Vision Kino – USB Stick mit Material zur Filmbildung

Erinnere mich an einen Beitrag von Herrn Rau in diesem Jahr. Filmbildung in der Schule als Empfehlung/Bestimmung der KMK.

Letzte Woche habe ich eine Bestellung aus Berlin / NRW (?) bekommen: Einen USB-Stick von Vision Kino, für 15 Euro.

Klingt wenig aufregend, wurde aber aufregender, als ich mir den Stick genauer anschaute. Es ergab ein prall gefülltes Ding, mit Hintergrundwissen, Arbeitsblättern, Software, Unterrichtsvorschlägen, Filmbeispielen, Interviews, Filmheften, Anleitungen, Broschüren uvm. Satte 4 GB.

Unterlagen

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Software

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Wenn ich es recht verstanden habe, kann man direkt vom Stick arbeiten – so denn man einen WindowsPC nutzt.

In einem ersten Blick habe ich ein paar Arbeitsblätter entdeckt zu den Grundbegriffen beim Film. Die habe ich danach eingesetzt. Auch gefunden habe ich ein kleines spannendes Projekt – eigentlich für die unteren Jahrgänge. Arbeitsauftrag ist es, einen kleinen kurzen Dialog zu verfilmen. Der Clou dabei: Man entnimmt diesen Dialog einem bekannten Film. In dem vorliegenden Fall war das ein Dialogausschnitt aus „Herr der Ringe“.

Ich jedenfalls werde mich bedienen: Dieses kleine Dialogprojekt, dann anhand einer Kurzgeschichte Storyboard für 5 Fotos entwerfen, Drehbuchschreiben. Dazu habe ich mich bei zwei Fortbildungen im Februar angemeldet, die den Besuch mit einer Schulklasse im Kino vorbereiten kann, bzw. über Verfilmungen im Deutschunterricht.

Und ja, jetzt kommt mir keiner mit „Wenn ich Zeit hätte, würde ich das auch machen“. Natürlich kann man das machen und ich würde sagen, es ist ein Leichtes dies im Lehrplan unterzubringen:

  • Medienbildung als übergreifendes Lernziel
  • Literaturverfilmung
  • kreative Bearbeitung von Textvorlagen
  • Erzählvorgänge analysieren
  • Medien und ihre Wirkung erkennen
  • Rezensionen schreiben und analysieren
  • alles das basierend auf den Grundlagen der Entstehung eines Filmes und des technischen Hintergrunds

Und wenn mehr gewünscht wird

Sehr hilfreich und motivierend waren zwei Dinge. Zum einen, dass unsere umtriebige IT-Lehrkraft 10 kleine Digicams für die Schule und die unterrichtliche Arbeit angeschafft hat. Diese bereite ich grad vor für die kleinen Projekte. Der Vorteil ist einfach, auch wenn ich schon die Schüler mit ihren Handys habe arbeiten lassen, dass ich hier sicher sein kann, ein eindeutiges Datei- Format zu bekommen.

Zum anderen haben wir gemäß unseres Medienkonzeptes vom letzten Jahr die ersten Medienscouts ausgebildet, die nun ihre Arbeit aufgenommen haben. Zur Ausbildung waren zwei Medienpädagogen an der Schule, die mit ihrem Equipment einfache kleine Projekte mit unseren Schülern gestartet haben, z.B. gegenseitige Interviews. Das war sehr aufschlussreich, vor allem, weil das doch alles so einfach geht, wenn man mal den schulischen Ballast weglässt – also nicht vorab alles erarbeiten will an Theorie, Methode und Überblick, sondern nach einer knappen Anweisung einfach mal machen lässt. Und ja, dann geht das einfach.

Ergänzend zum Ganzen übrigens: Planet Wissen, wie ein Film entsteht in 5 Schritten.

Die Filme, die hier als Beispiele aufgezeigt werden, findet man in einer Übersicht – am meisten hat mich bisher Herr Rücker von Anna Wahle, wenn ich mich recht entsinne, als Dokumentarfilm zum Thema Integration. Der Link hier zeigt nicht nur den Film, sondern auch das Interview mit der Regisseurin über die Entstehung des Films – eine Kurzübersicht. Allemal spannend. Auch genial: Den Film kann/darf man downloaden!

Die restlichen Filme finden sich hier. Unterrichtsmaterial dazu hier.

(Die Filme sind schon ein paar Jahre alt, für mich aber neu – irgendwie dran vorbeigesurft…)

Sozialkunde – leicht gemacht 16: Bayern 2 Radio-Wissen

Bayern 2 ist ein Radiosender des Bayerischen Rundfunks, dessen Themen breit gestreut sind: Politik, Kultur, Wissen und Musik. Wenn ich quer durch Deutschland fahre – Köln, Hamburg, Berlin und Neerstedt sind regelmäßige Ziele – vermisse ich auf den Fahrten diesen Sender eigentlich am meisten, wenn ich die bayerischen Grenzen überschreite. Ich kenne in anderen Sendegebieten nichts Vergleichbares.

Eine spannende Sendung ist hier RadioWissen, welche in kurzer Form viele Wissensthemen verarbeitet: Philosophisches, Politisches, Literarisches, Technisches usw.

Das Besondere dabei: viele Sendungen lassen sich aus dem Internet herunterladen als mp3 und einige Sendungen werden dabei mit Arbeitsblättern und Tafelbildern für den Unterricht ergänzt.

Eine Sendung, die ich aktuell verwenden möchte, dreht sich um den Begriff der Würde im Hinblick auf das Grundgesetz.  Mit Tafelbild und Arbeitsblättern.

Ergänzend dazu noch ein kleines Filmchen aus youtube über Menschenrechte.

httpv://www.youtube.com/watch?v=fjagWFEmnpg

Sozialkunde – leicht gemacht 15: Vom Fragen

Vorwort

Als ich in der 9. Klasse war, sind wir mit unserem Lehrer auf Klassenfahrt nach Münster gefahren. Dort gab es das übliche Programm, u.a. Führungen. Irgendwann in der Zeit danach wurde ich von meinem Klassenlehrer beiseite genommen und in ein Gespräch verwickelt, in dessen Verlauf er meinte, ich sei doch ziemlich intelligent. Im ersten Moment war ich baff, weil das so noch nie jemand zu mir gesagt hatte. Auf meine Nachfrage, wie er denn darauf käme, antwortete er, dass ihm das auf den Führungen in Münster aufgefallen sei. Ich gab meiner Verwunderung Ausdruck, dass ich dort doch hauptsächlich Fragen gestellt hätte. Ja, sagte er, aber das hätte meine Intelligenz deutlich gezeigt. Einer der Sätze, die ich mir bewahre bis heute – 30 Jahre später.

Vom Fragen in der Schule

In meinen 10. Klassen in diesem Schuljahr lasse ich in Sozialkunde Kurzvorträge halten über aktuelle politische Themen. Die ersten Vorträge, die ich hörte, waren eher enttäuschend. Dies vor allem, weil sie über eine Wiedergabe dessen, was man in den Zeitungen lesen, im Internet finden oder in den Nachrichten sehen konnte, nicht hinaus gingen. Sie waren eben vor allem Darstellung des Ereignisses, keine Vertiefung, keine wirkliche Problematisierung.

In den letzten Stunden wollte ich das thematisieren an einem x-beliebigen Inhalt und wollte sie zu einem Thema Fragen formulieren lassen. Und dann merkte ich das Problem, wieder mal. Das lag nämlich darin, dass sie zu sehr auf das gegenteilige Modell gepolt sind: nämlich Fragen zu beantworten. Klassisch: Sie sollen lernen, dann bekommen sie Fragen zum Gelernten und die Antworten sind das, was dann zählt und bewertet wird. Die Antworten stehen logischerweise schon vorher fest. Selbst Fragen zu stellen ist ihnen fremd, weil damit ja verbunden ist, etwas nicht zu wissen, was wiederum im Schulsystem als Niederlage Mangel einzuschätzen ist.

Im Kern also sind Fragen im Unterricht nicht dazu da, Wissen zu erlangen, weiter zu kommen oder etwas zu verstehen. Ja, ich weiß, natürlich dürfen Schüler im Unterricht fragen und dann erklärt der Lehrer es ihnen – diese Art Fragen meine ich aber nicht.

Saudi Arabien lehnt die Wahl als nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat ab – Fragen und Lernen

Das Thema der letzten Stunde lautete aus aktuellem Anlass: Saudi Arabien lehnt die Wahl als nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat ab. Der Bezug zur Schülerwirklichkeit mag auf den ersten Blick etwas fern liegen, aber man mag mir glauben, dass ich den Bezug herstellen konnte – dies hat aber mit Umständen zu tun, die Dritte betreffen, daher erwähne ich sie hier nicht.

Ich habe zu der Stunde nichts weiter vorbereitet als die Themenstellung herauszusuchen.

Der Aufforderung, Fragen zum Thema zu stellen, kamen die Schüler gewohnt zögerlich, aber nach Ermutigung dann doch flüssiger nach. Letztlich konnte ich zusammenfassend die Fragen untergliedern in 3 Gruppen, steigernd im Anspruch:

  • Wissensfragen: Wo liegt Saudi Arabien? Was ist die Hauptstadt? Wie heißen die Nachbarländer? Was ist der Sicherheitsrat?usw.
  • Erkenntnisfragen: Wieso lehnen sie ab? Wer lehnt genau ab? Welche Vor-/Nachteile hat das Land? usw.
  • Transferfragen: Welche Folgen wird dies haben?

Im weiteren Verlauf der Stunde aktivierten wir unser Vorwissen und konnten versuchen die Fragen zu beantworten. Und wie erhofft, konnte sich so das Bild etwas konkretisieren. Es halfen dabei folgende Informationen, die bruchstückhaft vorhanden waren:

  • Nachbarländer oder nah dran sind: Israel, Ägypten, Syrien, Irak, Iran, Jemen
  • Problematisch sind dabei: Israel, Syrien und Iran
  • Es gab Nachrichten, dass Saudi Arabien von Deutschland U-Boote, Leopard 2- und Radpanzer kaufen will
  • Fußball-Weltmeisterschaft soll „dort“ stattfinden – also eigentlich in Katar, welches ein eigenständiges Land darstellt und an Saudi Arabien grenzt
  • Saudi Arabien ist kein demokratisches Land
  • Es ist ein bedeutendes erdölexportierendes Land
  • Der Sicherheitsrat ist ein Instrument der UNO, die wiederum Friedenssicherung betreibt
  • Gab es da nicht eine riesige Waffenmesse?

Alle diese Informationen konnten der Klasse entlockt werden, ohne dass externe Quellen angezapft wurden. In einer Klasse habe ich lediglich mein MacBook an den Beamer und ans Netz gehängt und wir haben uns die Lage Saudi Arabiens bei Googlemaps angeschaut, bzw. eine Grafik mit dem Aufbau des Sicherheitsrates.

Wir haben also gelernt – ohne eine minutiöse Unterrichtsvorbereitung und mit vielen Fragen als Ausgangspunkt. Das weitere Unterrichtsgespräch verruchte zwischen diesen Einzelpunkten Verbindungen herzustellen. Dabei drehte es sich um das Sicherheitsbedürfnis von Saudi Arabien und die Abhängigkeit westlicher Staaten vom Öl.

Wie geht es weiter?

Natürlich habe ich uns ein Arbeitsblatt besorgt zum Thema, vom Aktualitätendienst des Schrödel-Verlags. Das werden wir bearbeiten. Überraschenderweise aber wird dies nicht alle Fragen beantworten, denn es konzentriert sich auf die Reformforderungen Saudi Arabiens, die in ihrer Notwendigkeit sicher nicht von der Hand zu weisen sind. Nicht gefragt wird nach den Gründen der Ablehnung, die in den Zeitungen nachzulesen sind: die Haltung der UNO im Syrienkonflikt, in dem Saudi Arabien tatkräftig die Rebellen unterstützt und die aus ihrer Sicht weichen Position beim Thema Iran und Nutzung der Atomkraft. Beides sind Umstände, die die Lage des Landes aus ihrer Sicht unsicherer machen.

Überraschenderweise aber werden auch in den Zeitungen nicht alle Fragen des Unterrichts beantwortet. Vor allem die Fragen, warum ein nicht demokratisches Land in den Sicherheitsrat gewählt wird und warum ein Land, das in den letzten Jahren zum besten Waffenkunden deutscher Firmen aufgestiegen ist, einen Sitz im Sicherheitsrat ablehnt.

Deutschland forderte übrigens im September Reformen.

Unterm Strich

Ich will mir hier keinen pädagogisch-didaktischen Heiligenschein aufsetzen, aber wir haben in dieser Stunde gelernt, ohne dass ich sie vorbereitet hätte im klassischen Sinn. Und müsste (Violinen im Hintergrund) Schule nicht so sein (Pauken): Lernort? (Finale ausblendend).

Gelernt:

  • Schüler wissen mehr als man allgemeinhin denkt
  • Sie bekommen viel mit von der Welt
  • Das Zusammentragen von Wissensbruchstücken kann ein Gesamtbild erzeugen
  • Fragen erzeugen Wissen, nicht die Antworten (bestätigt)
  • die Nachbarländer von Saudi Arabien
  • Antworten auf Fragen erzeugen immer wieder neue Fragen

Ich habe versucht Educamper zu werden – #ecb13 #lernlab

Ich habe vor einer Woche versucht, ein Educamper zu werden auf dem Educamp 2013 in Berlin (#ecb13). Über das #LernLab hinaus habe ich es nicht wirklich geschafft.

Gereizt hat mich die Berliner Veranstaltung, weil vorgeschaltet das #LernLab organisiert wurde. Also die Durchführung von Unterricht nach Vorstellungen der digitalen/Web2.0-Lehrer genau von diesen. Die Heinrich-von-Stephan-Schule, bzw. deren Kollegium und Schulleitung hatte dies ermöglicht. Das versprach viel – und hielt auf meiner Schiene nur wenig, was nur bedingt am fehlenden Wlan lag.

Ich habe an jenem Freitag drei Doppelstunden gesehen, von denen mich eine überzeugte – diejenige von @lammatini über die Nutzung eines Backchannels im allgemeinen Unterrichtsgespräch. Das Setting war zwar, aus meiner Sicht, für die Schüler einschüchternd (6 Lehrer waren anwesend, die sich dann auch noch alle in das Gespräch einbringen wollten), aber ich denke, sowohl der inhaltliche Kern wie auch die Anwendung des Tools wurden verstanden. In den beiden anderen Doppelstunden wurde nach meiner Einschätzung an den Schülern vorbeiunterrichtet. Dies lag nicht nur am Tool, sondern daran, dass die Schüler inhaltlich/sprachlich überfordert wurden und das eingesetzte Tools keine zusätzliche Dimension oder Erkenntnis schaffen konnten. Grad aber die inhaltliche Überforderung der Schüler empfand ich als besonders schwerwiegend und hat mir innerlich Unwohlsein bereitet.

Dass in anderen Doppelstunden andere Erfahrungen gemacht wurden, ist sehr schön. Ich kann mir vorstellen, dass dort erfahrene Menschen mit iPads und Blogs gearbeitet haben, so dass über das Tools hinaus gelernt werden konnte. Da ich aus Höflichkeit und entsprechend des Wunsches des Schulleiters nicht den Raum wechseln wollte, habe ich also nur meine sehr durchwachsenen Erlebnisse.

Die Erfahrung aber in diese Schule reingeschnuppert zu haben, ohne den Anspruch zu äußern, nun wirklich etwas vom Alltag und der pädagogischen Arbeit dort zu kennen, wirkt bei mir nach. Der Schulleiter Großpietsch hat in seiner Berliner Art Eindruck auf mich gemacht, weil er bei allen Hindernissen der Schulpolitik und -verwaltung die Schule reformerisch voranbringt. Schon die Tatsache, dass es keinen Schulgong gibt, hat mich den ganzen Tag verfolgt und gezeigt, dass diese einfache Änderung Entspannung in den Schulalltag bringen kann. (Großpietsch am Morgen: „Die Schüler haben doch alle Uhren. Die wissen, wann es weitergeht.“) Und dass Reformpädagogik nicht gleichzeitig „Kuschelpädagagogik“ bedeutet, zeigten die Lehrer im Umgang mit den Schülern – im besten Sinn den Menschen annehmend und gleichzeitig fordernd. Hier könnte ich lernen.

Viele Twitter-/Blogger-Äußerungen sprechen davon, dass die Schülerschaft der Heinrich-von-Stephan-Schule so außerordentlich war. Ich möchte das einschränken. Auch ich habe sie als offen kennengelernt (vor allem in den Bankgesprächen während der nicht so spannenden Stunden) und sehr freundlich. Dennoch will ich hinzufügen: So wie meine Schüler. Mich hat also nicht im Kern gewundert, dass sie so höflich waren, sondern dass sie so höflich waren wie meine. Denn ich muss zugeben, dass ich beim Stichwort Moabit an Brennpunktschule dachte. Ich bin in einer ähnlichen Gegend in Hamburg aufgewachsen und habe in Nürnberg 10 Jahre in der Südstadt/Gostenhof gewohnt, d.h. ich bin mit entsprechenden Vorurteilen nach Moabit gefahren. Und keine davon wurden bestätigt. Die Schülergespräche auf den Gängen drehten sich um die Themen meiner Schüler. Die Sprache dabei war dieselbe. Die Schüler vor mir waren neugierig, woher ich komme und was ich unterrichte. Alles wie Schule eben. Und deswegen habe ich auch Schüler erlebt, die eben nicht so höflich waren – sich z.B. lustig machten über einen Mitschüler, der klüger war als sie und sich deswegen nicht neben ihn setzen wollten. Und Schüler, die zu Wikipedia surfen sollten und seltsamerweise auf der Seite von Fenerbace Istanbul landeten. Alles wie Schule eben.

Alles in allem war der erste Tag des Educamps also erfahrungsreich, aber durchwachsen. Den zweiten Tag, gleichzeitig der erste Tag des #ecb13, habe ich nur bis zum ersten Viertel erlebt und bin dann abgereist – ich hatte ziemlich deutlich das Gefühl zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein. Vielleicht probiere ich es in Frankfurt noch einmal. Das wird günstiger liegen am Anfang der Osterferien hier in Bayern.

BTW.: Ich bringe meinen Schülern übrigens bei, dass es keine Schande ist, Vorurteile zu haben – sondern nur, zu ignorieren, dass es welche sind und sie nicht ändern zu wollen.