzem, dass die Kreisbildstelle hier einen Koffer mit GPS-Geräten zum Verleih vorrätig hat. Außerdem würde ich gern weiter Nachwuchsautoren für die Schulhomepage rekrutieren. Und schließlich würde ich einfach gern mal wieder so ganz anders arbeiten als im Unterricht.

 

iPad und papierlose Schultasche


Mein Lieblingsprojekt ist im letzten Jahr zwar irgendwie auf einem Höhepunkt angekommen, indem ich vier Vorträge halten durfte zum Thema. Andererseits auch aus den Fugen geraten, weil ich gerätetechnisch etwas ins Schleudern geraten bin. Mein ursprünglicher Plan war schon im vergangenen Jahr, auf ein MacBook umzusteigen für die Schule, aber ich habe dann schnell gemerkt, dass ich damit im Unterricht nicht klarkomme. Es steht am Pult und wenn ich durch die Klasse laufe, bringt mir das gar nichts. Selbst vorn am Pult steht es so niedrig, dass es unpraktisch ist. Ebenso komisch war der Umstieg vom großen iPad auf ein Mini, weil es eben sehr mini ist. Meine schlechter werdenden Augen und die noch schlechtere Möglichkeit, Arbeitsblätter in DINA 4 ordentlich anzeigen zu lassen, bzw. handschriftlich zu füllen, führten dazu, dass ich wieder zu alter Größe zurückkehrte. Und bei diesem Umstieg befinde ich mich grad. Nichtsdestotrotz ist mein Laptop zu meinem Hauptarbeitsgerät geworden (daheim mit großem Monitor), auf dem mein gesamtes relevantes Material vorhanden ist. Diesen trage ich immer mit in die Schule, so dass ich immer Zugriff auf nahezu alles habe. Das bietet mir einen unglaublichen Komfort.

Und ja, natürlich muss ich hinzufügen, dass ich immer noch ein eigenes Büro habe, in dem ich mich ausbreiten kann und genug Steckdosen habe :). Außerdem habe ich keine Kinder, muss keinen Hauskredit abbezahlen und Urlaube halten sich auch in Grenzen. Und in der Familie finde ich immer wieder Abnehmer für ausgemusterte Geräte.

 

Schulische Erweiterung der Technik


Dank eines einsatzfreudigen, nerdigen Systemadministrators und einer umtriebigen Fachlehrerin für IT, die nicht zugeben will, dass sie auch nerdig ist, gehen auch die technischen Umbauarbeiten in den Serverräumen, Computerräumen und bezüglich der Klassenzimmer voran. Es steht Geld zur Verfügung um etwa 10 Klassenzimmer mit Beamer, PC und Lautsprechern auszustatten. Das ist mehr als der ursprüngliche Plan vorsah, der die Schulen mit Whiteboards ausstatten wollte: Jedes Jahr zwei Stück bis in jedem Klassenzimmer eines gewesen wäre – d.h. nach 12 Jahren wäre es dann soweit gewesen. Dann wäre ich 57. Einige kleine Probleme müssen noch angegangen werden, aber es ist schon so, dass ich eine gewisse Grundfreude verspüre.

5 Minuten Schulleitung – Fortbildungen

Nachdem ich mich vier Jahre gewehrt habe, an Führungsfortbildungen teilzunehmen, orientiere ich mich grad um. Die Gründe dafür waren unterschiedlich. Zum einen vermutete ich in solchen Veranstaltungen stromlinienförmigere Beamte als mich – vielleicht wollte ich das auch nur glauben und mich stilisieren – zum anderen dachte ich mir frech: Höher hinaus will ich eh nicht und bis hier bin ich ohne Führungsfortbildung gekommen – so what?!?

Dass ich nun anders denke, liegt eventuell daran, dass ich mir einfach eingestehen muss, dass ich bestimme Dinge lernen muss in meiner Position und für sie. Da komme ich nicht drumherum. Klingt spießig, ist es auch – who cares?!?

Schulleitung lesen

In den vergangenen Jahren seit 2009 (Bestellung zum Zweiten Konrektor) habe ich mir verschiedene Literatur angeschafft und immer wieder interessante Erkenntnisse gewonnen.

Zum einen zwei Veröffentlichungen des Raabe-Verlags:

  • Stellvertretung werden – Stellvertretung sein
  • Mein Stellvertreter – Das unbekannte Wesen

Beides bezieht sich, wenn ich es recht verstanden habe, auf die professionalisierte Ausbildung von Führungskräften in Niedersachen. Vor allem erstes bietet Raum für eigene Reflexionen und neue Perspektiven. Es nimmt die Widersprüche des Amtes und des Systems in den Blick und bringt mir ein Vokabular, mit dem ich bestimmte Erfahrungen, die ich schon gemacht habe, in Worte und dann eben auch in Gedanken fassen kann. Mir geht es oft so, dass ich über Dinge grüble, ohne sie wirklich packen zu können und erst wenn ich ein Wort oder eine Phrase dafür gefunden habe, kann ich das vorher  Unbekannte irgendwie am Schopf packen und einordnen.

Beispiele dafür

  • „Nesthocker und Nestflüchtlinge“ – Im Buch passt wohl der Begriff Nesthocker am besten auf mich, also diejenigen, die in der eigene Schule, wo sie schon Kollegen waren, aufsteigen. In Abgrenzung zum Nestflüchter werden hier Vor- und Nachteile des jeweiligen Modells beschrieben.
  • „Alleinsein in Führungspositionen“ – Benutze ich in meinem Denken ohne Bezug zum Inhalt des Buches. Für mich steht das für die Situation, in denen ich Entscheidungen treffe, die nicht nur mich und meinen Schulalltag betreffen, sondern eben das ganze Kollegium mit oder sogar die gesamte Schule. Hier geht es um Erwartungsdruck von sich und anderen.
  • Ambiguitätstoleranz – Mein neues Lieblingswort. Beschreibt  in dem Buch die Toleranz gegenüber den Widersprüchen und Dilemmata des Amtes bzw. des Systems. Die Fähigkeit, diese nicht an sich herankommen zu lassen und – so deute ich es auch – ohne grundlegende Zweifel am Gesamstystem aufkommen zu lassen.

Zum anderen aus dem Carl Link und Luchterhand Verlag

  • Neu in der Schulleitung von Helmut Lungershausen; Eigentlich eine Handreichung für Schulleiter, aber nicht ganz uninteressant.
  • Praxiswissen Schulleitung aus dem Luchterhand Verlag; Eine Reihe,die alle Bereiche der Schulleitung abdeckt, von der Kommunikation über Führungshandeln über Zeitmanagement, Schulentwicklung bis hin zu Networking, Selbsteinschätzung und Rechtsfragen.

Schulleitung lernen

In Bayern ist seit 2006 per KMS ein System von Fortbildungen vorgeschrieben für den Fall, dass man in die /der Schulleitung aufsteigen möchte. In einem Portfolio soll der Besuch bestimmter Module eines Curriculums nachgewiesen werden, wenn man sich auf Führungspositionen bewirbt. Gültig sei es ab 2008 gewesen, die erste Vorlage soll ab 2009 vorgeschrieben worden sein. Ich habe nicht einmal 2012 einen Nachweis vorweisen können. Vielleicht bin ich einfach so gut. Keine Ahnung.

Die Module der Fortbildungen sind vorgeschrieben und festgelegt.

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Und wie gesagt: Ich fange jetzt an, die Dinger abzuarbeiten. Erster Teil: Kommunikation. Ist wichtig, klingt auch bekannt aus dem entfernten Studium. Und viel kommt bekannt vor, aber es besteht doch ein Unterschied zwischen „bekannt“ und „erleben und erdulden und positiv anwenden“.

Interessanterweise läuft dieses Modul zur Hälfte aus einem Online-Seminar über drei Wochen (ab dem 1.12.). Hier werden Skripte abgearbeitet und über Moodle mit den anderen 18 Teilnehmern diese Skripte diskutiert. Dazu kommt Ende Januar ein Präsenz-Seminar in Dillingen über drei Tage, in denen alle Teilnehmer zusammenkommen und … nun … keine Ahnung, wahrscheinlich das Ganze noch einmal vertiefen.

Die vorbereitenden Module A1 und A2 werde ich wohl auslassen. Stattdessen interessieren mich  Dinge wie „Führung“, „Schulverwaltung und Schulorganisation“, „Zeit und Selbstmanagement“.

Coaching

Mein Chef erzählt immer gern von seinen Runden des Kollegialen Coachings. Hier trafen sich neu ernannte Schulleiter anfangs zusammen mit einem professionellen Coach, der den Teilnehmern beibrachte, wie man effektiv und zielorientiert solche Coachingrunden organisiert, bei denen man sich gegenseitig über Erlebnisse, Erfahrungen und Probleme in seinem Alltag als Schulleiter berät. Nach einigen Runden kamen sie dann ohne diesen Coach aus und bis heute finden diese Treffen regelmäßig statt.

So wie er berichtet, ist dies eine wirklich spannende und interessante Geschichte.

Für die unteren Ränge stand so etwas auch seit einigen Jahren im Raum und dieses Jahr scheint es ernst zu werden. Erste Einladungen habe ich bekommen – und abgelehnt. Dies hat zwei einfache Gründe: Ich konnte mir die Teilnehmer nicht aussuchen, ebensowenig hatte ich ein Mitspracherecht beim Coach.

Kommunikation

Wollen Sie mal wissen, warum Kommunikation meine erste Fortbildung ist? Dann stellen Sie sich mal folgende Szene vor.

Lehrerzimmer, Musiklehrer geht herum und teilt die Notenblätter aus, die für die Probe des Lehrer-Weihnachtssingens gedacht sind, die am selben Nachmittag stattfindet. Der Musiklehrer bittet, dass möglichst viele kommen. Eine neue Kollegin meint, sie könne nicht, weil sie noch Nacharbeiter am Nachmittag habe (=Schüler, die zur „Strafe“ nachsitzen müssen). Im Gehen äußerte ich spontan in die Runde: „Nehmen sie diese doch mit zum Singen. Das ist dann wohl Strafe genug, wenn die zuhören müssen.“

Ehrlich – Wollen Sie an einer Schule arbeiten mit einem derartig kommunikativen Konrektor?

Wer glaubt da nicht, dass ich noch viel lernen muss?

Herbstwanderung – Franggn vs. Minga

Oder: Eine Hommage an Münchner Wanderungen auf Vorspeisenplatte.

In den Herbstferien kam Besuch aus München (= dialektal: Minga). Ein alter Studienfreund aus Würzburger Zeiten, den es auf Umwegen nach München verschlagen hat, naja, er wollte unbedingt dort hin, was ich nie so richtig verstanden habe. Meine mentale Grenze dessen, was ich deutschlandmäßig dauerhaft noch so ertragen kann, liegt etwas südlich von Nürnberg, auf jeden Fall nicht hinter Regensburg. Genauer: Sinzing.

Jedenfalls dachten wir an eine Wanderung in der Gegend und ich brauchte sowieso mal wieder ein paar Schritte außerhalb des Radius Schule-Daheim. Zuerst wollten wir eine Wanderung rund um den Großen und Kleinen Hansgörgl1 machen, weil, ehrlicherweise, der Name unseres Freundes so ähnlich klingt – außerdem ist es nur 15 Minuten mit dem Auto entfernt. Dann haben wir uns aber für eine Tour rund um die Houbirg entschieden, am und überhalb des Happurger Stausee.

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Letztere Wanderung sollte die keltische Wehranlage streifen und nachschauen, wie mittlerweile das alte Dogger-Bergwerk aussieht.  Die alten Stollen im Berg, die von KZ-Häftlingen getrieben worden waren, stehen grad wieder im Mittelpunkt der Öffentlichkeit, weil oberhalb eines Eingangs Sicherungsarbeit durchgeführt werden müssen, da immer wieder Steine herabfallen.

wanderunghersbruck (9)wanderunghersbruck (2) Schon als wir losgingen dachte ich immer an die Münchenberichte von Vorspeisenplatte.de, also rief ich bei jedem Foto laut: „Wer nicht ins Internet will, geht beiseite.“ Klappte überwiegend hervorragend.

Gleich zu Beginn konnte ich ein Kriegerdenkmal entdecken, was nach meinem neulich grandios gescheiterten Versuch, einen Fachartikel in der Zeitschrift „Geschichte lernen“ zum Thema „Googlemaps im Geschichtsunterricht“unterzubringen, ein Faible geworden ist – also das Fotografieren von derartigen Denkmälern. In Happurg gibt es besonders schönes und entsprechend interessantes Exemplar. Gut gepflegt und heldenhaft.wanderunghersbruck-1

Der Anstieg war wie üblich lang und beschwerlich, jedenfalls in Bezug auf mein Körpergewicht und der damit nicht korrelierenden Kondition. Aber eigentlich schon nach kurzer Zeit wurde man mit schönen Ausblicken belohnt. Einmal direkt auf den Happiger Stausee, dann über eine Ebene, die seltsamerweise als „Steinernes Gasserl“ beschriftet war – wo es doch hier in der Gegend eigentlich „Steinernes Gässla“ heißen müsste.

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Meine Frau und ich haben zum Glück die Übereinkunft, dass auf Wanderungen jeder sein Tempo geht. Das bedeutet übersetzt, dass sie einfach in regelmäßigen Abständen stehen bleibt und auf mich wartet. Auch auf dieser Tour gab es wieder Stellen, wo ich etwas länger brauchte. Vor allem auch dort, wo der Wanderweg nicht mehr so eindeutig zu erkennen war aufgrund des Laubs.wanderunghersbruck-2wanderunghersbruck-3

An den Wanderungen hier in der Gegend der Fränkischen Schweiz (genauer in diesem Abschnitt die Hersbrucker Schweiz) gefallen mir vor allem die vielen Sandsteinformationen und Höhlen. Auf manchen lässt sich klettern, nicht umsonst ist die Gegend im Sommer voll von Kletterern. Andere stehen einfach in der Gegend herum und sind manchmal etwas unheimlich.

Das Schönste aber an diesen Wanderungen ist und bleibt die Einkehr am Ende. In diesem Fall im von mir sehr geschätzten Zwinger Melber in Lauf. Leider habe ich diese Mal nur in Erinnerung, dass der Rahmwirsing nicht ganz so mein Fall war. Egal, nächstes Mal gibt es wieder Schäufele.

wanderunghersbruck-4Ich habe erst vor Kurzem gelernt, dass mein Smartphone eine Panorama-Kamera-Funktion hat. Seitdem probiere ich sie regelmäßig aus und hier ist meiner Meinung nach auch ein schönes Foto entstanden.

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Am Ende der Wanderung stehe ich nun wieder vor einem Problem. Das nächste Mal muss ich nach München, ist ja nur fair. Mein Freund will mir schon seit Jahren München näher bringen, aber irgendwas geht immer schief.3 In der Regel regnet es oder ich habe nur wenig Zeit, weil ich auf Fortbildung / der Durchreise bin. Meistens regnet es.  München und ich, das haute bisher nicht hin.

Wem ich zu viel übers Essen rede:

a) Ich habe von einer Kollegin ein Nürnberger Kochbuch geschenkt bekommen mit dem Titel „Sadd & Dsufriedn“. Und darin lese ich so wundersame Überschriften wie „Bodaggnking & Gniedlaskuubf“, „Gänsgroogn & Buddlasbaa4“ und zu guter Letzt „Schdaddworschd und Bresagg“.

b) Ernst Moritz Arndt, Reisen durch einen Teil Teutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreichs, 1801

Es ist sogleich bekannt, wenn in einem Städtchen oder Dorfe was Leckeres aushängt, und sei es meilenweit, der Nürnberger muss dahin./…/Gebackenes und Süßes wird wohl an keinem Orte mehr verschlungen; dies zeugen am besten die vielen Lebküchner und Zuckerbäcker und die zahnlosen Mäuler. Es ist keine Fabel, dass so eine Familie oft an einem Tage drei bis vier Dörfer zechend und schmausend durchzieht. Nicht gern fährt ein Nürnberger an einem Wirtshaus vorbei, ohne etwas zu sich zu nehmen.

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1 Ausführlicher Bericht mit passenden Fotos und einem Wanderhund: http://www.wandersuechtig.de/bayern-fraenkische-alb-ruine-rothenberg-glatzenstein-grosser-hansgoergl; Etwas kürzer beschrieben aber mit Kartenmaterial: http://www.gps-tour.info/de/touren/detail.24546.html

2 Franken-Wiki über die Houbirg: http://franken-wiki.de/index.php/Houbirg; Überblick über das Dogger-Bergwerk als Außenlager des KZ Flossenbürg: http://www.zwangsarbeit-archiv.de/bildung/flossenbuerg/korzenik/hersbruck/index.html

3 Ich gebe zu, dass ich essentechnisch bisher schon immer auf meine Kosten kam.

4 Eine meiner liebsten Sprachwendungen in der Gegend ist das „oozulldds Buddlasbaa“: das an- oder abgeschnullte Hühnerbein. Buddlas kommt wohl von „Putt Putt“, jedenfalls fränkisch ausgesprochen.

Analog und Digital – Letzter Teil: Was ich vergaß

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Ich bin etwas spät dran dieses Jahr. Normalerweise schicke ich eine SMS an alle, die meiner letzten Zigarette beiwohnten – das habe ich auch noch nicht getan.

Etwa 1999 las ich das Buch „Endlich Nichtraucher“. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon 16 Jahre geraucht (etwa seitdem ich 13 war). Das Buch war super. Ich war motiviert. Am Ende der Lektüre warf ich alle Aschenbecher, Feuerzeuge, Tabakbeutel und Schachteln in den Müllcontainer. Am Abend kletterte ich in den Müllcontainer und sammelte alles wieder raus und warf das Buch weg.

2003 entdeckte ich im Netz die Seite www.rauchfrei-online.de. Ich begann mein Nichtraucherprojekt und schon nach kurzer Zeit konnte ich 32 Tage ohne Zigarette notieren. Dann fuhr ich auf eine Fortbildung, die ich mir nicht selbst ausgesucht hatte, nach Dillingen. 24 Stunden später war ich wieder Raucher. Stärker als zuvor.

Raucher hieß bei mir: Nicht weniger als 20 Zigaretten pro Tag, in der Regel 30 und mehr. Bedeutete, dass ich morgens auf dem Weg zur Schule eine Packung kaufte (Big-Pack) und auf dem Rückweg schon wieder neue besorgen musste. Das ging einfach: Frühstücken, rauchen, aus dem Haus gehen auf dem Weg zum Auto rauchen, im Auto auf dem Weg zur Schule zwei rauchen, vom Auto zur Schule gehen, rauchen, in der Schule im Raucherzimmer, rauchen. Also schon sechs geraucht bevor der Unterricht begann. Manchmal zwischen den Stunden zum Raucherzimmer gegangen und dort schnell vier Züge genommen. Am Ende auch morgens vor dem Frühstück geraucht oder nachts, wenn ich aufwachte, so gegen 3 oder 4. Und das war noch vor der Zeit mit der ganzen Schulleitungsgeschichte.

Ich startete 2005 mein neues Projekt. Die Idee dahinter war stärker als „Endlich Nichtraucher“. Während das Buch einen nur bis zum letzten Rauchertag begleitete, ging das Internetprojekt darüber hinaus. Außerdem gab es diese genialen Pokale (für den ersten Tag, die erste Woche, den ersten Monat usw.) und den Rechner, der alles zusammenrechnete, was man nicht rauchte. Außerdem konnte man öffentlich ein Tagebuch führen und es gab ein Forum, wo man sich austauschte. In diesem war ich der letzte, der noch rauchte, aber eben einer der fleißigsten Poster. Ich wurde aufgebaut, gecoacht von Fremden. Von Jonathan aus Köln, Vampyra aus Baden-Württemberg, Marcel aus Hamburg, Manbra aus …?… und vielen anderen. Und mit ihrer Hilfe schaffte ich es 2005 erneut – 74 Tage lang. Bis meine älteste und beste Freundin in London heiratete, ich hinfuhr und (außer ihr) alle Raucher traf, mit denen ich zusammen in den 80ern um die Wette gequalmt hatte. Ende Gelände.

Kurz danach machte RF-Online dicht, weil der Urheber es zeitlich nicht mehr schaffte und es niemanden weiter tragen konnte. Ich verlor mein Forum und lud vorher alle Piktogramme der Pokale herunter, um mir damit eine Excel-Tabelle aufzubauen. Aber es fehlte etwas.

Am 13. November 2008 fuhr ich als Verbindungslehrer mit drei Kolleginnen auf SMV-Tage. Nach einem Tag voller Stress und Nikotin, einem Abend mit Rotwein, wachte ich um 4 Uhr morgens mit einer Migräne-Attacke auf, die sich gewaschen hatte und die etwa 30 Stunden andauerte. Als ich das erste Mal wieder schmerzfrei war, fing ich nicht wieder an zu rauchen. Bis heute nicht. Natürlich habe ich von einem Tag auf den anderen aufgehört, wie viele andere es auch immer behaupten, aber ich brauchte 9 Jahre Vorbereitung. Und süchtig bin ich immer noch, da mache ich mir nichts vor.

Am Ende war es ein enormes Bedürfnis, mich bei meinen alten Forums-Partnern zu melden, um ihnen meinen Erfolg mitzuteilen. Ich hatte nur noch die Email von Vampyra und als sie antwortete, war mein Erfolg und mein Nichtraucher-Glück komplett.

Ich weiß, sie ist auch Lehrerin, aber ich habe immer noch keine Ahnung, wie sie wirklich heißt.

 

PS: Das Projekt lebt wieder: http://www.smokefreeproject.org

Analog und Digital – Dritter Teil, der Anfang

IMG_20141107_204909Mir ist heute auf dem Weg von der Schule nachhause eingefallen,wie das mit den Gedankenspielereien zum Thema Analog und Digital angefangen hat: Mit meiner Armbanduhr.

Ich habe bis vor einiger Zeit nie wirklich lang eine Uhr bei mir getragen. Bis zum Ende des Studiums war dies auch nicht nötig, im Lehrerberuf habe ich Verschiedenes durchprobiert: Armbanduhren, Taschenuhren, Handys, der Blick aus dem Fenster. Nachteile waren: Armbanduhren gingen immer schnell kaputt, weil ich im Unterricht dauernd mit dem Verschluss rumspielte, da ich sie nicht mochte; Taschenuhren gingen kaputt, weil…keine Ahnung…weil sie in der Hosentasche waren; das Fenster war nicht praktikabel, weil man bei uns an der Schule nicht aus allen Fenstern eine Uhr sehen konnte und die Uhren in den Klassenzimmern von den Schülern immer verstellt werden; Das Handy war ok (und ja, ich gehöre zu den Konservativen, die meinen, dass das, was Erwachsenen erlaubt ist, nicht automatisch auch für Kinder erlaubt ist – nämlich ein Handy in der Schule zu nutzen), aber es hatte einen Nachteil, der mir erst jetzt klar wurde.

Naja, jedenfalls besitze ich seit einiger Zeit einen Fitness-Tracker (einen Jawbone UP), den ich am Handgelenk getragen habe. Ich merkte irgendwann, dass ich ihn nicht mehr bemerkte. Er trug sich angenehm und unauffällig – und im Gegensatz zu den Armbanduhren vorher, musste ich das Ding nicht alle zehn Minuten abnehmen (manche Schüler sagten mir nach, dass ich das in den Armbanduhrversuchszeiten dauernd im Unterricht gemacht habe: Uhr ab, aufs Pult, Uhr dran, Uhr ab…).

Jedenfalls habe ich mir in diesem Jahr zu meinem Geburtstag eine Armbanduhr gewünscht und angefangen sie zu tragen. Und dieses Mal ging es einfach so – wie das Tracking Armband. So, dass ich sie manchmal vergesse und auch nachmittags weiter trage. Das allein ist aber nicht das Aufregende.

Vielmehr ist mir aufgefallen, dass mir meine Armbanduhr viel besser hilft, Zeit einzuschätzen. Beispielhaft im Verlauf einer Unterrichtsstunde. Mit dem Blick auf eine digitale Zeitanzeige kann ich viel schlechter einschätzen, wie ich in der Stunde zeitlich stehe oder wie lang es noch bis zum Ende ist. Auf dem Zifferblatt einer analogen Uhr fällt mir das leicht. Die Stellung der Zeiger vermittelt mir ein geradezu greifbares Gefühl dafür, wie viel Zeit ich noch habe. Es vermittelt mir meinen Standort in der Zeit ganz grundsätzlich besser als die digitale Uhr.

Ich weiß nicht so recht, warum das so ist. Aber es ist gut. Vielleicht sind ja manchmal Dinge einfach gut.