5 Minuten Schulleitung – oben, unten, links, rechts

Aus dem Zusammenhang gerissen…sollte ein Artikel werden über das Verhältnis Schulleitung-Kollegium-KM. Ist nichts geworden in 5 Minuten, was mir gefallen hat. Es bleiben folgende drei Absätze, den Rest habe ich gelöscht: 

Vergessen wird dabei allerdings, dass Schulleitungen denselben Bestimmungen unterliegen wie die Kollegien. Dass sie die Ausführung der Bestimmungen organisiert, aber selbst diese Bestimmungen nicht entscheidet. Und ja, derzeit wird den Schulen, sprich: den Schulleitungen allenthalben genau auf die Finger geschaut, und zwar was den Unterrichtsausfall betrifft. Herr Rau hat dazu schon einen längeren Artikel gepostet, an dem entsprechende Kommentare dranhängen.

Der letzte Absatz klingt ein wenig passiv. Denn auf der anderen Seite kann die Schulleitung natürlich die Rahmenbedingungen der Umsetzung solcher Bestimmungen günstig gestalten. Kann mit Personalrat, Elternbeirat, SMV und allen anderen beteiligten Gruppen Absprachen treffen. Kann, Kann, Kann. Und in einem bestimmten Rahmen hat sie auch freie Hand – übrigens genau so wie jeder andere Lehrer Freiheiten besitzt – auch und grad in Bayern, übrigens.

Kurz gesagt: Das KM hat ein Auge auf die Schulleitung und die Schulleitung wirft ein Auge auf die Kollegen. Mehr aber auch schon nicht.

Jetzt müsste man eine Meinung aus dem KM bekommen.

Kreatives Schreiben im DU 4 – „Kurzgeschichten“, Stream of Consciousness

Der böse Gong. Lästig. Nicht zu überhören, auch wenn ich es gern würde. Wie kann ich den Gang in die Klasse nur verzögern? Vielleicht noch mal auf Klo? Das kann man einem ja nicht verbieten. Mist, da geht der Chef rein. Toll, geh ich halt zur Treppe.Wie üblich um diese Uhrzeit an diesem Tag blendet mich die Sonne auf dem Weg nach oben. Verdammt, besser kann’s ja kaum werden. Ich ergebe mich. Teste kurz meine Gesichtsmuskeln, um irgendeine Art von Lächeln hervorzubringen. Tut ein bisschen weh. Habe aber gerade schon die 5. überlebt, dann wird ja wohl die 10. ein Spaziergang werden.

Mittwoch, 6. Stunde. Ich betrete ein Klassenzimmer in Deutschland.

Wow. Wie üblich reagiert keiner. Ich gehe vor, zwei, drei Blicke folgen mir, eher müde. Viele Gespräche, ich versuche sie zu ignorieren. Alles andere wäre sowieso völlige Energieverschwendung. Tasche abstellen, Klasse begrüßen, alles eins – dieselbe Reaktion: keine. Was soll’s. Dafür habe ich studiert. Heine gelesen. Becker gelesen. Brecht. Graf. Brussig. Alle gelesen. Heym-Gedichte analysiert. Allein meine Abschlussarbeit über die Romane von Max Frisch. Alles getan. Einzig für diese Stunde.

Und ich unterrichte The Walking Dead.

Habe den Anfang einer Kurzgeschichte dabei – also neue Perlen für die hier. Will ihnen zeigen, wie leicht es sein kann, eine Geschichte zu schreiben. Es kann ja so Vieles so leicht sein.

Wie üblich komme ich kaum durch die Gänge zwischen den Tischen. Taschen liegen dort, Jacken, Müll – überhaupt der Müll. Ich fühle mich wie am Stadtrand von Kalkutta. Wäre ein gutes Thema für die Kurzgeschichte.

Ich teile weiter aus, denjenigen, die wieder mit dem Kopf daliegen, lege ich das Blatt auf den Kopf.  Wie toll: es liegt lange dort, ohne hinunter zu fallen.

Die Reihe hinten liegt wieder im Stuhl an der Wand, streckt mir ihren Genital- und Gebärbereich entgegen. Woran erinnert mich das jetzt?

Komme mit meinen Gedanken nicht zu einem Ende. Unterbreche schnell noch die Dauerredner auf der anderen Seite –entschuldige mich natürlich dafür. Bin ja höflich.

So alle Blätter sind verteilt, ich schreibe was an die Tafel. Es kommt endlich Leben in die Klasse. Typisch: Lehrperson egal – aber von der Tafel muss abgeschrieben werden. Ich füttere die Bande und zitiere leise ein paar Zeilen von Enzensberger.

„So, guten Morgen, liebe 10.“ Heute möchte ich mit euch kreativ aktiv werden. Auf den Blättern findet ihr eine Kurzgeschichte – oder den Anfang davon. Eure Auftrag ist es nun, diese Geschichte noch einmal neu aus eurer Perspektive zu schreiben. Ganz einfach, was?


So soll es aussehen. Der Arbeitsauftrag ist klar. Andere Impulsgeschichten können natürlich weniger provokant sein.

Ich habe dies vor etwa 3-4 Jahren schon mal gemacht. Damals kamen, soweit ich mich erinnern kann, ziemlich gute Ergebnisse heraus. Ich meine sogar, dass hier irgendwo noch welche rumliegen. Morgen mache ich das in einer zehnten Klasse, die ich gern mit ein paar Kurzegschichten an einem internen Wettbewerb teilnehmen lassen möchte. Da sie bisher etwas unsicher sind, was das Schreiben angeht, versuche ich es so. Vielleicht kann ich sie dazu bringen, ein paar Ergebnisse ins Netz zu stellen.

Logisch mache ich mich zum Zentrum der Geschichte, weil ich ein brutaler Selbstdarsteller bin. ich mich so absichtlich in den Fokus stelle und sie nicht unbedingt darauf kommen müssen, andere Kollegen durch den Kakao zu ziehen. Außerdem kann ich so eher wieder diese Mobbinggeschichte vermeiden, da sich die Schreibereien wohl auf mich konzentrieren werden – wenn sie mir ausreichend vertrauen, was ich glaube. Bin gespannt.

Didaktik, bitte sehr:

  • Identitätsbildung, durch a) nach innen gerichteten Blick und b) Ausdruck eigenen Bewusstseins und c) Vorstellung der Gruppe, in der sich der Schüler bewegt
  • Empathieförderung durch das Einfühlen in seine Mitschüler / Lehrer
  • Schreibbildung durch Erlernen und Üben einer Schreibtechnik

Also gut, ist gelaufen. Waren zwei schöne Stunden, die wir mit Schreiben verbracht haben. Morgen gebe ich noch die Ergänzung, habe es spontan noch erweitert.

Es sind schöne Geschichten dabei herausgekommen. Zwei habe ich mit nach Hause genommen. Andere gelesen. Wie der andere wurden vorgelesen. Manche waren wieder überrascht, in so kurzer Zeit so viel zu Papier zu bringen.

Für eine Geschichte habe ich die Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen. Also bitte:

„Kreatives Schreiben im DU 4 – „Kurzgeschichten“, Stream of Consciousness“ weiterlesen

5 Minuten schlechtes Vorbild – Schulleitung

Ich bin ein schlechtes Vorbild für die Kollegen. Ich handle gegen meine Überzeugung. Ich bin ein Heuchler.

Eine der Sachen, die ich Reffis und Anfängerkollegen immer wieder sage, ist: „Wenn du krank bist, dann bleib zuhause. Das ist in Ordnung.“

Ich habe seit einer Woche verstopfte Nebenhöhlen, wohl durch eine verschleppte Erkältung in den Weihnachtsferien. Dies war so heftig, dass ich seit letztem Samstag täglich immer wiederkehrende Zahnschmerzen bekam. Das einzige, was ich tat, war, am Donnerstagnachmittag zum Zahnarzt zu gehen, der abwinkte und meinte, ich sollte erstmal gesund werden, dann würde sich das mit den Zahnschmerzen auch erledigen.

Muss ich extra erwähnen, dass ich jeden Tag in der Schule war?

Ausgewählte Entschuldigungssätze:

  • Montag: Ich muss in der 9. Kurzarbeit schreiben.
  • Dienstag: Da habe ich die 10., die macht bald Abschluss.
  • Mittwoch: Da habe ich bis 15 Uhr, inklusive Nachmittags-Schulleitungsdienst, das wären zu viel Vertretungen – und da kann ich dann ja korrigieren.
  • Donnerstag: Da habe ich nur eine Stunde Unterricht (+Schulleitungssitzung in der 3. und 4.).
  • Freitag: Ist nur Freitag (5 Stunden), da kann ich mich später wieder hinlegen. Außerdem ist der Chef nicht da.

Ich saß an manchen Tagen morgens da und habe überlegt, ob das in dem Zustand Sinn macht – und bin jedes Mal gegangen.

Will ich Mitleid? Sicher nicht. Außer wenn es um meinen Geisteszustand geht.

Ich denke, ich suche mir hier mal einen Arzt in der Gegend. Denn ehrlicherweise war ich hier noch bei keinem.

Vielleicht lern ich’s ja noch.

Meine Frau meint nämlich, ich sei in der Schule nicht unersetzlich. Ist doch klar, oder?

Smartpen – Digitales Schreiben #catcontent

War mal wieder Geld am Ende des Monats übrig…naja, leider kamen noch die Bremsen für den Punto…aber da war der Smartpen schon bestellt: der Smartpen Echo von livescribe. Den hatte ich schon länger im Auge und durch einen Tweet von @martinlindner wurde ich dann endgültig dazu verführt.

Die Technik sieht dabei – einfach erklärt – so aus, dass vorn hinter der Mine eine Infrarotkamera sitzt, die die Schreibbewegungen sozusagen aufzeichnet und dann in Bilder umsetzt. D.h. man schreibt richtig auf Papier, bekommt aber eine 1:1 Kopie auf dem Rechner. Das Papier ist ein Spezialpapier, welches klitzekleine Punkte hat, damit sich die Kamera und das Programm daran orientieren können. Darüber hinaus kann man zu dem Geschriebenen auch Audioaufzeichnungen speichern. Gedacht ist also, dass man sich Vorträge anhört, mitschreibt und den Vortrag aufzeichnet, um dann später Mitschrift und Audio zu vergleichen.

Dass man damit auch Klavier – bzw. Keyboard spielen kann, und zwar über eine Tastatur, die man sich selbst aufs Papier malt – ist erstmal Nebensache, auch der eingebaute Taschenrechner.

Was mich reizte vorab:

  • die Möglichkeit Handschriftliches ohne Umwege in den Mac zu bringen
  • über eine Handschriftenerkennung, das Handschriftliche auch digital verarbeiten zu können
  • bissi Spielerei
  • meinen Weihnachts-Amazon-Gutschein auf den Kopf zu hauen
Was ich bekam
  • einen fetten Stift mit Display am oberen Ende
  • ein Mini-USB Kabel zum Überspielen auf den Rechner
  • einen Einsteigerblock DINA5

Und so sieht das dann als PNG-Bild aus. Links der erste Versuch. Das Problem: Senkrechte Buchstabenstriche wurden oft nicht erkannt. Ich habe später gemerkt, dass ich manchmal zu wenig fest aufdrückte (hatte vorher gelesen, dass bei manchen Stiften die Minen zu stark nach innen gedrückt wurden – dadurch wurde der Mechanismus blockiert, mit dem der Stift weiß, wann die Mine auf dem Papier sitzt – so habe ich es verstanden). Der rechte Versuch ist ein schnelles Tafelbild für Geschichte – das dann ohne Probleme, außer dass das Programm „livescribe Desktop“ es nicht schafft, das Blatt zu drehen.

Das meiste über den Smartpen kann man in einschlägigen Besprechungen nachlesen.

Was mir auffiel war

– dass der Stift unglaublich fett ist, was mich anfangs störte, woran ich mich nun nach ein paar Seiten Testphase eigentlich gewöhnt habe

– dass die Mine, die drin steckte, eine sehr feine war, was ich nicht so gern mag, aber durch eine Nachbestellung von blauen und roten Minen unabsichtlich löste, denn die neuen Minen sind wohl eher  Medium, was meiner groben Handschrift (oder den Händen?) entgegen kommt

– dass nun die Medium-Mine zusammen mit dem Papier, welches doch eine gute Qualität aufweist, eine für meine Schreibe sehr gute Kombination darstellt, weil ich sehr flüssig schreiben kann

– dass die Handschriftenerkennung doch überraschend gut war, wenn auch „nur“ 70-80% erkannt wurde, was ich doch sehr gut fand (ich empfinde meine Handschrift als recht leserlich, aber dennoch entspricht sie  keiner Normschrift)

Die Audio-Funktion habe ich anfangs vernachlässigt, weil ich auch irgendwie Bauchgrimmen bei dem Gedanken habe, Besprechungen in der Schule mitzuschneiden. @martinlindner fragte mich per Twitter, wann denn mein erstes Pencast zu sehen/hören sei. Ihm antwortete ihm, dass ich meine Stimme auf Band nicht mag – was er quittierte mit: „Da muss man durch.“

Da hab ich mal kurz nachgedacht und heute nachmittag schnell in 15 Minuten etwas probiert.

Zur Erklärung: Ein Pencast ist die Verbindung von Audio und Schriftbild in einer PDF-Datei. Auf dem Beispiel kann man es recht gut sehen, wie das funktioniert.

Das Problem bei diesem Versuch ist, wie ich grad feststelle, dass die Aufzeichnungen über zwei Seiten gingen, aber nur eine Audiodatei gespeichert wurde. Wenn man hier nun die Seite 7 aufruft, kann man das Problem  (dass die Audiodatei wieder von vorn, also auf Seite 6 beginnt) lösen, indem man mit dem Mauszeiger auf das erste geschriebene „Wort“ klickt – hier eine Zahl – dann nämlich springt die Audiodatei automatisch zu dieser gesprochenen Stelle.

Bildvorlage:

Thema: Vorgehensweise bei der Deutung einer Karikatur im Geschichtsunterricht. 9. Klasse. Unterrichtssequenz Erster Weltkrieg.

Achtung: Pencasts erst sichtbar ab Flashplayer 10.1 – also dem aktuellen – wenns trotzdem nicht geht: hier mal auf Refresh, das geht bei mir, dann erscheint die Vorschau). Ansonsten auf den Link klicken.

Anmerkungen

a) Fachlich

Ich habe nicht alles vertieft, was zu erkennen gewesen wäre. Es sollte nur ein schneller Versuch sein.

b) Methodisch

Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass ich ausführlicher mündlich formuliere – hier aber habe ich an manchen Stellen fast nur die Stichworte gesagt, die ich auch aufgeschrieben habe.

c) Ziele

Was will ich damit?

Ich finde es eigentlich ganz interessant, hier eine Möglichkeit zu haben, wo ich Stoff mündlich vermitteln kann, ohne einen großen technischen Aufwand zu haben. Ich klicke einmal und kann jedes Wort aufzeichnen und mit ein wenig mehr Klickerei speichern und anderen zur Verfügung stellen. D.h. ich hinterlege es im Internet und der Schüler kann sich in aller Ruhe alles anhören, was ich so möchte, dass er sich merken und lernen soll. Spannend dabei zwei Rezeptionskanäle: Hören und Sehen.

Auch finde ich es sehr lehrreich, wenn man hier wahrhaftig sieht, während man einen Vortrag hört, was jemand an Stichworten aufschreibt. oft ist das im Unterricht schlecht vermittelbar. So aber sieht der Schüler beides gleichzeitig und kann die Ausführungen jederzeit wieder hören – ich werde in den nächsten Tagen hier einen Link auf ein kleines Wikispace-Wiki veröffentlichen, in dem ich den Pencast einbaue.

Denn es ist grad bei methodischen Kapiteln hilfreich, auf solche Medien verweisen zu können.

d) Wünsche

Was ich gern hätte.

Toll wäre es, wenn ich, wie bei diesem Beispiel, die Möglichkeit hätte, Bilder in das Pencast einzufügen. Dann nämlich könnte ich mit dem Stift direkter daran arbeiten und müsste nicht zwischen Bild und Pencast hin und her zappen.

Auch hätte ich gern eine Möglichkeit zwei oder mehr Seiten nachträglich miteinander zu verknüpfen. Na gut, ich weiß jetzt, das sich beim Wechseln der Seiten die Aufnahme stoppen muss. Naja. Zu spät.

Und wenn der Stift vorn etwas schmaler wäre.