2023.06.07 – Umzugszeit

5 Uhr durch den Wecker aufgewacht. 6 Uhr los. 7 Uhr Eröffnung BwR Abschlussprüfung. Wetter ok. Autobahn gut zu fahren um die Zeit.

Zwei Termine mit Bewerberinnen, eine kommt nicht. Unterricht Deutsch 6. Schulberatung am Telefon. Später Info-Nachmittag für Eltern ukrainischer GastschülerInnen im kommenden Jahr. Beurteilungen nachbearbeitet. Antragsschreiben ans Landesamt, mehrseitig. Unterrichtsbesuche terminiert. Verschiedene Absprachen. Die ersten Schüler von der Sommersportwoche nach Hause geschickt.

Zwischendrin Magenbeschwerden bekommen. Und zum ersten Mal gleichzeitig der Gedanke, dass es daran liegt, dass zwischen dem, was ich tue und dem, was ich will, zeitweise eine große Kluft herrscht. Oder dass ich Vieles zu nah an mich ran lasse. Die Beratung der ukrainischen Eltern will ich gut und nachhaltig machen, kann aber so absolut nicht abschätzen, ob das Gastschulverhältnis wirksam sein wird. Und so rede ich, lasse übersetzen. Die Stimmung ist gut. Und ich hab Bauchschmerzen, reale übrigens. Distanz, Selbstschutz, Abgrenzung – das funktioniert nicht immer. Der Kollege zeigt den Eltern die Schule, ich berate noch einzelne Eltern, nehme mir Zeit. Alle sind sehr freundlich, dankbar und lächeln. Ich fühle mich besser.

Ein nicht ganz neues Gerücht taucht wieder auf an einer benachbarten Schule: Ich werde strafversetzt. So so.

Die Sekretärin, die immer betont beleidigt (lachend!) mit den Augen rollt, wenn sie mich mit meiner zukünftigen Schulaufsicht verbinden muss, legt mir fürsorglich stabile Kartons bereit – für den Umzug.

2023.06.26

Viertel vor 5 aufgewacht. Bisschen Kampf gegen blöde Gedanken. Wachgelegen und über diverse Dinge nachgedacht. Mit dem zweiten Wecker dann hoch. 6:30 losgefahren. Still bis Nürnberg, ohne Musik oder Hörbuch.

Morgens 7.30 Uhr Eröffnung Matheabschlussprüfung. Bisschen Orga in dem Zusammenhang. Zwei Stunden 6. Klasse Deutsch. Vorbereitung Info-Nachmittag Ukraine-GastschülerInnen morgen. Ablage, Gespräche. Reparatur NAS mit dem Konrektor.

Weitere Termine wegen neuer Stelle: Abfrage Schulanfangskonferenz im September, Vereinbarung eines Termins zur Überreichung der Ernennung in Regensburg.

Früher gegangen, weil noch Arzttermin. Spritze in die Schulter, weil das Teil einfach verschlissen ist. Am Wochenende war ich noch auf dem Golfplatz, bzw. dem Übungsgelände, weil ich lang nicht mehr war. Unterarm wie üblich jetzt mit Muskelkater. Schulter da nicht mehr gemerkt als sonst. Mal sehen wieviele Spritzen noch kommen.

Heim, italienischen Nudelsalat zubereitet. Einen Geburtstag vorbereitet bis in die Nacht.

2023.06.24.25 – Wochenende

Versucht auszuschlafen – am Samstag bis 6, am Sonntag bis halb acht. Kleiner Erfolg.

An den Spruch gedacht…irgendsowas aus Insta: Du arbeitest 8 und mehr Stunden am Tag für andere, wann arbeitest du für dich selbst? Daher den Samstag für mich gearbeitet: Rechnungen bezahlt, Schuhe anprobiert, Ablage gemacht, Bücher übers Brotbacken durchgeschaut, nachmittags geschlafen, Kompost fertig gebaut, in der Zeit gelesen und Bücher aufgeschrieben, die man irgendwann mal lesen kann.

Sonntag mit allem drum und dran bis 12 umgetan, Aufwachen, Liegenbleiben, Kaffee im Bett, Frühstück auf der Terrasse (Avocado mit pochierten Eiern aus dem Thermomix), rumliegen auf der Terrasse – und wer weiß, was noch kommt. Weiter Bücher über das Brotbacken durchgeschaut. Wahnsinnig guten Black-Ice-Tea mit billigsten Schwarztee-Beuteln und Zitronensaft, Agavensirup hingebaut im Coldbrew-Style. Ich werde noch lesen und dann ganz spät arbeiten. Ein wenig.

Wenn ich einen Schritt nach vorn getan habe in den letzten Jahren, dann in der Haltung, dass auch mal Pause sein muss.

Schaue auf Facebook umher, während ich das hier schreibe. Dort habe ich mich vor zwei Monaten wieder angemeldet, weil ich gehört hatte, dass ein Schulfreund gestorben war. Der einzige Kontakt zu ihm, sehr sporadisch seit 1990, lief über Facebook. Jetzt schaue ich ab und an die Postings seiner Frau und Witwe an, die jetzt beim Aufräumen immer wieder Fundstücke von, mit, über ihn postet. Alles sehr schön, begleitet von schönen Kommentaren. Besonders die Fotos, weil sie mich an diese zurückliegende Zeit auch in seinem sehr schönen Gefühlszusammenhang erinnern lassen. Ich weiß, dass es Fotos von uns beiden gibt, 1987 Kursfahrt nach Prag. Ich erinnere die Partys, die er im Keller des Reihenhauses seines Vaters initiierte. Immer viel Musik und viele Getränke. Wenn Sie sich an den Film und das Buch „High Fidelity“ erinnern – so jemand wie Rob war er, inklusive Plattenladen.

Vorderteil mit entnehmbaren Latten, hinten ein Vlies, damit nichts zum Nachbarn rüberfällt.

2023.06.23 – Müde

Erst um 23 Uhr ins Bett gekommen, gewitterreiche Nacht, um 4:17 aufgewacht, nicht mehr schlafen können. Irgendwann auf die Terrasse bis ich gefroren habe. Todmüde den ganzen Tag.

Arbeit zerfahren. Keine eigenen Aufgaben erledigt bekommen, nur reagiert. Einen Unterrichtsbesuch absolviert. Bisschen in die Englisch-Abschlussprüfung reingeschaut.

Neue Termine für die neue Schule vereinbart.

Viel geflachst mit dem Rest der Schulleitung über meinen Nachfolger, die Zeit danach, die Zukunft. Es bleibt auf allen Seiten ein etwas bitterer Nebenton.

Morgens in der Dunkelheit im Newsreader gelesen:

Herr Mess über Politik

Herr Graf antwortet

Herr Rau geht auf beide ein

Bei allen aber ein seltsamer Grundton: Eigentlich will ich nicht über Politik sprechen/bloggen. Als ob weiterhin gilt: Politik ist bäh. Woher kam das noch? Irgendwas in mir ist getriggert. Ein Heine Gedicht.


Aber das ist nur assoziiert, nicht wirklich ein Zusammenhang. Er spricht ja eher von den Freiheitsdichtern, die niemandem weh tun wollen. Mir fiel jetzt nur auf die Schnelle der Vorwurf an Heine auf, dass er, der Romantiker, „plötzlich“ schmutzige politische Gedichte schrieb. In den „Neuen Gedichten“ ließ es Heine ja auch ordentlich krachen. Z. B. über Friedrich Wilhelm IV. Von Preußen


Irgendwie passend dann auch ein Link via hokey Die neuen Opfer der Satire. Passte von der Stimmung gut rein in den Post von Graf, aber eben von der anderen Seite. Und dem Artikel folge ich gespannt und nicke viel.

Satire, die sich gegen Schwächere und „nach unten“ richtet, ist keine.

Ganz ähnlich ein Blogposting von 2019 von Marie von den Benken zum Verhältnis sogenannter deutscher „Satire“ und Greta Thunberg.

Aber ich meine dieser Hang dazu, Politik als bäh zu empfinden, stammt schon vor allem aus der (heute so viel zu Unrecht gerühmten) bürgerlichen Mitte des 18./19. Jahrhunderts. Wahrscheinlich doch in der Zeit als man nach dem Sieg über Napoleon plötzlich doch keine seiner politischen Forderungen erfüllt sah (Freiheiten, Einiges Deutschland), dass die Fürsten, welche Überraschung, wieder zurückkehrten in die Zeit vor der Revolution und der napoleonischen Besatzung.

Aber noch mal: Warum nicht politisch bloggen? Warum nicht Stellung beziehen?

Apropos Heine – kennen sie Büchner, den Arzt? Und speziell seinen „Hessischen Landboten“?

Ein bis in das einzelne Wort, in die letzte Intonation hinein wuchtiges und genial komponiertes Stück:

Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag, sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigne Sprache; das Volk aber liegt vor ihnen wie Dünger auf dem Acker. Der Bauer geht hinter dem Pflug, der Vornehme aber geht hinter ihm und dem Pflug und treibt ihn mit den Ochsen am Pflug, er nimmt das Korn und lässt ihm die Stoppeln. Das Leben des Bauern ist ein langer Werktag; Fremde verzehren seine Äcker vor seinen Augen, sein Leib ist eine Schwiele, sein Schweiß ist das Salz auf dem Tische des Vornehmen.

Prüfungsdings.

Texte oben aus wikisource:

https://de.wikisource.org/wiki/Der_Wechselbalg_(Heine)

https://de.wikisource.org/wiki/Die_Tendenz