5 Minuten Schulleitung – Rückstellungsantrag

Rückstellungsantrag ist so ein Wort, was ich neu gelernt habe. Ich weiß gar nicht genau, ob es diesen Begriff gibt. Also für das gibt, was ich meine. Jemand hat ihn benutzt, weil er mit einem Antrag gegebenenfalls von seinem Konrektoran-Amt zurücktreten möchte, um dann wieder als normaler Lehrer anzufangen. Die Probleme, von denen er sprach, waren recht umfangreich: blockendes Kollegium, eingeschränkt handlungsfähiger Chef, haufenweise auf ihn abgeladene Arbeit. (Nein, ich spreche absolut nicht durch die Blume von meiner Schule)

Ich lasse diesen Begriff ab und an durch meinen Kopf kugeln. Manchmal, wenn es mir reicht und ich die Nase voll habe. Wenn mich alles ankotzt.

Mehr denke ich drüber nach, wenn mich Leute kontaktieren, die ich lange nicht mehr gesehen habe und die dann gehört haben, dass ich aufgestiegen bin. Dann kommen so Sätze wie „Das hätte ich nie gedacht von dir“. Letzte Woche kam eine Mail, deren zentrale Sätze mir seitdem im Kopf hängen geblieben sind.

Ich zitiere nach dem Sinn:

„Einige der Kollegen waren verwundert, dass sie diesen Weg gegangen sind – und dann noch so schnell. Ich weiß ja selbst, dass auf diesem Weg viel Anpassung notwendig ist. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber als angepasst habe ich Sie nie erlebt. Bitte nehmen Sie mir diese Anmerkung nicht übel.“

Was ist das Problem? Es sind nicht die widersprüchlichen Ansagen, die „von oben kommen“, die mich irritieren – daran gewöhnt man sich mit der Zeit oder man hört an passender Stelle weg. Es sind nicht die vielen kleinen Aufgaben, die der Alltag so bringt, die ganzen Gespräche mit Schülern, die Organisationen des Schultags etc. Die Verwaltung des Engpasses und des Mangels.

Hm, ich gebe offen zu, dass ich ein großes Problem habe mit Personalführung.  Ich habe diplomatische Defizite.  Große.

Ich habe Anpassungsprobleme.

 

PS: Morgen geht es nach Kloster Banz. Zwei Tage Konrektorentreffen, diesmal unter dem Titel „Projektmanagement“

Heute Nacht soll Schnee kommen.

5 Minuten Schulleitung – Sie kommt, sie kommt…

die neue Verwaltungssoftware. Nach Jahren der Ankündigung und seltsamen Informationspolitik kommt sie. Sie wirft ihre Schatten durch Fortbilduns“angebote“ schon voraus und installiert wurde sie auch schon. Der erste Start der Software führte bei uns dazu, dass die Server vollständig in die Knie gingen und mein Arbeitsplatzrechner beim Erstellen des Vertretungsplans eine Reaktionszeit bei Eingaben von – ungelogen – 30 Minuten hatte. Nun musste der Kollege Sysadmin erstmal den Arbeitsspeicher massiv erhöhen. Wir hoffen das Beste.

Die Software sieht nach einem ersten Blick der Fortbildung mächtig aus. So mächtig, dass einem die Augen schwirren. Aber es steht in Aussicht ein Stück Software zu bekommen, was aktuell aussieht und viele Funktionen unter einem Dach vereinen kann – inklusive Multitasking. Wer es genauer wissen will.

Unsere Aufgabe in den Tagen nach den Herbstferien wird sein, die Altdaten aus Schüler- und Lehrerdatei so zu bereinigen, dass ein Import reibungslos über die Bühne geht. Ich will guter Hoffnung sein. Alle Meldungen ans KM müssen in diesem ersten Halbjahr doppelt gemacht werden: einmal mit der alten Software und nach Überspielen dann mit der neuen.

Ansonsten der altägliche Wahnsinn: Die Mobile Reserve wird vor Ende der Einsatzzeit wieder abgezogen, wir müssen den ausfallenden Unterricht intern ausgleichen, was bei mir bedeutet für eine zum Glück begrenzte Zeit eine dritte Deutschklasse zu übernehmen, die ich schon jetzt halb mitunterrichte. Hinzu kamen Studenten, die bei uns Praktikum machen sollen und statt Freitag, wie man es uns gesagt hatte, plötzlich mittwochs auf der Matte standen. Das mag so klingen, als wenn es zu vernachlässigen sei, aber der Stundenplan wurde am Anfang des Jahres zum Teil auf dieses Praktikum ausgerichtet…

Ich stelle zudem fest, dass mir das Vorfreudegefühl auf die Ferien abhanden gekommen ist. Noch kann ich nicht sagen, ob das positiv oder negativ ist. Aber früher dachte ich oft am Montag der letzten Ferienwoche „Puh, der letzte Montag vor den Ferien“ usw. Das habe ich nun nicht mehr. Zwei Möglichkeiten der Deutung habe ich: Entweder bleibt der innere Druck ohnehin bestehen, so dass kein Unterschied existiert zwischen Ferien und Schulzeit (was sehr betrüblich wäre) oder ich habe mein Leben und meine Arbeit so im Griff, dass ich nicht mehr erschöpft in die Ferien taumele – was mir persönlich als Deutung eigentlich sehr absurd vorkommt.

Jedenfalls habe ich schon zwei Golftermine gelegt und fahre am Donnerstag nach Berlin zum Educamp. Besonders gespannt bin ich aber auf den Freitag, der als Lernlab dem Educamp vorgeschaltet wurde. Hier werden Lehrer aus ganz Deutschland an einer Schule in Berlin Unterricht (vor-)führen mit modernen Medien und Geräten: Web 2.0 Lernen in der Praxis. Eine erste Übersicht wurde schon erstellt und es wird mir wert sein, auch in den Ferien um 8 Uhr ein Schulhaus zu betreten. Nebenbei aber freue ich mich am Sonntag auf ein Frühstück in meinem Lieblingscafe im Prenzlauer Berg. Vielleicht dazu einen kleinen Streetart-Rundgang.

5 Minuten Schulleitung – alea iacta est

Morgen läuft der dritte Stundenplan an, den ich erstellt habe. Dieses Mal lag es ausnahmsweise nicht an eigenen Fehlern, sondern an Problemen im Informationsfluss. So teilen wir z.B. unsere Küche (es gibt an der Realschule das Fach Haushalt/Ernährung) mit einer anderen Schule. Da wir keinen Stundenplan bekommen haben, dachte ich, dass es dieses Jahr ohne Teilung geht. nun, es kam ein Plan, der mit unserem kollidierte. Also habe ich mich noch einmal drangesetzt. Die Änderungen hielten sich in Grenzen, aber es musste eben neu ausgedruckt und verteilt werden.

Besondere Schwierigkeiten dieses Schuljahr: Kurzfristige Absagen von Aushilfen, Lehrer aus der sogenannten Mobilen Reserve, die aber schon für zwei Tage an einer anderen Schule verplant sind oder alternativ nur an zwei Tagen die Woche Zeit haben. Um diese herum muss quasi der Stundenplan angelegt werden. Wir sind dennoch froh, sie zu haben.

Das Positive: Ich glaube nun, dass ich die Software im Griff habe. Ich habe gemerkt, dass es einen Punkt in der Planung gibt, der zeigt, ob grundsätzlich ein Plan entstehen kann. Wenn an dem Punkt ein positives Ergebnis ausgeworfen wird, dann klappt jeder Plan zu jeder Zeit mit jeder Änderung. Das ist insofern auch beruhigend, da ich ab diesem Punkt keine Magenprobleme mehr habe. Ab diesem Punkt verschwindet die Angst, am Ende ohne Stundenplan dazustehen.

Ich muss dazu sagen, dass jeder dieser Pläne aber auch gut 6-8 Stunden gebraucht hat, nonstop am Computer.

Meinen alltäglichen Kram habe ich dennoch gut im Griff, was die Schulleitungssachen angeht. Den ersten Elternbrief habe ich nach jahren mal layouttechnisch aufgehübscht, mit dem neuen Schullogo versehen und versandfertig gemacht. E-Elternbrief-Software ist upgedatet. Schulhomepage ist bereit für neue Informationen. Zwei meiner Projekte laufen etwas schleppend an: Medienscouts und Akquise für ein elektronisch-digitales Schul-Informationssystem. Das dritte Projekt muss ich terminieren: Zusammenarbeit der Schulen vor Ort.

Der Stresslevel ist stellenweise hoch, was ich an meinem Tinnitus merke und an meinem Essverhalten an manchen Tagen. Golfen fiel aus Termin- und Wettergründen seit mehr als zwei Wochen flach. Ich muss auch zugeben, dass ich schon manchmal darüber nachdenke, ob dies der richtige Weg ist bzw. ob dies die richtige Entscheidung war. Bin aber leider jemand, der einen mal gemachten Schritt eher nicht wieder zurückgeht.

Vor einer Woche war ein erstes Ehemaligentreffen der Abschlussjahrgänge an unserer Schule. Habe dort, so war es ja auch geplant, viele ehemalige Schüler getroffen, auch und vor allem eine Gruppe von Schülern aus meiner letzten Klasse als Klassleiter. Diese Klasse hatte ich auf persönlichen Wunsch von der 7. bis zur 10. Klasse, also zum Abschluss. Normal ist hier der Wechsel nach zwei Jahren, aber ich wollte mal ausprobieren, ob es nicht schöner ist, wenn es zwei Jahre mehr sind. Und ja, sie sind mir ans Herz gewachsen und ich habe sie sehr gern wiedergesehen. So gern, dass ich entgegen meiner Natur doch etwas wehmütig wurde. Eine Kollegin feixte mich von weitem an, weil sie mich auf drei Fahrten mit dieser Klasse begleitet hatte und irgendwann meinte, sie hätte noch nie eine Klasse gesehen, die dermaßen auf ihren Klassleiter fixiert gewesen sei. Ich habe das damals als eine Art Kompliment gesehen. Als Schulleitungsmitglied habe ich keine Klassleitung mehr.

In einem nicht mehr einnerbaren Zusammenhang suchte ich neulich Aufnahmen von Herbert Wehner bei youtube und endete im Internet vor dem aktuellen Foto eines Mitschülers aus meiner Hamburger Schulzeit. Der Zusammenhang ist eigentlich schnell hergestellt. Ich war, gelangweilt vom Wahlkampf, auf der Suche nach alten Helden. Herbert Wehner war von 1949 bis 1983 Mitglied des Bundestags. In all diesen Jahren errang er das Direktmandat im Wahlkreis VII, heute Wahlkreis Harburg, Wilhelmsburg, Bergedorf (südliches Hamburg). Der Nachfolger wurde in diesem Wahlkreis Hans-Ulrich Klose, der nun 2013 nicht mehr angetreten ist. Mit dessen Nachfolger bin ich im Alter zwischen 12 und 14 um die Häuser gezogen und es scheint, dass auch er das Direktmandat für den Deutschen Bundestag erringt. Ich wünsche ihm eine glückliche Hand.

Ich weiß, der Absatz hat nichts mit Schulleitung zu tun, aber ich wollte das einfach noch schreiben.

5 Minuten Schulleitung – Schulanfang

Nach einem stressigen Jahr sitze ich vor zwei Tagen mit meinem Zweiten Konrektor im Zimmer und wir schauen uns etwas ratlos an. Nichts mehr zu tun, vorerst, bis zum Beginn des Stundenplans, also heute. Zeit für mich, um ein paar andere Projekte anzuschieben (Akquise für ein digitales Infosystem in der Schule, Medienscouts, Infoheft*) oder weiterzutreiben.

Jedenfalls unterm Strich dieses verdammte Gefühl, etwas vergessen zu haben. So tief steckt man schon drin, dass man nicht genießen kann, die Arbeit im Griff zu haben. Oder wie ich neulich salopp zu einer Kollegin sagte, auf ihre Frage, wie für mich so der Anfang war: „Der Vorteil davon, dass man in den Ferien nicht richtig runterkommt, ist, dass man auch keine Anlaufschwierigkeiten im neuen Jahr hat.“

Leider ein wenig wahr.

Vor uns steht das Jahr des Jubiläums: 10 Jahre unsere Realschule, inklusive Namensverleihung, Festakt usw.

Personalsuche ist fast abgeschlossen – eine letzte Aushilfe muss der Chef noch rekrutieren. Eine zweimonatige „Vaterzeit“ noch schulorganisatorisch bearbeitet werden. Ansonsten gut aufgestellt. Gut heißt aber auch so knapp, dass wenig übrig bleibt an Stunden für Wahl- oder Förderunterricht. Sechs Referendare. Zwei neue Kollegen. Drei treten ihren Dienst nach Mutterschutz wieder an. Zwei feste Lehrer haben uns verlassen.

Mein Unterricht sieht folgendermaßen aus: 8. Klasse Deutsch (fortgeführt aus der 7), 9. Klasse Deutsch (neu), 10. Klasse Geschichte, drei Klassen Sozialkunde 10. Also insgesamt 16 Stunden plus eine Stunde Wahlunterricht. Dabei Fortführung eines Blog-Projekts, das im zurückliegenden Schuljahr mit einer (!) Schülerin besetzt war, aus der 6. Klasse (!).

Ansonsten habe ich vor keiner Sache richtig Bammel. Es scheint ein normales Jahr zu werden, jedenfalls für den Konrektor.Das wäre schön, denn ich habe ein paar „Projekte“ geplant für meinen Unterricht, der sich in Richtung Portfolio-Arbeit bewegt: Digitales (Wiki) und Schreib-Portfolio. Kurz: Kerngeschäfte des Deutschunterrichts pflegen: Lesen und Schreiben, auch und vor allem mit digitalen Werkzeugen und für die Öffentlichkeit und kollaborativ.

Entsprechend soll unser Medienkonzept weiter vorangetrieben werden, inklusive Lehrerfortbildung und Medienscouts. Vielleicht mal Moodle genauer ansehen.

Ich möchte in den Herbstferien nach Berlin zum Educamp 2013.

Und außer dem Heimatplatz sind noch drei Golfplätze bis Ende der Saison auf jeden Fall zu bespielen:

Alles nach Plan derzeit.

PS: Und ich würde gern endlich ein paar Kilo abnehmen.

5 Minuten Schulleitung: X-7 Tage

In einer Woche werde ich das erste Mal wieder zur Schule müssen. Eine Woche vor Beginn des Unterrichts beginnt für die Schulleitung die Arbeit. Es stehen verschiedene Prüfungen an:

  • Nachprüfungen
  • Nachholprüfungen für die Abschlussprüfungen
  • Aufnahmeprüfungen
  • Nachholtermine für den Probeunterricht

Ab Freitag wird dann der Stundenplan gemacht, die entsprechenden Mitarbeiter wissen schon Bescheid. Vielleicht können wir früher anfangen, wenn die Zuweisungen neuer Kollegen und Versetzeungen stehen schon. Allerdings haben wir den Fachbetreuern zugesagt, dass sie die Unterrichtsverteilung am Freitagvormittag vorab einsehen dürfen, um eventuelle Optimierungsvorschläge zu machen oder Fehler anzuzeigen. Der Chef müsste die Verteilung schon fertig haben, i.d.R. fährt er erst danach in den Urlaub, also ab etwa Mitte August.

Da ich heute in Richtung der Schule zu tun hatte (Ingress-Portale nachladen), bin ich mal reingesprungen, um zu sehen, ob mich schon etwas erwartet. Außer einer Liste mit den Namen der neuen Einsatzreferendare, fand sich Lektüre:

  • die Zeitschrift didacta, Ausgabe 2010 Dezember/Januar, aufgeschlagen beim Artikel „Wie viele Medien braucht die Bildung?“ (Mein Chef??)
  • das (von mir) bestellte „Schul- und Unterrichtsentwicklung mit Neuen Medien“ von Claudia Bremer
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Ich habe wieder angefangen viel an Schule zu denken, aus verschiedenen Perspektiven. Will jetzt nicht mehr verdrängen, sondern anfangen, mich weiter zurechtzufinden. Nachdem ich im Haus und besonders im Arbeitszimmer mit der Frau viel aufgeräumt, entrümpelt und weggeworfen habe, schaffe ich das auch im Job.

Habe mich über Selbstcoaching informiert und einiges dazu zusammen getragen. Es kommt mir ein wenig albern vor, aber ich bin nun einmal kein Student mehr.