Der Aufsatz als Königsform des Deutschunterrichts

Bauchgepinselt fühlte ich mich, als ich gefragt wurde, ob ich nicht an der Uni lehren möchte, in einem Semester, zu einem Thema.

Ich dachte: „Aufsatz mache ich seit zehn Jahren, kann ich. Noten gebe ich auch ne ganze Menge, kann ich auch.“ Also mache ich was zu den Themen Aufsatzunterricht und Leistungsbeurteilung.

Das klingt selbstbewusst, aber ich hatte schon seit geraumer Zeit gedacht: Da lernen und machen wir Gruppenarbeit, Standbilder, Kugellager, Präsentationen, Websites, Foto-Storys uvm. im Unterricht, weil wir es wichtig finden und in Ordnung. Aber wenn es auf die Schulaufgabe zugeht, dann gilt der schriftliche Aufsatz als Königsform des Deutschunterrichts.

An ihm jubelt oder scheitert der Schüler. Ihn gilt es in festgelegter Zeit zu schreiben. Er wird korrigiert in nächtlichen Sitzungen. Herausgegeben. Schon wieder ein Schnitt von 3,47. Mit den Eltern diskutiert. Die Rechtschreibung war diesmal in Ordnung. Sprachlich ist er etwas monoton. Die Behauptungen fehlten und die Einleitung war auch nicht sehr originell. Ich konnte früher auch nie Aufsätze. Das vererbt sich nicht, höhöhö. Und dann die nächste.

Ja, ich finde das Schreiben wichtig und jeder, der kurz drüber nachdenkt, wird viele Aspekte nennen können, die dem Schreiben in jedem Fall über das Richtig-Schreiben-Können hinaus große Bedeutung geben. Aber wie sieht es im Unterricht aus, wenn ich eine Aufgabe stelle, bei der die Schüler schreiben sollen. Immer kommt die Frage: „Wird das beurteilt?“ Und wenn ich das verneine, dann wird sich i.d.R. auch keine Mühe gegeben. Klar, wird ja nicht benotet.

Hinzu kommt meine Unzufriedenheit, denn die Aufgaben, die ich in den Schulaufgaben stelle, würde ich, wären sie an mich gerichtet, ablehnen. Denn wie bitte sollte ich über ein Thema, von dem ich vorher nie was gehört habe, sprachlich einwandfrei und ausdrucksstark, abwechslungsreich, womöglich eloquent argumentativ oder einfach nur kreativ, inhaltlich reich an Fakten formulieren? In einer Stunde, meinetwegen zwei. Ohne, dass ich wirklich überarbeiten könnte, ohne die Chance, nach ein paar Tagen Abstand noch einmal drüber zu reflektieren? Ohne echtes Korrekturlesen?

Nein, so würde ich nicht schreiben wollen.

Ich fordere es aber seit Jahren von meinen Schülern.

Was aber gehört zum Schreiben?

1. Eine gründliche Recherche.

2. Ausführliches Formulieren in mehreren Varianten.

3. Gründliches Überarbeiten.

Geht das im Unterricht?

Ich probiere etwas stümperhaft derzeit zwei Dinge aus: Das Schreibportfolio und das mehrstufige Korrigieren. Zwei einfach Sachen.

Im Schreibportfolio werden die Texte, die der Schüler schreibt, gesammelt. Ich grenze die Anzahl ein, betone aber, dass sowohl Entwürfe wie die Überarbeitungen und vor allem aber die Reinfassung am Ende hinein sollen. Die Formen orientieren sich an den vorgebenen Schulaufgaben – plus ein freier Text im Umfang einer DINA4 Seite. Ein Hinweisblatt für die Schüler erklärt es. Das Portfolio wird benotet im Halbjahr als (in Bayern sogenannter) Kleiner Leistungsnachweis. Meine Schüler dürfen zudem ihr Portfolio auch in den Schulaufgaben mitnehmen, sozusagen als Formelsammlung.

Im mehrstufigen Korrigieren soll ebenfalls vor allem die Möglichkeit gegeben werden, Texte zu überarbeiten. Dazu schreibt der Schüler seinen Text zu einer Schreibaufgabe in einer ersten Fassung. Diese werden eingesammelt und nach ein paar Tagen wieder ausgeteilt – dabei muss nichts gelesen worden sein, geschweige korrigiert. Der Schüler erhält die Möglichkeit, mit Abstand seinen Text zu überarbeiten. Dieser wird erneut eingesammelt und nun etwas genauer betrachtet. Dabei geht es nicht um Rechtschreibung o.ä. in vorderster Linie, sondern es werden Vorschläge gemacht und notiert, wie der Text überarbeitet / verbessert werden könnte. Diese Vorschläge können vom Lehrer kommen oder von den Mitschülern, wenn man die Texte durch die Klasse auf eine Reise schickt. Es kann ergänzt werden durch einen Bewertungsbogen. Dann erhält der Schüler die Möglichkeit, eine endgültige Reinfassung anzufertigen (er kann dabei die Vorschläge der anderen annehmen oder nicht), die er dann als Endprodukt abgibt. Diese wird dann benotet.

Vorteile – das hoffe ich doch: man kann die Entwicklung eines Textes nachvollziehen und somit den Prozess erfassen. Beurteilt wird also auch die Fähigkeit des Schülers zu überarbeiten und mit Vorschlägen anderer umzugehen. Und, das hoffe ich wirklich, durch die Möglichkeit, dem Text wirklich eine gute und ordentliche Form zu geben, wächst auch die Beziehung des Schülers zu dem, was er schreibt.

Klingt nach Mehrarbeit…höre ich es wieder (sind es dieselben, die auch über ihre Korrekturen beständig jammern?). Nö, ist es nicht, sage ich.

PS: Diesen Text müsste ich auch noch überarbeiten, aber das habe ich schon so oft. Irgendwann muss man auch mal Schluss machen.

Sozialkunde – schnell gemacht 2

Einstieg ins Grundgesetz

Noch bevor ich das Thema Freiheit und Sicherheit angerissen habe, arbeitete ich mit einem  Arbeitsblatt der BPB (Erster Link, Seite 3 des PDFs), welches einen ersten Einstieg ins Grundgesetz ermöglichten sollte. Da muss nicht die große Tiefe stattfinden, sondern jeder soll einfach mal das GG in der Hand halten und darin blättern, um sich auszukennen.

Zur Information: Hier in Bayern (es wird woanders genau so sein – außer Niedersachsen, da habe ich grad gelesen, gibts keine Zentrale für Politische Bildung mehr?) kann man sich und seiner Klasse über die Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit das Grundgesetz mit Bayerischer Verfassung bestellen. Bezahlt werden muss nur das Porto. (Leider ist es derzeit vergriffen – ich arbeite mit welchen vom letzten Jahr) Es gibt aber auch die Möglichkeit, das GG online abzurufen (vielleicht eine Möglichkeit, Smartphones zu aktivieren? 😉 ).

Nach dem Einstieg und einem kurzen Vortrag über die Bedeutung der ersten 20 Artikel, inklusive kurzer Rückblick in die Geschichte vor und nach 45, wird dann ein wenig vertieft. Zumeist mache ich das mit Bildern aus dem Internet, die folgende Aspekte thematisieren: Abhören von Telefonen, Aufbrechen von Wohnungen durch Feuerwehr, Soldaten in der Kaserne (Freizügigkeit), Alkohol trinkende Jugendliche. Abschließend eine kurze Diskussion über die Sache mit der Abtreibung (konkurrierende Grundrechte) und die Frage, wessen Grundrechte im Zweifelsfall überwiegen.

Sozialkunde – schnell gemacht 1

Manchmal erlebe ich etwas Seltsames: Ich sitze am / im Internet, suche etwas, was meine Unterrichtsvorbereitung inspirieren könnte –

und finde was.

Da ich grad in Sozialkunde das Thema Grundgesetz, Grundrechte verhandle, galt mir dieses Bild wunderbar als Vertiefung zum Thema Freiheit, Sicherheit und Terror. Gleichzeitig habe ich es im DU der zehnten Klasse verwendet. Hier übe ich grad Erörterung für die nächste Schulaufgabe und eine Interpretation und Besprechung der Montage unter der Fragestellung „Was ist Freiheit?“ sollte ein wenig helfen, die Hirnwindungen in Gang zu setzen.

Dabei war die Planung der Stunde simpel – so wie ich es mag: Folie auflegen als stummer Impuls, die Diskussion begann ziemlich von allein.

In Sozialkunde konnte ich das noch mit einem AB aus der Zeitschrift Praxis Politik 6/2010 verknüpfen (Thema: Gefährdungen der Demokratie, S. 28). Hier findet sich eine Karikatur, die die Thematik Freiheit-Sicherheit ähnlich darstellt, wenn auch mit weniger Spitze.

Die Bildmontage wurde über www.deutschland-comic.de verlinkt.

Wander aimlessly most of the time (Foto-Projekt)

Street Photography Now Project

Über die Seite Medienpädagogik Praxis stieß ich grad auf ein Projekt zum Bereich Straßenfotografie, welches über flickr organisiert wird. Seit Oktober 2010 wird hier pro Woche ein Fotografier-Auftrag angekündigt und man hat 6 Tage Zeit seine Bilder zu diesem Auftrag in die flickr-Gruppe einzutragen.

Street Photography Now Project

Inspiriert von diesem Projekt regt Eike Rösch vom Medienpädagogik Praxis Blog an, mit Jugendlichen/Schülern in dieser Richtung aktiv zu werden. Eine Sache, die ich angesichts der Fotografierwut der Schüler (vgl. Facebook), selbst für spannend erachte.

Medienpädagogik Praxis Blog

Ich habe so etwas selbst einmal für unsere Schulhomepage durchgeführt. War eine spontane Idee in einer Vertretungsstunde. Die Schüler sollten zunächst in Wort ihren Lieblingsort an der Schule porträtieren und bekamen dann von mir eine Digicam in die Hand gedrückt, um diesen Ort zu fotografieren. Bild und Text habe ich dann zusammen auf die Homepage gebracht. Ist ausbaufähig. Die Texte habe ich leider nicht mehr, aber grad  noch drei Fotos gefunden:

Die analoge Lehrertasche – Zwischenbemerkung

Es ist ja eine Binsenweisheit, dass man in Zeiten, wo man seine Gedanken auf eine Sache konzentriert, scheinbar von allen Seiten weitere Hinweise, Ideen oder Erscheinungen bekommt, die einen weiterhin auf diese eine Sache hinstoßen.

Lange Rede…

Obwohl ich noch teste und suche – mittlerweile bin ich beim Thema GTD angekommen – , merke ich, dass ich angefangen habe, regelmäßig meine Tasche auszumisten. Manchmal nehme ich einfach irgendwas heraus, lege es hinter mich ins Regal und weiß schon, dass es unnütz ist – dass ich es also schon tagelang mit mir rumgetragen habe, ohne dass es Sinn macht.

In der Schule selbst mache ich mir nun manchmal den Spaß, dass ich mir zum Unterricht nur ein Buch und meinen Kopienstapel unter den Arm klemme. (Ich muss der Vollständigkeit halber sagen, dass ich das Privileg eines eigenen Büros genieße, wo ich Platz habe, Sachen abzulegen.) Dabei sehe ich die belustigten Gesichter der Kollegen, die darin eine scheinbare aufreizende, ja, fast obszöne, Lässigkeit sehen. Das dürfen ja normal nur die Mathelehrer…oder Lehrer, die sich nie vorbereiten.

Ich dagegen beobachte ihre immer größer werdenden Taschen, sehe metallene Ringe an den Riemen, die sich unter der Last aufbiegen, sehe Schultern, in die sich diese Riemen einschneiden, sehe Pilotenkoffer in den Ausmaßen von Schrankkoffern, Rucksäcke mit Stiel und Rollen, stolpere in Lehrerzimmern regelmäßig über solche Scheußlichkeiten und habe auf meine Liste der Lektionen für Referendare immer auch eine Durchsicht der Schultasche stehen.

Bei der Durchsicht der gängigen Lehrerforen scheinen zwei Themen immer von großer Bedeutung sein:

  1. Was ziehe ich als Lehrer an?
  2. Welche Tasche muss ich als Lehrer haben?

Google weist über 17.000 Treffer für den Begriff Lehrertasche auf.

Dieses Ding scheint wichtig zu sein. Und es ist immer randvoll. Und alles, was sich darin befindet, ist wichtig. Und es ist Teil der Uniform.