#wasmachteigentlichderchef 2022-04-25

Den halben Vormittag schlechten Unterricht gemacht oder am Telefon gehangen. Die andere Hälfte Gespräche mit Hilfe eines russischstämmigen Kollegen geführt, um ukrainische Kinder an meiner Schule aufzunehmen.

Irgendwann fiel mir eins dieser Gespräche von vor den Ferien ein. Als ich fragen ließ, am Ende, ob es etwas gäbe, was er hier an der Schule fürchten würde.

Die übersetzte Antwort: „Ich fürchte nichts, ich habe das Schlimmste schon hinter mir.“

#wasmachteigentlichderchef 2022-03-15

Fahrrad. E-Bike. Seit gestern den Glaubenssatz aufgegeben, dass es zu umständlich ist, das E-Bike aus dem Keller zu holen, um „nur“ zur Schule zu fahren. Ist es nicht. Ich sehe meinen tollen West-Park wieder jeden Tag. Ich bin draußen. Ich mags einfach.


Erledigte Aufgaben


Es war und ist ziemlich viel los, privat, dienstlich. Es gab schöne Tage, privat. Auch weniger gute Tage, z.B. der, an dem ich untrainiert und mit großer Sturheit bei Minustemperaturen eine Radtour von 70km machen wollte. Der, an dem ich nach 50km abbrach und die S-Bahn ansteuerte, das Vorderrad verkantete und umfiel mit dem Rad wie ein Sack, unterkühlt, nicht mehr fähig mich richtig abzufangen, meinen Arm unter mir, der nicht brach zum Glück. Mir aber Schürfwunden zuzog und die unterste Rippe prellte. Und dann tagelang Schmerzen bei den einfachsten Sachen hatte: Schuhe binden, Hinternabwischen, Hose hochziehen – und was man sich sonst so vorstellen kann. Dummheit, Überschätzung, Sturheit – alles, was dazu führte, dass ich Schulleiter geworden bin.


Ich weiß, es gibt scheinbar Wichtigeres. Tut es auch. Und wegdenken kann man es sicher nur sehr schlecht. Dienstlich kommen die ersten Anfragen zur Gastaufnahme von Kindern aus der Ukraine. Das KM hat das Rollout der neuen Kampagne in Bezug auf ukrainische Flüchtlingskinde bekanntgegeben. Und es geht ein Ächzen durch die Schulen. Ich bin und war nie ein Freund von Durchhalteparolen – und das wird sich nicht ändern. Ich sehe, wie spontan Hilfe angeboten wird aus allen Ecken der Schulgemeinschaft, was uneingeschränkt toll ist. Aber nach einigen Telefonaten ächze ich auch und mir wird schlecht, wenn ich an die nächsten Wochen denke.

Ich zitierte neulich die SZ auf Twitter.


Ein Bekannter erzählte neulich, dass sein Vater als pensionierter Lehrer vom KM kontaktiert wurde, ob er nicht aushelfen könnte – er ist vor 12 Jahren pensioniert worden. Keine Pointe.

Würde er bei mir aushelfen, könnte ich ihm die jüngste Aushilfslehrkraft vorstellen, die ich je angestellt habe – Geburtsjahr 2001, im September. Vier Tage vor mir Geburtstag, 32 Jahre nach mir geboren. Ich habe sie im Unterricht gesehen – sie ist gut, ich habe Glück gehabt.

Jetzt habe ich sie gefragt, ob sie noch StudienfreundInnen kennt, die auch gern unterrichten würden.

Ich hatte mir nie vorstellen können, dass es Phasen im Schuljahr geben wird, in denen ich persönlich so viel Personal selbst suchen und anstellen muss, um meinen Pflichtunterricht aufrecht zu erhalten.


Ich freue mich auf meine wenigen Kilometer mit dem E-Bike morgen.

wasmachteigentlichderchef 2022-02-22

Auto, weil ich angesichts der immer näher kommenden Einschläge von Coronainfektionen nicht mehr mit der U-Bahn fahren möchte. Und ja, für das Fahrrad bin ich zu faul.

Erledigte Aufgaben:

  • Stunde Deutsch in 10
  • Gespräch mit Sicherheitsbeauftragten über das Pooltesten (OMFG)
  • den Rest habe ich schon wieder vergessen
  • doch halt: Absprachen mit einer neuen Aushilfe, Unterschriften
  • viele Gespräche über alle möglichen Themen, stellenweise persönlich
  • früher gegangen, weil ich dachte, eine Schulleitertagung zu haben, die Ichd aheim online erledigen wollte, als mich niemand in die Online-Sache reinlässt, einen komischen Verdacht, richtig, die Tagung findet erst Donnerstag statt, ich keine Ahnung, warum ich den falschen Termin habe, schlage nach, im September 21 wurde mir der 22.2. genannt, ich habe Beweise, aber mittlerweile wurde de Termin verändert, da schreibe ich mir endlich mal etwas frühzeitig auf, (OMFG)

Über den Nachmittag gefreut.

Um mal nachzutragen, wann ich zum Hulk werde – absolut subjektiv, bitte immer beachten:

Ich schicke mehrere Mails an die richtigen Stellen, um Umstände zu monieren, die meiner Meinung nach die Sicherheit des Schulhauses nach außen und innen beeinträchtigen. Bekomme Wischi-Waschi-Antworten, frage nach, bekomme gar keine Antworten mehr.

Dann gibt es am Montag ein Nutzer-Jourfixe (schon dieser Begriff lässt mich grün werden). Es werden Dinge besprochen, mir fangen an die Ohren zu bluten, weil ich es hasse, wenn Leute lang und breit und redundant sprechen. Irgendwann frage ich nach meiner Mail. Antwort: Wir haben doch geantwortet. Ich: Es gab eine allgemeine Antwort, aber auf meine Punkte in meiner Mail ist keiner eingegangenen. Frage an mich: Was stand denn in ihrer Mail?

Danach „sparte ich nicht mit Stimme“ (Reiner Kunze).

Ich stand dann auf und wollte gehen, in der offenen Tür fiel mir auf, dass ich noch keinen beleidigt hatte und setzte mich wieder.

Irgendwann verdreht der Mensch mir gegenüber die Augen. Ich erwähne, dass in letzter Zeit in vier umliegenden Schulen eingebrochen wurde. Und dass ich mir als Schulleiter Sorgen mache, was solche Leute in meinem Büro mit Feuerlöschern alles anrichten können. Ich bekomme wieder Wischi-Waschi-Antworten, frage alle Anwesenden, ob sie die Verantwortung dafür übernehmen würden, wenn etwas passiert. Ich wiederhole es mehrmals, weil ich ja offenbar mit tauben Menschen rede. Man möchte das Thema wechseln.

Ich werde noch lauter – und ich merke mittlerweile, dass mein Blutdruck in mir ein ungesundes Gefühl entwickelt.

Dann heult einer rum, dass wir an den Oberbürgermeister geschrieben hätten und das sollten wir nicht mehr tun. Dann geht mein Kollege ab und ich kann Pause machen.

Das Problem dabei ist, dass ich mich hinterher immer schlecht fühle. Weil der Stoiker in mir wieder mal verloren hat. Und weil es verdammt noch mal nicht gesund ist, was ich da mache.

PS: Unser Brief an den Oberbürgermeister hatte eigentlich als Botschaft, dass die Stadt Nürnberg sich bitte besser um die Schulgebäude der Stadt kümmern möge, damit die nicht so aussehen wie sie eben aussehen. Dass im Nebeneffekt bestimmte Hunde aufheulen, weil sie getroffen wurden, verschafft der Bestie in mir Freude. Aber auch das bringt mir keine Zufriedenheit, oder nur kurz, ach.

Fundstücke des Tages

Auf dem Spaziergang heute

wasmachteigentlichderchef 2022-02-21

Auto, weil ich was aus der Schule mitnehmen musste, was nicht aufs Fahrrad oder die U-Bahn passt.

Erledigte Aufgaben

  • Stunde Deutsch
  • Absprache kurz mit Sicherheitsbeauftragten wegen Pooltestungen
  • Absprache mit Kon wegen Vertretungsplan aktuell, weil zu viele LehrerInnen fehlen ( Sie wissen ja, Schulen sind sicher, was Corona angeht, und erstmal die Grundschulen, und die KITAs-Wahnsinn)
  • Briefing mit anderem vonwegen Freitag
  • Gespräch Planung Unterricht
  • Anträge für Aushilfen durchgegangen
  • mehr als zwei Stunden Sitzung mit Vertretern der Stadt, nach 1,5h ausgeflippt, fast alle Anwesenden beleidigt, dann wieder beruhigt
  • Sie sollten mich mal so sehen – sie würden Angst bekommen (ob vor mir oder um mich…sehen sie dann selbst)
  • zuhause noch die notwendigen Dinge erledigt

Ich war am Samstag endlich wieder auf dem E-Bike für eine kurze Runde Richtung Südwest aus der Stadt raus. Am Sonntag im Regen auf der Driving Range. Habe versucht viel zu schlafen, was mir nicht so doll gelingt. Mich versucht zu konzentrieren.

Fotos vom Wochenende

Der Automatenshop des Reime-Ziegenhof. In der Nähe ist mein alter Golfplatz.