Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Die Aufgabe kommt wie immer von Frau Brüllen.
Aufgewacht um 6:30 Uhr, also eigentlich 5:30 Uhr – also alles normal und ja, ich rechne auch noch Euro in DMark um, manchmal, vor allem, wenn ich Geld bekomme und mich dann mehr freue, dass es mehr ist. Sehr seltsames Gebaren. Letzter Freitag der Ferien.
Frühstücken, vormittags nur ein Termin im Autohaus, um eine Probefahrt zu absolvieren. Vorgefahren mit dem überraschend verschlammten Alfa, der in der Nacht vorher durch den Wald mit Schlammlöchern musste nach dem Treffen der Fischereiaufseher und -ausbilder. Der verschlammte Alfa macht neuerdings wieder Geräusche, die ungut klingen, das wäre das dritte Jahr in Folge mit einer teuren Reparatur und auch wenn es nur Verschleißteile sind, ist es lästig. Die Probefahrt war beeindruckend, allerdings würde das Probefahrt-Auto auch mehr als doppelt so viel kosten wie der Alfa vor 12 Jahren. Dagegen entschieden.
Es gab noch Termine am Nachmittag, also die Mitbewohnerin eingepackt und los ging es.
Losgefahren in Richtung Nürnberg, ein paar neue Baustellen umschifft, wobei neu relativ ist, weil ich seit August nicht mehr dort war. Daher auch gleich die falsche Autobahn genommen (die in Richtung ehemaliger Arbeit und nicht in staulose Richtung Innenstadt). Mein Lieblingsparkhaus gibt es aber noch, aber mit einer Neuerung: Keine Karten mehr in der Einfahrt, sondern gefilmtes Autokennzeichen, welches man später dann in den Kassenautomaten eingibt, um seine Rechnung zu bezahlen.
Erster Wegpunkt war mein alter Barber in Richtung Hauptbahnhof, den ich seit mindestens einem Jahr nicht mehr besucht habe. Noch bevor ich eingetreten war großes Hallo durch die offene Tür nach draußen vom Chef: Lange nicht mehr da gewesen, nicht mehr in Nürnberg, oh, kommst du irgendwann wieder, nur zu dir. Der Bruder steht parat, gleich auf den Sessel. Kurzer Austausch, was sein soll, weniger Vorgabe von mir, mach ich dir was Schönes. Während des Schneidens fast ununterbrochen neue Leute begrüßen, Habibi, wie geht’s, alles gut?, das meiste aber auf arabisch, in einem Fluss, hin und her im ganzen Raum, so dass ich oft nicht mitbekomme, wenn er plötzlich mich anspricht, Augenbrauen?, Schnurrbart?, Was in die Haare? Ich mag es normalerweise, wenn ich keinen Smalltalk halten muss, das respektiert man hier, daher immer in Gedanken, wenn ich angesprochen werde. Ergebnis sehr perfekt, am Ende die übliche Wolke um mich herumgesprüht, fühle mich mondän, wenn man dieses Wort noch verwenden möchte.
Dann raus in die Fußgängerzone zum zweiten Anlaufpunkt, die Mitbewohnerin zum Eisessen getroffen. Bisschen geschlendert am toten Kaufhof vorbei, kurzer Blick zum Karstadt, den es offenbar noch gibt, die Jesus-Gruppe steht vor der Lorenzkirche und hat Mikrofone und Verstärker dabei.
Weiter zur eigentlichen Verabredung. Einer der ernsten Unternehmungen für den Tag war ein Besuch auf dem Westfriedhof, auf dem ich mehrmals spazieren gegangen war als ich noch in der Nähe wohnte. Jetzt aber ging es um eine Beerdigung, die wir verpasst hatten, bzw. um den Besuch am Grab und gedanklich alles drumherum.
Dann zum Abendessen und zu stundenlangen Gesprächen zu viert, mit Essen und zwei Tegernseer Hell. Spinat-Lasagne, Nachtisch. Hinterher alle schlauer, was den aktuellen Informationsstand angeht.
Nachts über die Autobahnen (A3 und A6), dann Landstraße, zuhause kaputt und satt und schlafen.