2024.05.02 – irgendwie Fortschritt

Ich liege auf dem Sofa, folge halb dem schlechten TV-Programm. Das Smartphone in der Hand schaue ich, ob man ein einfaches Führungszeugnis bestellen kann. Und man kann: Gebühr 13,00 €. Online, ohne aufzustehen.

Wenig später reserviere ich das Wunschkennzeichen online und schließe online eine KFZ-Versicherung ab, denn die Wagen-Papiere lagen heute im Briefkasten.

Dann mache ich einen Termin aus, online, für die KFZ Anmeldung in der kommenden Woche.

Jetzt stehe ich doch auf, gehe schlafen. Waren ganz schön anstrengend, diese Behördengänge.

#wmdedgt – 2024-04-05

Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Die Aufgabe kommt wie immer von Frau Brüllen.

Aufgewacht um 6:30 Uhr, also eigentlich 5:30 Uhr – also alles normal und ja, ich rechne auch noch Euro in DMark um, manchmal, vor allem, wenn ich Geld bekomme und mich dann mehr freue, dass es mehr ist. Sehr seltsames Gebaren. Letzter Freitag der Ferien.

Frühstücken, vormittags nur ein Termin im Autohaus, um eine Probefahrt zu absolvieren. Vorgefahren mit dem überraschend verschlammten Alfa, der in der Nacht vorher durch den Wald mit Schlammlöchern musste nach dem Treffen der Fischereiaufseher und -ausbilder. Der verschlammte Alfa macht neuerdings wieder Geräusche, die ungut klingen, das wäre das dritte Jahr in Folge mit einer teuren Reparatur und auch wenn es nur Verschleißteile sind, ist es lästig. Die Probefahrt war beeindruckend, allerdings würde das Probefahrt-Auto auch mehr als doppelt so viel kosten wie der Alfa vor 12 Jahren. Dagegen entschieden.

Es gab noch Termine am Nachmittag, also die Mitbewohnerin eingepackt und los ging es.

Losgefahren in Richtung Nürnberg, ein paar neue Baustellen umschifft, wobei neu relativ ist, weil ich seit August nicht mehr dort war. Daher auch gleich die falsche Autobahn genommen (die in Richtung ehemaliger Arbeit und nicht in staulose Richtung Innenstadt). Mein Lieblingsparkhaus gibt es aber noch, aber mit einer Neuerung: Keine Karten mehr in der Einfahrt, sondern gefilmtes Autokennzeichen, welches man später dann in den Kassenautomaten eingibt, um seine Rechnung zu bezahlen.

Erster Wegpunkt war mein alter Barber in Richtung Hauptbahnhof, den ich seit mindestens einem Jahr nicht mehr besucht habe. Noch bevor ich eingetreten war großes Hallo durch die offene Tür nach draußen vom Chef: Lange nicht mehr da gewesen, nicht mehr in Nürnberg, oh, kommst du irgendwann wieder, nur zu dir. Der Bruder steht parat, gleich auf den Sessel. Kurzer Austausch, was sein soll, weniger Vorgabe von mir, mach ich dir was Schönes. Während des Schneidens fast ununterbrochen neue Leute begrüßen, Habibi, wie geht’s, alles gut?, das meiste aber auf arabisch, in einem Fluss, hin und her im ganzen Raum, so dass ich oft nicht mitbekomme, wenn er plötzlich mich anspricht, Augenbrauen?, Schnurrbart?, Was in die Haare? Ich mag es normalerweise, wenn ich keinen Smalltalk halten muss, das respektiert man hier, daher immer in Gedanken, wenn ich angesprochen werde. Ergebnis sehr perfekt, am Ende die übliche Wolke um mich herumgesprüht, fühle mich mondän, wenn man dieses Wort noch verwenden möchte.

Dann raus in die Fußgängerzone zum zweiten Anlaufpunkt, die Mitbewohnerin zum Eisessen getroffen. Bisschen geschlendert am toten Kaufhof vorbei, kurzer Blick zum Karstadt, den es offenbar noch gibt, die Jesus-Gruppe steht vor der Lorenzkirche und hat Mikrofone und Verstärker dabei.

Weiter zur eigentlichen Verabredung. Einer der ernsten Unternehmungen für den Tag war ein Besuch auf dem Westfriedhof, auf dem ich mehrmals spazieren gegangen war als ich noch in der Nähe wohnte. Jetzt aber ging es um eine Beerdigung, die wir verpasst hatten, bzw. um den Besuch am Grab und gedanklich alles drumherum.

Dann zum Abendessen und zu stundenlangen Gesprächen zu viert, mit Essen und zwei Tegernseer Hell. Spinat-Lasagne, Nachtisch. Hinterher alle schlauer, was den aktuellen Informationsstand angeht.

Nachts über die Autobahnen (A3 und A6), dann Landstraße, zuhause kaputt und satt und schlafen.

Die Ausländer sind Schuld.

https://zeitung.onetz.de/gridshelf.act?region=2az

Ich habe Fragen:

  • Bin ich schon ein Ausländer in Bayern, weil ich ein Zugereister bin?
  • Wenn die Hälfte aller Ladendiebstähle (und darum geht es) von sogenannten AusländerInnen begangen werden, warum geht man nicht ordentlich gegen die anderInnen 50% vor?
  • Warum ist die Amberger Zeitung journalistisch eigentlich so seltsam schlecht (nicht erst heute) – oder ist die Kombination von Bild und Aufmacher als Ironie zu verstehen?
  • Ist das der beschworene Weg, wie man die AfD inhaltlich bekämpft?
  • Kommt Herr Herrmann mal in Nürnberg an meine alte Schule und erklärt seine Theorie den Kindern dort?
  • Warum rege ich mich eigentlich so auf?
  • Wie soll man mit solchen Schlagzeilen eigentlich politische Bildung in der Schule erfolgreich durchführen?

Mit der Verfassungsviertelstunde kann ich das nicht reparieren.


https://www.br.de/nachrichten/bayern/verfassungsviertelstunde-an-schulen-chance-oder-feigenblatt,U1n8hTa

Reisende, meidet Bayern!

Die Verfassung sieht zwar die Deutsche Republik als ein einheitliches Gebiet an – aber die bayerische Polizei kümmert das einen Schmarrn. Sie verhängt über die Zureisenden Verordnungen und Strafen, schreibt den Reisenden eine Meldefrist vor, verlangt Einreisebewilligungen, die schwerer zu haben sind als ein Paß nach Nikaragua, und schikaniert Deutsche in der unerhörtesten Weise. Wer nicht einen nationalen Bierbauch bayerischer Provenienz hat, ist ein ›Fremder‹. Der münchner Polizeipräsident Poehner mißbraucht die bestehenden, zu Unrecht bestehenden Verordnungen zu politischen Schikanen – kurz: der nichtbayerische Reisende ist den Quälereien einer größenwahnsinnigen Partikularistenblase ausgesetzt. Dagegen gibt es eine Waffe.

Fahrt nicht nach Bayern –! Ein nicht eben kleiner Teil, besonders des südlichen Bayern, lebt von den Fremden. Wenn nun auch die Besitzer der großen Hotels in Garmisch oder Tegernsee selbstverständlich dafür sorgen, dass – durch Schiebungen bei den Gemeindevorständen – die großen Zahler unbehelligt bleiben: es widerspricht den Begriffen von Anständigkeit, wenn diese lächerliche Kahr-Regierung ihre Verfügungen bis nach Berlin heraufsendet, Papiere und Formulare vorschreibt und die Reisenden wie Kontrollmädchen dauernd unter Aufsicht hält. Warum fahrt ihr hin? Um euch belästigen zu lassen?

Schon hat sich der münchner Fremdenverein gegen diesen Unfug gewandt. Wir Norddeutsche haben es in der Hand, die bayerische Regierung zu belehren, dass sie nicht in Ungarn wirtschaftet. Denn in diesem Punkt sind auch die Bauern empfindlich – wenn sie merken, dass es an den Geldbeutel geht, werden sie tücksch. Weshalb fahrt ihr noch nach Bayern?

Es gibt andre schöne Landstriche Deutschlands, deren Verwaltungen den Reisenden das Leben minder sauer machen. Es gibt in Schlesien, im Norden, im Westen genug landschaftliche Schönheiten. Von Österreich und Tirol zu schweigen, wo die Valuta für uns günstig ist. Bayern hat kein Monopol.

Niemand von uns hat den Bayern verargt, dass sie sich dagegen schützen, von norddeutschen Schiebern ausgekauft zu werden. Davon ist hier aber nicht die Rede. Was da unten verübt wird, ist klarer Preußenhaß der dümmsten und politische Eisenstirnigkeit der schlimmsten Sorte. Aber brauchen wir das Land –?

Fahrt nicht mehr nach Bayern, wenn man euch schikaniert! Boykottiert es. Und wenn ihr schon eine längere Reise macht, dann fahrt nach Italien. Der Stand der Münze ist dort nicht allzu hoch, die Reise ist nur ein wenig teurer, und die Menschen und ihre Beamten behandeln euch anständig und höflich. Und besser als der bayerische Bundesstaat.

Wollt ihr euer Geld Leuten in den Rachen werfen, die euch belästigen?

Ignaz Wrobel
Die Weltbühne, 27.01.1921, Nr. 4, S. 114.


Was machst du eigentlich den ganzen Tag?

Tribut an den 5. eines Monats von Frau Bruellen.

Irgendwann vor sechs aus dem Bett erhoben, geduscht. Dann runter in die Küche und Brotzeit für alle 4 gemacht. Zeit gehabt noch in die Zeitung zu lesen.

Um 7 Richtung Schule aufgebrochen, weil ich noch einen Schulstempel brauchte für ein Formular. Eigentlich war heute Schulleitertagung angesagt. Gespräche in der Schule geführt. Ins Büro gesetzt, ohne Kaffee, weil die Maschine demontiert und gesäubert – aber eben nicht wieder montiert worden war. Nun ja, kurz vor dem Abflug war dann eine Tasse möglich, aber ich hatte zu wenig Zeit, sie auszutrinken.

Richtung Schwandorf gefahren, wo die Sitzung stattfinden sollte. Und nun, der Rest ist schnell zusammengefasst: Sitzen, hören, aufstehen, Kaffee trinken, Brezen essen, sitzen, hören, mehr Kaffee trinken, hören, aufstehen, Mittag essen, sitzen, Kaffee trinken, Gebäck essen, mehr Kaffee, sitzen, auftstehen, gehen. Schwerpunktthema im Austausch aber 1:1 Ausstattung der Schulen, manche haben es schon nahezu, andere nicht mal nahe. Kontroverse Diskussionen. Merke selbst, Schulleiter einer 1:1 Schule in 7-9, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, dass mit den Geräten in der Schule dann erst die Arbeit anfängt. Im Auto später lasse ich mir meine eigene digitale Entwicklung durch den Kopf gehen, vom ersten Computer mit 23 und dem ersten iPhone, iPad und so weiter.

Gleichzeitig: Emails beantwortet, geschrieben, Access Datenbank zu Unterrichtsbesuchen aufgesetzt mit einem Formular, Unterrichtsbesuche eingetragen, Nextcloud Instanz aufgeräumt, mehr Emails, Kalender in Ordnung gebracht, weil der mir schon Ärger eingebracht hatte am Wochenende.

Danach rüber gefahren zum Globus Einkaufsparadies in Schwandorf. Erst vor wenigen Wochen entdeckt, sehr gut bestückt mit allem. Heute gekauft: Bagels, Brezen, Tortellini, eine Logitech-Tastatur-Kombi. Raus, beim Globus noch vollgetankt, denn übermorgen geht es zum Netzwerktreffen nach Prag.

Heimgefahren, ziemlich viele Kinder im Haus, sehr viel mehr als normal. Versucht zu arbeiten, was ich tagsüber nicht geschafft habe – zwecklos. Überflüssige Kinder der Nachbarschaft rausgeworfen. Abendliche Brotzeit. Werde noch das Kochbuch zur Hand nehmen, was heute auf meine Bestellung hin kam: Ach, das ist vegan?

Gleich schlafen die Kinder dann. Und ich fürchte ich dann auch. Oder doch noch am Elternbrief schrauben?