#wasmachteigentlichderchef 2021-10-18

Auto, weil ich für drei Tage nach Dillingen gefahren bin. Jeder Lehrer in Bayern weiß, was das bedeutet – nach Dillingen zu fahren.

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Erledigte Aufgaben:

– Vorträge hören zur Einführung der erweiterten Schulleitung

Dies (also die Einführung) geschah zugegeben vor drei Jahren schon, aber damals war so viel los, dass es Verbesserungsbedarf gibt und dafür wollte ich mir Input holen. Der Rest der Schulleitung zittert schon, dass ich mit so ganz neumodischen gruppendynamischen Sachen zurückkomme. Mal sehen. Bisher eher durchwachsen. Der Anfang war gut und tief, aber irgendwie schaffe ich es nicht mehr, 1,5h jemandem zuzuhören, der einen reinen Vortrag hält (ok, mit „Präsentation“.)

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Gründe dafür, es zu bereuen sich als Schulleiter beworben zu haben 08/10: Die Agenda anderer Leute

Ich habe neulich einmal böse zu einer Vertrauten gesagt: Jeder, der mein Büro betritt, hat eine eigene Agenda. Und jeder versucht, etwas für sich herauszuholen. Und ich habe manchmal das Gefühl, dass ich der einzige bin, der nicht alles erstes an sich selbst denkt.

Das ist ein sehr böser Satz, den ich niemals offen sagen würde. Und wenn, dann würde ich ihn erklären, denn er stimmt ja auch nicht.

Es gibt viel KollegInnen, die in mein Büro kommen, und im weitesten Sinne kommunizieren wollen. Sie fragen etwas und dann reden wir und dann erzählen sie. Sie wollen vor allen gesehen werden – und ich sehe sie gern. Sie mögen mich vielleicht und wollen mit mir reden.

Ich erfahre viel auf diesem Weg, was gedacht wird, was umgeht im Kollegium oder einfach wie sich eine einzelne Person an meiner Schule sich fühlt. Das empfinde ich nicht als Zeitverschwendung, für keinen von uns beiden hoffentlich.

Andere kommen und möchten ein Problem schildern und eventuell eine Lösung. Und das liegt dann auf meinem Schreibtisch. Und ich kann mehr Beispiele bringen, die mir absolut nichts ausmachen.

Ich mag das alles wirklich.

Probleme entstehen dann, wenn eine Agenda, mit der jemand mein Büro betritt, Prozessen und Zielen meiner Schule entgegen steht. Oft laufen diese Probleme übers Telefon, weswegen ich manche Anrufe nicht entgegennehme, wenn ich die Nummer auf dem Display meines Telefons sehe oder die entsprechende Abkürzung der jeweiligen Abteilung des Sachaufwandsträgers).

Diese Gespräche laufen oftmals auf dieselbe Art und Weise ab: Jemand erzählt mir etwas und ich merke, dass dies meine und schulische Abläufe betrifft. Ich erwidere mit Einwänden und bekomme als Reaktion eine wortgleiche Antwort von dem, was mein Gesprächspartner schon vorher gesagt hat. Wenn ich dann im nächsten Schritt einen Kompromiss versuche, bekomme ich wieder die identisch gleiche Wortäußerung vom Anfang.

Es gibt gute Kommunikationsseminare, aber wenn Sie mir am Telefon das vierte Mal etwas erklären wollen, in den exakt gleichen Worten, was Ihrer Meinung nach wichtig ist, dann kann es sein, dass ich Sie unbeherrscht anblaffe, dass ich’s schon beim ersten Mal kapiert habe. Kann sein, dass das Gespräch dann schnell beendet ist.

Kann sein, dass ich danach ein schlechtes Gewissen habe. So etwa 5 Minuten lang.

Neulich habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass ein Gespräch auch einfach enden kann, wenn ich drei Mal das Worte „Nein“ ausspreche. Und Sie haben Recht, ich weiß bis jetzt nicht, warum ich es drei Mal sagen musste.

#wasmachteigentlichderchef 2021-10-15

Auto, weil ich nachmittags noch schnell Sachen erledigen musste über größere Strecken hinweg. U.a. eine bestellte sogenannte Hofladenbox in der Metzgerei Marina abholen. Kotelettes gekauft dazu, weil Kindheitserinnerung, Samstagessen.


Erledigte Aufgaben:

  • Unterricht Sozialkunde 10
  • Gespräch Sozialpädagoge
  • Papierkram
  • Gespräch extern beim MB (=Ministerialbeauftragten) wegen schulischer Angelegenheiten
  • Schulleitungsgespräch an eigener Schule

Foto des Tages, Pausenverkauf, andere Realschule


Gründe es zu bereuen, Schulleiter geworden zu sein 09/10: Arbeiten in ständiger Überforderung

Schulleiter ist kein Ausbildungsberuf. Man kann ein toller Konrektor sein, aber das heißt gar nichts. Sobald das Büro gewechselt ist, steht man vor Aufgaben, die man in der Regel noch nie erledigt hat. Und in den folgenden Jahren wird man immer wieder mit Neuem konfrontiert und es reißen Fronten auf, an denen man noch nie gestanden geschweige gekämpft hat.

Und dann stellen Sie fest, dass Sie Ausstattungslisten wälzen, um nachzuschauen, ob die Seifenspender in den Werkenräumen wirklich nicht zur Erstausstattung gehörten und telefonieren, um diese zu bekommen. Sie lesen schon vor Corona in einer Broschüre mit dem Titel: „Anforderungen an Lüftungskonzepte in Gebäuden: Teil I Bildungseinrichtungen.“ Und am nächsten Tag sitzen Sie mit dem Hochbauamt, dem Gesundheitsamt, der HVE, dem Betreiber und dem Bauherrn an einem Tisch, um über die richtige Lüftung in einem Passiv(Schul)haus zu sprechen, um dann am eigenen Leib zu erfahren, was es heißt, wenn in einer ihnen zugespielten aber nicht an Sie gerichteten Email die Rede davon ist, dass „die Stadt sich erstmal intern besprechen sollte, um sich auf eine Linie zu einigen, bevor sie mit Externen spricht.“ Und mit „Extern“ sind Sie gemeint. Und dann sprechen Sie mit der Polizei über Vandalismus, mit dem Verkehrplanungsamt über die Zebrastreifen vor dem Schulhaus und die Radwegesituation zum Schulhaus, mit dem Bildungszentrum über die Schulküche, mit der Trocknungsfirma über den nassen Keller, mit der Feuerwehr über die fehlenden Leitkarten, den Handwerkern über das Reparieren von angeflämmten Bänken vor dem Schulgebäude, der Mensa über den Stundenplan, dem Hausmeister über den Safe, der Sicherheitsbeauftragten über die Vorgaben im Chemieraum, dem Schulentwicklungsteam, dem Personalrat, dem KM, dem Landesamt, der Regierung, dem Landesamt Finanzen, über Medienschienen, Schlüsselsysteme, Türschlösser, CO2-Messgeräte und -fühler, Dachbegrünungen, Rattenfallen, Drainagen (fehlenden), Wildzäunen, Schulgarten, dann gibt es an einem Tag drei KMSe und sie sind schon längst jenseits der Grenze dessen, was sie geistig und mental noch umfassen können.

Und dann kommt der Kollege oder die Kollegin und leitet ein mit: „…nur eine Minute.“

#wasmachteigentlichderchef 2021-10-14

Auto, weil Regen und ich gestern spät heimgekommen bin und nur einen Parkplatz bis 8 Uhr bekam.


Erledigte Aufgaben

  • Personalunterlagen weiter geschickt
  • Unterricht Sozialkunde 10
  • Unterschriften eingeholt für Anträge
  • Gespräch Unterrichtsbesuch
  • Nachgeholter Papierkram zur Einstellung
  • Gespräch Sozialpädagoge
  • (Feuer)Alarm
  • Sitzung Medienkonzept
  • Telefonate Schulaufsicht (Terminabsprachen, Aufnahme von SchülerInnen)

Gründe es zu bereuen, Schulleiter geworden zu sein 10/10: Persönlichkeitsveränderung

Ich habe es anfangs immer mit einem Lächeln quittiert, wenn Leute, die mal irgendwann in meinem Leben eine Rolle spielten, mir sagten, dass sie nie gedacht hätten, mich mal in dieser Position zu sehen. Breiter Konsens. Nicht ich. Das nahm ich selten richtig ernst, weil niemand eigentlich wirklich einen Grund nannte. Nur so ein Bauchgefühl. Nur so ein „Ach, echt?“

Wirklich nachhängen tut aber ein halber Nebensatz (den ich nicht mehr wörtlich rekonstruieren kann), den mir eine Freundin sagte. Eine in diesem Zusammenhang besondere Freundin, besonders, weil sie bis 2003 meine Schülerin war, mich also als jungen Lehrer erlebte. Und mit der ich mich in den Jahren danach anfreundete, so dass sie also auch meine weitere Entwicklung erlebte.

Und sie sagte einfach mal, ganz direkt, dass ich nicht mehr kreativ sei, wie sie es von mir kannte. Oder so. Sie bedauerte es jedenfalls. Und hat recht. Irgendwie.

Dagegen spricht auch nicht, dass bald eine zweite Veröffentlichung ansteht. Nach einem Beitrag von mir in der Anthologie „Willkommen! Blogger schreiben für Flüchtlinge“ von 2015 hat ein früher Bekannter von mir vor einigen Jahren ein Projekt gestartet, in dem Kulturmenschen aus seinem Heimatort porträtiert werden sollten. Er rief mich an und fragte, ob ich dies für eine Künstlerin übernehmen könnte, die mittlerweile in Fürth wohnt. Und das war eine spannende Sache. Und nach ein paar Jahren Verzögerung kommt das Buch nun in den Druck.

Was mehr wäre möglich gewesen?

#wasmachteigentlichderchef 2021-10-13

U-Bahn, weil Lust drauf. Ich mag die Stimmung morgens in der Stadt vor allem, wenn es kühl und feucht ist. Und lächle in der U-Bahn in die unsicheren Blicke der SchülerInnen, was man unter der Maske aber leider nicht sieht.


Erledigte Aufgaben

  • Post in Personalangelegenheiten vorbereitet
  • US-Teilzeiten ausgedruckt
  • Briefing geschrieben und versendet
  • Beurteilungen weiter vorbereitet
  • Spinner- und Schwurbler-Briefe entsorgt
  • Datum einer BU ausgebessert und neu ausgedruckt
  • Unterricht Sozialkunde
  • Synchro-Gespräch Stellvertreter

Ich frage mich, ob/wie ich weiter bloggen kann, wenn meine KollegInnen meinen, aus dem hier herauszuziehen, dass es mir nicht gut ginge. Dabei sehe ich das alles eher nüchtern. Und mir gehts prima. So grundsätzlich.


See, I spent my teens enraged, spirallin‘ in silence
And I armed myself with a grin
‚Cause I was always the fuckin‘ joker
Buried in their humour amongst the white noise and boys‘ boys
Locker room talkin‘ lads‘ lads
Drenched in cheap drink and snide fags
A mirrored picture of my old man
Oh God, the kid’s a dab hand
Canny chanter, but he looks sad

Seventeen going under. Sam Fender. Seventeen going under. 2020

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https://youtu.be/WAifgn2Cvo8

#wasmachteigentlichderchef 2021-10-12

Auto, weil ich heute zur Schulleitertagung Mittelfranken/Realschule nach Neuendettelsau durfte. Die erste in Präsenz seit … jaja.


Erledigte Aufgaben:

  • Schulleitertagung
  • abends noch in der Schule vorbei, um nach der Tagespost zu schauen

8 Stunden in einem Tagungshotel verbringen gehört nicht zu meinen Lieblingsübungen, selbst wenn es Pausen gibt. Und besonders nicht, wenn das Wlan schlecht ist.

Themen:

  • Irgendwas mit Corona
  • Förderung
  • Irgendwas mit Digital
  • Beurteilung
  • Schulbesuche zur Schulleiterbeurteilung
  • uvm.

Daneben Randgespräche über Golf und Tattoos.

Grundsätzlich eine Verlängerung der ToDo-Liste.


In 6 Wochen die nächste Tagung, dann aber zwei Tage. Mal sehen, ob mein Kopf bis dahin abgeschwollen ist.


Fotos des Tages

Diese „Art“ Fotos zu machen, habe ich mir im Prinzip von André Krüger abgeschaut, der hinter dem Boschblog steht und auch einen entsprechenden Auftritt auf Insta hat. Bizarre Darstellungen der sogenannten Realität (ich hoffe ich verzerre ihn nicht so mit meiner Deutung).

Eine zweite Sache, die ich seit Jahren fotografiere, sind Kriegerdenkmäler, wenn ich welche entdecke. In Neuendettelsau, wo ich heute war, habe ich eins (wieder-)gefunden. Vor einigen Jahren hatte ich schon mal ein Foto gemacht, aber wie ich heute gemerkt habe, unvollständig. Den steinernen Soldaten auf der linken Seite hatte ich letztes Mal übersehen.