Deutsch – schnell gemacht 5: Interpretation von Kurzgeschichten mit dem Handy

Eine einfache Idee.

Das Bauen von Standbildern oder kurze Szenen zur Unterstützung der Interpretation von literarischen Texten mache ich recht gern, aber viel zu selten. Ich entschuldige mich dann mit allem Möglichen, z.B. dass die Klasse nicht bereit ist dafür oder oder oder. Meist bin ich nur feige.

Ich habe gemerkt, dass immer Bauchschmerzen darüber bleiben, ob die Schüler jetzt wirklich genau so viel „begriffen haben“ wie in einer herkömmlichen Interpretation. Und daher schiebt man schnell noch „richtige Interpretation“ hinterher.

Dumm. Weil

  • das Szenische Interpretieren oder auch der kreative Umgang mit Literatur damit eindeutig in die Schmuddelecke der Spielerei gesteckt wird
  • eine Doppelung entsteht, denn der Schüler durchläuft ja hier im Standbildbauen dieselben Arbeitsschritte wie beim schriftlichen Interpretieren
  • der geschätzte Prozentsatz der Schüler, die mit dem einen nichts anfangen können, mit dem anderen auch nicht „mehr begreifen“oder weniger
  • der durchschnittliche Realschüler, den ich unterrichte, mit der schriftlichen Interpretation in seiner Zukunft nicht viel anfangen kann – die Einfühlung in Charaktere oder literarische Figuren ihm aber deutlich mehr bringt.

Es kann nun an meinem fortgeschrittenem Alter liegen, dass mich die Meinung anderer nicht kümmert oder ich dem Lehrplan gegenüber entspannter bin (als ob das je anders war), aber ich überwinde mich in letzter Zeit immer mal wieder und lasse die SchülerInnen spielen.

Heute war es der Fall im Rahmen der Behandlung der Kurzgeschichte „Die Tochter“ von Peter Bichsel in einer zehnten Klasse. Es gab folgende verschiedene Aufgaben:

Geht in 3er Gruppe zusammen (die Gruppen zogen eine der folgenden Aufgaben)

  1. Baut ein Standbild, in dem eine Szene der Geschichte dargestellt wird.
  2. Entwickelt eine kurze Szene (1Minute) ohne Text, in der eine Szene der Geschichte dargestellt wird.
  3. Entwickelt eine kurze Szene (1 Minute) mit Text, in der eine Szene der Geschichte dargestellt wird.

Haltet eure Ergebnisse (Foto oder Film) mit dem Handy fest und gebt mir diese morgen auf CD, USB-Stick oder SD-Card.

Warum ist diese Aufgabenstellung nun gleichwertig zu einer herkömmlichen schriftlichen Interpretation?

Weil, wie oben schon gesagt, die Schüler zur Lösung ihrer Aufgabe

  • den Inhalt des Textes erfasst,
  • die Charaktere verstanden,
  • die Beziehungen geklärt haben müssen.

Ich gebe den SchülerInnen der Klasse die Möglichkeit sich auf dem gesamten Schulgelände ein Plätzchen für ihre Arbeit zu suchen. Dies klappt in der Regel. bisher immer. Letztes Jahr haben sie Szenen aus einer Buchverfilmung nachstellen müssen, die Fotos wurden dann in Facebook in der Klassengruppe eingestellt und dort von den Schülern bewertet (was diese noch sehr zögerlich getan haben). Das heißt, sie kennen das schon.

Die Ergebnisse zur Bichsel-Geschichte präsentiere ich morgen über Beamer und dann schauen wir, wie gut die Szenen getroffen wurden, bzw. wie „gut“ die Geschichte „interpretiert“ wurde. Leider kann ich hier aus nachvollziehbaren Gründen keine Ergebnisse einstellen.

Warum eigentlich das Handy?

Eigentlich nur aus einem einfachen Grund, oder zweien. Einmal fand ich es immer sehr schade, dass diese Handlungsprodukte so flüchtig waren – das Foto kann hier leicht Abhilfe schaffen. Außerdem ist das Reden über diese Ergebnisse oftmals schwierig, wenn es nur aus dem Gedächtnis heraus geschieht. Schließlich, wenn ich es mal mit Didaktik versuchen darf, vertieft es meiner Meinung nach die Arbeit durch den Umstand, dass die Schüler durch Nutzung der Kamera viel stärker in die Rollen des Beobachters und Beobachteten geraten – und dadurch tiefer reflektieren – nunja, ist nur ein Versuch, ganz ohne Bezug zu schlauen Theorien.

Edit: Eine erste Reflexion ergibt, dass ich in Zukunft in der Aufgabenstellung auf jeden Fall ändern muss. Es fehlte der Zusatz: Komme mit ein oder zwei Requisiten aus. Das Problem war nämlich, dass mich die Sekretärin nach der Stunde ansprach und scherzhaft meinte, dass mein Unterricht sie von der Arbeit abgehalten habe. Es kamen nämlich alle möglichen Schüler und brauchten Schürzen o.ä. Andere wiederum hatten sich vom Musiklehrer einen Plattenspieler ausgeliehen – und ich frage mich, ob sie in seinen Unterricht gegangen sind. Da muss ich mal nachfragen. Morgen. Beschwert hat sich noch keiner.

Rückblick auf das Schuljahr II – Papierlose Lehrertasche

Zwei Wochen Ferien sind jetzt rum Die Ferien sind bald rum  und damit komme ich langsam aber sicher runter. Zeit nun einen Blick auf die ganze Geschichte rund um Tools, Technik und Papiervermeidung zu werfen.

Wollte einen schönen abgeklärten Artikel schreiben, aber das schaffe ich irgendwie nicht. Es ist so viel in Bewegung dabei und ich habe chaotisch rumprobiert in den Monaten mit allem Möglichen, ohne wirklich zu einem gesamten Endpunkt gekommen zu sein.

Aber genug der langen Vorrede. Der Artikel wurde schon lang genug. „Rückblick auf das Schuljahr II – Papierlose Lehrertasche“ weiterlesen

Rückblick auf das Schuljahr I – Zeugnis für den Lehrer

Das „Zeugnis für den Lehrer“ gebe ich als Leerformular nicht jedes Jahr aus. Dieses Jahr aber hat es mich interessiert, weil es ein gefühlt schlechtes Jahr war. Ich war an sehr vielen Punkten zu ausgelaugt, um ordentlich zu arbeiten, zu viele offene Baustellen gehabt. Habe unverhältnismäßig viele Fehler gemacht. War, das passt wohl auch in die Reihe, zum ersten Mal seit einigen Jahren wirklich krank gewesen (Kehlkopfentzündung und Stimmbandprobleme durch eine verschleppte Erkältung) – „wirklich krank“ heißt in diesem Zusammenhang, dass ich mich habe krankschreiben lassen. Das war die erste Krankschreibung in meiner bisherigen Dienstzeit von 14 Jahren. Früher habe ich betont, dass ich nie krank bin(was natürlich nicht den Tatsachen entsprach) – mittlerweile bin ich zu alt für solche Prahlerei.

In Umkehrung habe ich aber auch in diesem Jahr meine Schlüsse gezogen und an einigen Stellen die Bremse gezogen. So habe ich die Mitarbeit an einem Geschichtsbuch für die bayerische Realschule vor dem letzten Band 10 aufgegeben. Außerdem meine junge „Karriere“ an der Uni eingestellt, wenn man es so sagen möchte. Schließlich aber auch schulintern einige Dinge „neu geordnet“.

Dennoch blieb ein großes Durcheinander.

In diesem Jahr jedenfalls wollte ich mal wissen mit Hilfe eines Feedback-Bogens, ob meine eigene Unzufriedenheit von den Schülern mitreflektiert wurde oder wird.

Mein Zeugnis für den Lehrer, welches ich in zwei Deutschklassen verteilte, sieht so aus.

Ich präsentiere die Ergebnisse der Klasse, die mich in diesem Jahr zum ersten Mal hatte.

Was ich sehr toll an ihnen finde, ist, dass

  • wir oft raus durften (ich gebe ihnen Arbeitsaufträge und stelle ihnen frei zu arbeiten, wo sie wollen)
  • wir viel frei erarbeiten durften
  • das Internet eine Rolle spielte
  • sie immer für einen Spaß zu haben sind
  • sie ehrlich und direkt sind
  • sie uns nicht nicht nur den vorgegebenen Stoff beibringen, sondern mehr darüber hinaus
  • wir so viel Gruppenarbeit machen durften
  • sie auch auf Freaks eingehen und sie nicht anders behandeln
  • sie Unterricht auch spontan gestalten
  • man sie im Internet auch was fragen kann
  • wir unsere Meinung sagen dürfen
  • man bei ihnen über Sachen lacht, für die man bei anderen Lehrern bestraft wird
  • sie uns sagen, wenn wir gut sind

Auf manche dieser Äußerungen bin ich mächtig stolz und möchte sie quasi 1:1 meinen Referendaren und Praktikanten ins Poesiealbum schreiben. Und ich freue mich, weil ich einfach merke, dass einige meiner Absichten durchkommen. Auf keinen Fall muss ich hier was kommentieren.

Entsprechend dann das andere Gesicht meines Unterrichts und meiner Lehrerpersönlichkeit.

Was ich an ihnen gar nicht mag, ist, dass

  • wir manchmal etwas wenig für die Schulaufgaben gemacht haben
  • sie manchmal echt zu direkt sind
  • sie manchmal lustig sein wollen, was nicht immer so ist
  • sie manchmal Sachen zu kompliziert erklären
  • sie manchmal gar keinen Unterricht vorbereitet haben
  • sie manchmal schlechte Laune haben und an uns auslassen
  • der Unterricht bei ihnen manchmal keinen Zusammenhang hat
  • sie Schüler manchmal nicht ernst nehmen

Da habe ich schon geschluckt. Mehrmals. Denn das ist natürlich nicht das, was man als Lehrer hören will. Und leider muss ich bei allen Punkten nicken. Sicher kann ich manche Sachen miteinander erklären, so z.B. dass ich einen speziellen Humor habe und einige damit nichts anfangen können. Dass jeder Lehrer ja mal schlechte Laune hat. Usw. Usf.

Dennoch treffen mich einige Punkte. Und so lang ich sie auch durchlese, so finde ich keine Rechtfertigung dafür. Und es wäre mir zu leicht, wenn ich sagen würde, dass ich das nun einfach nächstes Jahr alles besser machen werde.

Muss erstmal auf die Reihe bekommen, ihnen zu signalisieren, dass sie mit diesen Anmerkungen durchaus auch ins Schwarze getroffen haben. Und dann schauen, was geht.

Aber ich will erstmal Ferien.

PS: Lese diesen Artikel hier grad Korrektur und sichte den Reader. Fällt mein Blick auf einen Artikel von Martin Kurz, der sich grad schon auf das neue Schuljahr vorbereitet. Ich selbst muss die nächste Woche auch noch arbeiten, obwohl schon Ferien sind, denn die Schulleitung plant natürlich schon das nächste Jahr. Aber ich stimme Martin zu: Schule ohne Schüler hat auch was für sich ;).

 

Deutsch – leicht gemacht 4: Das Blog, Bloggen und die Blogosphäre

Habe morgen das Glück, dass ich meine 9. Deutschklasse zwei Stunden in Vertretung habe. Glück, weil ich IT vertreten muss, ergo der Computerraum meiner sein wird.

Da ich schon ein wenig mit Wikis experimentiert habe, dachte ich nun morgen etwas zum Thema Bloggen zu machen, jedenfalls in der ersten Stunde. Die zweite soll dazu genutzt werden, erste Infos zu den Literaturreferaten im nächsten Schuljahr zu sammeln. Eventuell versuche ich sie dazu zu bewegen, ihren Fortschritt dann in Blogs zu dokumentieren. Mal sehen. Vielleicht Wiki.

Für morgen aber folgende Aufgaben auf einem Arbeitsblatt: SQ 00 Bloggen

 

1. Herausfinden, was ein Blog ist

Suche folgende Adresse auf:

http://generationenwandernaufdemjakobsweg.blogspot.com/

Es handelt sich bei dieser Seite um ein sogenanntes Blog. Finde auf folgende Fragen kurze Antworten und notiere sie dir.

Worum geht es in diesem Blog?

Wer schreibt dieses Blog?

Wie sind die Beiträge in diesem Blog geordnet?

Wie kann man zu älteren Beiträgen kommen?

Was bedeutet der Link „Kommentare“?

2. Beschreiben, was ein Blog ist

Suche folgende Adressen auf

http://www.cutischmidt.de/

http://www.kpz-nuernberg.de/blog/

http://elefantenklasse.de/startseite/home…./

http://keksdidaktik.de/?p=543

A) Gib je in einem Satz wieder, um welche Themen sich diese Blogs drehen.

B) Versuche eine Definition in einem Satz: Was ist ein Weblog?

3. Überprüfe deine Ergebnisse selbst

http://www.stefanbucher.net/weblogfaq/

 

Ich habe leider wenig echte Schülerblogs gefunden. Lisa Rosa brachte mich zumindestens auf den tollen Jakobs-Wanderweg-Blog. Die anderen, die ich angegeben habe, werden zum Teil nicht weitergeführt.

Eine knappe Übersicht zum Thema Wiki und Weblog im Unterricht fand ich auch noch.

PS: Aus irgendeinem Grund hat die Stunde leider nicht stattgefunden – sah aber auf dem Papier ganz gut aus.

Deutsch schnell gemacht 3 – Interpretieren, bei Herrn Rau geklaut und erweitert. Oder: Der Haifisch hat immer noch Zähne.

(Bild: Rita Gäbel  / pixelio.de)

Im Blog von Herrn Rau stieß ich auf einen Beitrag, der sich um das Thema „Interpretieren – was ist das?“ drehte. Um seinen Ansatz zu vermitteln, verglich er das Interpretieren eines Gedichts mit der Interpretation von Liedern – am Beispiel von „I’m on fire“ von Bruce Springsteen. Seinem Vorschlag folgend versuchte ich das vor einem Jahr mal mit einer lyrikfernen Klasse, um ihnen ansatzweise eine Ahnung zu geben, dass interpretieren nicht nur heißt, den Inhalt eines Gedichts wiederzugeben oder die Reime zu zählen.

Die Suche nach den verschiedenen Coverversionen von „I’m on fire“ war schon interessant genug und man konnte damals mit den Schülern z.B. auch darüber reden, was schlechte Interpretationen sind, bzw. Deutungen, die am Text vorbeigehen.

In diesem Jahr fiel mir das wieder ein, aber konkret im Zusammenhang mit der Behandlung von Bert Brecht. Hier lag es nahe, mal bei Mr. Youtube nach den verschiedenen Bearbeitungen von „Mackie Messer“ zu suchen, um sie später per iPad – 😉 – im Unterricht zu präsentieren.

Die Bandbreite der entsprechenden Videos kann der geneigte Leser betrachten, wenn er unten auf Read On klickt.

Kurz ein paar Notizen.

Die Erarbeitung der Ausgangsfrage  erfolgte schrittweise

– Mackie Messer als Text ausgeben und in einer ersten Erarbeitung den Inhalt beschreiben lassen

– erste Äußerungen über ein inneres Kino zulassen, in denen dargestellt wird, welche inneren Bilder bei diesem Gedicht auftauchen

– Vgl. der Ergebnisse mit der Fassung von 1929 (Ernst Busch)/ alternativ mit einer reinen Hörfassung, im Plenum, Aspekte dabei

  • Welche Mittel werden zur Darstellung eingesetzt?
  • Welche Wirkung haben diese?
  • Stimmung getroffen?
  • Vgl. mit dem inneren Kino
  • abschließende Bewertung

– im weiteren Verlauf kann der Schüler andere Fassungen selbst finden und entsprechend erarbeiten und seine Ergebnisse präsentieren

– Ziele dabei sind m.E.

  • zu erkennen, dass Interpretieren heißt, vom Text ausgehend das Werk mit Bedeutung aufzuladen
  • zu sehen, dass sich der Dichter „schon was dabei gedacht hat“, aber den letzten Sinn oder die Wirkung seiner Arbeitsergebnisse nur ansatzweise antizipieren oder mitbestimmen kann
  • zu vermuten, dass der Dichter dies auch weiß
  • zu verstehen, dass der Rezipient zwingend zum Werk und seinem Verständnis dazu gehört, und damit auch seine Vorstellungen und seine Leseweise
  • zu merken, dass man eben nicht „bei einem Gedicht interpretieren kann, was man will“, sondern dass u.a. der Text die Grenzen vorgibt und
  • es damit gute und schlechte Interpretationen gibt
  • zu entdecken, dass innerhalb dieser Grenzen aber eine Menge möglich ist, ohne das Werk an sich zu verfälschen
  • zu beschreiben, wie Form und Inhalt zueinander stehen (vgl. auch hier unten Max Raabe „Zuhälterballade“)

Bei meiner Suche bin ich noch auf zwei andere Brecht-Songs gestoßen, die in diesem Zusammenhang lohnenswert schienen:

der Alabama-Song – hier in einer Version von Marilyn Manson (gibts auch von den „Doors“, David Bowie u.a.)

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://www.youtube.com/watch?v=54xl8u6LUaA

die Zuhälterballade – hier in der Version von Max Raabe

http://www.youtube.com/watch?v=_W18kf6V1PA

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