Herbstwanderung – Franggn vs. Minga

Oder: Eine Hommage an Münchner Wanderungen auf Vorspeisenplatte.

In den Herbstferien kam Besuch aus München (= dialektal: Minga). Ein alter Studienfreund aus Würzburger Zeiten, den es auf Umwegen nach München verschlagen hat, naja, er wollte unbedingt dort hin, was ich nie so richtig verstanden habe. Meine mentale Grenze dessen, was ich deutschlandmäßig dauerhaft noch so ertragen kann, liegt etwas südlich von Nürnberg, auf jeden Fall nicht hinter Regensburg. Genauer: Sinzing.

Jedenfalls dachten wir an eine Wanderung in der Gegend und ich brauchte sowieso mal wieder ein paar Schritte außerhalb des Radius Schule-Daheim. Zuerst wollten wir eine Wanderung rund um den Großen und Kleinen Hansgörgl1 machen, weil, ehrlicherweise, der Name unseres Freundes so ähnlich klingt – außerdem ist es nur 15 Minuten mit dem Auto entfernt. Dann haben wir uns aber für eine Tour rund um die Houbirg entschieden, am und überhalb des Happurger Stausee.

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Letztere Wanderung sollte die keltische Wehranlage streifen und nachschauen, wie mittlerweile das alte Dogger-Bergwerk aussieht.  Die alten Stollen im Berg, die von KZ-Häftlingen getrieben worden waren, stehen grad wieder im Mittelpunkt der Öffentlichkeit, weil oberhalb eines Eingangs Sicherungsarbeit durchgeführt werden müssen, da immer wieder Steine herabfallen.

wanderunghersbruck (9)wanderunghersbruck (2) Schon als wir losgingen dachte ich immer an die Münchenberichte von Vorspeisenplatte.de, also rief ich bei jedem Foto laut: „Wer nicht ins Internet will, geht beiseite.“ Klappte überwiegend hervorragend.

Gleich zu Beginn konnte ich ein Kriegerdenkmal entdecken, was nach meinem neulich grandios gescheiterten Versuch, einen Fachartikel in der Zeitschrift „Geschichte lernen“ zum Thema „Googlemaps im Geschichtsunterricht“unterzubringen, ein Faible geworden ist – also das Fotografieren von derartigen Denkmälern. In Happurg gibt es besonders schönes und entsprechend interessantes Exemplar. Gut gepflegt und heldenhaft.wanderunghersbruck-1

Der Anstieg war wie üblich lang und beschwerlich, jedenfalls in Bezug auf mein Körpergewicht und der damit nicht korrelierenden Kondition. Aber eigentlich schon nach kurzer Zeit wurde man mit schönen Ausblicken belohnt. Einmal direkt auf den Happiger Stausee, dann über eine Ebene, die seltsamerweise als „Steinernes Gasserl“ beschriftet war – wo es doch hier in der Gegend eigentlich „Steinernes Gässla“ heißen müsste.

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Meine Frau und ich haben zum Glück die Übereinkunft, dass auf Wanderungen jeder sein Tempo geht. Das bedeutet übersetzt, dass sie einfach in regelmäßigen Abständen stehen bleibt und auf mich wartet. Auch auf dieser Tour gab es wieder Stellen, wo ich etwas länger brauchte. Vor allem auch dort, wo der Wanderweg nicht mehr so eindeutig zu erkennen war aufgrund des Laubs.wanderunghersbruck-2wanderunghersbruck-3

An den Wanderungen hier in der Gegend der Fränkischen Schweiz (genauer in diesem Abschnitt die Hersbrucker Schweiz) gefallen mir vor allem die vielen Sandsteinformationen und Höhlen. Auf manchen lässt sich klettern, nicht umsonst ist die Gegend im Sommer voll von Kletterern. Andere stehen einfach in der Gegend herum und sind manchmal etwas unheimlich.

Das Schönste aber an diesen Wanderungen ist und bleibt die Einkehr am Ende. In diesem Fall im von mir sehr geschätzten Zwinger Melber in Lauf. Leider habe ich diese Mal nur in Erinnerung, dass der Rahmwirsing nicht ganz so mein Fall war. Egal, nächstes Mal gibt es wieder Schäufele.

wanderunghersbruck-4Ich habe erst vor Kurzem gelernt, dass mein Smartphone eine Panorama-Kamera-Funktion hat. Seitdem probiere ich sie regelmäßig aus und hier ist meiner Meinung nach auch ein schönes Foto entstanden.

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Am Ende der Wanderung stehe ich nun wieder vor einem Problem. Das nächste Mal muss ich nach München, ist ja nur fair. Mein Freund will mir schon seit Jahren München näher bringen, aber irgendwas geht immer schief.3 In der Regel regnet es oder ich habe nur wenig Zeit, weil ich auf Fortbildung / der Durchreise bin. Meistens regnet es.  München und ich, das haute bisher nicht hin.

Wem ich zu viel übers Essen rede:

a) Ich habe von einer Kollegin ein Nürnberger Kochbuch geschenkt bekommen mit dem Titel „Sadd & Dsufriedn“. Und darin lese ich so wundersame Überschriften wie „Bodaggnking & Gniedlaskuubf“, „Gänsgroogn & Buddlasbaa4“ und zu guter Letzt „Schdaddworschd und Bresagg“.

b) Ernst Moritz Arndt, Reisen durch einen Teil Teutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreichs, 1801

Es ist sogleich bekannt, wenn in einem Städtchen oder Dorfe was Leckeres aushängt, und sei es meilenweit, der Nürnberger muss dahin./…/Gebackenes und Süßes wird wohl an keinem Orte mehr verschlungen; dies zeugen am besten die vielen Lebküchner und Zuckerbäcker und die zahnlosen Mäuler. Es ist keine Fabel, dass so eine Familie oft an einem Tage drei bis vier Dörfer zechend und schmausend durchzieht. Nicht gern fährt ein Nürnberger an einem Wirtshaus vorbei, ohne etwas zu sich zu nehmen.

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1 Ausführlicher Bericht mit passenden Fotos und einem Wanderhund: http://www.wandersuechtig.de/bayern-fraenkische-alb-ruine-rothenberg-glatzenstein-grosser-hansgoergl; Etwas kürzer beschrieben aber mit Kartenmaterial: http://www.gps-tour.info/de/touren/detail.24546.html

2 Franken-Wiki über die Houbirg: http://franken-wiki.de/index.php/Houbirg; Überblick über das Dogger-Bergwerk als Außenlager des KZ Flossenbürg: http://www.zwangsarbeit-archiv.de/bildung/flossenbuerg/korzenik/hersbruck/index.html

3 Ich gebe zu, dass ich essentechnisch bisher schon immer auf meine Kosten kam.

4 Eine meiner liebsten Sprachwendungen in der Gegend ist das „oozulldds Buddlasbaa“: das an- oder abgeschnullte Hühnerbein. Buddlas kommt wohl von „Putt Putt“, jedenfalls fränkisch ausgesprochen.

Pilzgang 2014 Nr. 1,5

Nachdem ich letztes Jahr einen Schnellkurs Pilzesammeln genommen hatte, wartete ich schon seit geraumer Zeit auf den Start der Saison. Die Zeitungen sprachen in den Sommerferien schon von einer vorgezogenen Phase guter Pilzfunde, was mich dazu bewog loszuziehen.

Aber erst auf einem zweiten, spontanen Spaziergang im Wald in Fußnähe wurden wir fündig – so fündig, dass wir umdrehten und den Korb holten. Obwohl es den ganzen Tag schon in Strömen regnete.

Pilze2014

 

Dies ergab im Groben drei Mahlzeiten. Mit Ausnahme des Bitterlings, den ich schon beim Sammeln anzweifelte, aber nach Hause nehmen wollte, um ihn genauer zu bestimmen. Eine kurze Geschmacksprobe zeigte, dass es kein Sommersteinpilz war.

Die Maronen habe ich getrocknet und werde sie am Wochenende wohl einem Gulasch hinzufügen.

Die Parasole haben wir paniert und gebraten. Auf diese Weise sind sie unübertroffen. Meine Frau meint wie Hühnchen, ich denke eher an Kalbfleisch.

Parasol1 Parasol2

Die Krause Glucke (bei uns war sie drei Tage lang im Kühlschrank immer nur „das Gehirn“) wurde mit Speck und Sahne zu einer Nudelsoße verarbeitet.

Lieber Timo Off,

ich fange gleich mit dem eigentlichen Anliegen an: Ich werde mich heute Abend bei Facebook anmelden. Und ich erkläre dir auch den Grund.

Meine 10. Klasse schreibt bald Abschluss und nach den Osterferien liegt für sie die letzte Schulaufgabe des Jahres an. Bis dahin habe ich aber so viele Termine, dass ich ganz schön oft weg sein werde. Auch liegen die Osterferien dazwischen. Also habe ich mich entschlossen, mich per Internet stärker mit ihnen zu vernetzen und dann quasi das Versäumte nachzuholen und aufzubereiten. Zu diesem Zweck liegen ein paar Dinge im Wiki der Schule und ich habe ihnen eins meiner Notizbücher aus Evernote freigeschaltet. Die Emailadressen meiner Schüler habe ich sowieso. Leider ist letzteres oft ein Problem, weil die Mails manchmal nicht durchkommen o.ä. Also brauchte ich ein Medium, mit dem ich direkter kommunizieren kann. Und das ist nun mal Facebook.

Also werde ich zurückkehren. Zeitlich befristet, denke ich, bis zur Abschlussprüfung – also bis zum 21.6., dem Tag der Deutsch-Abschlussprüfung in Bayern.

So wird es sein, Timo.

Ach Timo, ich werde alt. Ich sitze grad hier und tippe vor mich hin. Und habe meine Lesebrille auf. Die habe ich heute abgeholt. Weil ich im Nahbereich eine Sehschwäche entwickelt habe. Ich habe gelesen, dass das so ist in meinem Alter. Ich bin nicht geknickt. Ganz im Gegenteil. Ich habe ein Buch heute gekauft und angefangen zu lesen und gemerkt, dass ich jetzt viel besser lesen kann als in den letzten Wochen. Habe gesehen, dass Buchstaben auch scharf sein können. Wow. Ich bin da uneitel.

Drauf gebracht hat mich eine Schülerin, die mich im Unterricht fragte, ob ich schlecht sehen würde, weil ich die Lektüre immer so weit weg halten würde. Bin dann zum Optiker gegangen. Naja, offensichtlich wars ein Problem.

Die Schülerin hat übrigens neulich die Weisheitszähne herausbekommen. Das hat mich interessiert, weil ich morgen meinen Termin habe. 23 Jahre nach dem ersten Rat, sie herauszuholen, lasse ich es nun machen. Mein Zahnarzt war schon etwas irritiert als ich einfach nickte: „Nanu: keine Gegenwehr? Kein <Vielleicht>?“

Ich werde alt, nicht weil ich schlecht sehe oder weil ich was mit den Zähnen habe. Ich werde alt, weil ich heute mal wieder in die Zehnte rein bin – ich korrigiere grad ihre zweite Schulaufgabe – und weil sie gefragt haben, habe ich mich hinreißen lassen, etwas über die Korrektur zu sagen und meinen Unmut zu äußern. Dabei meinte ich es doch nicht böse. Aber irgendwie war das natürlich auch nicht so motivierend. Eigentlich müsste ich ja versuchen sie aufzubauen für diese letzte Prüfung, aber irgendwie ging das heute daneben. Weil ich maulen wollte? Weil ich gemault habe. Weil sie jetzt enttäuscht sind. Ich lern’s echt nie.

Werde es versuchen wieder gut zu machen. Erstens mit genauen Einzelberatungen (über Facebook) bezüglich der Schulaufgabe. Mit Online-Präsenz, Wiki und Etherpads.

Und zweitens mit der versprochenen Roten Grütze (Hat irgendwer ein gutes Rezept für 26 Leute?) – plus Vanilleeis und Soße.

Vielleicht bekomme ich es damit wieder hin. Was meinst du, Meike?

 

Lieber Timo, viele Grüße in den Norden. Ich hoffe, deine Sachen laufen gut. Man liest sich.

tommdidomm.

 

PS: Das Buch, was ich heute gekauft habe, ist der neue Stephen King: Der Anschlag. Ich brauche etwas für die nächsten Tage, wenn ich mich von der OP erhole. Das erste Kapitel ist schon großartig – und die Buchstaben sind so scharf 🙂

Seitan

Zu allererst: ich mag Fleisch – Hühnerfrikassee ist ein Genuss, Rouladen, Bratwurst, Frikadellen frisch aus der Pfanne usw.

Seitan ist etwas anderes, ich weiß. Darauf gestoßen bin ich in dem Kochbuch bei Attila Hildmann. Gekauft habe ich es im Bioladen.

Was ist Seitan: Weizenmehlpampe in Sud eingelegt.

Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, eine neue Mission zu entwickeln, sondern ich probiere das Vegane aus zwei Gründen:

  • den Fleisch-/ und Tierkonsum ganz allgemein zu reduzieren aus gesundheitlichen, ökologischen und ethischen Gründen
  • eine andere und neue Geschmackswelt zu erkunden.

Denn bei Seitan bin ich zum ersten Mal auf etwas gestoßen, was zwar Fleischersatz sein will, aber irgendwie nicht ist, weil es einen ausgeprägten eigenen Geschmack hat. Naja und verarbeitet habe ich es wie … ja Fleisch eben. Der Vorteil an Seitan gegenüber Tofu o.ä. ist dabei vor allem auch die feste Konsistenz, die sich beim Erhitzen erhält. Der wichtige Tipp von Hildmann dabei: feste anbraten.

Unser erster Versuch war eine Carbonara mit Seitan und Sojacreme.

Der zweite ein Paprikagulasch aus einfachen Zutaten: Seitan (halbes Glas), Zwiebeln, rote Paprika, Chilischoten, Knoblauch, Sojacreme. Beilage nach Belieben.

Ein Glas Seitan steht nun auf jeden Fall immer im Schrank – denn es hält sich, auch geöffnet, sehr viel länger als jedes Fleisch.

Hahn und Bierdose – gewidmet A.

Schülerin A. fragte in der letzten Woche in Berlin unvermittelt, wann denn endlich wieder ein Rezept auf meine Seite kommt. Abgesehen davon, dass ich etwas erschrocken darüber war, dass eine Schülerin meinen Blog liest, war ich erschüttert, dass ich noch nicht mein geniales Rezept mit Bier und Hahn gepostet habe.

Es ist zwar alt und geklaut, aber es ist in seinem Ergebnis derart genial, dass man es einfach weiter verbreiten muss. Es ist eigentlich ursprünglich für den Kugelgrill entworfen worden.

Man benötigt:

  • ein ganzes Brathuhn
  • Salz und Pfeffer und Paprikapulver, alternativ Cayennepfeffer
  • eventuell Kräuter: Thymian, Salbei, Rosmarin
  • eine 0,5 l Bierdose (auch möglich ist alkoholfreies Bier, habe ich bei muslimischen Gästen schon probiert)
Vorgehen:
  • Huhn säubern und von innen und außen salzen, pfeffern – naja, würzen eben, nicht zu knapp
  • Dose Bier aufmachen und was wegtrinken (etwa 1/3 des Inhalts, eher etwas mehr)
  • wenn Kräuter vorhanden, diese in die Dose stecken (kein Salz hineingeben!!!)
  • das Huhn mit dem Hintern auf die Dose auffädeln
  • in eine Auffangschale stellen
  • eine gute Stunde im Ofen, auf der untersten Schiene, brutzeln lassen
Ergebnis:
  • ein knuspriges Huhn
  • mit wahnsinnig saftigem Fleisch
Es ist völlig unerheblich, was für einen Gockel man nimmt. Es geht mit dem Supermarkt-Micker-Huhn genau so wie es bei dem strammen Hahn vom Land geht, welcher 2 kg mitbringt.