#wasmachteigentlichderchef 2021-10-25-26

U-Bahn, weil Bock drauf, weil eiskalt draußen.

Auf dem Weg zur U-Bahn.


Erledigte Aufgaben:

  • Beurteilungsliste fortgesetzt
  • eine Beurteilung neu bearbeitet und ausgedruckt
  • Zwischenbeurteilungen aufgesetzt, drei
  • Unterrichtsbesuche terminiert
  • Telefonate: FOS, KM, Schulaufsicht, Kollegin, Schulleiterkollege
  • bisschen Infektionsschutz organisiert (übernimmt normal sehr tatkräftig der Stellvertreter, aber auch der muss mal unterrichten)
  • einige Kollegengespräche
  • Anhörung zur Disziplinarmaßnahme formuliert
  • zwei Dutzend Emails
  • Unterricht Sozialkunde
  • Personalratsgespräch

Gründe zu bereuen, sich als Schulleiter beworben zu haben 05/10: Die Geschichten dahinter

Meine beste Methode, um Schüler zu paralysieren ist es, wenn ich um seinen Namen bitte und dann nachdenklich meint: „Aha, Müller, der Name ging irgendwie neulich über meinen Schreibtisch, kannst du mir sagen, warum?“

Die wahre Seite daran: Ich kenne viel mehr Namen von SchülerInnen als die Menschen dazu. Und ich kenne viel mehr Geschichten hinter den Namen. Ich weiß um Familienverhältnisse, Krankheiten, Klinikaufenthalte, Psychiatrien, Polizei, Gefängnis, Unfälle, Verzweiflung, Ignoranz, Hilflosigkeit usw. Wenn Schüler bei mir landen, gibt es (fast) immer eine Geschichte aus diesem Rahmen. Und dazu noch die Geschichten aus dem Kollegium.

Ja, natürlich FAST IMMER. Es gibt, die mir ab und an den Blutdruck messen und dann ganz einfache Geschichten erzählen. Oder die drei, die darum gebeten haben, dass ich wieder erlaube, dass Bälle in der Pause ausgegeben werden und ich mich kurz mit ihnen unterhalte (ich musst es verbieten, weil die Bälle zu oft dort landeten, wo sie nicht hin sollten, z.B. an mein Fenster.

Oder Magnus, dessen Mutter, wie er erzählte, da arbeitet, wo Menschen Arbeit gegeben wird, die arm sind und auf der Straße leben – so erklärte er – und seine Mutter hat eine Kollegin, die mal meine Schülerin war. Auf die Frage, wie alt sie sei: Ganz alt. Und dann sind wir runter in die Umkleidekabinen der Sporthalle und haben seine Pokemon-Karten gesucht, die ihm irgendwer abgenommen hat. Leider haben wir nur wenige gefunden (ich später noch zwei auf dem Weg zur U-Bahn.)

Jetzt muss ich mir den anderen, der die Karten genommen hat, morgen noch vorknöpfen.

#wasmachteigentlichderchef 2021-10-21-22

U-Bahn und Auto. Weil Wetter und am Freitag Personalausflug, zu dem ich nach der Schule gleich aufbreche.


Es gibt Tage, an denen die Zeit einfach so vergeht und man am Ende nicht weiß, was man eigentlich getan hat. (Ersetze „man“ mit „ich“). Diese Tage sind auch nicht zufriedenstellend. Ich arbeite den ganzen Tag, bin gestresst und weiß am Ende nicht genau warum. Das Ende der Woche war von Infektionen geprägt, also eher von den Konsequenzen daraus. Das Gesundheitsamt ist immer schlechter zu erreichen. Durch die Medien jagen die Zahlen. Am Freitag habe ich für die Schule bis zu den Herbstferien die Maskenpflicht wieder angeordnet. Freitag war noch Personalausflug, also erst nachts heimgekommen. 

Ich arbeite weiter an den Beurteilungen, außerdem an einer disziplinarischen Maßnahme.


Indirekt einem entfernt und indirekt bekannten Kollegen Denkhilfe gegeben bei der Entscheidung sich auf einen Schulleiterposten zu bewerben. Er hat sich schwer getan, habe ich gehört. Gut so, möchte ich sagen. Leicht sollte diese Entscheidung nicht fallen. Was ich über ihn und von ihm selbst gehört habe, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er richtig auf seinem Posten ist.

Seltsamerweise, fällt mir grad auf, sage ich das sehr oft von anderen. Nie von mir.


Gründe dafür es zu bereuen, mich als Schulleiter beworben zu haben 06/10: Stress.

Dazu mal eine alberne kleine Geschichte:

An einem Tag, als die Wellen meiner Arbeit mal wieder über mir zusammenschwappten, flüchtete ich mich quasi auf Toilette, um meine Ruhe zu haben. Aus Alibigründen ließ ich die Hose runter und hockte mich hin. Atmete tief durch als ich über mir die bestimmte Stimme meiner Sekretärin hörte: Herr Kuban, BITTE SOFORT in das Sekretariat kommen.

Erst da merkte ich , dass direkt über der Schüssel ein Lautsprecher in die Decke eingelassen ist.

Dass es nichts Dringendes war, muss ich nicht erwähnen. Ich erzählte meiner Sekretärin davon und wir lachen heute noch ab und an drüber, wenn ich das Büro verlasse mit dem Hinweis, dass ich mal auf Toilette gehe – und nicht gestört werden möchte.

Ansonsten ist der Stress aber die Hölle. Und alle meine Maßnahmen gehen nur in die Richtung, mit diesem Stress umzugehen, damit er mich nicht umbringt.

Und ja, es geht besser von Jahr zu Jahr.

#wasmachteigentlichderchef 2021-10-19-20

Weiter in Dillingen. Wenig Bewegung. Gut gegessen gestern im VietHoa. Heute noch auf dem Rückweg noch mal lecker einkaufen, auf Empfehlung einer echten „Dillingerin“.

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Themen der Veranstaltung an zwei Tagen

  • Rollenklarheit und systemischer Wandel
  • Führen imTeam
  • Konkretes Beispiel für den Einsatz der erweiterten Schulleitung: SchiLf Koordination
  • Umgang mit Widerständen und Problemen

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Gründe dafür, es zu bereuen sich als Schulleiter beworben zu haben 07/10: Man wird nicht fertig

Ich habe es schon einmal geschrieben: Die Arbeit des Schulleiters endet niemals (selten) mit „Ich bin jetzt fertig.“ Oder wie es ein mir bekannter Kollege sagte: Du kommst mit 5 Aufgaben auf deiner Liste morgens zur Schule und am Abend hat deine Liste 10.

Eine Konsequenz daraus ist, dass das Ziel an keinem Tag sein kann, etwas fertig zu machen. Ich habe in meinem Kopf dazu das Mantra „Ich höre jetzt auf zu arbeiten und mache morgen weiter.“

Probleme (Herausforderungen) in diesem Zusammenhang sind:

  • Prioritäten bei den auflaufenden Aufgaben zu setzen
  • Projekte langfristig im Auge zu behalten, auch wenn dazu aktuell keine Aufgaben bearbeitet werden
  • Freizeit
  • Konzentration zu halten auf das Wesentliche und Wichtige
  • Geduld

Ich probiere Methoden aus, um diese Herausforderungen in den Griff zu bekommen. Empfinde dabei als Beispiele die Eisenhower-Methode, den Brain-Dump, kleine Teile von GTD, Mindmapping, Bullet-Journaling in einzelnen Elementen, Meditation hilfreich. Und setze immer wieder auf externes Coaching.

Auf der Liste der weiteren Maßnahmen: Mehr alltägliche Bewegung, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, geregelte Abläufe.

Und damit leite ich über zu dem nächsten Grund, es zu bereuen sich als Schulleiter beworben zu haben 06/10: Meine Persönlichkeit und meine Fähigkeiten reichen nicht mehr aus, meinem Job gerecht zu werden. Und es könnte sein, dass dies auch nie der Fall sein wird.

Ja, ich arbeite daran.

#wasmachteigentlichderchef 2021-10-18

Auto, weil ich für drei Tage nach Dillingen gefahren bin. Jeder Lehrer in Bayern weiß, was das bedeutet – nach Dillingen zu fahren.

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Erledigte Aufgaben:

– Vorträge hören zur Einführung der erweiterten Schulleitung

Dies (also die Einführung) geschah zugegeben vor drei Jahren schon, aber damals war so viel los, dass es Verbesserungsbedarf gibt und dafür wollte ich mir Input holen. Der Rest der Schulleitung zittert schon, dass ich mit so ganz neumodischen gruppendynamischen Sachen zurückkomme. Mal sehen. Bisher eher durchwachsen. Der Anfang war gut und tief, aber irgendwie schaffe ich es nicht mehr, 1,5h jemandem zuzuhören, der einen reinen Vortrag hält (ok, mit „Präsentation“.)

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Gründe dafür, es zu bereuen sich als Schulleiter beworben zu haben 08/10: Die Agenda anderer Leute

Ich habe neulich einmal böse zu einer Vertrauten gesagt: Jeder, der mein Büro betritt, hat eine eigene Agenda. Und jeder versucht, etwas für sich herauszuholen. Und ich habe manchmal das Gefühl, dass ich der einzige bin, der nicht alles erstes an sich selbst denkt.

Das ist ein sehr böser Satz, den ich niemals offen sagen würde. Und wenn, dann würde ich ihn erklären, denn er stimmt ja auch nicht.

Es gibt viel KollegInnen, die in mein Büro kommen, und im weitesten Sinne kommunizieren wollen. Sie fragen etwas und dann reden wir und dann erzählen sie. Sie wollen vor allen gesehen werden – und ich sehe sie gern. Sie mögen mich vielleicht und wollen mit mir reden.

Ich erfahre viel auf diesem Weg, was gedacht wird, was umgeht im Kollegium oder einfach wie sich eine einzelne Person an meiner Schule sich fühlt. Das empfinde ich nicht als Zeitverschwendung, für keinen von uns beiden hoffentlich.

Andere kommen und möchten ein Problem schildern und eventuell eine Lösung. Und das liegt dann auf meinem Schreibtisch. Und ich kann mehr Beispiele bringen, die mir absolut nichts ausmachen.

Ich mag das alles wirklich.

Probleme entstehen dann, wenn eine Agenda, mit der jemand mein Büro betritt, Prozessen und Zielen meiner Schule entgegen steht. Oft laufen diese Probleme übers Telefon, weswegen ich manche Anrufe nicht entgegennehme, wenn ich die Nummer auf dem Display meines Telefons sehe oder die entsprechende Abkürzung der jeweiligen Abteilung des Sachaufwandsträgers).

Diese Gespräche laufen oftmals auf dieselbe Art und Weise ab: Jemand erzählt mir etwas und ich merke, dass dies meine und schulische Abläufe betrifft. Ich erwidere mit Einwänden und bekomme als Reaktion eine wortgleiche Antwort von dem, was mein Gesprächspartner schon vorher gesagt hat. Wenn ich dann im nächsten Schritt einen Kompromiss versuche, bekomme ich wieder die identisch gleiche Wortäußerung vom Anfang.

Es gibt gute Kommunikationsseminare, aber wenn Sie mir am Telefon das vierte Mal etwas erklären wollen, in den exakt gleichen Worten, was Ihrer Meinung nach wichtig ist, dann kann es sein, dass ich Sie unbeherrscht anblaffe, dass ich’s schon beim ersten Mal kapiert habe. Kann sein, dass das Gespräch dann schnell beendet ist.

Kann sein, dass ich danach ein schlechtes Gewissen habe. So etwa 5 Minuten lang.

Neulich habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass ein Gespräch auch einfach enden kann, wenn ich drei Mal das Worte „Nein“ ausspreche. Und Sie haben Recht, ich weiß bis jetzt nicht, warum ich es drei Mal sagen musste.

#wasmachteigentlichderchef 2021-10-15

Auto, weil ich nachmittags noch schnell Sachen erledigen musste über größere Strecken hinweg. U.a. eine bestellte sogenannte Hofladenbox in der Metzgerei Marina abholen. Kotelettes gekauft dazu, weil Kindheitserinnerung, Samstagessen.


Erledigte Aufgaben:

  • Unterricht Sozialkunde 10
  • Gespräch Sozialpädagoge
  • Papierkram
  • Gespräch extern beim MB (=Ministerialbeauftragten) wegen schulischer Angelegenheiten
  • Schulleitungsgespräch an eigener Schule

Foto des Tages, Pausenverkauf, andere Realschule


Gründe es zu bereuen, Schulleiter geworden zu sein 09/10: Arbeiten in ständiger Überforderung

Schulleiter ist kein Ausbildungsberuf. Man kann ein toller Konrektor sein, aber das heißt gar nichts. Sobald das Büro gewechselt ist, steht man vor Aufgaben, die man in der Regel noch nie erledigt hat. Und in den folgenden Jahren wird man immer wieder mit Neuem konfrontiert und es reißen Fronten auf, an denen man noch nie gestanden geschweige gekämpft hat.

Und dann stellen Sie fest, dass Sie Ausstattungslisten wälzen, um nachzuschauen, ob die Seifenspender in den Werkenräumen wirklich nicht zur Erstausstattung gehörten und telefonieren, um diese zu bekommen. Sie lesen schon vor Corona in einer Broschüre mit dem Titel: „Anforderungen an Lüftungskonzepte in Gebäuden: Teil I Bildungseinrichtungen.“ Und am nächsten Tag sitzen Sie mit dem Hochbauamt, dem Gesundheitsamt, der HVE, dem Betreiber und dem Bauherrn an einem Tisch, um über die richtige Lüftung in einem Passiv(Schul)haus zu sprechen, um dann am eigenen Leib zu erfahren, was es heißt, wenn in einer ihnen zugespielten aber nicht an Sie gerichteten Email die Rede davon ist, dass „die Stadt sich erstmal intern besprechen sollte, um sich auf eine Linie zu einigen, bevor sie mit Externen spricht.“ Und mit „Extern“ sind Sie gemeint. Und dann sprechen Sie mit der Polizei über Vandalismus, mit dem Verkehrplanungsamt über die Zebrastreifen vor dem Schulhaus und die Radwegesituation zum Schulhaus, mit dem Bildungszentrum über die Schulküche, mit der Trocknungsfirma über den nassen Keller, mit der Feuerwehr über die fehlenden Leitkarten, den Handwerkern über das Reparieren von angeflämmten Bänken vor dem Schulgebäude, der Mensa über den Stundenplan, dem Hausmeister über den Safe, der Sicherheitsbeauftragten über die Vorgaben im Chemieraum, dem Schulentwicklungsteam, dem Personalrat, dem KM, dem Landesamt, der Regierung, dem Landesamt Finanzen, über Medienschienen, Schlüsselsysteme, Türschlösser, CO2-Messgeräte und -fühler, Dachbegrünungen, Rattenfallen, Drainagen (fehlenden), Wildzäunen, Schulgarten, dann gibt es an einem Tag drei KMSe und sie sind schon längst jenseits der Grenze dessen, was sie geistig und mental noch umfassen können.

Und dann kommt der Kollege oder die Kollegin und leitet ein mit: „…nur eine Minute.“