Eine Sache, die mich auch schon vor der Schulleitungskarriere umgetrieben hat, ist die mit dem Informationsfluss – zum einen zwischen Schule und Eltern, aber auch zwischen Schulleitung und Kollegium, vor allem auch der Kollegen untereinander.
Mittlerweile frage ich mich natürlich aus der Position Schulleitung heraus noch einmal aus einer etwas speziellen Perspektive. Man will ja, dass das, was man so sagt und sagen muss, auch irgendwie dort ankommt, wo es hinsoll.
Was mir diesbezüglich in der Vergangenheit auffiel (vor allem aus eigener Erfahrung) und das sind wahrlich keine großen Weisheitsperlen, war:
- Abläufe, die man einmal im Schuljahr machen muss, vergisst man mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Teil wieder
- Aushänge liest man nicht, vor allem nicht, wenn sie lang sind und ungünstig hängen (in der Nähe der Tür z.B.)
- Mündlich vermittelte Informationen, z.B. in Konferenzen, sind sehr flüchtig
- bei letzterem Problem macht man es wie Schüler: man vertraut darauf, dass der Sitznachbar aufgepasst hat
- bei widersprüchlichen Informationen fragt man nicht oder nur sehr ungern nach, weil man Angst hat, sich als derjenige zu outen, der in der Konferenz nicht aufgepasst hat
- auch wenn es Aushänge gibt, frage ich nach, da ja das persönliche Gespräch immer wichtig ist
- moderne Informationstechnik ist grundsätzlich unpersönlich, Papier ist viel schöner, so weich und warm
- moderne Informationstechnik will uns dazu bringen, überall verfügbar zu sein, grundsätzlich
Informationsfluss in einer Schule ist wichtig und oft wird lediglich kritisiert, dass die Schulleitung ihre Abläufe und Entscheidungen nicht transparent genug macht. Als Gegenvorwurf äußert man dann ebenso oft, dass das Kollegium alle bereitgestellten Informationen nicht genau genug lesen. Und beide haben recht.
Ich habe zu Beginn als Zweiter Konrektor angefangen, mal die üblichen Abläufe in der Schule aufzuschreiben und in einem Infoheft zusammenzufassen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich damit nicht nur aufschreibe, was vorgeht, sondern es auch festschreibe. Es war quasi das Nachempfinden eines geschichtlichen Vorgangs: die Verschriftlichung von Gesetzen, das Aufsetzen einer Verfassung. So kam es dann zu Gesprächen, in denen als Argument vorkam: „Aber im Infoheft steht….“ Ich erlebte, wie es ist, wenn man mit Verwaltungsvorgängen steuert. Das ist mir unheimlich.
So unheimlich wie die Bebobachtung, die ich schon mal hier irgendwo beschrieben habe, dass das Gewicht meiner Wort zunimmt mit meiner Beförderung. Nicht mehr der kubiwahn sagt etwas, sondern jetzt ist jedes Wort aus meinem Mund ein Wort der Schulleitung. Das ist mir noch viel unheimlicher.
Seit gestern stelle ich den Vertretungsplan online, in einen passwortgeschützten Bereich – das Stundenplanprogramm ist übrigens williger als ich gedacht habe. Ab Oktober sollen dann noch in einem zweiten Bereich die sogenannten Lehrerinformationen abgelegt werden. Dies sind kurze Infos über Abläufe und Sachverhalte, die von allgemeinem Interesse sind. Auch soll das wöchentliche Briefing, welches immer am Freitag im Lehrerzimmer vor der ersten Stunde stattfindet, irgendwie Niederschlag finden.
Ich bin gespannt, ob der Informationsfluss dadurch geschmeidiger wird. Ich vermute mal, dass bei diesem Thema Perfektionismus auch ein Garant für frühes Ableben ist.
Letzte Geschichte zum Versuch, den Informationsfluss zu verbessern: von einer anderen Schule hörte ich, dass dort Bildschirme für Schüler und Lehrer eingeführt wurden, auf denen Infos u.a. eben der Vertretungsplan gezeigt werden sollten. Ein Monitor in der Aula, einer im Lehrerzimmer. Es kam ziemlich schnell das Gerücht auf, dass durch die eingebauten Webcams in den Monitoren, die Schulleitung das Lehrerzimmer überwachen will.
Also muss ich mir jetzt auch im Klaren darüber sein, dass Informationsangebote auch als Hinterhalt angesehen werden können. Ich bin weiter gespannt.