6 Wochen Schulleiter: Keine Jobempfehlung

Das war dann wohl der zweite Monat ohne Blogposting in bald fast zehn Jahren, trotz Ferien – mal abgesehen von einem Jahr Postings, die mir hier irgendwann mal abhanden gekommen sind (Oktober 2016 bis September 2017), worauf ich keine Antwort weiß, da sie nicht mal in meinen Backups vorhanden sind. Ich suche dieses Jahr noch.

An nicht wenigen Tagen in den vergangenen Wochen habe ich gedacht, ich ziehe hier einen Schlussstrich, weil ich nicht mehr schreiben kann, was ich schreiben möchte.

(Nach Norden, Beerbach)

Von meinen Erlebnissen in den letzten 6 Wochen kann ich nicht schreiben, aus naheliegenden Gründen des letzten Postings.

Wie sehr belastend diese Wochen waren, habe ich zum ersten Mal in den Weihnachtsferien realisiert, und zwar etwas nach Neujahr, als ich merkte, dass ich mich nicht mehr mit aller aufgebotenen Kraft zusammennehmen musste (konnte?). Als ich erlebte, dass ich nachlassen kann und zufrieden feststellte, dass die innere Eskalation nicht nach außen dringt. Ja, dass sie nachlässt.

(Nach Osten, Schnaittach)

Woher das kam?

Von dem komischen Gedanken, dass der Chef jederzeit ruhig bleiben muss, um das Schiff zu lenken und Zuversicht zu verbreiten. Es ist zumindest die Idee der Verantwortung für jeden der fast 900 Passagiere. Und diesen Auftrag wollte ich erfüllen, jeden Tag. Und so musste ich nur einmal ein Gespräch im Lehrerzimmer abbrechen und dieses abrupt verlassen, weil ich nicht wollte, dass mich jemand weinen sieht.

Ob das hier jemand lesen will? Ob das die Botschaften sind, die ich in mein Kollegium geschleust haben möchte – ist ja hier irgendwie öffentlich? Macht man das als Schulleiter? Die ewig gleiche Frage.

Ich bin 50. Seit fast 23 Jahren im Schuldienst. Die Schule, die ich leite, ist die siebte Schule, die ich von innen gesehen habe. Ich habe an inneren emotionalen, psychologischen Verwerfungen selbst ein paar Dinge erlebt und in Gesprächen viel erfahren. Ich bin ein stark reflektierender und reflektierter Mensch, der dabei immer aufpassen muss, nicht in Spiralen zu landen bzw. zu enden. Ich kenne meine Abgründe, meine Leichen im Keller. Und habe doch in den zurückliegenden Wochen (wie viele andere auch) neue Grenzen entdeckt und überschritten. Und ich bin keiner, der mit dem Satz auf den Lippen rumläuft, dass man immer stärker wird nach solchen Phasen – erlebe stattdessen bei mir, dass entsprechend auch der körperlichen Regeneration die psychische, innere Wiederherstellung länger braucht als früher. Das ist hinzunehmen.

Und Antworten gibt es einfach oft keine.

Dinge, die man ihnen nicht beibringt als Schulleiter. Wer weiß, ob das überhaupt geht.

(Nach Westen, Nürnberg)

Und jetzt das Positive

Dramatisierend hätte ich fast nichts mehr geschrieben nach dieser Zeile. Aber das wäre nicht realistisch.

Ich habe ein starkes Kollegium erlebt in den letzten Wochen und bin froh, stolz, zufrieden der Chef eines solchen Kollegiums zu sein – nicht zum ersten Mal, aber jetzt erst recht.

Ich nehme daher mittlerweile lächelnd zur Kenntnis, dass sich mein Name verändert hat.

Ich bin der „Chef“.

Bald ist Fasching. Ich erwäge eine Verkleidung.

Seien Sie gespannt.

Bleiben Sie mir gewogen.

(Die Kommentarfunktion für diesen Beitrag habe ich abgeschaltet, Pingbacks/Trackbacks dagegen nicht. Entschuldigen Sie.)

(Morgendlicher Blick auf den Wöhrder See in Nürnberg)

Die Fotos

Handyfotos. Von hier aus in Richtung Norden liegt auf einer Anhöhe der Ort Tauchersreuth. Bekannt u.a. für seinen Wasserhochspeicher. Von dort aus kann man bis nach Nürnberg und weiter schauen. Ich fahre in letzter Zeit samstags auf meine Einkaufstour morgens kurz dort vorbei und schaue und atme. Das ist fast wie an der See zu sitzen.

Das untere Bild stammt von gestern, da ich zum ersten Mal seit Langem wieder mit dem Rad zur Schule bin.