Ein Fehler in der Matrix – für Herrn Rau und Herrn Schreiner, vom Krankenbett aus

Ich habe Herrn Rau irritiert in einer Twitter-Diskussion entdeckt und dann folgte ein Blogeintrag, nach dem er verreist ist. Es ging um den Begriff des „Bulimie-Lernens“ – Also das schnelle Anfressen von Wissen, um es bei der Prüfung auszukotzen und dann wieder schnell zu vergessen. Bzw. darum, dass man das als Fehler in der Matrix des (bayerischen) Schulsystems ansieht, was Herr Rau nicht teilt.

Ich kenne das ebensowenig wie Herr Rau aus eigener Erfahrung, rechne das aber dem zu, dass ich als Schüler nie eine bayerische Schule von innen gesehen habe – nur in Hamburg und dann in NRW. Aus dieser Perspektive und der eines Schulleiters einer bayerischen Realschule aber würde ich einige Beobachtungen hinzufügen. Nichts davon soll beweisen, dass diese Art des Lernens strukturell oder nicht ist. Ich bin auf keiner Mission. Ich erzähle nur.

Beobachtung 1: Während des Studiums Aushilfsjob im Baumarkt. Mehr als einmal musste ich mir vom Stift (Mittlere Reife) anhören, dass das Schulsystem in Bayern ja so streng und so gut sei und dass er in seiner Abschlussklasse Aufgaben gelöst hätte, die da, wo ich herkomme, im Abitur drankämen.

Ironie und Widersprüchlichkeit waren nicht sein Ding.

Beobachtung 2: Wenn ich im Referendariat (1998) an der Einsatzschule mit einem Pack Arbeitsblätter in den Geschichtsunterricht kam, wurde es im Raum stiller als ich es je hätte durch meine natürliche Autorität erreichen können. Ich habe erst nach einiger Zeit bemerkt, dass Arbeitsblätter zweierlei bedeuten in einem Alltag von bayerischen (Real)Schulen, die nicht Seminarschulen sind:

A) Er schreibt jetzt einen unangekündigten Test (Ex)

B) Er schreibt nächste Stunde einen unangekündigten Test (Ex)

Gleiches gilt für Tafelbilder: Macht der Lehrer ein Tafelbild, dann gibts

A) Eine Ex.

B) Eine Abfrage.

Das Konzept Abfrage war mir bis Bayern nahezu unbekannt.

Exkurs: Ein Lehrer aus meiner Schulzeit in NRW fragte in Englisch ab, gern mich, wenn er mich morgens auf dem Weg zur Schule rauchend gesehen hat. Das war der Lehrer, der mit 22 als Unteroffizier am Strand der Normandie gefangengenommen wurde und in der Nachkriegszeit sein Abitur und Studium nachgemacht hatte. Wir sahen ihn später im Fernsehen wieder, am Strand der Normandie, in einem Gedenkjahr, vom Krieg sprechend. Wir lachten damals, weil er dort in der Normandie beim Sprechen wie bei der Abfrage immer auf den Zehenballen wippte, die Hände gefaltet oder hinterm Rücken.

Beobachtung 3: Gern von Eltern gehört – Es gibt „Lernfächer“ und andere Fächer. Gern in folgendem Satz: Ich weiß auch nicht, warum mein Kind so schlecht in Geschichte ist – das ist doch nur ein Lernfach.

Das andere Fach ist das, wo man nicht nur lernen, sondern auch verstehen muss. (Sic!)

Beobachtung 4: Gespräche, die ich oft mitbekommen habe in den letzten Jahren, auf Gängen, zwischen SchülerInnen und LehrerInnen.

„Warum habe ich eine 3 (auf dem Zeugnis)?“

„Weil der Schnitt deiner Noten eine 2,9 ergibt.“

Ende des Gesprächs.

Exkurs 2: Es gibt im Schulrecht im Kapitel über Leistungsfeststellung im Hinblick auf das Schuljahresende und Vorrücken eine Stelle im Kommentar, die ich grad aus dem Kopf zitieren muss, weil der Kommentar in der Schule steht. Dort heißt es, dass die Feststellung einer Jahresleistung nicht allein das Ergebnis einer logarithmischen Berechnung sein darf, sondern die Lehrkraft in voller pädagogischer Verantwortung die Gesamtpersönlichkeit des Schülers mit einbeziehen muss.

Exkurs 3: Es gibt Klagen, in denen es um Noten geht. Dort wird abgefragt, ob die Notengebung unter formalen Bedingungen richtig erfolgt ist.

Exkurs 4: In der einzigen Klage, die ich bisher durchstehen musste, begründete das Gericht am Ende (ich zitiere grob) – auch auf der Basis meiner Argumentation: „dass pädagogische Entscheidungen in der Schule gerichtlich nicht abbildbar sind und das Gericht dies auch nicht anstreben kann“.

Exkurs 5: Wenn ich in NRW nach meinen Noten gefragt habe, wurde mir ausführlich erklärt, wie die zustande kamen.

Beobachtung 5: Vor mehr als 18 Jahren habe ich mal mit einer Kollegin gesprochen, wie sie ihre Noten in Deutsch mache. Antwort war: Ich schreibe in einem Schuljahr vier Schulaufgaben, in jedem Halbjahr zwei Exen und fragen jeden Schüler im Halbjahr ein Mal ab.

Das entspricht exakt der Vorgabe, die die Realschulordnung vorgibt als Mindestmaß.

Ich habe über Umwege gehört, dass die Kollegin, deutlich jünger als ich, mittlerweile ihrem Burnout nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

Abschluss

Grundgedanke/Theorie: Wir arbeiten alle im gleichen bayerischen Schulsystem. Nicht.

Beobachtung 6: Vorrücken auf Probe

§ 31 (Gymnasium)

Vorrücken auf Probe

(1) 1Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 9, die das Ziel der jeweiligen Jahrgangsstufe erstmals nicht erreicht haben, können mit Einverständnis ihrer Erziehungsberechtigten auf Probe vorrücken, wenn nach dem Gesamtbild aller erzielten Leistungen erwartet werden kann, dass sie im nächsten Schuljahr das Ziel der Jahrgangsstufe erreichen. 2Dies gilt für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 und 11 nur, wenn sie das Ziel der Jahrgangsstufe wegen Note 6 in einem oder Note 5 in zwei Vorrückungsfächern, darunter in Kernfächern keine schlechtere Note als einmal Note 5, nicht erreicht haben; bei Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 kommt es darauf an, ob erwartet werden kann, dass sie das Ziel des Gymnasiums erreichen. 3Die Entscheidung trifft die Lehrerkonferenz auf der Grundlage einer Empfehlung der Klassenkonferenz.

https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayGSO-31

§ 26 (Realschule)

Vorrücken auf Probe

(1) Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 9, die wegen Note 6 in einem oder Note 5 in zwei Vorrückungsfächern das Ziel der jeweiligen Jahrgangsstufe erstmals nicht erreicht haben, können mit Einverständnis ihrer Erziehungsberechtigten auf Probe vorrücken, wenn sie in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik und in dem jeweiligen gruppenspezifischen Wahlpflichtfach nach § 35 Abs. 1 Satz 1 keine schlechtere Note als einmal Note 5 haben und die Lehrerkonferenz auf der Grundlage einer Empfehlung der Klassenkonferenz zu der Auffassung gelangt, dass nach dem Gesamtbild aller erzielten Leistungen erwartet werden kann, dass sie im nächsten Schuljahr das Ziel der Jahrgangsstufe erreichen.

https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayRSO-26

=> Zum Unterschied:

Am Gymnasium ist die Entscheidung über das Vorrücken auf Probe eine überwiegend pädagogische Entscheidung in 5-9. Unabhängig davon, wieviele Fächer mit 5 oder schlechter bewertet werden.

An der Realschule ist es an Fächer gebunden und an die Anzahl der mangelhaften Fächer.

Das BayEUG (steht ja über allem)orientiert sich eher am Gymnasium:

Art. 53 (BayEUG)

(6) 1 Schülerinnen und Schülern, die die Erlaubnis zum Vorrücken nicht erhalten haben, kann in einzelnen Schularten und Jahrgangsstufen nach Maßgabe näherer Regelungen in den Schulordnungen das Vorrücken auf Probe gestattet werden; das Vorrücken kann ihnen noch gestattet werden, wenn sie sich einer Nachprüfung zu Beginn des folgenden Schuljahres erfolgreich unterzogen haben. 2Schülerinnen und Schülern, die infolge nachgewiesener erheblicher Beeinträchtigungen ohne eigenes Verschulden wegen Leistungsminderungen die Voraussetzungen zum Vorrücken nicht erfüllen (z.B. wegen Krankheit), kann das Vorrücken auf Probe gestattet werden, wenn zu erwarten ist, dass die entstandenen Lücken geschlossen werden können und das angestrebte Bildungsziel erreicht werden kann.

https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayEUG-53

Letzter Exkurs: In Coronazeiten wurde das alles zusammengeführt in einer „Allgemeinverfügung zur Änderung der Schulordnungen in Folge der Corona-Pandemie“ vom 24. Juni 2021

Änderung der Bekanntmachung über den Vollzug der Bayerischen Schulordnung (BaySchO)

Allgemeinverfügung zur Änderung der Schulordnungen in Folge der Corona-Pandemie

Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 24. Juni 2021, Az. II.1-BS4610.2/30

1.1 Nach Nr. 1.4 wird folgende Nr. 1.5 angefügt:

„1.5 1Für Schülerinnen und Schüler, für die ein Vorrücken aufgrund ihrer Leistungen nicht möglich ist, sind im Schuljahr 2020/2021 Entscheidungen über ein Vorrücken auf Probe nach Art. 53 Abs. 6 Satz 2 BayEUG zu treffen. 2Dabei wird die im Einzelfall zu Leistungsminderungen führende erhebliche Beeinträchtigung infolge der COVID-19-Pandemie in besonderem Maße gewichtet, auch hinsichtlich der Erwartung, ob die entstandenen Lücken geschlossen werden können, und der Prognose, ob das angestrebte Bildungsziel erreicht werden kann.

https://www.verkuendung-bayern.de/files/baymbl/2021/442/baymbl-2021-442.pdf

Zur Erklärung, weil ich es selbst auch falsch verstanden habe und entsprechend Entscheidungen zurücknehmen musste: Das Vorrücken auf Probe war hiermit keine Entscheidung mehr auf der Basis von Noten oder Noten in bestimmten Fächern, aber auch keine pädagogische Entscheidung mehr.

Wer es bis hier durchgehalten hat.

Völlig ohne Ironie und Sarkasmus oder väterliche Attitüde: Realschule und Gymnasien in Bayern sind unterschiedliche Schularten (ja…) und pflegen eine unterschiedliche Kultur. Daher reden die Beteiligten reden oft aneinander vorbei.

Ich ärgere mich oft im Alltag über die Gymnasien, mit denen ich zu tun habe – und wenn ich mich ärgere, ärgert sich in der Regel im Anschluss einer am Gymnasium über mich und die Realschule.

In Nürnberg gibt es zwei Schulen, an denen drei Schularten unter einem Dach sind. Ich bilde mir manchmal ein, dass da das Miteinander entspannter ist.

Und ich hoffe, dass die Realschule, die ich sehr mag, und jede andere Schule auch, die Kultur der pädagogischen Notengebung stärker kultivieren würde – und nein, wie gehabt, das heißt nicht, dass immer die bessere Note gegeben wird.

Den Faden wiederfinden

Wie schon manches Mal hier im Schreiben habe ich seit ein paar Wochen den Faden verloren. Ich glaube das lag ein wenig an einem Gespräch mit einem klugen Menschen – und ich meine das „klug“ in einem anerkennenden Sinne. Klug in dem Sinne, dass ich mich nicht dumm fand in der Gegenwart dieses Menschen, nicht zu klein, um nicht Fragen zu stellen, zu oberflächlich, um diesen klugen Menschen nicht auch zum Stutzen zu bringen.

Und das kam so.

Ich fragte den Menschen nach der Arbeit, für die er seinen Doktor bekommen hat. Überraschend hörte ich, dass es eine philosophische Arbeit war über Henri Bergson, einen französischen Philosophen. Er erklärte mir die Grundgedanken. Er erwähnte Kierkegaard, den ich immer mal verstehen wollte. Ich versuchte mit Montaigne zögerlich zu entgegnen.

Der kluge Mensch liest meinen Blog, als Kollege eben. Und er offenbarte, dass ihm die – ich erinnere nicht mehr das Wort, das er verwendete – offene / offenherzige / freimütige Art meines Schreibens nichts sei für ihn selbst. Nicht dass er es nicht schätze, aber für ihn, nein.

Ich dachte kurz nach und äußerte dann, dass ich eigentlich für mich immer eine Trennung sähe – zwischen mir, der schreibt und dem, über den ich schreibe. Also die klassische Trennung zwischen Autor und Geschriebenem.

Das mag überraschend klingen und der kluge Mensch stutzte wirklich.

Aber sehen wir uns es doch mal an: Ich wähle zwischen allen den Ereignissen meiner Tage aus. Die Kriterien dafür mögen sein, dass es bezeichnend ist für meine Stimmung in der Minute, in der ich das Schreiben beginne. Oder es mag symptomhaft für meinen Berufsalltag sein. Oder es wird eine besondere Pointe erzeugt. Oder ich will etwas aus meinem Kopf bekommen, was mich stört – auf gute oder blöde Art und Weise.

In jedem Fall verkürze ich es, dass es in diesem Rahmen bestehen kann. In jedem Fall setze ich es aus Einzelstücken so zusammen, dass es passt. Ich montiere. Glätte. Dass es eine Logik erzeugen mag. Dass es einem roten Faden folgt. Ich versuche mich immer an etwas zu erinnern. Richtig zu erinnern.

In keinem Fall erzähle ich von mir.

Ich erzähle Geschichten.

Dass man mich kennen mag, ändert nichts daran.


Und dieses Gespräch hängt mir so nach, ebenso wie Montaigne. So lang bis ich es jetzt aufgeschrieben habe. Auch weil ich seit drei Tagen auf mich selbst zurückgeworfen bin.

Bücher, die fehlen

Ein Jahr nach dem Umzug habe ich festgestellt, dass mir Bücher fehlen. Manche sehr. Also habe ich eine Medimops Shopping Tour gemacht:

  • Anton Reiser. Karl-Philipp Moritz
  • Reisebilder. Heinrich Heine
  • Buddenbrooks. Thomas Mann
  • Der Schüler Gerber. Friedrich Torberg
  • Die Verwirrungen des Zögling Törleß‘. Robert Musil
  • Der Vater eines Mörders. Alfred Andersch
  • Mars. Fritz Zorn
  • Gedichte. Gottfried Benn
  • Hand an sich legen. Jean Amery
  • Fabian. Erich Kästner
  • Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke. Erich Kästner
  • Das ist kein Liebeslied. Karen Duve
  • Taxi. Karen Duve
  • Anständig essen. Karen Duve
  • Tiere essen. Jonathan Safran Foer
  • Deutschstunde. Siegfried Lenz
  • Vom Nachteil geboren zu sein. E.M. Cioran
  • Berlin Alexanderplatz. Alfred Döblin
  • Weihnachten mit Thomas Müller. Karen Duve
  • Über das Wetter reden. Peter Bichsel
  • Paare, Passanten. Botho Strauß
  • Die Widmung. Peter Handke

Von einigen der Autoren auch noch andere Werke bestellt: Duve, Foer, Kästner, Handke. Dazu: Selim Özdogan. Einige hatte ich schon vor dem Umzug lange nicht mehr gesehen.


Komisch, dass mir plötzlich Bücher fehlen. Dass mir aus dem Stegreif so viel Bücher fehlen.

wasmachteigentlichderchef 2022-03-27 (Roger Willemsen)

Nachdem ich Deutschlandreise von Roger Willemsen bestellt hatte, bemerkte ich, dass auf Spotify das Ding als Hörbuch liegt. Da ich in letzter Zeit mehr und länger unterwegs bin, habe ich nun gleich dies gehört. Und mit der Stimme des Autors wird diese besondere Form des Reiseberichts noch einmal eindrucksvoller. Habe manchmal gelacht im Auto, was ich als selbstbeherrschter Mensch auch außerhalb nur sehr überlegt mache*1

Ach, geiler Satz.

Jetzt fast drei Tage nicht in meiner Wohnung gewesen. Merke, dass ich bei allem ruhiger werde, wenn ich nicht meinen Schreibtisch sehe.

Zwei Sätze aus der letzten Zeit in dem Zusammenhang, die nachhallen:

„Manchmal möchte ich wissen, was in deinem Kopf vorgeht.“ *1

„Du lachst schon viel mehr.“ *1

Aber echt: Ich kann mich aus meiner Zeit in der Schulleitung (also seit 2009) nur an drei Ereignisse erinnern, wo ich mich nicht gut unter Kontrolle hatte. Zwei Mal habe ich mich geärgert, ein Mal angefangen zu weinen.

Ich neige offenbar dazu, Sachen in mich reinzuschaufeln und da dann zu lassen. Letzte Woche beim Coaching gefragt worden, wie immer, womit ich denn anfangen wolle. Schon auf dem Weg dorthin dachte ich mir, dass eigentlich nichts Aufregendes anliegt. Als ich dann anfing etwas zu erklären, kam ich von einem zum Anderen, holte weiter aus und noch weiter, um mich am Ende dann mit der Frage konfrontiert sehen: Wollen Sie nicht ein paar der Dinge loslassen?

Ich radelte erleichtert nach Hause.


Nächster Woche beginne ich die Golfsaison.


Westpark, morgens, wenn die Sonne tief steht, werfen auch Zwerge große Schatten.

Gostenhof, Nürnberg, Spaziergang

Es ist alles gut so wie es ist.

#wasmachteigentlichderchef 2022-03-19 (Deadline. Bov Bjerg)

Glaubenssatz: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Leichte Abwandlung, schlimmer: Ohne Arbeit kein Vergnügen.

Typischer Samstag: Vorfreude aufs Ausschlafen, Aufwachen mit Kopfschmerzen zwischen 5 und 6, früher als in der Woche der Wecker klingelt. Socialmedia leerlesen. Sich leer fühlen. Aufstehen, Kaffeekochen, aufs Sofa gehen, mit Decke, den angefangenen Roman „Deadline“ (Bov Bjerg) zur Hand nehmen.

Glaubenssatz: Ein Buch liest man immer über mehrere Tage.

Nach anderthalb Stunden ausgelesen, mehr Kaffee getrunken, Brötchen gefrühstückt vielleicht muss man nur so lesen, damit man Bezüge erkennt und „das Gesamte“. Vielleicht muss man öfter mit dem Vergnügen beginnen.

Auf der weiteren Leseliste:

  • Faserland, Christian Kracht
  • Deutschlandreise, Roger Willemsen

Letzte Woche von der Kollegin, die die Schülerbücherei betreut, nach den Lektüren gefragt worden, die ich in 10 als Referate verteile und welche davon noch für die Bücherei geeignet wären. Einer meiner Schüler hatte nach einem Roman gefragt („Habe ich dir eigentlich schon erzählt“ von Sibylle Berg). Ich ging meine Leseliste durch und blieb an „Deutschland umsonst“ von Michael Holzach hängen, was mich um 20 herum unheimlich fasziniert hat – und immer noch tut. Las weiter, stieß auf die oberen beiden. Bestellte. Nach dem Umzug sind einige der Bücher nicht mehr da.

Mehr Vergnügen nötig und immer zuerst.

Gestern beim Kochen einer Hühnerbrühe/-suppe für eine Freundin drei Straßen weiter, die Corona hat und stärkere Erkältungssymptome, …(Gedanken verloren, weiß nicht, was ich hier schreiben wollte)

Der Freundin die Suppe gebracht, auf Abstand, vor die Wohnungstür gestellt, danach durchs Viertel, nach Einbruch der Dunkelheit, Fotos gemacht, keine Lust auf die eigene Suppe mehr gehabt(heute kommt Besuch, da wird sie eine Rolle spielen) und TK-Pizza vom Aldi mitgenommen, kurz mit L. gesprochen vor dem Milchregal, trotz Ausbildung Spätschicht und Samstag im Einsatz, Personallücken überall.

Mit Lesenwollen hat das alles mal angefangen, mit Lesenmüssen – und mit Schreiben.