Sommerferien Schulleitung: Und ihr seid alle nicht gemeint

Zugegeben: Meine Stille und Zurückhaltung in Postings über das Thema Schulleitung der letzten Zeit beruht nur zu einem Teil auf dem Stress und der Unruhe der Umstellung (und der Sache mit dem Hauskauf, der Renovierung und dem Umzug, neue Schule). Zum anderen habe ich noch nie so oft wie in den zurückliegenden Monaten auf meinen Blog angesprochen worden, auch eben von Leuten, mit denen ich jetzt zusammenarbeite. Das ändert relativ viel. Dachte ich. Und versuchte herauszufinden, was. Bin aber zu keinem echten Ergebnis gekommen.

Außer dass ich nachvollziehbarerweise noch etwas vorsichtiger schreibe, was meine schulleitungstechnischen Sachen anbelangt. Oder/und mich eventuell öfter in Gespräche darüber verstrickt sehen werde über das, was ich gepostet habe.

Aber Hey: Ihr seid alle nicht gemeint.

Daneben stellte sich in letzter Zeit auch ein wenig Überdruss ein, was diese ganze digitale-web-technische-social-medien-geschichte anbelangt. Vor sechs Jahren habe ich den Blog angefangen (und kann mich immer noch nicht durchringen, es DAS Blog zu nennen). Zeitgleich fing die Beschäftigung mit dem ersten iPad an, dann das iPhone usw. was eben so folgte.

Jetzt nach fast sechs Jahren sitze ich da und merke, dass ich für mich persönlich nicht ganz so weiterkomme, obwohl ich technisch hochgerüstet bin. Und eine der Umstände, die zu diesem Gefühl führte, war auch dass dieses ganze Digitale so viel Aufmerksamkeit und Konzentration absorbiert, dass ich mir selbst etwas fremd vorkomme. Und nein, ich bin nicht der erste, der an diesen Punkt kommt. Und ich mag es auch nicht dramatisieren.

Ich schiebe das nicht auf „das Digitale“ an sich – wie auch? Wenngleich meine Frau und ich manchmal denken und sagen, dass wir mit Internet und mobilen Geräten deutlich schwieriger durch das Studium gekommen wären, als  (zu Beginn) mit Schreibmaschine und Collegebooks.

Manchmal drängt sich der Gedanke auf, dass das meine verschobene/übertragene Nikotinsucht ist, die ich kurz vor Anschaffung des ersten Mac-Computers erfolgreich bewältigen konnte. (Gibt es nicht auch so etwas wie Suchtaffinität?) Aber ganz so einfach funktioniert das wohl nicht.

Ich erinnere mich an die Aussage des Zentralen Fachleiters für Deutsch, den ich vor mehr als 14 Jahren mal zu einer Fachsitzung eingeladen hatte. Im Gespräch kamen wir auf das Internet und er meinte, „für einen neugierigen Menschen“ sei das Internet die Pest. Aber ist auch das nicht zu euphemistisch?

Und doch – was ich manchmal vermisse, ist die Langeweile eines Sonntagnachmittags, die heute vertrieben wird von Youtube, Newsreader, Twitter usw. Und es bleibt nichts haften.

Und ja, ich gebe es zu, ich habe in den Ferien einige Sachen von Leo Babauta gelesen (auch noch als E-Book auf dem kindle). Sehr amerikanisch, sehr zen, aber doch recht spannend für mich.

Und Minimalismus war auch oft ein Thema. Und damit die Reduzierung von Besitz.

Und habe mich auf Seiten herumgetrieben, die sich um analoge Notizbücher und Füller drehten.

Und lese mit Andreas Moser mit oder inspiriere ihn – oder er wohl eher mich.

Man mag mich nicht falsch verstehen, ich will nicht den Paulus machen. Genausowenig dogmatisch wie ich mit dem Digitalen war, genausowenig will ich jetzt die Abkehr zelebrieren. Und es mag außerdem grad eine vielverzweigte Lebensphase sein, die sich nicht auf einen oder zwei Aspekte reduzieren lässt.

Aber unterm Strich sehne ich mich nach: Konzentration und – vorsicht pathos – Sinnhaftigkeit.

Und ich weiß: Ihr habt solche Probleme nicht.

Deshalb seid ihr ja auch nicht gemeint.


PS: „Und ihr seid alle nicht gemeint“ – ist ein Zitat aus dem Roman „Dies ist kein Liebeslied“ von Karen Duve. Es steht dem Roman als Widmung voran.

 

Die papierlose Lehrertasche 2015

Einer der meistgelesenen Artikel hier dreht sich um die papierlose Lehrertasche, also in meinem Fall um die Nutzung des iPads (mittlerweile als iPad Air 2) und anderer technischer Hilfsmittel für die eigene Lehrerarbeit. Es hat sich eigentlich nicht viel geändert in den letzten Monaten und Jahren (genauer gesagt habe ich das im letzten Schuljahr ganz schön vernachlässigt und schleifen lassen), aber als ich neulich angefragt wurde, auf einem Pädagogischen Tag an einer anderen Schule etwas über das Projekt zu erzählen, war mir klar, dass ich mal updaten muss.

Auch weil ich einen viel eloquenteren Beitrag von Felix gelesen habe, der mich mal wieder dazu brachte, über mein eigenes Zeug zu reflektieren. Habe ich erwähnt, dass er es war, der mich – unwissentlicherweise – überhaupt erst zu diesem Ganzen angefixt hat?

Empfehlenswert ist auch das Blog von Lars Bobach, der u.a. immer wieder (so wie ich) versucht, den idealen Stift für handschriftliche Notizen auf dem iPad zu finden. Ansonsten viele, viele Artikel zum Thema papierloses Büro – gut, auch wenn weil nicht aus der Sicht eines Lehrers.

Auf Andreas Kalt weise ich auch immer wieder gern hin, wenn es um das digitale Arbeiten mit Macs und Wikis geht.

Nachgetragen 30.11.: Unten im Kommentar taucht noch das Blog von Alexander Fischer auf – auf den ersten schnellen Blick ebenso empfehlenswert. Auf den zweiten auch.

Technikpark

Seit einem Jahr nutze ich das iPad Air 2, nach einer Zeit mit einem iPad mini. Letzteres aber war mir auf Dauer zu klein, auch mit Brille. Das Format war unpraktisch – so sehr, dass ich kaum noch damit im Unterricht arbeitete. Daneben das Macbook Pro in 13″ in der letzten Ausführung ohne Retina, mittlerweile aufgerüstet mit einer SSD (und aktuell mit einem Fusion-Drive ergänzt).

Das iPad nehme ich jeden Tag mit in die Schule, das Macbook nicht. Zum Macbook steht derzeit noch ein großer Bildschirm auf dem Schreibtisch, weil manche Arbeiten auf dem großen Bildschirm einfach besser funktionieren. Letztlich wirkt auch der Split-Screen-Modus, der mit El Capitan kam, so deutlich besser.

Für Recherchieren zwischendrin  und schnelles Dokumentieren das iPhone 6plus: Fotografieren der Tafel oder anderer Ergebnisse, seit ein paar Tagen auch per Office Lens das Scannen von Unterlagen (vorher benutzte ich dazu Scannable). Das ist auch alles mit dem iPad möglich, aber das Smartphone habe ich deutlich öfter bei mir.

Apps/Software

Ich arbeite seit 5 Jahren mit Evernote und bin zufrieden – habe aber gemerkt, dass es im direkten Unterrichtseinsatz nicht so gut geeignet ist.

Evernote als Notizbuch ist fantastisch, um alles zu sichern, was mir so beim Surfen und Recherchieren unterkommt, und zwar egal, wo ich mich befinde und egal auf welchem Gerät. D.h. es ist weiterhin der erste Sammelpunkt für Vieles.

Für die Unterrichtsplanung und im Unterricht jedoch habe ich in diesem Jahr mal angefangen, OneNote zu nutzen. Und jetzt nach den ersten Wochen muss ich sagen, dass es für einige Dinge besser geeignet ist. Dies liegt vor allem daran, dass die einzelnen Notizen freier und umfassender angeordnet und formatiert werden können. Evernote ist sehr linear, was hilfreich ist, wenn man es mit Notizen nur füttert und dann wieder sortiert – aber im Unterricht ist es wenig hilfreich, wenn ich mich durch die Notiz dauernd durchscrollen muss. In OneNote kann ich bestimmte Dateien oder Textblöcke einfach nebeneinander schieben und habe sie im Blick.

Leider ist OneNote (für mich) nicht so gut dafür geeignet, Daten von meinem iPad oder iPhone oder anderen Apps heraus zu sammeln. Die Clip-Funktionen, die über iOs Menüs bereitgestellt werden, sind wenig gut steuerbar – als Beispiel an Webseiten: In Evernote bekomme ich grundsätzlich immer den Kern der Seite als Artikel. Dasselbe in OneNote heißt zum größten Teil, dass ich die gesamte Webseite bekomme und dann erstmal löschen muss, bis der eigentliche Artikel freigelegt ist. Eine Ausnahme bildet hier nur der Web-Clipper für die Browser unter OS X. Schließlich nervt mich die etwas langsame Synchronisierung über OneDrive. Letzteres umgehe ich mittlerweile damit, dass ich dann eben doch das MacBook mitnehme, auf dem ich auch zuhause arbeite.

Für das Lesen und das Bearbeiten von z.B. Arbeitsblättern oder allgemein PDF-Dokumenten nutze ich mittlerweile Documents der Firma Readdle, was ziemlich reibungslos funktioniert. Readdle hat eine Reihe anderer Tools, die den papierlosen Alltag erleichtern.

Beispiel: Arbeitsblatt ausfüllen (am besten natürlich über Beamer)

Der blaue Rahmen ist dafür da, dass man die Hand auflegen kann beim Schreiben. Ansonsten würden Striche entstehen oder das Dokument sich dauernd bewegen – die Stiftsache ist am iPad nicht gut gelöst. Die Handschrift sieht auch nicht wirklich gut aus – das Original ist besser, ehrlich.
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Beispiel: Text bearbeiten

Beim Unterstreichen und Anstreichen hilft das Programm, so dass die Linien immer gerade werden. Ein Tablet-Stift ist dabei hilfreich.

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Bücher

Froh bin ich mittlerweile über die komplett legale Möglichkeit Schulbücher digital zu nutzen. Ich habe scook und die App von digitale-schulbuecher.de bei mir laufen, was sehr angenehm ist, weil es mir die Schlepperei erspart. Am liebsten hätte ich alles in einer App, hier doch dann eher in der von Scook.

Ich habe es einigen Schülern meiner 7. Klasse, die interessiert waren, erlaubt, dass sie auf ihren Handys das Schulbuch mitnehmen. Das funktioniert bisher reibungslos. Und auch wenn ich sonst nicht allzuviel mit Schülern digital arbeite – aus verschiedenen Gründen – sind für mich die Vorteile hier vorrangig. Und ich beteilige mich hier übrigens auch nicht an Diskussionen über Sinn und Unsinn von Schulbüchern oder der Zukunft dieser. Das ist mir einerlei. Für mich überwiegen für meinen Unterricht an meiner Schule die Vorteile einer digitalen Kopie des herkömmlichen Buches. Und ich arbeite mit dem Buch.

Noten

TeacherTool – Was sonst?

Wichtige Funktionen für mich:

  • Noten-/Schülerverwaltung (mit automatischer Notenberechnung)
  • Stundenplan
  • Kursbuch (Was plane ich? Was mache ich in der Stunde?)

Und mittlerweile ist auch eine Funktion dazu gekommen, die mir gut gefällt. Nun kann man auch Noten automatische nach Punktschlüsseln vergeben lassen. Bedeutet: Ich gebe meine Höchstpunktzahl der Prüfung ein und die Punkte/Notenverteilung kann grafisch eingestellt und bestimmt werden. Für mich als alten Dyskalkuliker eine feine Sache.

Grundlegend

Es bleibt die Trennung zwischen drei Ebenen der Unterrichtsarbeit

  • Tagesnotizen
  • Stundenplanung
  • Material

Die ersten beiden Punkte laufen nun über OneNote – der dritte bleibt in der Hand von Devonthink (Office Pro). Das heißt, ich kopiere von Devonthink in OneNote, lagere es aber dort nicht, sondern montiere es nur.

Beispiel: Wochenplan

Bildschirmfoto 2015-11-29 um 18.58.36

Beispiel: StundenplanungBildschirmfoto 2015-11-29 um 18.59.05

 Beispiel: MaterialpoolBildschirmfoto 2015-11-29 um 19.01.31

 

Und sonst?

Sieht nach einem Apple-Zirkus aus bei mir. Allerdings äuge ich seit einiger Zeit auf ein Surface Pro 4, eher als auf ein iPad Pro. Trotz allem muss ich sagen, dass mich an der iPad-Sache eben doch zwei Sachen nerven:

  • das immer noch schwierige Datei-Management, welches nur über Cloud funktioniert, aber auch das nie ganz reibungslos
  • die Sache mit dem Stift: Das iPad ist bisher wirklich nicht gut geeignet für einen Stift, da kann man nichts machen – ich habe mal auf einem Surface geschrieben, mit Stift, und war schlichtweg begeistert

Die Zusammenarbeit mit Kollegen läuft über OneNote recht reibungslos, jedenfalls mit denen, die ohnehin mit Software arbeiten. Im letzten Jahr hatten wir in den zehnten Klassen vor der Abschlussprüfung einen regen Austausch und das Zusammenbasteln der Schulaufgaben, was ziemlich aufwändig ist im Hinblick auf die Prüfungen, lief hier doch gut. Vor allem, weil wir alle doch recht eingebunden waren mit unseren jeweiligen eigenen Leben und anderen Aufgaben, so dass es nie einfach war, gemeinsame Termine zu finden.

Der Rest ist leider, leider immer noch Disziplinsache, denn am Ende der Woche muss ich eben doch immer noch Papier aus der Tasche räumen. Vielleicht ist es doch mal Zeit für eine echte Challenge mit ausgeschriebenem Preis oder so. Für mich.

Zum heutigen Fortbildungsgespräch zum Thema „Digitaler Workflow als Lehrer“

Besprochene Apps, Programme und Dienste

Evernote

Dropbox

Diigo

 

Wer mich bei Diigo finden will.

 

Postings (Artikel) auf meinem Blog zum Thema

Digitale Lehrertasche Teil I

Digitale Lehrertasche Teil II

Digitale Lehrertasche Teil III

 

Artikel an anderer Stelle

Digitaler Workflow auf blog.meinunterricht.de

 

Andere Lehrer, die mit Evernote arbeiten

Tobias Frischholz hat eine Prezi (Online-Präsentation) erarbeitet und außerdem ein schönes Skript, welches er kostenlos und frei zur Verfügung stellt.

Ankündigung dazu auf der Seite Evernote für Pfiffige.

Ein Lehrer, an dem ich mich bei meinen ersten Schritten mit iPad und Blog orientiert habe, ist Felix Schaumburg aus Wuppertal. Er schreibt im Evernote-Blog einen Beitrag zu seinem Umgang mit Evernote.

 

Darüber hinaus

Evernote in der Lehrerbildung Baden Württemberg

Der Geolehrer

Eventualitätswabe

 

Nicht zu vergessen

Der Gedanke des Bildungsneurons, von dem ich sprach.

 

5 Minuten Schulleitung – Man kann nicht nicht informieren

Eine Sache, die mich auch schon vor der Schulleitungskarriere umgetrieben hat, ist die mit dem Informationsfluss – zum einen zwischen Schule und Eltern, aber auch zwischen Schulleitung und Kollegium, vor allem auch der Kollegen untereinander.

Mittlerweile frage ich mich natürlich aus der Position Schulleitung heraus noch einmal aus einer etwas speziellen Perspektive. Man will ja, dass das, was man so sagt und sagen muss, auch irgendwie dort ankommt, wo es hinsoll.

Was mir diesbezüglich in der Vergangenheit auffiel (vor allem aus eigener Erfahrung) und das sind wahrlich keine großen Weisheitsperlen, war:

  • Abläufe, die man einmal im Schuljahr machen muss, vergisst man mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Teil wieder
  • Aushänge liest man nicht, vor allem nicht, wenn sie lang sind und ungünstig hängen (in der Nähe der Tür z.B.)
  • Mündlich vermittelte Informationen, z.B. in Konferenzen, sind sehr flüchtig
  • bei letzterem Problem macht man es wie Schüler: man vertraut darauf, dass der Sitznachbar aufgepasst hat
  • bei widersprüchlichen Informationen fragt man nicht oder nur sehr ungern nach, weil man Angst hat, sich als derjenige zu outen, der in der Konferenz nicht aufgepasst hat
  • auch wenn es Aushänge gibt, frage ich nach, da ja das persönliche Gespräch immer wichtig ist
  • moderne Informationstechnik ist grundsätzlich unpersönlich, Papier ist viel schöner, so weich und warm
  • moderne Informationstechnik will uns dazu bringen, überall verfügbar zu sein, grundsätzlich

Informationsfluss in einer Schule ist wichtig und oft wird lediglich kritisiert, dass die Schulleitung ihre Abläufe und Entscheidungen nicht transparent genug macht. Als Gegenvorwurf äußert man dann ebenso oft, dass das Kollegium alle bereitgestellten Informationen nicht genau genug lesen. Und beide haben recht.

Ich habe zu Beginn als Zweiter Konrektor angefangen, mal die üblichen Abläufe in der Schule aufzuschreiben und in einem Infoheft zusammenzufassen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich damit nicht nur aufschreibe, was vorgeht, sondern es auch festschreibe. Es war quasi das Nachempfinden eines geschichtlichen Vorgangs: die Verschriftlichung von Gesetzen, das Aufsetzen einer Verfassung. So kam es dann zu Gesprächen, in denen als Argument vorkam: „Aber im Infoheft steht….“ Ich erlebte, wie es ist, wenn man mit Verwaltungsvorgängen steuert. Das ist mir unheimlich.

So unheimlich wie die Bebobachtung, die ich schon mal hier irgendwo beschrieben habe, dass das Gewicht meiner Wort zunimmt mit meiner Beförderung. Nicht mehr der kubiwahn sagt etwas, sondern jetzt ist jedes Wort aus meinem Mund ein Wort der Schulleitung. Das ist mir noch viel unheimlicher.

Seit gestern stelle ich den Vertretungsplan online, in einen passwortgeschützten Bereich – das Stundenplanprogramm ist übrigens williger als ich gedacht habe. Ab Oktober sollen dann noch in einem zweiten Bereich die sogenannten Lehrerinformationen abgelegt werden. Dies sind kurze Infos über Abläufe und Sachverhalte, die von allgemeinem Interesse sind. Auch soll das wöchentliche Briefing, welches immer am Freitag im Lehrerzimmer vor der ersten Stunde stattfindet, irgendwie Niederschlag finden.

Ich bin gespannt, ob der Informationsfluss dadurch geschmeidiger wird. Ich vermute mal, dass bei diesem Thema Perfektionismus auch ein Garant für frühes Ableben ist.

Letzte Geschichte zum Versuch, den Informationsfluss zu verbessern: von einer anderen Schule hörte ich, dass dort Bildschirme für Schüler und Lehrer eingeführt wurden, auf denen Infos u.a. eben der Vertretungsplan gezeigt werden sollten. Ein Monitor in der Aula, einer im Lehrerzimmer. Es kam ziemlich schnell das Gerücht auf, dass durch die eingebauten Webcams in den Monitoren, die Schulleitung das Lehrerzimmer überwachen will.

Also muss ich mir jetzt auch im Klaren darüber sein, dass Informationsangebote auch als Hinterhalt angesehen werden können. Ich bin weiter gespannt.

Kreatives Schreiben im DU 4 – Einfach mal so in den Goethe kritzeln

Habe in den Ferien aufgeräumt und eine dicke, alte Mappe lag schon in der Papiertonne – habe sie dann noch mal rausgefischt, weil ich gemerkt habe, dass da eine Sammlung meiner Ideen und Ausführungen zum Kreativen Schreiben bis 2005 drin lagen. Mir war gar nicht klar, dass ich die noch hatte.

Daher hier mal meine älteste Sache. Stammt von 1998. Einsatzjahr im Referendariat, Würzburg, Unterrichtssequenz „Computereinsatz im Deutschunterricht“, ein Debakel, u.a. weil ich keinen Termin im Computerraum bekam. Ich musste also meinen Zweitrechner (einen 486er mit 40 MHz) mit in die Schule nehmen, in der Bahn, von Nürnberg nach Würzburg. Dort konnte ich ihn dann im Unterricht hie und da mal einsetzen.

In einer Gruppenarbeitsphase zur Lyrik in einer 8. Klasse saß Harald, der eher zu den schwierigen Schülern gehörte, nur herum und langweilte sich. Ich hatte Angst, dass er irgendwann das Stören anfing. Also fuhr ich den Rechner hoch, rief das Gedicht „Beherzigung“ von Goethe auf und sagte ihm, er solle das mal lesen und ich wolle später seine Gedanken dazu wissen – er solle sie einfach aufschreiben.

Also nahm er sich das Gedicht vor und fügte fleißig nach jeder Goethezeile seine Gedanken ein. Ich weiß, vielleicht nicht so der Burner, aber für mich war das eine tolle Sache – und auch im Rückblick seltsam berührend. Harald und Goethe – ich weiß nicht, ob das je wieder zusammen gekommen ist. Und ich habe wahrlich schon Dümmeres gehört über Gedichte von vermeintlich schlaueren Menschen.

Und so ging das Gedicht von Goethe

 

Beherzigung

Ach, was soll der Mensch verlangen?

Ist es besser, ruhig zu bleiben?

Klammernd fest sich anzuhangen?

Ist es besser, sich zu treiben?

 

Soll er sich ein Häuschen bauen?

Soll er unter Zelten leben?

Soll er auf die Felsen trauen?

Selbst die festen Felsen beben

 

Eines schickt sich nicht für alle!

Sehe jeder, wie ers treibe,

sehe jeder, wo er bleibe,

und wer steht, daß er nicht falle.

 

Und das hat Harald am Computer draus gemacht. „Kreatives Schreiben im DU 4 – Einfach mal so in den Goethe kritzeln“ weiterlesen