5 Minuten Schulleitung – Angriffe aus der virtuellen Welt

Erste Woche nach den Ferien vorbei. Viel Aufwand mit Vertretungen wegen Klassenfahrten, Krankheiten und Fortbildungen. Einige Nebentermine, bin erst heute am Samstag, zwei Wochen nach dem letzten Mal, zum Golfen gekommen – mein Schwung läuft nicht so rund, wenn ich nicht regelmäßiger gehe.

Nächste Woche bin ich selbst auf „Fortbildung“ – also auf einer Verkündungsveranstaltung der jeweils gewünschten KM-Marschrichtungen. Zwei Tage.

Das Schlimmste: Unsere Schulhomepage wurde gehackt, über eine Javascript-Injection, wenn ich es recht verstanden habe. Einerseits ein Zeichen mangelhafter Wartung durch mich, wahrscheinlich über ein veraltetes Plugin in das Joomla (1.5.26) eingeschlichen, andrerseits waren wir wohl nicht das einzige Ziel. Dennoch ging ich auf Nummer Sicher, habe die Seite komplett gelöscht und fange neu an. Backups sind da – wenigstens das.

Parallel dazu habe ich hier im WordPress-Blog seit einigen Tagen ein extremes Spam-Aufkommen (durchschnittlich 100-200 Spam-Kommentare pro Tag).

Ergo Arbeit: Über das Wochenende ein Joomla 3.0 neu einrichten, die Inhalte herüber kopieren, Plugins und Komponenten suchen und einrichten. „Kubiwahn“, das dicht ist, eventuell ergänzen.

Hinzu dann noch Gedanken konkretisieren über das Thema „Medienscouts“, was ich ich gern als Projekt beginnen würde, und auf dem SMV-Tag am Montag vorstellen will.

Viel geredet am Freitag mit dem (neuen) zweiten Konrektor über Arbeitsverteilung in Schulleitungen, speziell bei uns und das im Vergleich zu anderen. Viel zum Nachdenken gehabt, wenig zum Veröffentlichen, bisher.

5 Minuten Schulleitung – Aufgaben des Konrektors

Die Aufgaben des Konrektors – ich spreche hier von der Bayerischen Realschule und wahrscheinlich durchgehend von der speziellen Situation an unserer Realschule – sind durchaus verschieden. Die Aufgabenverteilung innerhalb einer Schulleitung mag zum Teil von Traditionen, Pfründen im Kollegium, Fähigkeiten und mangelnden Fähigkeiten, Lust und Unlust der Beteiligten geprägt sein. Es gibt Unterschiede, die aus der Größe der Schule resultieren (wir sind knapp mehr als 600, ich kenne Realschulen mit über 1000 Schülern) oder dem Einzugsbereich abhängig sein (schwierig, gut-bürgerlich, städtisch, ländlich) oder von den sonstigen Funktionen einer Schule (Seminarschule?).

Wenn man Glück hat, so wie ich, wird ein Geschäftsverteilungsplan entworfen, besprochen und umgesetzt. Dann sind die Arbeitsbereiche transparent verteilt und jeder weiß, was er zu tun hat. Vom Stellvertreter, so meine ich bisher herausgefunden zu haben, erwarten man vielleicht noch in besonderem Maße sich seine weiteren Aufgaben selbständig zu suchen und zu gestalten.

Ich formuliere das etwas vorsichtig, weil ich grad in dieser Phase bin und noch etwas unsicher herumstochere.

Meine mir zugeteilten Aufgaben sind, denke ich, im Vergleich nicht besonders. Eine Auswahl aus dem Geschäftsverteilungsplan, der in groben Zügen auch dem Kollegium zugänglich ist:

  • Erstellung des Hauptstundenplans
  • Organisation des Vertretungsplans und Unterrichtsausfalls
  • Mitarbeit und Überwachung des Terminplans
  • Organisation Abschlussprüfung
Es gibt gemeinsame Aufgabenbereiche
  • Disziplinarfragen und -maßnahmen (mit RSD)
  • Leitung von Konferenzen
  • Bearbeitung von Beschwerdefällen der Eltern
  • Überwachung des laufenden Schulbetriebs
  • Überprüfung von Leistungsnachweisen
  • Unterrichtsbesuche
  • Zugang und Kontrolle Schulkonten

Als meine (selbstgewählten) Aufgabenbereiche sind zu sehen:

  • Schulhomepage, technische und inhaltliche Pflege
  • Damit verbunden auch: Öffentlichkeitsarbeit
  • Co-Administrator des Notenverwaltungsprogramms
  • Medien-Tutor / Berater (will ich weiter ausbauen)
  • Informationsmanagement innerhalb der Schule

Einige Aufgaben habe ich schon vorher abgegeben, weil ich sie nicht mehr ganz unbelastet ausüben konnte. Zum einen, weil es zu viel wurde und zum anderen, weil bestimmte neue Aufgaben (Mitwirkung bei der Beurteilung) nicht mehr so damit leicht vereinbar waren – jedenfalls empfinde ich es so.

  • Betreuung von Praktikanten in meinen Fächern
  • Betreuung von Referendaren
  • Fachbetreuung der Fächer Deutsch und Sozialkunde
  • Mitarbeit an Schulbuchprojekten

Nicht zu vergessen ist bei dieser Aufzählung das Tagesgeschäft: Gespräche mit Kollegen, Anfragen von außen, Telefonate usw.

Und letztlich: Unterricht. Derzeit liegt meine Unterrichtsverpflichtung bei 18 Stunden: zwei Deutschklassen, zwei in Geschichte, drei in Sozialkunde.

Ich habe trotz allem, und ich weiß immer noch nicht, woher dieses Gefühl stammt, immer das Gefühl, ich tue nicht genug, ich arbeite zu wenig. Wenn ich für diesen Gedanken mal eine Ursache finden würde, wäre ich einen gewaltigen Schritt weiter. Denn nicht nur mein Frau meint eigentlich etwas anderes.

Unterm Strich:

Es ist beruhigend, wenn die Arbeit in der Schulleitung gleichmäßig verteilt ist – oder man zumindestens das Gefühl hat, dass es so ist. Als Stellvertreter verfolgt mich allerdings grad so auch ein wenig die Angst, dass ich nicht immer auf dem Laufenden bin, was in der Schule abläuft. Im Zweifelsfall muss ich ja dazu fähig sein, meinen Chef zu ersetzen und die Schule für eine Zeit selbst leiten. Muss mal überlegen, wie ich hier zu einem zufriedenen Gefühl kommen kann.

Diesen Gedanken, offen gesagt, schreibe ich hier nur schwer auf und mit einem leichten Ziehen in der Magengegend.

Wie gesagt: Die Aufgabenverteilungen können verschieden sein. Ich habe Konrektoren getroffen, die viel mehr von der Arbeit machen müssen, die an meiner Schule mein Chef macht. Dafür wird dort der Stundenplan z.B. von Kollegen erstellt. Andere müssen mehr Leitungsaufgaben übernehmen, weil  die Schule einfach viel größer ist und damit auch das zu betreuende Kollegium.

Und was sonst noch ansteht, wird auf den angedrohtenkündigten Fortbbildungen im November zu hören sein.

5 Minuten Schulleitung – Man kann nicht nicht informieren

Eine Sache, die mich auch schon vor der Schulleitungskarriere umgetrieben hat, ist die mit dem Informationsfluss – zum einen zwischen Schule und Eltern, aber auch zwischen Schulleitung und Kollegium, vor allem auch der Kollegen untereinander.

Mittlerweile frage ich mich natürlich aus der Position Schulleitung heraus noch einmal aus einer etwas speziellen Perspektive. Man will ja, dass das, was man so sagt und sagen muss, auch irgendwie dort ankommt, wo es hinsoll.

Was mir diesbezüglich in der Vergangenheit auffiel (vor allem aus eigener Erfahrung) und das sind wahrlich keine großen Weisheitsperlen, war:

  • Abläufe, die man einmal im Schuljahr machen muss, vergisst man mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Teil wieder
  • Aushänge liest man nicht, vor allem nicht, wenn sie lang sind und ungünstig hängen (in der Nähe der Tür z.B.)
  • Mündlich vermittelte Informationen, z.B. in Konferenzen, sind sehr flüchtig
  • bei letzterem Problem macht man es wie Schüler: man vertraut darauf, dass der Sitznachbar aufgepasst hat
  • bei widersprüchlichen Informationen fragt man nicht oder nur sehr ungern nach, weil man Angst hat, sich als derjenige zu outen, der in der Konferenz nicht aufgepasst hat
  • auch wenn es Aushänge gibt, frage ich nach, da ja das persönliche Gespräch immer wichtig ist
  • moderne Informationstechnik ist grundsätzlich unpersönlich, Papier ist viel schöner, so weich und warm
  • moderne Informationstechnik will uns dazu bringen, überall verfügbar zu sein, grundsätzlich

Informationsfluss in einer Schule ist wichtig und oft wird lediglich kritisiert, dass die Schulleitung ihre Abläufe und Entscheidungen nicht transparent genug macht. Als Gegenvorwurf äußert man dann ebenso oft, dass das Kollegium alle bereitgestellten Informationen nicht genau genug lesen. Und beide haben recht.

Ich habe zu Beginn als Zweiter Konrektor angefangen, mal die üblichen Abläufe in der Schule aufzuschreiben und in einem Infoheft zusammenzufassen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich damit nicht nur aufschreibe, was vorgeht, sondern es auch festschreibe. Es war quasi das Nachempfinden eines geschichtlichen Vorgangs: die Verschriftlichung von Gesetzen, das Aufsetzen einer Verfassung. So kam es dann zu Gesprächen, in denen als Argument vorkam: „Aber im Infoheft steht….“ Ich erlebte, wie es ist, wenn man mit Verwaltungsvorgängen steuert. Das ist mir unheimlich.

So unheimlich wie die Bebobachtung, die ich schon mal hier irgendwo beschrieben habe, dass das Gewicht meiner Wort zunimmt mit meiner Beförderung. Nicht mehr der kubiwahn sagt etwas, sondern jetzt ist jedes Wort aus meinem Mund ein Wort der Schulleitung. Das ist mir noch viel unheimlicher.

Seit gestern stelle ich den Vertretungsplan online, in einen passwortgeschützten Bereich – das Stundenplanprogramm ist übrigens williger als ich gedacht habe. Ab Oktober sollen dann noch in einem zweiten Bereich die sogenannten Lehrerinformationen abgelegt werden. Dies sind kurze Infos über Abläufe und Sachverhalte, die von allgemeinem Interesse sind. Auch soll das wöchentliche Briefing, welches immer am Freitag im Lehrerzimmer vor der ersten Stunde stattfindet, irgendwie Niederschlag finden.

Ich bin gespannt, ob der Informationsfluss dadurch geschmeidiger wird. Ich vermute mal, dass bei diesem Thema Perfektionismus auch ein Garant für frühes Ableben ist.

Letzte Geschichte zum Versuch, den Informationsfluss zu verbessern: von einer anderen Schule hörte ich, dass dort Bildschirme für Schüler und Lehrer eingeführt wurden, auf denen Infos u.a. eben der Vertretungsplan gezeigt werden sollten. Ein Monitor in der Aula, einer im Lehrerzimmer. Es kam ziemlich schnell das Gerücht auf, dass durch die eingebauten Webcams in den Monitoren, die Schulleitung das Lehrerzimmer überwachen will.

Also muss ich mir jetzt auch im Klaren darüber sein, dass Informationsangebote auch als Hinterhalt angesehen werden können. Ich bin weiter gespannt.

5 Minuten Schulleitung – Friday’s Blues

httpv://www.youtube.com/watch?v=b8cdFgjHy1g

Mein / Unser erster Stundenplan ist nun eine Woche alt und er funktionierte – fast. Leider schaffen es die Kollegen nicht, 50 Schüler aus der 5. und 8. Klasse in einem Werkenraum unterzubringen, der für 16 ausgelegt ist. Dumm das. Nunja, wir haben also nachgebessert und es ergaben sich nur wenige Änderungen bei einigen Kollegen.

Der Fehler der Raumdoppelbelegung wurde mir am Montag gemeldet und leider hatte ich von da ab jedes Mal, wenn ein Kollege den Kopf durch meine Bürotür steckte, einen Adrenalinschub, weil ich Angst vor noch mehr Problemen hatte. Ergo: eine stressige Woche. Sichtbarstes Zeichen übrigens mein rechter Daumen, der zwischenzeitlich ganz schön gelitten hat und nun ein wenig vernarbt. Ich nenne das immer den „Piddelfinger“ – sichtbarer Ausdruck von innerer Anspannung.

Der Stress kam nicht nur vom Stundenplan, der eigentlich doch recht gut aussieht, sondern auch vom Vertretungsplan, in dessen Programm ich mich einarbeiten musste. Ich kannte es zwar, aber mit dem Umzug ins neue Büro sind alle meine Einstellungen verloren gegangen, was ich aber auch erst am zweiten Tag bemerkte. Da wies mich eine freundliche Schülerin darauf hin, dass es doch besser wäre, wenn nicht nur die Lehrerkürzel auf dem Plan stünden, da ja einige Kollegen doch noch nicht bekannt wären. Schlaues Kind, nett von ihr. Und nach einiger Zeit habe ich den Haken auch richtig setzen können.

Ansonsten typische erste Woche: Einfinden in das Tagesgeschäft, Lernen, wieder mit 120 bis 200 Menschen am Vormittag in geschlossenen Räumen unterwegs zu sein. Am Freitag war zum Glück Wandertag – zum Glück für mich, der ich dann wenigstens mein Schreibtisch mal entlasten konnte.

Unterschiede zu den vorangegangenen Jahren? Mehr Anspannung, weil mehr Verantwortung. Mehr Stress, weil mehr Fehler. Mehr Papier, mehr Listen, mehr alles.

Dass der Stress nachließ, merkte ich am Freitagvormittag und vor allem jetzt, wenn ich das hier schreibe. Eine fetzige Erkältung hat sich festgesetzt, sodass ich diese Woche leider nicht mit einer Golfpartie beenden kann.

Ich bin diese Woche 43 geworden. Aus diesem Grund habe ich das gerahmte Foto von Tom Waits, eines meiner frühen Helden, auf meinen Büroschreibtisch gestellt. Ausgeschnitten aus einer Zeitung, Unterzeile: „Der Hobo trinkt nicht mehr.“

 

5 Minuten Schulleitung

Eine Woche Arbeit als Ständiger Stellvertreter des Schulleiters.

Einzige Aufgabe (in meinem Kopf jedenfalls): Mach einen Stundenplan.

Lange Rede, kurz erzählt: In einem Team von mit mir vier Kollegen konnte bis Freitag 11 Uhr (Beginn: Dienstag 10 Uhr) ein Stundenplan erstellt werden. Ob er hält, werden wir nächste Woche merken. Die Arbeit war anstrengend, vor allem wegen der vielen Fehler, die wir machten und ausbessern mussten. Die Arbeit war fantastisch teammäßig, weil wir uns gut hinsichtlich der Problemlösungen ergänzten. Ich muss einräumen, dass ich vorher dachte, dass sei nicht möglich – aber es war die wirklich beste Zusammenarbeit, die ich bisher erlebt habe.

Dennoch eine bisher nicht gekannte Anspannung über vier Tage hinweg.

Ein letztes Problem, was ich noch habe: bisher lobten alle Kollegen, mit denen ich sprach, ihren Plan. Ich bin schon so sehr in der Rolle, dass ich dahinter vermute, dass wir noch einen finalen Fehler eingebaut haben.

Jedenfalls muss ich mich nun noch in das Vertretungsplanprogramm einarbeiten.

Gewöhnungsbedürftig auf jeden Fall dieser Schuljahresbeginn – bisher habe ich noch vor keiner Klasse gestanden und weiß auch nur grob, wo ich in der nächsten Woche loslegen will. Auch noch keine effektiven Gedanken darüber, wie die Ablagen zu gestalten sind – das zusätzliche Papieraufkommen (Posteingang), was jetzt schon angefallen ist, muss bewältigt werden. Muss definitiv einige Arbeitsabläufe besser in den Griff bekommen.

Ansonsten: größeres Büro, größerer Parkplatz, immer noch kein Anzug – aber seit dem ersten Frühfrost auf den Autoscheiben vom Donnerstag keine kurzen Hosen mehr. Vielleicht mal Frisör demnächst. Werde ja nun schon 43. Bald.