Deutsch – leicht gemacht 8: Vormärz Infoblatt

Dieses Infoblatt ist mir noch in die Hände gefallen. Ich habe es grad noch ein wenig geschliffen. Dieses Jahr habe ich es seltsamerweise nicht verwendet. Aber es ergänzt das bisherige Material ganz gut.

vormaerz-infoblatt

Reflektion des Ganzen:

  • ein AB, welches für eine Veröffentlichung gedacht ist, macht drei Mal mehr Arbeit als eins, welches nur im Unterricht eingesetzt wird (Ist das jetzt ein Vorteil? Und wenn ja – für wen?)
  • die Veröffentlichung (also der Moment, in dem man auf „publish“ klickt) benötigt großes Selbstbewusstsein oder Verblendung oder eine Mischung davon
  • das Veröffentlichte hinterher zu lesen, macht nicht zufriedener

Daran könnte es liegen, dass Lehrer so wenig frei stellen? Angst vor dem Urheberrecht ist nur ein Teil davon. Wesentlich auch, was ich vom Schulbuchschreiben und -benutzen her kenne:

  • Ich weiß am Ende genau, was ich mit dem Geschriebenen will – aber ich bin nie sicher, ob das auch so rüberkommt.
  • Ich weiß, dass alles, was ich schreibe, auch immer eine Interpretation enthält, ein Gewicht, eine persönliche Note, eine Auswahl – den Rahmen dafür kann ich aber nicht/nur schlecht mitgeben

Deutsch – schnell gemacht 7,5 : Das vergessene Arbeitsblatt

Da war doch noch was….Das Arbeitsblatt. Also die ersten beiden Seiten sind’s, dritte Seite die Einstiegsfolie. Das Aufgabenfeld habe ich frei gelassen, weil da sicher jeder so seine Fragen hat.

heine_buechner_vormaerz

Ich habe wie gesagt, den Hessischen Landboten noch im Zusammenhang mit der Occupy- und 99%-Bewegung, ebenso mit Anonymous besprochen, weil ich doch gewisse Ähnlichkeiten sah.

Ein Arbeitsblatt – mehrere Anwendungen.

Sozialkunde – leicht gemacht 12: Die 99%

Georg Büchner: Der Hessische Landbote

Erste Botschaft [Juli-Fassung]

Darmstadt, im Juli 1834

Vorbericht

Dieses Blatt soll dem hessischen Lande die Wahrheit melden, aber wer die Wahrheit sagt, wird gehenkt, ja sogar der, welcher die Wahrheit liest, wird durch meineidige Richter vielleicht gestraft. Darum haben die, welchen dies Blatt zukommt, folgendes zu beobachten:

  1. Sie müssen das Blatt sorgfältig außerhalb ihres Hauses vor der Polizei verwahren;
  2. sie dürfen es nur an treue Freunde mitteilen;
  3. denen, welche sie nicht trauen, wie sich selbst, dürfen sie es nur heimlich hinterlegen;
  4. würde das Blatt dennoch bei Einem gefunden, der es gelesen hat, so muß er gestehen, daß er es eben dem Kreisrat habe bringen wollen;
  5. wer das Blatt nicht gelesen hat, wenn man es bei ihm findet, der ist natürlich ohne Schuld.

Friede den Hütten! Krieg den Palästen!

Im Jahr 1834 sieht es aus, als würde die Bibel Lügen gestraft. Es sieht aus, als hätte Gott die Bauern und Handwerker am 5ten Tage, und die Fürsten und Vornehmen am 6ten gemacht, und als hätte der Herr zu diesen gesagt: Herrschet über alles Getier, das auf Erden kriecht, und hätte die Bauern und Bürger zum Gewürm gezählt. Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag, sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigne Sprache; das Volk aber liegt vor ihnen wie Dünger auf dem Acker. Der Bauer geht hinter dem Pflug und treibt ihn mit den Ochsen am Pflug, er nimmt das Korn und läßt ihm die Stoppeln. Das Leben des Bauern ist ein langer Werktag; Fremde verzehren seine Äcker vor seinen Augen, sein Leib ist eine Schwiele, sein Schweiß ist das Salz auf dem Tische des Vornehmen.
Im Großherzogtum Hessen sind 718,373 Einwohner, die geben an den Staat jährlich an 6,363,364 Gulden[…]
Dies Geld ist der Blutzehnte, der von dem Leib des Volkes genommen wird. An 700,000 Menschen schwitzen, stöhnen und hungern dafür. Im Namen des Staates wird es erpreßt, die Presser berufen sich auf die Regierung und die Regierung sagt, das sei nötig die Ordnung im Staat zu erhalten. Was ist denn nun das für gewaltiges Ding: der Staat? Wohnt eine Anzahl Menschen in einem Land und es sind Verordnungen oder Gesetze vorhanden, nach denen jeder sich richten muß, so sagt man, sie bilden einen Staat. Der Staat also sind Alle; die Ordner im Staat sind die Gesetze, durch welche das Wohl Aller gesichert wird, und die aus dem Wohl Aller hervor gehen sollen. – Seht nun, was man in dem Großherzogtum aus dem Staat gemacht hat; seht was es heißt: die Ordnung im Staate erhalten! 700,000 Menschen bezahlen dafür 6 Millionen, d.h. sie werden zu Ackergäulen und Pflugstieren gemacht, damit sie in Ordnung leben. In Ordnung leben heißt hungern und geschunden werden.

 

httpv://youtu.be/wqyC9c65pK8

 

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Der gesamte Text des Flugblattes

Occupy Germany

Youtube zeigt weitere Videos über Vorgänge rund um den Globus, ich finde folgendes sehr eingängig:

httpv://www.youtube.com/watch?v=8PHeuVfyg40

Auch eine flickr-Suche kann spannend sein.

Wiki im Unterricht – ein paar Versuche

Wikis habe ich vor einiger Zeit mal entdeckt und fand von Anfang an toll, dass man sie doch sehr intuitiv bearbeiten kann. Das fängt schon bei der Installation an und geht weiter bei der Nutzung durch Schüler. Selbst Ungeübte können hier recht schnell erste Texte veröffentlichen. Mein erster Versuch fand dazu letztes Schuljahr statt, und zwar in einer 8., 9. und einer 10. Klasse im Fach Deutsch. Grundlage war das Mediawiki, welches mir von Felix Schaumburg empfohlen wurde.

In der 8. Klasse  war die Grundidee eines Wikis, welches die Lektüre begleitete. So sollte dann eine Art Lesetagebuch entstehen, in diesem Fall zu „Das Fräulein von Scuderi“ von E.T.A. Hoffmann. Ich gab nur eine Grobgliederung vor und rief dazu auf, sich daran zu beteiligen. D.h. meine Vorgaben waren minmal, eine Einführung in das Wiki gab es nicht. Ich verwies lediglich auf meinen Ersteintrag und dass man sich bezüglich der Formatierungen daran orientieren konnte. Überraschenderweise hat es soweit funktioniert. Leider haben sie angefangen, viel zu kopieren und einfach einzufügen, aber ich habe auch gemerkt, dass sie das restliche Internet dazu nutzten, Bilder u.a. heranzuziehen, um sich selbst ein Bild zu machen. Am Ende habe ich dann noch angefangen, Orte der Lektüre über Google-Maps zu verlinken. Damit fand ich eine für mich überaus interessante Art und Weise mich mit einer Lektüre auseinanderzusetzen – eben über die Verortung per Map und Street View. Die Schüler setzten das dann fort.

In einer 9. Klasse ging es auch um eine Lektüre, hier um „Die Selbstmordschwestern“ von Eugenides. Verschiedene Bereiche wurden vorgegeben. Leider schlief das recht schnell ein. Zur Erklärung: Unten im letzten Punkt sollte eine Art Playlist entstehen mit passenden Soundtrack-Songs, die von den Schülern eingereicht wurden.

Der Wiki-Anteil für die 10. war mehr auf eine Einbahnstraße hin konzipiert – es ging hauptsächlich um die Vorbereitung zur Abschlussprüfung, bzw. die notwendigen Links dazu. Daneben sollten Gegen-Großstadt-Gedichte veröffentlicht werden – letzteres kam nicht so. Auch hier schlief es schnell ein.

In diesem Schuljahr habe ich in einer 9. Klasse wieder ein Wiki eingerichtet. Dieses Mal sollte es die Vorbereitung auf eine Kurzarbeit begleiten und unterstützen. Zum Thema „Erster Weltkrieg“ sammelte ich hier Bilder und allgemein zusätzliche Informationen und Quellen zu den einzelnen Stunden. Der Schwerpunkt des Unterrichts lag auf der Analyse von Bildern aller Art und der Konzentration auf die Kriegspropaganda. Aus den vorgestellten Bildern wählte ich schließlich auch die Aufgaben der Kurzarbeit aus. Letzteres sagte ich natürlich nicht vorher – das entdeckten sie dann während der Prüfung. Nun ja.

Bei der Bearbeitung dieses Wikis habe ich mal genau darauf geachtet, nur Bilder zu  nehmen, die lizenzmäßig in Ordnung sind – ich hoffe mal jedenfalls, dass ich da überall in die richtige Kiste gegriffen habe. Ebenso zuverlässig habe ich versucht die Quellen richtig anzugeben.

War hier von den Quellen Wikipedia/Wikimedia-Commons faszinierter denn je. Ich kenne von der Arbeit am Geschichtsbuch einige Agenturen für Geschichts-Bilder (AKG-Images oder das Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz), aber auch und gerade in den freien Alternativseiten findet man super-interessante Bilder für den Geschichtsunterricht – das Angebot der Agenturen ist natürlich ungemein größer und differenzierter.

Wiki Wiki bus (cogdog)

Immer wieder inspiriert wurde und werde ich dabei von den m.E. tollen Wikispaces-Wikis von Herrn Kalt. Besonders für solche, die nicht über eigenen Webspace verfügen oder sich nicht damit beschäftigen wollen, ist Wikispaces eine gute Alternative. Mit wenigen Handgriffen hat man hier ein Wiki, welches man bis hin zu den Benutzern, selbst verwalten kann. Ob man dabei rein informationelle Seiten schafft oder wirklich mit den Schülern zusammen arbeitet, bleibt einem völlig selbst überlassen.

Die Wikis, die ich bisher auf meinem Webspace laufen ließ, übertrage ich jetzt auf den Space der Schulhomepage, fasse sie dort zusammen und möchte es in nächster Zeit auch den Kollegen nahe bringen. Die Idee des Schulwikis finde ich dabei recht spannend.

Fazit

Wie an viele andere Dinge bin ich auch hier einfach naiv herangegangen, mit möglichst wenig Intervention oder Gängelei. Die Anweisungen waren spärlich. Für die 8. Klasse war es wohl noch am spannendsten gewesen, hier im Internet zu veröffentlichen auf eine recht einfach Art und Weise. Die anderen Klassen hielten sich hier zurück. Dies mag auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein:

  • Arbeit bleibt Arbeit – ob nun im Internet oder außerhalb,
  • wenn der Lehrer, also ich, nicht hinterher ist, schläft Vieles ein,
  • es gibt keine Tugend des „Überarbeitens“ an den Schulen (in meinem Unterricht wohl auch nicht), d.h. das, was einmal geschrieben wurde, steht so und wird nicht wieder angefasst – das von Anderen gleich gar nicht,
  • die Informationsseiten (Geschichte) werden nur passiv rezipiert: keiner der Schüler (halt, doch, einer) hatte sich die Mühe gemacht und im Vorfeld irgendeins der Bilder weiter recherchiert, um sich so auf die Prüfung vorzubereiten.
Im Umkehrschluss müsste ich also
  • mehr hinterher sein, dass mit dem Wiki gearbeitet wird (am besten ja wohl auch während der Unterrichtszeit – heißt also Stunden im Computerraum buchen),
  • im Unterricht mehr Wert auf Überarbeitung von Texten legen,
  • die Internet-Recherche einführen, üben, festigen,
  • mehr motivieren.
Das aber nur, weil ich Wikis unterm Strich für eine gute Idee halte – folgend die alten Kamellen, die überall propagiert werden:
  • um Inhalte einfach zu veröffentlichen,
  • Wissen und Erkenntnisse mit anderen zu teilen,
  • darüber hinaus auch diese Erkenntnisse zu verbessern,
  • zu vertiefen, dass Internet nicht nur passiv rezipiert, sondern auch gestaltet werden kann,
  • etwas aus dem Unterricht heraus zu generieren, was auch außerhalb der Unterrichtszeit bearbeitet, wiederholt und vertieft werden kann, und zwar für jeden.

Kreatives Schreiben im DU 4 – „Kurzgeschichten“, Stream of Consciousness

Der böse Gong. Lästig. Nicht zu überhören, auch wenn ich es gern würde. Wie kann ich den Gang in die Klasse nur verzögern? Vielleicht noch mal auf Klo? Das kann man einem ja nicht verbieten. Mist, da geht der Chef rein. Toll, geh ich halt zur Treppe.Wie üblich um diese Uhrzeit an diesem Tag blendet mich die Sonne auf dem Weg nach oben. Verdammt, besser kann’s ja kaum werden. Ich ergebe mich. Teste kurz meine Gesichtsmuskeln, um irgendeine Art von Lächeln hervorzubringen. Tut ein bisschen weh. Habe aber gerade schon die 5. überlebt, dann wird ja wohl die 10. ein Spaziergang werden.

Mittwoch, 6. Stunde. Ich betrete ein Klassenzimmer in Deutschland.

Wow. Wie üblich reagiert keiner. Ich gehe vor, zwei, drei Blicke folgen mir, eher müde. Viele Gespräche, ich versuche sie zu ignorieren. Alles andere wäre sowieso völlige Energieverschwendung. Tasche abstellen, Klasse begrüßen, alles eins – dieselbe Reaktion: keine. Was soll’s. Dafür habe ich studiert. Heine gelesen. Becker gelesen. Brecht. Graf. Brussig. Alle gelesen. Heym-Gedichte analysiert. Allein meine Abschlussarbeit über die Romane von Max Frisch. Alles getan. Einzig für diese Stunde.

Und ich unterrichte The Walking Dead.

Habe den Anfang einer Kurzgeschichte dabei – also neue Perlen für die hier. Will ihnen zeigen, wie leicht es sein kann, eine Geschichte zu schreiben. Es kann ja so Vieles so leicht sein.

Wie üblich komme ich kaum durch die Gänge zwischen den Tischen. Taschen liegen dort, Jacken, Müll – überhaupt der Müll. Ich fühle mich wie am Stadtrand von Kalkutta. Wäre ein gutes Thema für die Kurzgeschichte.

Ich teile weiter aus, denjenigen, die wieder mit dem Kopf daliegen, lege ich das Blatt auf den Kopf.  Wie toll: es liegt lange dort, ohne hinunter zu fallen.

Die Reihe hinten liegt wieder im Stuhl an der Wand, streckt mir ihren Genital- und Gebärbereich entgegen. Woran erinnert mich das jetzt?

Komme mit meinen Gedanken nicht zu einem Ende. Unterbreche schnell noch die Dauerredner auf der anderen Seite –entschuldige mich natürlich dafür. Bin ja höflich.

So alle Blätter sind verteilt, ich schreibe was an die Tafel. Es kommt endlich Leben in die Klasse. Typisch: Lehrperson egal – aber von der Tafel muss abgeschrieben werden. Ich füttere die Bande und zitiere leise ein paar Zeilen von Enzensberger.

„So, guten Morgen, liebe 10.“ Heute möchte ich mit euch kreativ aktiv werden. Auf den Blättern findet ihr eine Kurzgeschichte – oder den Anfang davon. Eure Auftrag ist es nun, diese Geschichte noch einmal neu aus eurer Perspektive zu schreiben. Ganz einfach, was?


So soll es aussehen. Der Arbeitsauftrag ist klar. Andere Impulsgeschichten können natürlich weniger provokant sein.

Ich habe dies vor etwa 3-4 Jahren schon mal gemacht. Damals kamen, soweit ich mich erinnern kann, ziemlich gute Ergebnisse heraus. Ich meine sogar, dass hier irgendwo noch welche rumliegen. Morgen mache ich das in einer zehnten Klasse, die ich gern mit ein paar Kurzegschichten an einem internen Wettbewerb teilnehmen lassen möchte. Da sie bisher etwas unsicher sind, was das Schreiben angeht, versuche ich es so. Vielleicht kann ich sie dazu bringen, ein paar Ergebnisse ins Netz zu stellen.

Logisch mache ich mich zum Zentrum der Geschichte, weil ich ein brutaler Selbstdarsteller bin. ich mich so absichtlich in den Fokus stelle und sie nicht unbedingt darauf kommen müssen, andere Kollegen durch den Kakao zu ziehen. Außerdem kann ich so eher wieder diese Mobbinggeschichte vermeiden, da sich die Schreibereien wohl auf mich konzentrieren werden – wenn sie mir ausreichend vertrauen, was ich glaube. Bin gespannt.

Didaktik, bitte sehr:

  • Identitätsbildung, durch a) nach innen gerichteten Blick und b) Ausdruck eigenen Bewusstseins und c) Vorstellung der Gruppe, in der sich der Schüler bewegt
  • Empathieförderung durch das Einfühlen in seine Mitschüler / Lehrer
  • Schreibbildung durch Erlernen und Üben einer Schreibtechnik

Also gut, ist gelaufen. Waren zwei schöne Stunden, die wir mit Schreiben verbracht haben. Morgen gebe ich noch die Ergänzung, habe es spontan noch erweitert.

Es sind schöne Geschichten dabei herausgekommen. Zwei habe ich mit nach Hause genommen. Andere gelesen. Wie der andere wurden vorgelesen. Manche waren wieder überrascht, in so kurzer Zeit so viel zu Papier zu bringen.

Für eine Geschichte habe ich die Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen. Also bitte:

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