Ich wollte mal über Bier bloggen

Vor einiger Zeit habe ich mal einen Thread mit „Bier und Fisch“ überschrieben und bin leider nur bis zum Fisch gekommen – habe das Bier völlig unterschlagen. So ziellos mir das Bloggen auch vorkommt, so trug ich doch die Idee des Bier-Artikels mit mir herum. Also…

Alternative Titel:

– „Reisender, kommst du nach Bayern“

– „Reisende, meidet Bayern“ (Tucholsky)

– „it’s nice to be a preiß, but it’s higher to be a bayer – and the highest rank, is to be a middle-frank“

Mich verschlug es Ende 1990 nach Würzburg – und erst nach meinem Umzug wurde mir klar, dass das in BAYERN liegt. So viel Outing muss sein. Meine Geografiekenntnisse sind / waren echt mies – oder, vielleicht entschuldigt dies einiges: mir wars damals auch erst egal. Später eigentlich auch.

Nach meiner Geburt und dem Aufwachsen in Hamburg, dem Feinschliff in der Nähe von Köln, war Würzburg lediglich eine weitere Station in Richtung Süden. Mittlerweile habe ich noch 11 Jahre in Nürnberg gewohnt und bin aktuell auf’s Land gezogen – genauer: in’s Nürnberger Land. Südlicher soll’s eigentlich nicht mehr werden. Bis Regensburg geht noch mein Vorstellung von gutem Leben und geht dann erst südlich der Alpen weiter. Entschuldigen Sie, Herr Rau.

Ein Ding, was die Gegend hier wirklich ausmacht, ist eine ziemlich hohe Brauereidichte. Dabei sollte man anmerken, dass die meisten dieser Brauereien in Privat-/Familienbesitz sind, es sich also im positivsten Sinn nicht um Industriebier handelt, was da herauskommt. Und man muss keine großartige „Touristen-15-Brauereien-an-einem-Tag-Tour“ machen, um diesen Reichtum zu erleben. Man setzt sich einfach auf sein Fahrrad.

Und, wenn ich losradle, dann erreiche ich z.B. etwa 7 Brauereien innerhalb von 30 Minuten, die meisten mit dazugehörigen Gaststätten:

– Dreykorn in Lauf

Bub in Leinburg

Wiethaler in Neunhof

Wolfshöhe in Neunkirchen

Kanone in Schnaittach

Enzensteiner in Enzenreuth

Klosterbräu Weißenohe

Und damit nicht genug. In jedem durchschnittlichen Getränkemarkt der Gegend bekomme ich einen Durchzieher durch das, was man hier allgemein das „fränkische Landbier“ nennt. Die Liebe zum Landbier geht soweit, dass sich in Nürnberg und Fürth sogar ein Betrieb mit dem Namen „Landbierparadies“ begründet hat. Und in die Musik hat dieser Hype auch schon Einzug gehalten

httpv://www.youtube.com/watch?v=DFPbCyaxsXw

Es war schon hell, als ich in einer fremden Stadt um die Ecke bog
Da war eine Kneipe, die mich magisch in ihr Inn’res zog
Doch gab es hier nur fremdes Bier, ich war allein.

Da saßen Leute mit roten Augen und mit wirrem Haar
Und aus der Jukebox erklang Musik, die laut und heavy war
Sie gaben mir von ihrem Bier, ich musste spei’n

In der Regel ist ein Landbier hierzulande eine Dunkles (dunkelbraun bis rot), welches – das sei euch Nordlichtern gesagt – nicht unter 0,5 ausgeschenkt wird. Also fragt bitte nicht nach einem „kleinem Bier“. Achja, und wenn ihr eine „Maß“ wollt, fahrt weiter nach München.

Ich selbst trinke es am liebsten aus dem Steinkrug, den man in einigen Landgaststätten bekommt. Und eigentlich muss man dazu eine der fränkischen Köstlichkeiten essen: Bratwurst und Kraut oder ganz einfach ein Schäufele. Ich bevorzuge i.d.R. letzteres, denn nichts ergänzt eine Halbe besser. Außerdem ist’s eine gute Grundlage für die zweite Halbe.

Und, falls es nicht deutlich geworden ist: ich habe mich eingelebt. Ich kann mir manchmal gut vorstellen, an der Küste zu leben, irgendwann, aber es gäbe doch einiges, an das ich gern zurückdenken würde.

Solltet ihr mal in Nürnberg sein und wenig Zeit haben, geht ins Schanzenbräu – ein Brauerei, die 2007 im (alternativen-multi-kulti-1.mai-demo-)Stadtteil Gostenhof eröffnet hat. Hier gibts ein schönes Rotbier. Solltet ihr mehr Zeit haben, fahrt in die Fränkische Schweiz, von Nürnberg aus nach Osten und Nordosten.

Gräfenberg, in der Fränkischen Schweiz, hat übrigens auch leckeres Bier, wie ich heute Mittag beim Fischen merkte, als mein Fischerkollege mir eine Flasche Lager rüberreichte.

Im Hintergrund übrigens die Pegnitz. Gutes Forellengewässer, aber das habe ich ja schon mal gebloggt.

Es gibt einfach so Tage, da scheint einem das gute Leben aus jedem Knopfloch.