Erinnerungskultur 1. Weltkrieg global betrachtet und mit Googlemaps analysiert

Vorwort

Dies ist ein Artikel, den ich ursprünglich für eine Fachzeitschrift zum Geschichtsunterricht verfasst habe. Er ist aus verschiedenen Gründen nie im entsprechenden Heft erschienen.  Das hat mich nicht traurig gemacht, nur ein wenig am Ego gekratzt. Aber das ist jetzt drei Jahre her und da das ganze Blog hier unperfekt ist, kann ich auch diesen unperfekten Artikel mal veröffentlichen. Das Thema (ohne Googlemaps) nämlich fand ich sehr spannend, bis heute.

Eine erste Idee wurde damals abgelehnt, die sich um die Erarbeitung von Feldpostbriefen [ABFeldpost] mit Googlemaps drehte.

Ich hoffe wie immer, dass ich vor allem bei den Arbeitsblättern keine Rechte verletzt haben, die mich in den Karzer bringen – ich habe die Angaben nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Bei den Screenshots aus Googlemaps bin ich unsicher. Die Bilder aus dem Artikel habe ich entfernt, ein Link auf die Wikipedia-Seite war einfacher.

Der Artikel sprengt die Zeichenanzahl, die ich mir normalerweise für dieses Blog als Grenze für jeden Beitrag gesetzt habe, aber ich wollte keine Reihe aufmachen. Alle Anmerkungen, die von 2017 stammen, sind kursiv gehalten.

Kriegerdenkmal oder Ehrenmal? – Erinnerungskultur 1. Weltkrieg global betrachtet und mit Googlemaps analysiert

Zielgruppe: 8.-10. Klasse, je nach Anlage des Lehrplans

Vorwissen: Thema 1. Weltkrieg muss erarbeitet sein, folgende Sequenz steht am Ende dieses Lehrplanabschnitts

Zeitbedarf: Zwischen zwei und vier Stunden

Methodik/Kompetenz: Die Schüler üben die Fähigkeit ein, Bauwerke der Erinnerungskultur zu analysieren und zu bewerten. Dabei erlernen sie, wie sie ein webgestütztes Tool wie Googlemaps gewinnbringend einsetzen können.\r\n

Einleitung

Der Erste Weltkrieg stellt nicht nur in politischer und geschichtlicher Hinsicht eine deutliche Zäsur aller beteiligter Nationen dar, sondern auch im Hinblick auf ihre jeweilige Erinnerungskultur. In Deutschland ist das Erinnern daran hinter das Gedenken an die NS-Zeit, den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg getreten. Für andere Nationen jedoch ist sie der Anfang einer Tradition von Kriegserinnern, dem andere Kriege folgen. Wieder andere verbinden nationales Erwachen mit ihrem Engagement im Großen Krieg, wie z.B. Australien.

Entsprechend dieser unterschiedlichen Kriegserfahrungen manifestieren sich auch verschiedene Erinnerungskulturen, die sich je nach Nation und Umständen eher lebendiger (USA, Großbritannien), eher untergeordnet (Russland) oder umstritten (Deutschland) darstellen.

Diese Unterschiede zeigen sich besonders deutlich in den Denkmälern, die man in Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in aller Welt errichtet hat. Diese über die eigene Nation hinaus zu  erforschen und zu „lesen“, bringt nicht die Relativierung der eigenen Erinnerungskultur, sondern kann vielleicht dabei helfen, diese sinnvoll zu erweitern. Angesichts aktueller Diskussionen um ein Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin und einer steigenden Anzahl von Auslandseinsätzen in Kriegsgebieten, wird die Frage immer häufiger gestellt werden, ob man soldatischem Sterben im Rahmen einer positiven Erinnerungskultur Sinn geben kann oder muss.[1]

Hintergrund

Angesichts einer Fülle von Kriegerdenkmäler, die nach dem Ersten Weltkrieg in fast allen Orten Deutschlands errichtet wurden, mag es verwundern, dass diese kaum im Bewusstsein der Bevölkerung verankert sind. Viele stehen versteckt in Parks oder auf Friedhöfen und geraten erst dann in die Öffentlichkeit, wenn am Volkstrauertag Kränze niedergelegt werden und in der Zeitung berichtet wird oder aber,  Neonazis diese Stätten für ihre Propaganda nutzen.

Andere Nationen haben andere Kulturen entwickelt, die natürlich auch aus einer anderen Geschichtsperspektive und einem anderen Geschichtsbewusstsein herrühren. Aber auch sie sind überwiegend um Denkmäler herum angeordnet, die nach dem Ersten Weltkrieg entstanden sind. Diese War Memorials in England, USA, Kanada sind oftmals weniger versteckt, sondern bilden Zentren in groß angelegten Parks und sind Anziehungspunkte für Familien auf ihren Wochenendausflügen oder an speziellen Wochenenden (Memorial Days/Weekends/Remembrance Days). Die Symbolik ist in vielen Punkten den europäischen ähnlich[2], aber lebendiger und auch positiver aufgeladen.

The Cenotaph, das z.B. in London Whitehall steht, beinhaltet als Beispiel nur die kurze Inschrift  „The Glorious Dead“. Am Ende des Ersten Weltkriegs aufgestellt, steht es als Zeichen für den Sieg und zur Erinnerung an die Gefallenen. Nach 1945 wurde die Erinnerung erweitert auf die gestorbenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs und dann auf die der folgenden Kriege. Die einfache Inschrift  und der gesamte relativ schmucklose Aufbau zeugt von Erfahrungen der vernichtenden Schlachten im Ersten Weltkrieg. Ähnlich wie mit dem „Sarg des unbekannten Soldaten“ deutet man das massenhafte Sterben an, welches dem Einzelnen nicht einmal mehr einen individuellen, gekennzeichneten Begräbnisort lässt. Besonders deutlich geschieht dies im Beinhaus von Verdun, das in seinen Kellern alle nicht identifizierbaren Gebeine gefallener Soldaten aufgenommen hat.

Cenotaph, London

Der Cenotaph steht bis heute auch im Mittelpunkt von Paraden, die jährlich im November abgehalten werden. In der restlichen Zeit sind Fahnen angebracht und Blumenkränze am Fuße des Denkmals vorhanden. Im Gegensatz zu deutschen Kriegerdenkmälern ist hier eine deutlich lebendigere Erinnerungskultur vorhanden.


 – Wissenskasten Beginn-

Einsatz von Googlemaps im Unterricht

Während Google Maps im Rahmen eines Browsers läuft, handelt es sich bei Google Earth um eine eigenständige Anwendung, die heruntergeladen und installiert werden muss.

Beide Dienste beruhen aber auf demselben Kartenmaterial, wobei Google Earth versucht, aus dem zweidimensionalen Kartenmaterial ein dreidimensionales Bild zu entwerfen.

Es gibt in Google Maps drei Arten der Kartenansicht: Als Luftbild, als Karte und als Hybrid (Luftbild und Karte übereinander gelegt).

Schon die einfachsten Operationen bei Google Maps wie die Ortssuche und das Routenplanen können im Unterricht eingesetzt werden. Doch auch über die Demonstration von Orten, geografischen Besonderheiten oder Sehenswürdigkeiten hinaus kann Google Maps im Geschichtsunterricht eine wichtige Rolle spielen, und zwar auch in Schülerhand. Dabei weckt und unterstützt es die Neugier der Schüler und vermag historisches Wissen anschaulicher zu machen und zu vertiefen.

Für die vorliegende Nutzung ist kein Google-Account notwendig, was die Arbeit in der Schule erleichtert, da man sich wenig Sorgen um den Datenschutz machen muss.Da die Anwendung über einen Browser läuft, sind keine besonderen technischen Voraussetzungen notwendig. Es liegt auf der Hand, dass die Bedienung leichter wird, je stärker die Internetverbindung und besser ausgestattet der Computerraum ist.

Grundsätzlich ist es aber sinnvoll, für die Analyse Gruppen zu bilden mit mindestens drei höchstens vier Schülern. Diese können sich leicht um einen Computer gruppieren und bei der Arbeit verschiedene Aufgaben übernehmen. Bei der Einzelarbeit gerät der Computer zu sehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit und es fehlt der Austausch untereinander. Auch schont man die Bandbreite der Schule, wenn man nicht alle Arbeitsplätze gleichzeitig auf Googlemaps zugreifen lässt. Letztlich ist es, wenn es schon Erfahrungen diesbezüglich gibt, auch möglich mit Geräten der Schüler zu arbeiten.

Ergänzung: Arbeitsblätter für [Lehrer: googlemapsersterueberblick] und [Schüler: ABSchueler]

Ermutigung

Entdecken Sie Google Maps zuhause, indem Sie einfach ein wenig  herumklicken. Geben Sie Begriffe und Orte ein, die Sie gerade im Unterricht behandeln. Zoomen Sie, betrachten Sie die hinterlegten Fotografien, legen Sie Routen an und gehen Sie mit Streetview umher.

Überlegen Sie weiterhin Szenarien im Unterricht, wo diese Exkursionen zur Anschauung dienen könnten. Wenn Sie an einer Schule mit Smartboards unterrichten können Sie sich nun eine Einweisung geben lassen und zeigen einige Beispiele Ihren Schülern.

Beispiele dafür könnten sein:

  • Eine Besichtigung von Machu Picchu
  • Mittelalterliche Stadtbefestigungen und -grundrisse von Nürnberg, Nördlingen, Rothenburg ob der Tauber
  • Überblick über Prunkbauten und Gartenanlagen des Absolutismus: Würzburg, Versailles

Folgen Sie Ihrer Neugier und überlegen Sie schließlich, ob und wie Sie mit Hilfe von Google Maps die Neugier Ihrer Schüler wecken und nutzen können.\r\n\r\nIn der vorliegenden Sequenz ersetzt das Tool Googlemaps nur vordergründig lediglich die eigentliche Exkursion. Denn mit den Möglichkeiten, die es bietet, lassen sich vielerlei Perspektiven auf das Objekt einstellen, die selbst bei einer direkten Begegnung mit dem Denkmal nicht möglich wären (Zoom Funktion z.B. mit dem Überblick über die gesamte Situation). Diese Möglichkeiten bieten einen intensiveren Blick auf die Denkmäler und ihre Umgebung. Ein Foto könnte diese Leistung nicht erbringen, da es nur eine Momentaufnahme aus einer bestimmten Perspektive beinhaltet. Erweitert man diese Betrachtungen durch Nutzung der Seiten flickr.com oder panoramio.com, die oftmals qualitativ sehr gute Foto-Serien beinhalten, kann n seine Perspektive erweitern. Allein die Tatsache, dass bestimme Memorials so oft und ausführlich von Privatleuten fotografiert werden, zeugt von einem bestimmten Bewusstsein.

Die Arbeitsblätter fordern daher nicht nur dazu auf, das Denkmal an sich zu skizzieren, sondern auch die direkte Umgebung mit Straßen und Grünanlagen, denn besonders in der Bewertung und Einordnung der Memorials wird wichtig, die Umgebung in der Analyse einzubeziehen, was auch die Menschen und z.B. den Autoverkehr beinhaltet.

-Wissenkasten Ende-


Stundensequenz Ablauf

NrInhaltAnmerkungen
1Kriegerdenkmäler WK 1 analysieren an deutschen BeispielenOhne Computer, ABs
2Einstieg in Googlemaps: Erforschung des „Gedenkgeländes“ von Verdun 
3Erforschung internationaler KriegerdenkmälerPräsentation der Ergebnisse benötigt eigene Stunde
4Vorschläge für die Gestaltung eines modernen Ehrenmals für gefallene deutsche Soldaten im Ausland unter Berücksichtigung von 3 

Didaktischer Gang der Unterrichtseinheit

Einstieg in die Sequenz

Als Einstieg in die Stunde kann ein regionales Beispiel eines Kriegerdenkmals dienen. Das Vorwissen der Schüler über das Denkmal wird gesammelt und eventuell zusammengefasst.

Der Einstieg in die Sequenz dient dazu, eine grundlegende Methodik der Analyse von Denkmälern, speziell Kriegsdenkmälern, zu lernen. Zu diesem Zweck wurden drei Beispiele ausgewählt aus den Jahren zwischen 1871 und 1938.

Assenmacher, Bernau bei Berlin Kriegerdenkmal nördliche Stadtmauer, CC BY-SA 3.0

Das Denkmal von Bernau/Berlin liegt zwar inhaltlich vor dem Ersten Weltkrieg, bietet aber im Vergleich den Vorteil, dass bestimmte Symbole verwendet werden, die auch später eine Rolle spielen, wie z.B. der Siegeskranz, die Siegesgöttin und einige Adler auf halber Höhe. Außerdem kann auch erst von hier aus die Bedeutung des Erinnerns an den Ersten Weltkrieg richtig eingeordnet werden, handelt es sich doch um ein „Siegerdenkmal“.

Rhaessner, Kriegerdenkmal Ismaning, CC BY-SA 3.0

Das zweite Denkmal in Ismaning bietet hier einen anderen Anblick: Zwei Löwen, die oberhalb einer Liste von Gefallenen wachen als Symbol soldatischer Tugenden wie Mut und Kampfbereitschaft. Das Denkmal ist begehbar, quasi religiös erhoben wie ein Altar. So dient es dem Gedenken an die Toten, die Information bezüglich des Krieges ist nur dem Datum 1914-1918 zu entnehmen. Später wurden die Namen der Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg hinzugefügt.

Das Kriegerdenkmal am Galgenberg in Hildesheim offenbart den Wandel der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in der Zeit des Nationalsozialismus. Ein Jahr vor Beginn des Zweiten Weltkrieges eingeweiht, ist es nicht nur als Erinnerung an das Vergangene gedacht, sondern auch indirekt der Aufruf verbunden, es den Ahnen gleichzutun. Die Begriffe „Schicksal“ und „Volk“ weisen vielerlei Bezüge auf, die sich von der Niederlage im Ersten Weltkrieg bis zum „Völkischen“ der NS-Zeit reichen. Der Bau erscheint wie eine Burgmauer, die einen Angriff abhalten soll. Der große Soldat wacht martialisch vor seinen toten Kameraden.

Mit Hilfe von Arbeitsblättern können die Schüler wesentliche Punkte erarbeiten:

  • Aufbau
  • Symbolik
  • Wirkung/Aussage

Die Einführung eines Dokumentationsblattes [ABkriegerdenkmaluebung] für den Vergleich der Denkmäler kann sinnvoll sein, wenn dieses in der weiteren Sequenz weiter benutzt wird, bzw. auch für andere ähnliche Unterrichtsvorhaben (z.B. in Schulen mit Fahrschülern die Erkundung regionaler Kriegerdenkmäler).

Anmerkung: Unten finden Sie einen Link bei den weiterführenden Literaturangaben (Günther Gugel) zu einem ausführlichen Artikel, der sich um die Analyse von Kriegerdenkmälern dreht.

Einstieg in die Arbeit mit Googlemaps – Ortsbegehung Verdun

Googlemaps wurde von den Schülern sicher schon einmal benutzt, dennoch ist es nicht ganz umsonst, wenn man einige grundsätzlichen Operationen ein wenig übt, vor allem, wenn es einen unterrichtlichen Bezug hat. Diese Operationen lassen sich über das Schülerarbeitsblatt [RundgangVerdun] entweder direkt am Computer erarbeiten oder führt sie per Beamer kurz vor.

Für die vertiefende Übung eignet sich das Gelände von Verdun in der Nähe des ehemaligen Forts Douaumont recht gut. Dies vor allem aus zwei Gründen: Die Anlage ist vielfältig (Beinhaus, Friedhof, Überreste des Schlachtfeldes, die Ruine von Fort Douaumont) und sie ist gut mit Googlemaps erschlossen. Die Beschäftigung speziell mit dem Beinhaus eignet sich auch inhaltlich zur Einübung der analytischen Methode. Das Arbeitsblatt gibt die Stadt Thiaumont als Ausgangspunkt vor, von dem aus per Google Street View.

Die Arbeitsblätter drehen sich vor allem um das Verdun Beinhaus mit vorgelagertem Friedhof. Auch ohne nähere Informationen zu besitzen, kann das Gebäude Eindruck auf die Schüler machen und sie erste Vermutungen bezüglich der Aussageabsicht über den Ersteindruck formulieren. In ihrer Analyse kann man den Schülern recht viel Raum lassen, denn die Umgebung spricht für sich. Abschließend sollten die Schüler ermutigt werden, einen virtuellen Ausflug zum Fort Douaumont zu machen, um sich Anlage und vor allem eben auch die Landschaft anzuschauen, die nicht unerheblich vom Krieg geformt wurde. Eine Präsentation und Besprechung der Ergebnisse runden die Stunde ab.

Analyse von internationalen Denkmälern zum Ersten Weltkrieg

\r\nIm Material sind 8 Vorschläge für die Erforschung von internationalen Gedenkorten [denkmalkrieggooglemaps] vorhanden. Diese können natürlich ergänzt oder verkürzt werden. Eine Erarbeitung erfolgt in Gruppen.

Ausgehend von den Ergebnissen der Vorstunde können nun neue Orte des Gedenkens erforscht werden. Die ersten Unterschiede, die den Schülern auffallen werden, sind die Größe und weite Anlagen, die in einigen Ländern erscheinen. Hier müsste der Begriff Denkmal spätestens ausgeweitet werden zur Gedenkstätte, was allerdings schwierig wird, da man hierzulande dies eher in Zusammenhang mit KZ-Gedenkstätten verbindet. Das englische Wort Memorial jedoch umfasst dabei alles vom Denkmal hin zum Mahnmal und zur Gedenkstätte.

Weiterhin muss die Analyse ergeben, dass diese Memorials oftmals mitten in den Städten stehen und parkähnlich gebaut sind. In den vorliegenden Fällen sind diese sogar begehbar in einem profane-alltäglichen Sinn (Bangkok und Washington), in anderen Fällen sehr sakral angelegt, wie in Canberra. Ähnliche Anlagen existieren in Deutschland nur selten, so z.B. in Nürnberg die Gedenkhalle am Luitpoldhain, welcher ursprünglich zur Erinnerung der Kriegstoten des Ersten Weltkriegs errichtet wurde, dann aber von den Nationalsozialisten im Rahmen der Reichsparteitage zur Ehrung der toten Parteikämpfer vom Hitlerputsch 1923 genutzt.

Wenn die Schüler ihre Recherche vertiefen, werden sie in Einzelfällen feststellen, dass die Memorials nicht nur den toten Soldaten geweiht sind, sondern damit auch Ereignisse verbunden sind, die die Nation oder das nationale Erwachen repräsentieren. Im Falle des Denkmals von Bangkok ist dies z.B. die Beteiligung Siams (später Thailand) am Ersten Weltkrieg auf der Seite der Alliierten. Damit erlangte das Land einen Sitz im Völkerbund und damit nach langen Jahren der Kolonialherrschaft faktisch die Unabhängigkeit.

Nicht zu vergessen ist, dass es einen grundsätzlichen Unterschied im Erinnern gibt zwischen Frankreich/Deutschland auf der einen Seite und den überseeischen alliierten Mächten. Auf der einen Seite steht das Mahnen eher im Zentrum, wenn ich Verdun und Ypern betrachte und auf der anderen Seite ist es das Gedenken an die Soldaten, die für die Nation gekämpft haben und gestorben sind.

Abrundung und Ausblick

Nach der Analyse und Ergebnispräsentation werden die Schüler erkannt haben, dass die Gedenkkultur bezüglich des Ersten Weltkriegs im deutschsprachigen Raum eher dürftig ist. Aus eigenem Erleben und eigenen Erfahrungen steht auch bei Ihnen eher die NS-Zeit im Vordergrund und in diesem Rahmen auch eine nicht positiv zu deutende Beziehung zum Thema Krieg. Deutsches Erinnern formuliert hier ein „Nie wieder Krieg“, weil es bisher kaum Möglichkeiten gab, in Zusammenhang mit Patriotismus positiv über Kriegseinsätze deutscher Soldaten zu sprechen. Diese Problematik müsste im weiteren Verlauf angesprochen werden. Versuche, ein Ehrenmal für die gefallenen Bundeswehrsoldaten in größerem Maßstab als bisher zu errichten, fallen in diese Diskussion ebenso wie die grundsätzliche Frage, ob soldatisches Sterben überhaupt und in welchem Rahmen ein Sinn beigemessen werden kann. Daran anschließend wäre zu erörtern, wie ein Denkmal aussehen kann, dass diese Leistung vollbringt.

Weiterführende Literatur

Geschichte lernen 121 / 2008 Denkmäler, besonders Artikel von Matthias Bode: Zwischen Trauer, Heldengedenken und Opfermythen. S. 18-21\r\n\r\nGünther Gugel, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V.: Kriegerdenkmäler als Geschichtsquellen. http://www.friedenspaedagogik.de/content/download/4491/25484/file/Kriegerdenkmale.pdf (abgerufen: 13.10.2013)

Manfred Hettling / Jörg Echternkamp: Gefallenengedenken im globalen Vergleich. Nationale Tradition, politische Legitimation und Individualisierung der Erinnerung. Oldenbourg Verlag, München 2013 (Sehr spannend!)

Barbara Korte, Sylvia Paletschek, Wolfgang Hochbruck: Der erste Weltkrieg in der populären Erinnerungskultur. Einleitung des Aufsatzes als freies Dokument der Universität Freiburg. http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7132/pdf/Korte_Paletschek_Hochbruck_Der_erste_Weltkrieg.pdf (abgerufen 13.10.2013)

Diskussionspapier: „Die Ehrenhaine der Bundeswehr in den Einsatzgebieten – Denkmäler für eine neue Erinnerungskultur“, von Burkhardt Müller- Sönksen, MdB, April 2013 – http://www.mueller-soenksen.de/files/bsoenksen/uploads/diskussionspapier_erinnerungskultur_nach_fraktionsbeschluss.pdf (Abruf 9. Oktober 2013, 18:50 Uhr)

Kerstin Klingel: Ehrenkranz und Dornenkrone. Kriegerdenkmäler in Hamburg. Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. November 2006\r\n\r\n[1] Vgl. Dazu auch: Diskussionspapier: „Die Ehrenhaine der Bundeswehr in den Einsatzgebieten – Denkmäler für eine neue Erinnerungskultur“, von Burkhardt Müller- Sönksen, MdB, April 2013 – http://www.mueller-soenksen.de/files/bsoenksen/uploads/diskussionspapier_erinnerungskultur_nach_fraktionsbeschluss.pdf (Abruf 9. Oktober 2013, 18:50 Uhr)

[2] Vgl. dazu u.a.: Bode, Matthias: Zwischen Trauer, Heldengedenken und Opfermythen. Geschichte Lernen 121 / 2008, S. 18-21. Versuche einer Typologie, S. 20

Projektunterricht im Fach Geschichte und seine Bewertung am Beispiel Mittelalter 4 #fachtag

Thema: Arbeitsphase und Probleme

Vorwort

Die Arbeit kommt in Gang.

Man mag mir vorwerfen, dass ich im Vorfeld zu wenig geplant habe. Aber ich muss entgegnen, dass ich die Probleme, die ich entdecke, nicht ohne Weiteres vorab erkannt hätte.

Heute war ein Tag jedenfalls der Auf und Abs.

Problembeschreibungen (Ab)

  • Schüler können sich nur unstrukturiert organisieren, was Arbeitsschritte angeht
  • Sie gehen an Internetrecherche ohne Richtung ran
  • Manche prokrastinieren ununterbrochen
  • eine Gruppe ist soweit, dass sie sich am Freitag das erste Mal trifft und einer was zu essen mitbringt
  • Kommunikation in der Gruppe ist oft unzureichend zielgerichtet

Aber: Wer hat es ihnen denn beigebracht bisher? Eben.

Lösungsversuche

  • erklären, wie man Arbeitsschritte formuliert, so dass sie produktiv werden (nicht: Im Internet recherchieren, sondern: Informationen für einen Steckbrief des Hauptmarkts suchen)
  • Steckbrief vorgeben
  • sie zwingen, nach jeder Stunde kurz zu berichten, auf welchem Stand sie derzeit sind
  • vorgeben, wie ein Produkt des Projekts auszusehen hat, bzw. was ich nicht will (Referate, Wandzeitung aus Pappe, Power Point)

Überraschungen (Auf) – Welche Projekte angeplant werden

  • eine andere Schülerin hat schon Absprachen mit einer Grundschule getroffen, weil sie Grundschulkinder durch die Kaiserburg führen wollen, 1./2. Klasse
  • eine Gruppe will eine Schautafel zum Hauptmarkt (Christkindlesmarkt) entwerfen, in mehreren Sprachen (lettisch, russisch, persisch, englisch, ungarisch, mazedonisch), 4 Kinder beherrschen insgesamt 7-8 Sprachen
  • eine Gruppe will Flyer zum Thema Brunnen, eine einen Reiseführer zur Stadtbefestigung erstellen
  • es soll auch ein Nachbau der Kaiserburg aus Lego entstehen
  • zwei Schülerinnen wollen Senioren den Hauptmarkt näher bringen
  • eine Gruppe möchte KITA Kinder durch das Rathaus führen

Angst und Unruhe

  • Ich muss mir Gedanken um die Bewertung machen: Wenn manche Projekte auch nur ansatzweise zu den angestrebten Ergebnissen kommen, würde das meine Erwartungen um ein Vielfaches übertreffen; eine einfache Note wäre da zu wenig
  • Ich will mich mit der Stadt in Verbindung setzen, um eventuell Möglichkeiten zu finden, die Ergebnisse auszustellen
  • Ich frage mich, ob wir Ärger bekommen mit dem Verband der Stadtführer, wenn wir so etwas umsonst anbieten
  • Ich frage mich, wieviel historisches Wissen dabei herumkommt (Und denke gleichzeitig: Wird das so viel weniger sein als im herkömmlichen Unterricht? Jetzt mal ehrlich.)

Mut

Auch wenn ich jemand bin, der den Lehrplan ernst nimmt, aber eben eher so als Vorschlag oder Richtungsanzeiger, spüre ich ein wenig Unruhe, was den Gedanken betrifft, den Schülern nach so einem langen Projekt auch noch ein paar Fakten zu vermitteln. Dennoch bleibe ich zuversichtlich. Die paar Daten und Ereignisse und Zusammenhänge kann ich ihnen auch noch in wenigen Stunden beibringen.

Ich merke, dass einige SchülerInnen sich gegenseitig anstecken mit so etwas, was man Begeisterung nennen könnte. Am Anfang, wenn ich davon sprach, dass sie rausgehen sollen und Leute ansprechen, bemerkte ich Panik in ihren Augen. Heute steht eine 7. Klässlerin vor dem Klassenzimmer und telefoniert mit dem Rathaus in Nürnberg, weil sie sich für Führungen interessiert, macht einen Termin aus.

Sie muss 12 oder 13 sein.

Ich atme tief durch.

Projektunterricht im Fach Geschichte und seine Bewertung am Beispiel Mittelalter 3 #fachtag

Thema: Initiierung und Planung

Vorwort

Im Folgenden führe ich die einzelnen Arbeitsblätter auf, die ich zur Initiierung und Begleitung der ersten beiden Stunden der Projektarbeit genutzt habe. Jeweils im Anschluss folgen meine Problembeschreibungen. Und ja, es gab vor allem Probleme.

Einführung

Nachdem der erste Plan gescheitert war und ich ein wenig nachgelesen hatte, kam mir dann der Ansatz für meinen Projektunterricht. Ich stieß bei meinen Recherchen auf die „Historische Meile Nürnberg„, eine schönes Projekt auf einer miserablen Internetseite. Geplant als historischer Rundgang, der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt berührt. Der Rundgang wurde in einer Broschüre präsentiert, die aber nicht mehr erhältlich ist. Man kann sie doch als PDF herunterladen – das Layout ist auch nicht grad Bombe.

Also, erste Seite der Broschüre geklaut übernommen, Aufgabenstellung dazu.

Aufgabenstellung Ausgangspunkt

ab00-aufgabenstellung —-

Nürnberg gilt als wichtige Stadt im Mittelalter. Es war ein Vorbild für viele andere Städte und weit bekannt. Am heutigen Stadtbild kann man auch heute noch das Mittelalter erkennen. Darüber hinaus haben aber auch andere geschichtliche Epochen Ihre Spuren hinterlassen.

Das Rathaus hat vor Jahren eine Broschüre herausgebracht, die einen Weg durch Nürnberg beschreibt, bei dem man an einigen geschichtlichen Bauwerken vorbeikommt: Die Historische Meile. Sie ist in der Stadt mit einem roten H gekennzeichnet.

Auf der Rückseite hast du eine Auflistung der Gebäude, die an dieser Historischen Meile stehen. Bearbeite folgende Aufträge. Versucht die Probleme, die ihr dabei eventuell habt, selbständig zu lösen.

  1. Geht in Gruppen zu viert die Orte durch und findet heraus, welche wirklich aus dem Mittelalter stammen.
  2. Überlegt dann, zu welchen Orten ihr schon was wisst. Schreibt das Wichtigste oder Besondere davon auf.

Entscheide dich einzeln für einen Ort, der dich besonders interessiert.

Probleme:

  • die Schüler gehen drauf los, fragen aber nicht, was es bedeutet „aus dem Mittelalter“, d.h. sie kontrollieren nicht wirklich, ob das Gebäude oder der Ort passt
  • Wenn ich sie darauf aufmerksam mache, können sie mit dem Begriff Epoche nur unzureichend etwas anfangen – auch wenn ich dachte, dass man das in der 6. schon macht

Gruppenfindungsbogen

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In der ersten Stunde musste ich schon recht ordentlich Hilfe geben, so dass ich mir für das zweite Arbeitsblatt noch mehr Hilfen überlegte. Der Schüler wird recht eng geführt. Das Blatt soll für mich Kontrolle sein und für die Schüler eine Richtung vorgeben.

Wesentliche Arbeitsaufträge:

  1. Bildet Gruppen in der Klasse (mindestens 2 Schüler, höchstens 4 Schüler – KEINE AUSNAHME!).
  2. Findet euch in der Gruppe zusammen, sprecht und entscheidet folgende Punkte:
    • Welchen mittelalterlichen Ort/ welches Gebäude in Nürnberg möchtet ihr erarbeiten?
    • Notiert eine alternative Wahl, falls ihr den ersten Ort nicht bekommt.
    • Was soll als Ergebnis eures Projekts entstehen? Wie wollt ihr eure Ergebnisse präsentieren? (Ich habe verschiedene Möglichkeiten vorgestellt)
    • Welche Arbeit ist in den nächsten Tagen notwendig für die Gruppe? Schreibt die einzelnen Aufgaben auf und verteilt sie unter euch.

Wesentlicher Hinweis:

Wenn Ihr Euch für eine Präsentation eurer Ergebnisse entscheiden wollt, dann geht folgende Checkliste durch. Das sind die Bedingungen, die ich euch stelle. Erst wenn Eure Präsentation ALLE Bedingungen erfüllt, wird sie genehmigt.

Checkliste Ergebnispräsentation

Die Präsentation soll

  • Dauerhaft sein, d.h. haltbar, wiederholt präsentierbar
  • Verständlich sein, auch ohne, dass jemand daneben steht und zusätzliche Erläuterungen gibt
  • Eine eindeutige Zielgruppe haben (andere Kinder? Erwachsene? Zufällige  Zuschauer?)
  • Nicht langweilig sein

Probleme:

  • Sobald das Wort Präsentation auftaucht, denken die Schüler an Power Point, was sie grad in IT durchgenommen haben
  • Wenn ich ablehne, eine Power Point zu erlauben, sind sie beleidigt, ich selbst bin da recht deutlich: „Power Point ist langweilig“
  • ansonsten sind sie sehr fantasielos, was das betrifft, in der Regel wollen sie „Referate“ oder „Plakate“, ich will das nicht
  • Schüler schaffen es nicht, gute nächste Arbeitsschritte zu formulieren, alles verbleibt recht allgemein und unverbindlich
  • gezieltes Suchen von Informationen im Internet findet nur unzureichend statt
  • es gibt nur „das Internet“ als Informationsquelle (nicht den Ort aufsuchen und dort fragen, Touristeninformation – nach der Schulbücherei fragte EINE Gruppe, diese ist aber leider im Aufbau)

Arbeitstagebuch

ab1-arbeitstagebuch

Das Arbeitstagebuch erklärt sich von selbst. Die Schüler sollen aufschreiben, wenn sie an dem Projekt arbeiten und was sie da tun.

Probleme bisher:

  • zu allgemein: „Im Internet schauen“

Schluss

Es läuft langsam an. Ich habe das Projekt jetzt in zwei Klassen begonnen. Eine dritte 7. Klasse, die ich habe, nehme ich davon aus. Die habe ich auch in Deutsch und will mich erstmal darauf konzentrieren. Wenn ich das in den anderen Klassen abgeschlossen habe, will ich es bei ihnen auch durchführen.

Die beiden anderen Klassen sind sehr unterschiedlich, aber manche Gruppen gehen es ernsthaft an.

Den Punkt „Präsentation“ gehe ich in einem Extra-Posting an, später.

Projektunterricht im Fach Geschichte und seine Bewertung 2 #fachtag

Thema: Was ist ein Projekt? Themenfindung erfolgreich.

Vorspiel

Das war wohl nichts. Meine grundlegende Kritik am ersten Entwurf war der Gedanke, dass ich einfach den Lehrplan nehme und ihn 1:1 an den Projektunterricht anlege. Und das in der irrigen Hoffnung, dass sich aus dem PU direkt und ohne Umwege diese Inhalte von allein ergeben werden.

Ich musste mal nachlesen.

Nachgelesen

Michael Sauer „Historische Projektarbeit und Projekte im Fach Geschichte.
(abgerufen 3.10.16-14:04)

Was ich in diesem Aufsatz für mich als wichtig erachtete in Bezug auf Projektarbeit im Fach Geschichte:

Grundlegend bei der Projektarbeit

  • lebensweltliche Themen, Aufgreifen von Interessen und Erfahrungen der Beteiligten
  • gesellschaftliche Relevanz
  • handlungsorientiert
  • sinnvolles Produkt am Ende
  • der Wert liegt nicht im Produkt, sondern in der Gesamtheit des Arbeitsprozesses

Arbeitsphasen:

  1. Initiierung
  2. Planung
  3. Durchführung
  4. Produkterstellung
  5. Reflektion

Ausgangspunkt: Eine historische Fragestellung, deren Beantwortung fächerübergreifend stattfindet (stattfinden soll/kann)

Potenziale:

  • Historische Erkenntnis
  • Erwerb von Kompetenzen
  • dauerhafte Motivation
  • ABER: erheblicher Arbeitsaufwand.

Themen:

  • regional/lokalgeschichtliche Themen
  • Beispiele:
    • Objekte: Orte, Gebäude, Denkmäler
    • Personen
    • Institutionen (z.B. Bibliotheken)

Zur Projektbegleitung schreibt Sauer:

  • Lehrer ist Begleiter und Berater
  • man bleibt im Hintergrund, hält sich zurück, (meine Deutung: aber verschwindet nicht)
  • Klärung der Materialbasis (gibt es zu viel oder zu wenig?)
  • Kontakte und Besuche organisieren (Archive, vor Ort usw)
  • Irrwege und Fehler erwarten, aber vermeiden
  • Grunderkenntnis: Völlige Selbständigkeit klappt nicht, aber man sollte versuchen, soviel wie möglich zu gewähren

Zweite Runde

Nach dem ersten, eigentlich nur gedanklichen Misserfolg, versprachen allein diese Seiten einen neuen Anlauf.

Meine neue Vorgehensliste:

  1. Den Lehrplan 7 Realschule erstmal aus dem Kopf schlagen.
  2. Das grobe Thema bleibt das Mittelalter (Der Flyer für den Fachtag ist schon gedruckt), aber jetzt einfach in Richtung eines Einstiegs, der später dann mit Wissen unterfüttert werden sollte (das Projekt als Schablone, in das dann das erforderliche Faktengerüst eingepflegt wird.
  3. Entscheidung für konkrete Objekte, d.h. Orte oder Gebäude in Nürnberg (Die Schule liegt in Nürnberg, alles andere wäre Verschwendung)
  4. Themen, Ideen sollen vorgegeben oder mindestens zur Auswahl angeboten werden
  5. Produktmöglichkeiten ebenfalls

Sonstiges

Ich erneuerte die Ausleihkarte der Uni-Bibliothek und wollte doch noch mehr lesen.

Eine Auswahl, ohne dass ich auf Details eingehe, aber folgende bin ich schon durchgegangen und fand interessante Ansätze:

  1. Karl Frey: Die Projektmethode. Beltz Verlag, Ausgabe 2010 (11. Auflage)
  2. Wolfgang Emel/Klaus-Dieter Lenzen: Projektunterricht gestalten – Schule verändern. Projektunterricht als Beitrag zur Schulentwicklung. Schneider Verlag Hohengehren 2009 (3. Auflage)

Folgende liegen noch auf Halde und werden in den folgenden Tagen angeschaut:

  1. Versch. Autoren: Projekte begleiten. Handbuch. Gruppenprojekte und individuelle Arbeiten auf der Sekundarstufe. Schulverlag 2011. – Besonders vielversprechend.
  2. Volker Reinhardt (hg.): Projekte machen Schule. Projektunterricht in der politischen Bildung. Wochenschau Verlag 2005.

Außerdem besorgt habe ich mir für meine eigene Bibliothek:

  1. Michael Sauer: Geschichte unterrichten. Eine Einführung in die Didaktik und Methodik. Klett/Kallmeyer 2015 (12. Ausgabe)

Projektunterricht und seine Bewertung im Fach Geschichte 1 #fachtag

Thema: Themenfindung, erster Versuch

Einstieg

Ich bin vor Jahren mal angesprochen worden, ob ich nicht etwas beim Fachtag Geschichte/Sozialkunde des Instituts für Pädagogik und Schulpsychologie in Nürnberg (IPSN) machen möchte zu meinen iPad/Web2.0-Sachen. Seit ich das gemacht habe, werde ich regelmäßig wieder angesprochen. Und es ist die letzten Male immer dasselbe, zugegeben, ich fühle mich geschmeichelt, sage zu, ohne ein Thema zu haben, bespreche es, dann finden wir ein Thema und ich habe Magenschmerzen und sofortige Arbeitshemmung, meiste über Tage und Wochen. Und jedes Mal denke ich: Das nächste Mal sage ich Nein.

Beim letzten Mal (Die Arbeit mit dem Grundgesetz im Sozialkundeunterricht) war der Laden rappelvoll und ich bin zum ersten Mal mit dem Hinweis eingestiegen, dass man meine Veranstaltung wie einen Ideen-Steinbruch betrachten soll, nicht als ein Gesamtkonzept. Ich stelle Ideen vor, von denen ich zum Teil weiß, dass sie gut laufen und auch die, die ich für gescheitert halte – bzw. bei mir gescheitert sind. Wies dabei auf den Blog hin, in dem ich noch Ergänzungen nachliefern würde. Ich hatte ein Skript für jeden dabei und Anschauungsmaterial.

Natürlich ist auch das Koketterie: Ich schraube die Erwartungen der Anwesenden weit herunter, um dann wenigstens nicht ganz als Scharlatan dazustehen, wenn sie sich freuen, dass schon etwas für sie dabei ist. Ein Körnchen oder so.

Es ist schon seltsam: Hier interessiert es mich wenig, ob das, was ich schreibe, irgendjemanden interessiert. Wenn ich vor Menschen live stehe, schon.

Hinführung

Ein Thema, was mir vorgeschlagen wurde und was ich selbst interessant fand, war das Thema „Projektunterricht im Fach Geschichte und seine Bewertung“. Ich bin zum Teil in Hamburg und NRW zur Schule gegangen, wo es immer mal wieder Projektwochen gab – ohne Bewertung. Und ich erinnere mich mal an Theaterspielen und Sammeln und Vernichten von Kriegsspielzeug. Andere bauten ein U-Boot für den nahen See, eine Statue passend zur Region uvm. Es war immer spannend.

In Bayern habe ich in den ganzen Jahren keine Projektwoche gesehen.

An der Realschule gibt es jedoch zwei Bereiche, in denen Projekte machbar sind und auch bewertet werden.

  1. Die Projektschulaufgabe – Hierbei kann eine Schulaufgabe im Jahr durch ein bewertetes Projekt ersetzt werden. In der Regel mache ich da Lektüre- oder Zeitungsprojekte.
  2. Die Projektpräsentation – Die in der 9. Klasse zusätzlich und bewertet durchgeführt wird, mittlerweile verpflichtend.

Beide Projekteinheiten sind eng geführte Geschichten, die in meinem Verständnis erstmal nichts Projekten zu tun haben, sondern weichgespülte Geschichten. Modern anpinseln und wirken lassen, altes Gestell im Untergrund. Oder, wie in den verlinkten Handreichungen, durch Rahmenbedingungen überfrachtet.

Und ja, sie verstehen das schon richtig, ich kritisiere mich damit auch selbst, aber dazu später.

Ein Projekt

An einem ersten fleißigen Tag habe ich mich hingesetzt und mal formuliert, was für mich ein Projekt ist und was ich mir da geschichtlich vornehmen kann – ohne dass ich jetzt in die Uni-Bibliothek müsste. Ich wusste schon, dass es im Folgejahr auf viel 7. Klassen in Deutsch und Geschichte hinlaufen würde, d.h. Mittelalter war schon mal klar.

Das kam zusammen:

=> Was macht ein Projekt aus?

  • selbsttätiges Arbeiten der SchülerInnen: Material, Methode, Thema
  • Themenfindung durch SchülerInnen
  • Produkt am Ende
  • Eigenbewertung

=> Grenzen in der Schule

  • 45 Minuten Takt
  • Bewertung gewohnheitsmäßig durch den Lehrer
  • mangelndes Vertrauen in eigene Methodenkompetenz
  • Lehrplan/Stofffülle
  • Belastung durch andere Arbeit

=> Eventuelle Lösungsmöglichkeiten

  • Doppelstunden
  • Einüben von Methoden und Bewertungsmöglichkeiten im Vorgriff
  • Themenstellung und Produkt vorgeben, bzw. auswählen lassen

Themeneingrenzung – Erster Versuch, erste Ideen, Erster Ideentod

=> Nach alten und neuen Lehrplan für die Realschule ist der Anfang in der siebten Klasse ähnlich, der einzige Unterschied ist, wenn ich recht gelesen habe, dass Karolinger im Lehrplan plus in die 6. vorgezogen wurde. Was ich seltsam finde und wohl, wenn der Plan aktuell wird, nicht machen werde.

Ein Grundzug des aktuellen Lehrplans ist eine Folge von Darstellungen der wichtigsten Herrscher des Mittelalters: Chlodwig, Karl der Große, Otto der Große, Heinrich IV., Friedrich Barbarossa. Dabei die Schwerpunktthemen Christianisierung des Frankenreichs, Klöster, Aufstieg Karolinger, Grundherrschaft, Lehnswesen, Investiturstreit, Kaisertum, Verbindung weltlicher und geistlicher Macht.

Meine erste Idee war entsprechend personenzentriert: Biografien großer Könige, Galerie erstellen, Porträts in Bild und Wort, Bedeutung für heute.

Die erste Idee starb eigentlich, weil es nur eine 1:1 Umsetzung des Lernstoffes aus dem Lehrplan war. Und sehr stark personenzentriert, was mir eigentlich nicht so liegt.

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