Haben Sie sein Buch überhaupt gelesen…ich fürchte nicht

Wenn ich diesen Satz einmalig gehört hätte, würde ich mich nicht wundern. Nun habe ich ihn aber schon zwei Mal gehört und dann komm ich doch ins Grübeln.

Haben Sie sein Buch überhaupt gelesen?

Das fragte mich in einem Antwortbrief ein angegriffener Funktionär des brlv ( Bayerischer Reallschullehrerverband). Komischerweise mit dem Hinweis,

„Frau Merkel hat es sicher auch nicht gelesen.“

Haben Sie das Buch überhaupt gelesen…ich fürchte nicht.

Das kam als Antwort auf einen Kommentar, den ich zu einer negativen Kritik des Buches „Manifest der Vielen“ bei amazon.de hinterließ.

Was impliziert diese Frage eigentlich?

Mir kommt es doch so vor, als wenn man davon überzeugt ist, dass allein die Lektüre des Buches zu einer Erleuchtung, zur Bekehrung oder etwas hinreichend Ähnlichem führen soll. Auf jeden Fall zur Übereinstimmung mit den Thesen von Herrn S.

Allein das macht mich doch schon skeptisch.

Ich sehe Herrn S. Abhandlung als eine Ansammlung von Thesen, die nach Lektüre von diversen Büchern und Auszählung von Statistiken erfolgte. Ich erkenne, dass versucht wird auszurechnen, wie eine Gesellschaft in 90 Jahren aussieht, um daraufhin Rückschlüsse für eine Gegenwart zu ziehen. Und je stärker es sich auf seine Thesen ausrichtet, desto stärker blendet es eben auch andere Perspektiven auf die Realität aus.

Für mich ist dies die Abhandlung eines Volkswirts, der über Statistiken, Halbwahres, Ressentiments und einen Hang zum Populismus verfügt. Und dass in dieser Suppe immer jemand etwas findet, was irgendwie „stimmt“, muss ja nicht besonders betont werden. Wenn ich nachts durch eine Großstadt gehe und eine Kotzlache sehe, entdecke ich darin auch Maiskörner, die noch gut aussehen – essen tu ich sie deshalb noch lange nicht.

Aber nicht mal dies ist das einzige, was mich abstößt. Widerlich ist die Haltung aus einer sicheren Entfernung heraus Brandbomben zu werfen und dann, wenn die Flammen lodern, mit einer Unschuldsmine dazustehen und zu murmeln:

„Man wird das doch mal sagen dürfen.“

Was denn? Dass das mit den Juden nicht so schlimm war?

Oder noch viel ekliger:

„Es muss auch jemanden geben, der sich traut, das zu sagen.“

In Deutschland muss man sich nicht „trauen“, etwas zu sagen – oder gab es eine Talkshow, in der er nicht aufgetreten ist? Gab es eine Zeitung, die ihn nicht zitiert hat? Wurde sein Buch zensiert?

Was hatte Sarrazin zu verlieren? Was ist ihm passiert?

Nichts.

Und auch wenn es anders aussieht: Er ist als einziger Gewinner aus dieser Diskussion heraus gekommen.

Den Preis zahlen andere.

Meine Schwester und das Rostwasser

Mit meinem Blog verbunden sind irgendwelche Statistikgeschichten-Plugin-Dinger, die mir unter anderem auch die Suchbegriffe anzeigen, mit denen man auf meine Seite kommt. Wenn ich gar nix zu tun habe, schaue ich mir die mal an.

Heute sind sie besonders gut:

Und bei der Anfrage, die in der dritten Zeile von unten steht, liegt meine Seite bei Google auf Platz Nr. 1. Bzw. jetzt natürlich erst recht. Vorher zeigte Google auf meinen Beitrag zur Pizza, in dem ein Rost und Wasser vorkamen…oder so.

Der Text, den ich selber schreiben wollte

Über Facebook ( ja ja, das Böse aus dem Netz….), auf folgenden Text gestoßen, der wunderbar zusammenfasst, was zum Thema Guttenberg die letzten zwei Wochen abging. Und bevor ich dann an den nächsten Schultagen mal die Kollegin meucheln werde („Guttenberg ist gut, weil er in meinem Jahrgang geboren wurde“ ja, das meinte die ernsthaft, und dem obligatorischen „Alle anderen haben auch Dreck am Stecken.“), lege ich ihr einfach das hier ins Fach.

Oder haue es ihr um die Ohren.

Wunderbare Vorstellung…wunderbarer Text.

Der Ölprinz

Lies – Bewerte – Gewichte – Schreib darüber

Seit Oktober letzten Jahres führe ich diesen (dieses?) Blog und bin darüber mit einigen anderen Lehrern in Kontakt gekommen. Im Ansatz erst fange ich vielleicht an zu begreifen, was es heißt zu bloggen. Aber obwohl ich noch nicht wirklich sagen kann, die Ahnung zu haben, überlege ich, ob ich in meiner Schule für Interessierte nicht eine kleine „Fortbildung“ unternehmen kann. Dabei geht es vielleicht weniger darum, jemandem großartig was beizubringen – sondern mehr darum, zu zeigen, wo ich mich grad bewege. Dabei geht es nicht darum, alle zum Bloggen zu bringen, sondern eher, mit diesen umzugehen.

Zu diesem Zweck habe ich grad ein Wiki bei wikispaces eingerichtet und es einigen Kollegen meiner Fachschaft angeboten. In diesem platziere ich grad einige Artikel, die als Teaser für die Kollegen dienen sollen. Das Einführungskapitel kann ich ebenso hier veröffentlichen, weil es so ganz nebenbei einen Aspekt liefert, der das Bloggen legitimiert über das „Ich machs einfach“ hinaus.


Vorwort sozusagen

Farpoint Station war die erste Mailbox, auf die ich mich etwa 1995 einloggte. Mailbox war früher das Wort für Internet, sozusagen. Man wählte sich in einen Hostcomputer ein und konnte dort „chatten“. Der Bildschirm war schwarz bis auf die Schrift, die Reaktionszeit lang, aber man konnte mit Leuten reden, die man nicht kannte, und zwar über eine Modemverbindung von 14,4 kb (isdn: 128 kb, mein dsl heute: 16.000 kb).

Es gab keine echten Bilder, keine Musik…nur der leere Raum um Farpoint-Station. Die Mailbox stand in München. Eine zweite mit dem Namen Incubus stand in Würzburg.

Die Farpoint Station stammte natürlich aus Star Trek, und zwar der Serie um Jean Luc Picard, also der Next Generation. In der ersten Folge war das Ziel Farpoint Station und man kam natürlich nur über Umwege an. Seit jeher die Serie für echte Zukunftsgeschichten.

Heute lesen wir davon, dass Facebook Revolution anfachen kann, wie in Ägypten. Dass youtube die Zensur von Diktaturen unterläuft, wie z.B. in Libyen und China. Dass Twitter Demonstrationen organisieren kann, wie im Jemen und ganz Nordafrika.

Seit einiger Zeit, ich gebe es zu, bin ich etwas aufgesogen worden vom Internet („Was muss der Mann für Zeit haben?“) und in etwas eingetaucht, was ich noch versuche zu umfassen. Den Teil, der in Richtung Eigen-Bildung, Weiterbildung und Technologie im Unterricht angeht, will ich hier nur kurz umreißen. Einige der Ansätze finde ich, nicht nur als Computerfreak und Internetti, ziemlich spannend.

Bevor ich weiter zum Kern vorstoße, möchte ich euch zwei Videos verlinken, die ziemlich genau ins Zentrum treffen von dem, was ich nur langatmig erklären kann.

Im ersten Video kommt Gunter Dueck zu Wort. Seines Zeichens Professor für Mathematik und Mitarbeiter am wissenschaftlichen Institut bei IBM, Buchautor und gelegentlicher Kritiker des Bildungssystems. Er spricht über „Bildung und Mensch im digitalen Zeitalter“.

httpv://www.youtube.com/watch?v=Optk-gYgFo8

Als zweites ein Einführungsvortrag von Prof. Dr. Beat Döbeli Honegger der Pädagogischen Hochschule Zentraluniversität Schweiz zur Tagung „Personal Learning Environments“ in der Schule.

Und dann?

Und dann habt ihr genau das getan, worauf ich in einem ersten Punkt hinaus will: ihr habt euch fortgebildet – und zwar so, wie es Gunter Dueck in seinem Vortrag sagt: indem ihr Originalvorlesungen gehört und gesehen habt, jetzt an eurem Schreibtisch, ohne euch fortzubewegen und direkt von den Spezialisten.

Nach Farpoint Station hat sich „das Internet“ mittlerweile nämlich zu einem ernstzunehmenden Bildungsinstrument gewandelt. Dabei geht es nicht nur darum, dass man sich sein Wissen aus Wikipedia heraus kopiert und damit Doktorarbeiten füllt. Oder man sich Referate sucht, die man dann in einer Stunde gelangweilt vorliest.

Die Möglichkeiten sind mittlerweile weit darüber hinaus gegangen. Wenn ich sie in einem groben Überblick zusammen fasse, dann sieht es folgendermaßen aus:

Eines jeden Bildung

– Nachschlagewerke nutzen (z.B. Wikipedia)

– Fortbildungen mitmachen und selbst von zuhause ausgestalten (z.B. Moodle)

– Vorlesungen hören und sehen (z.B. die Medienseite der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz, aber auch TED – Was ist TED? oder einfach der TED-Kanal bei youtube)

– Texte lesen (google-books)

Sich bildungstechnisch vernetzen

– Twitter

– Facebook

– Social Bookmarking (z.B. Delicious)

– Lehrerblogs (z.B. den Herrn Rau)

– RSS-Feeds

– der eigene Blog

Kollaborativ Arbeiten

– Google Docs oder Etherpad = zusammen Texte schreiben

– Dropbox = Dateien gemeinsam verwalten

– Wikis = genau wie Wikipedia, z.B. das, in dem ihr euch grad bewegt

Was so neu ist

Die Möglichkeiten gehen, so will ich andeuten, weit über das hinaus, was noch vor 5 oder 10 Jahren geboten wurde.

Neu daran ist, dass man als Internetsurfer nicht mehr nur passiv ist, sondern auch zum Gestalter wird. Heutzutage gibt es Software, die es einem leicht macht, seine Gedanken im Web zu präsentieren und sie zur Diskussion zu stellen. Und so kann ich auch überall mit diskutieren und bei Vielem mitarbeiten (immer das Stichwort Wikipedia) und vor allem aber mit anderen zusammen etwas erreichen (das Stichwort „Social“ – als z.B. Social Bookmarking).

Den soziale Aspekt kennzeichnet das Web 2.0.

Hinzu kommen eine Menge Tools, die einem das digitale Arbeiten und das Organisieren seiner Inhalte erleichtern. In diesem Rahmen würde ich gern eine Schilf (Oh, wie ich dieses Wort nicht mag) abhalten, dann würde es um PLN gehen.

Was ist….PLN?

PLN steht für Personal Learning Environment.

Miguel Guhlin erwähnt in seinem Blogartikel Building your PLN, dass es 4 Dinge gibt, die man mit den ganzen Informationen und Inhalten, mit denen man konfrontiert wird, tun sollte:

  • lesen – betrachten – zuhören
  • bewerten / gewichten / sichten / aussortieren
  • das Verbleibende einer Kritik unterziehen
  • über die eigenen Erkenntnisse schreiben und dies veröffentlichen

Seiner Ansicht nach haben wir in den zurückliegenden Jahre zuvor hauptsächlich die ersten drei Schritte unternommen, und zwar jeder für sich. Erst aber durch den letzten Schritt, also das Veröffentlichen, erreiche das Gelernte eine neue Stufe der Bedeutung. Dabei geht es nicht darum zu sagen „Hej, ich bin ein Experte auf meinem Gebiet und erzähle dir jetzt, was ich weiß…“, sondern es müsste eher heißen „Ich lerne, genau wie du, und wir tauschen aus, was wir gelernt haben – um die Fehler auszumerzen und den Lernerfolg zu maximieren“.

Einige Tools können dabei helfen.


Und natürlich habe ich alle diese Hinweis nicht einfach so gefunden, sondern durch Kontakte zu u.a. Felix, aber auch Herrn Rau und anderen, die ich auf meiner Blogroll ergänzen werde. Und nun schreibe ich es hier zusammen und hoffe, es lesen noch andere.

 

…to be continued

iPad als Lehrertasche

Mal Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Ich war ja angetreten, das iPad einzusetzen, um mir eine papierlose Lehrertasche zusammen zu schustern. Und nun, nach etwa 2 Monaten, und mitten in der Zeugniszeit, komme ich zu einer Zwischenrechnung.

Um es vorweg zu nehmen, es gibt Reibungsverluste, aber insgesamt ist ein lohnenswerter Test, den ich weiter führe.

1. Einsatzgebiete

  • Abspielen von MP3-Files, Videos und Podcasts (über Beamer oder mit PC-Lautsprechern)
  • Präsentieren von Bildern (Deutsch: Bildbeschreibung/Vortrag) per Keynote
  • Präsentieren von Features (Bild, Ton, Text-Teaser zu einem Thema) per Keynote
  • Notizen zur Stundenplanung (Notebook – das App entwickelt sich, ist aber noch nicht wirklich gut)
  • Notizen zur Wochenplanung (Evernote)
  • Devonthink to go für Materialarchiv (bisher wenig genutzt)
  • Anzeigen von Arbeitsblättern, Texten und gescannten Schulbüchern
  • Planung von Unterricht / Entwickeln von Ideen per iThought (Mindmapping)
  • Schülerverwaltung per TeacherTool
  • ToDo-Verwaltung mit Omnifocus
  • logischerweise das Übliche: Kalender, Schreiben (pages), E-Books und Spielen

2. Vorteile

  • das iPad ist schnell benutzbar (steht schneller zur Verfügung als der mobile Beamer),
  • es entlastet die Tasche ungemein
  • es ist extrem vielseitig in seinen Anwendungen,d.h. ich habe EIN Gerät für verschiedenste Bereiche (vor allem wichtig für jemanden wie mich, der stellenweise 4 Stunden Schulaufgabenaufsicht hat)
  • es ist alles beisammen (nicht mehr das Buch vergessen oder das AB)
  • die Benutzung optimiert auch meinen Workflow ein wenig
  • durch die Beschäftigung mit der papierlosen Lehrertasche bin ich weiter in das ganze Gebiet Web 2.0 vorgestoßen (dieser Blog ist ein Auswurf in diesem Zusammenhang), beschäftige mich mit allen möglichen Ideen zur Verwendung von Technologien im Unterricht, knüpfe Kontakte mit anderen Kollegen, twittere, lese andere Blogs, nutze Instapaper usw.

3. Probleme und Nachteile

  • das Syncen einzelner Apps über iTunes ist recht umständlich (was verwundert, da das iPad wie alle Apple Software ja doch sehr einfach zu bedienen ist),
  • die Bildqualität der gebeamten Bilder ist schlecht (ich weiß noch nicht genau, obs nicht auch an unseren schäbigen Geräten liegt)
  • die Verbindung zum Drucker ist nicht gelöst (es gibt AirPrint, aber, obwohl ich im Büro einen MacMini stehen habe mit Leopard 10.5, gelingt die Verbindung noch nicht)
  • in unserem Schulhaus gibt es immer noch keine Wlan-Lösung, wodurch es im Klassenzimmer keinen Empfang gibt
  • in Schülerkreisen spricht sich herum, dass ich „nur noch mit dem iPad im Unterricht hocke“, das klingt so, als wenn ich die ganze Zeit „Splinter Cell“ spiele – was ich aber nur in Aufsichten mache
  • das Multitasking ist nicht wirklich gut (ergonomisch) gelöst (zwischen den Programmen hin und her zu gelangen ist schwierig, vor allem das TeacherTool steigt da manchmal aus und man muss sich neu anmelden, was nervt)
  • durch die Beschäftigung mit der papierlosen Lehrertasche bin ich weiter in das ganze Gebiet Web 2.0 vorgestoßen (dieser Blog ist ein Auswurf in diesem Zusammenhang), beschäftige mich mit allen möglichen Ideen zur Verwendung von Technologien im Unterricht, knüpfe Kontakte mit anderen Kollegen, twittere usw. – das kostet alles seine Zeit

4. Fazit

Ich habe mir zwischendurch überlegt, mir eventuell doch ein Macbook anzuschaffen, weil mir die technischen Hürden (Syncen und Multitasking) zu hoch erschienen. Mittlerweile aber merke ich, dass ich auch meine Arbeitsweise anpassen kann, so dass es leichter wird, bzw. auch auf das iPhone auslagern kann. Was mich aber nervt, ist, dass Notebook auf dem iPad noch so unausgereift ist. Ich nutze es derzeit auf dem iMac und freunde mich immer mehr damit an – leider habe ich denselben Komfort nicht auf dem iPad.

Der Test hat mich aber zu vielen Anwendungen gebracht, die meine Organisation, die zugegeben eher im chaotischen Bereich liegt, optimiert. Ich werde also erstmal weiter sehen.

Durch die Beschäftigung mit der papierlosen Lehrertasche bin ich weiter in das ganze Gebiet Web 2.0 vorgestoßen (dieser Blog ist ein Auswurf in diesem Zusammenhang), beschäftige mich mit allen möglichen Ideen zur Verwendung von Technologien im Unterricht, knüpfe Kontakte mit anderen Kollegen, twittere usw. Das finde ich zur Zeit sehr sehr spannend.