20221101Di

Bei Mastodon angemeldet, unter @tommidomm@social.anoxinon.de . Anoxinon

Und ja, ich weiß, dass da noch der Begriff des Fediverse dahintersteckt, aber dennoch probiere ich es erstmal ganz ohne Ahnung, wie immer also.

Habe mir einfach die Mastodon App aus dem AppStore geladen, mich bei einem Server angemeldet (Wahllos aus einer Liste ausgewählt, wieder ohne Ahnung). Dann am längsten gerätselt, wie man so ein Titelbild hineinbekommt.

Dann etwas gefunden, was mir hilfreich erschien: Fedifinder. Damit konnte ich meine Twitter-Gefolgtem durchsichten und auf Accounts im Fediverse durchsuchen lassen. Eine ausspuckbare CSV-Liste lässt sich in Mastodon importieren.

Lässt sich täglich wiederholen.

Beim Lesen auf Vorspeisenplatte dem Tipp von @kaltmamsell gefolgt und bei Twitter ein Archiv meines Accounts beantragt. Das soll dann irgendwie downloadbar sein. Dauert aber scheinbar etwas.

Pinterest-Konto gelöscht.

Nachdenken über ein Instagram-Ersatz. Später Recherche dazu.

Joplin wieder mal gestartet.

Nextcloud-Apps upgedatet.

Auf https://www.mastodonien.de/einstiegshilfe was zum Orientieren gefunden. Autor: @nick@norden.social

Vergeblich versucht eine WebAnwendung zum Laufen zu bringen, über die man aufs Fediverse-Dings zugreifen kann.

Man muss mal Altes hinter sich lassen, denke ich, dann verliert man und gewinnt.

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Autoshare für Mastodon installiert und getestet.


Verschlüsseln, Verstecken, Untertauchen – technische Lösungen

Im Rahmen der Diskussion um PRISM etc. wird immer wieder darauf hingewiesen, dass es ausreichend Möglichkeiten gibt, seine Daten, seinen Mailverkehr und seine Browserdaten zu verschleiern und zu verschlüsseln. In den vergangenen Tagen habe ich einiges an Informationen zusammengezogen und das, was ich für sinnvoll und einfach hielt, gleich mal aktiviert.

Unerkannt Surfen

Ich bin auf zwei Suchmaschinen gestoßen, die für Anonymität bürgen: ixquick und duckduckgo. Ixquick greift dabei auf Google zu, anonymisiert aber die Nutzerdaten, sodass man unerkannt bleibt. Außerdem gibt es natürlich keine Werbung. DuckDuckGo dagegen  zapft verschiedene Quellen im Internet an und bietet entsprechend, nach eigenen Aussagen, breitere Ergebnisse an. Daten werden auch hier nicht gesammelt. Beide Maschinen nutze ich seit einigen Tagen.

Zusätzlich gibt es natürlich noch alle anderen Möglichkeiten, unerkannt zu surfen. Anbieter dafür versprechen Anonymität und Datenschutz. Das bekannte Tor-Netzwerk ist vor kurzer Zeit in Verruf geraten, weil sich auch hier die NSA eingeschlichen hat – in diesem Zusammenhang wurde vor allem der Begriff darkweb betont, der umschreiben soll, dass im Schatten der Tor-Netzwerke allerlei Illegales läuft und damit ein Eingreifen gerechtfertigt sei.

Hide.io ist ein weiterer Anbieter, der allerdings kostenpflichtig ist, wenn man über 2GB Traffic hinaus gehen möchte.

Alle Möglichkeiten sollen u.a. verhindern, dass eine Firma Daten über das eigene Surfverhalten sammeln und dass der eigene Rechner über seine IP identifiziert werden kann. Beides nutze ich nicht, will aber mindestens mehr darüber erfahren. Mir reicht erstmal, wenn der Browser die üblichen Verdächtigen ausgrenzen kann.

Browser

Ich weiß schon länger nicht, warum sich so viele Menschen über Werbung im Internet beschweren, denn es gibt doch schon seit erheblicher Zeit solche Addons für den Browser wie Adblock plus – einmal installiert und Schluss ist mit Werbung. Unerwünschtes Folgen von unerwünschten Firmen im Hintergrund unterbinden Facebook Disconnect  und Google Disconnect – als Gesamttool hier.  Denn diese vielen Facebook-Buttons sind ja nicht nur ein gestreckter Daumen, sondern auch eine Antenne für die entsprechenden Formen, die nun Zugriff auf das Surfverhalten haben. In eine ähnliche Richtung geht Ghostery wobei hier nicht nur FB und Google angezeigt und blockiert werden, sondern alle Formen von Verfolgern, z.B. Statistiken. Besonders schön im Bezug auf Facebook ist auch F.B. Purity, welches als Addon installiert ein Facebook präsentiert, welches völlig frei von Werbung und anderem Unsinn ist. Unschön sind dann die großen weißen Flächen, aber…:).

Verschlüsseln

OS X besitzt von sich aus eine eingebaute Lösung zur Verschlüsselung der Festplatte. Bei meine neuen Arbeitsgerät, dem MacBook Pro, werde ich das direkt aktivieren – beim iMac mus sich mal nachdenken, da ich ihn nicht allein nutze und schauen muss, dass das alles benutzbar bleibt für die Mitbenutzerin.

Zusätzlich finden sich im Netz zwei Angebote über das Verschlüsseln von Daten in den Clouds: Cloudfogger und Boxcryptor. Derzeit bietet Boxcryptor mehr Features als Cloudfogger, was Gerüchten zufolge sich aber ändern wird. In diesem Moment aber soll Cloudfogger auch kostenpflichtig werden. Boxcryptor bietet lediglich eine Grundversion kostenlos an: Boxcryptor classic, bzw. free. Zum Testen reicht es allemal. Boxcryptor unterstützt bisher auch mehr als nur Dropbox – also auch Google Drive und Sky Drive.

Trennen

Ich schaue seit einiger Zeit, dass ich Cloud-Dienste finde, die leicht zu handeln sind und, wie es so schön heißt, deutsche Server anbieten. Ob sie damit auch sicher sind, gilt momentan wohl nicht als sicher. Meine beiden Favoriten derzeit sind jedoch SyncSafe von Trendmicro und die Online-Festplatte Hidrive von Strato.

Safesync bietet, ähnlich wie die Dropbox, einen freien Account an, der 2GB umfasst. Darüberhinaus ist zu zahlen. Dafür bietet man deutsche/europäische Rechenzentren und Verschlüsselung der Daten schon bei der Übertragung an. Strato bietet Datenverschlüsselung leider erst in einem Pro-Account an. Mit Truecrypt könnte man Abhilfe schaffen – verspricht halt wieder Frickelei – schaue ich mir die Tage dennoch einmal an. Ich hatte aber schon mal geschwärmt von Hidrive, weil es sich mit einer App an meine NAS anbinden lässt und man damit automatisiert Backups hineinschieben kann.

Oder auch

Wie Herr Rau und Hokey angemerkt haben, könnte man über eine Mitgliedschaft im CCC nachdenken, um Lobbyarbeit zu unterstützen und/oder z.B. den Gegenwert in Form eines eigenen Tor-Servers sehen. Und sich weiter informieren.

Speedlab werkstatt.bpb.de „Wem gehört die Bildung?“ #slOER

Wo ich war

Nach einigen kurzen Email-Wechseln mit Menschen aus der werkstatt.bpb, entschloss ich mich nach München zu einem Speedlab zu fahren. „Wem gehört die Bildung?“ wurde gefragt und es sollte sich um das Thema OER drehen. Da ich mich da schon ein wenig eingelesen hatte, dachte ich, dass es ein gutes Thema sei, das meine derzeitigen Projekte rund um und in der Schule ergänzen könnte.

Was nicht war

Kein Twitterdebakel in München. Zugegeben, ich nahm zum ersten mal an solche einer Veranstaltung teil. Und ich kenne Twitter. Und ich kann mit dem ipad umgehen. Aber zum ersten Mal unterwegs mit Twitterwall.

Aufbau: Links die Twitterwall, rechts die Bühne mit Vorträgen. Und beides nebeneinander funktioniert. Nicht nur, dass man vorn diejenigen twittermäßig identifizieren kann, weil links ihr Nick erscheint. Was noch funktioniert: Jemand fotografiert die Präsentation und ich, der ich hinten sitze, kann die wesentlichen Bilder abrufen, sofort. Und: Ich habe links die andere Dimension, die virtuelle, das Internet, die Links, von dem, was rechts erzählt wird. Eigentlich klasse. Uneigentlich auch. Ich habe mittlerweile Fortbildungen erlebt, auf denen vorn unleserlich kleine Beameransichten von Webseiten erahnen konnte – die ich dann aber auf meinem Schoß locker ansurfen konnte. Generell finde ich diese beiden zusätzlichen Dimensionen bei einer Veranstaltung – nach außen (twittern, bloggen, kommentieren) und von außen (nachgoogeln) – sehr hilfreich und genial.

Und überhaupt, ich fand es auch genial, wenn sich Leute an mir vorbei in die Sitzreihen bewegen und genau das tun, was ich auch tat: Tablet herausholen, Wlan ansteuern und einloggen, Twitter starten, Emails abrufen, Browser ansteuern. Vor allem: alles Menschen, die älter waren als ich.

Mir fiel dabei der etwas weinerliche Artikel über das „Twitterdebakel in Bielefeld“ ein, welcher mal auf heise erschienen ist und der ein wenig deutlich der akademischen Folklore hinterher trauerte. Dazu auch.

Wie es war

Speedlab ist ja ein schöner Begriff. Schnell soll es sein, d.h. wenig Leerlauf viel Input. Das war es schon mal. Zwei kurze Keynotes von je ca. 30 Minuten. Eines zum Thema „Globale Dimension von OER“ von Jan Neumann, einem Teilnehmer der UNESCO Konferenz zum Thema OER. Eines zu rechtlichen Aspekten, gehalten von Matthias Spielkamp, dem Mitbegründer der Rechtsplattform irights.info.

30 Minuten ist eine ideale Zeitspanne, wenn man Sprecher hat, die wissen, wovon sie reden.

Danach dann in zwei Runden vier Labdiskussionen zu einzelnen Themen:

* Wer macht Bildung? – Vorstellung von rpi-online u.a. als offene Plattform für Bildungsmaterial
* Wer bezahlt Bildung? – Digitale-Schule Bayern stellte sich vor
* Wie offen ist Bildung? – Vorstellung einer Forschungsgruppe, die das derzeitige Angebot an Unterrichtsmaterial im Netz unter die Lupe nimmt
* Wie kann freie Bildung entstehen?

Labdiskussionen je 30 Minuten Thesen und Gespräch im Stehen an Tischen. Abgesehen von meinen Rückenschmerzen sehr angenehm.

Und wenn ich unten einschränken werde, doch einiges an Inspiration mitgenommen.

Was war

Im Kern drehten sich die Diskussionen (in meiner Gruppe) um drei Kernthemen

  • Die rechtlich schwierige Situation beim Umgang mit Bildungsmedien
  • Die Frage der Finanzierung oder Umschichtung von Geld für Bildungsmedien
  • Qualitätsprüfung/Redaktion bei offenen Bildungsmedien

Immer wieder angesprochen wurde dabei auch die Rolle, die Verlage zukünftig übernehmen können oder sollten. Erwähnt wurde dabei, dass sie abrücken sollen von dem „Bewahrer und Hüter“ von Bildung und mehr hingehen müssen zu einem Kurator, also einem, der die Bildung pflegt und sie aufbereitet – aber nicht hütet und verkauft. Ein Teilnehmer sprach überspitzt davon, dass er sich als Verlagsvertreter fühle wie der kapitalistische Teilnehmer „auf dem kommunistischen Weltkongress“.

Hier meinte ich auf beiden Seiten schon ein wenig Erstarrung feststellen zu können.

Sicher ist aber wohl, dass der Begriff OER von Verlagen mit Unbehagen betrachtet wird, denn er „greift“ natürlich dessen traditionellen Markt an. Ohne dass ich jetzt aber Wahrsager wäre, kann ich mir vorstellen, dass die drei großen Verlagshäuser sicherlich Programme entwickeln, die auf diese Veränderung reagieren. Dass es nicht öffentlich diskutiert wird, liegt aber wohl am markwirtschaftlichen Denken und den Vorsprung, den man halten oder wie auch immer ausbauen möchte.

Am Lernlab 4, das mich am meisten im Nachhinein reizte,  „Wie kann freie Bildung entstehen?“ wurde diesbezüglich die Perspektive in den Blick genommen, wie in freier und offener Rückkopplung mit den Nutzern von Bildung neue Bildungsmaterialien entstehen können. Als Akteur stellte man hier die Bildungszentrale Politische Bildung in den Mittelpunkt, die nicht nur durch die werkstatt.bpb.de neue Wege sucht, ihre Bildungsinhalte neu zu positionieren, zu füllen, zu erweitern.  Dass sie sich dabei leichter tut als der herkömmliche Verlag, liegt auf der Hand, da sie ja nicht primär auf den Verkauf ausgerichtet sind.

Angesprochen waren hier Lehrer, die die BPB ansurfen und das Material nutzen. Die Frage wurde gestellt, ob man nicht neben den Angeboten, die schon vorhanden sind, sich aber eher an Lehrer oder doch ähnlich gebildete Personen richtete, auch ein Angebot entwickeln sollte, was sich an Kinder und Jugendliche richtet.

Wer da war

Abgesehen davon, dass ich trotz Anmeldung nicht auf der Liste stand, waren weniger Lehrer anwesend als ich gedacht habe. Ich konnte nur drei identifizieren. Mit mir. Der Rest bestand aus Verlagsmenschen, Unimenschen, „Netzaktivisten“, Vereinsmenschen – viele Spezialisten, viele Theoretiker.

Leider konnte ich nicht ganz bis zum Ende da bleiben, daher kam ich dann nicht mehr mit den Mitgliedern der anderen drei Gruppen ins Gespräch. Allerdings, so meine Einschränkung, hätte ich in diesen Gesprächen auch wohl, leider, wenig Anregungen für die Arbeit ander Schule bekommen. Und mit dieser Erwartung war ich ja u.a. auch gekommen.

Was ich seltsam fand

Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass ich als Teil einer Minderheit dort saß. Der Begriff OER ist, so sehr ich das auch bedauern mag, kein Begriff aus der Alltagswelt meiner Kollegen und mir. Ich kenne ihn, ja, und ich weiß, was dahinter steckt, glaube ich. Habe mich durch einige Seiten geackert und mir schwirrt der Schädel.

Ich habe den Begriff OER gestern auch auf einer anderen Fortbildung, an der medienaffine Lehrer teilnahmen, fallen gelassen – er war völlig unbekannt.

Mit dem Theorieüberbau, allein aus dem Whitepaper von Felix und anderen, deren Arbeit ich schätze, kann man erstmal die Leute ganz schön verschrecken. Eine gute Übersicht bietet auch werkstatt.bpb noch einmal.

Und ich fühlte mich manchmal ein wenig zwischen den Stühlen. Zum einen, weil ich selbst Schulbuchautor bin und ein gutes Schulbuch für meinen Unterricht schätze, zum anderen weil ich als Webworker beständig darauf achten muss, welches Material ich wie veröffentliche, bzw. eben nicht.

Was mir bleibt

Als erstes, genial, eine gute Dokumentation in Wort und Bild.

Mit in die Schule zu nehmen ist meinetwegen der Begriff OER, aber im Hinblick darauf, Unterrichtsmaterial erstmal innerhalb der Schule zu erstellen, welches

  • Vom Format her grundsätzlich bearbeitbar ist
  • Rechtlich sicher (vor allem eben in digitalisierter Form)
  • Für alle, erstmal innerhalb der Schule, zugreifbar ist

Wenn diese drei Punkte an der eigenen Schule erkennbar umgesetzt werden, dürfte schon etwas gewonnen sein. Ob dazu der Begriff OER in seinem Hintergrund theoretisch in den Köpfen verankert werden muss, weiß ich grad nicht.

Was mir auch bleibt, ist der Rahmen dieser Veranstaltung. Diesen fand ich nämlich sehr interessant, und zwar im Hinblick darauf, wie man die Teilnehmer einer solchen Konferenz behandelt. Es ging nicht (nur) darum, die Inhalte in mehr oder minder große Köpfe hineinzupressen. Sondern jeder Teilnehmer wurde quasi auch als Experte angesprochen, als jemand, dessen Meinung, Wissen und Einsatz gefragt war.

Dies würde ich gern mitnehmen, nicht nur in den Unterricht – denn ja, auch hier sitzen Experten und Wissende, etwas, was ich selbst zu gern vergesse – sondern auch in die Arbeit mit Kollegen. Ich werde da mal was ausprobieren. Denn ich finde mittlerweile alle Formate sehr angenehm in denen ich wirklich mitreden kann und nicht nur Staffage bin. In denen kurze Inputs gegeben werden und man sich dann austauscht. Die Fortbildungen, die ich derzeit wieder hie und da genießen muss kann darf, sind dagegen schwer verdauliche Geschichten.

An dem Lernlab „Wie offen ist Bildung?“ sollte u.a. darüber gesprochen werden, wie die nahe und etwas ferne Zukunft bezüglich Bildung und Lernen aussehen soll. Dies kam leider zu kurz, bzw. wurde in meiner Runde nicht darauf eingegangen.  Das fand ich etwas schade.

Ebenso, trotz des offenen Rahmens, fehlte mir ein wenig die (urdeutsche Lust auf) genauere Bestimmung des Begriffs Bildung. Darüber wurde nicht oder nicht genug gesprochen, nach meinem Empfinden. Bzw. ich selbst habe auch erst auf der Heimfahrt dran gedacht.

Neumann zeigte die Dimensionen von OER auf (vom Arbeitsblatt zum kompletten Kurs) und brachte von der Pariser UNESCO Konferenz zu OER 2012 auch eine mögliche Definition von OER mit, die weitreichend und wegweisend sein dürfte:

Open Educational Resources, known as OER, are any type of educational materials that are in the public domain or released with an open license that allows users to legally and freely use, copy, adapt and re-share. OER present a strategic opportunity to improve the quality of education as well as facilitate policy dialogue, knowledge sharing and capacity building. Quelle.

Dreht sich also bei der Frage nach Bildung alles um Bildungsmaterial?

Dass damit natürlich eine Kritik an Verlagen, Bildungshäusern, Rechtevermarktern verbunden ist, ist klar und wurde auch geäußert. Aber machen diese Bildung? Nein, sagen dann viele, Lehrer machen Bildung – ohne die Lehrer gehts also nicht. Aber machen die’s? Führen die nicht auch nur die Lehrpläne aus? Also machen die Kultusminister Bildung? Und wer pfuscht da alles mit rein?

Oder dreht sich alles um die „Wiki-Glaubwürdigkeits-Diskussion“? Ich frage meine Schüler mit ganz offenen Zweifeln, wie man auf die Idee kommt, Wikipedia weniger zu glauben als dem Brockhaus – Kenne ich denn die Autoren vom Brockhaus? Stammt deren Glaubwürdigkeit nicht auch nur aus der Marktpräsenz ihres Werkes? Warum also Wiki weniger glauben? Weil so viele da mitschreiben?

Also dasselbe, was bei Linux (aka Offene Software) auch dauernd thematisiert wird: Die Angst, dass mit dem Ansteigen der Offenheit die Sicherheit sinkt oder die Gefährdung steigt? Läuft Bildung Gefahr, dass sie „verseucht“ wird, wenn man sie öffnet und aus den Händen von Verlagen, Universitäten und Schulen nimmt? Wenn jetzt jeder mit dran „rummfummeln“ kann, was fällt dann alles hinten runter? Die christlichen Werte? Die akademische Tradition? Die Familie? Das Abendland?

Ist es nicht vielleicht wünschenswert, dass da was runterfällt? Also doch nicht nur die Frage nach dem Material?

Oder galoppiert da etwas in meinem Kopf zu weit raus?

Ich habs getan…und mach jetzt mal ne Fortbildung

Neulich, auf der Konrektorenfortbildung, habe ich mir schon gedacht, dass MAN einfach mal ne Fortbildung machen sollte – einfach so – sich trauen – und darüber fortbilden, was man so den ganzen Nachmittag im Internet erlebt. Mal ganz kurz gesagt.

Also habe ich an jemandem geschrieben, gefragt, wie man so was macht. Der hat mir dann zwei Formulare zurückgeschickt, davon habe ich eins ausgefüllt und zurückgeschickt, nun warte ich auf Antwort.

Warum ich?

Vor allem, weil ich mich immer darüber beschwere, dass die Fortbildungen, die ich selbst besuche, so langweilig seien und so unergiebig – ergo setze ich mich jetzt mal ganz hart unter Druck. Ja. Mach ich.

Und bevor ich jetzt mit meinem Ego so zurückrudere, hier meine Gliederung von Inhalten, die thematisiert werden könnten und veröffentliche sie hier.

Übersicht

Klingt viel, soll aber sozusagen das Maximum darstellen. Schafft man nicht an einem Tag. Aber ich würde gern beide Seiten ansprechen: Die Lehrerseite UND die Schülerseite. Beim Thema „Digitale Medien“ gehen mir die Lehrer immer ein wenig unter. Nachdem ich aber die interessierten Kollegen auf der Fortbildung der Zweiten Konrektoren gesehen habe, meine ich, dass man hier doch mal anknüpfen kann.

Nachdem ich nun meinen Mund so weit aufgetan habe, werde ich mich damit beschäftigen müssen, das alles auch noch an den Mann und die Frau zu bringen. Also kündige ich das hier mal an – damit ich das jetzt durchziehe.

Was auf jeden Fall für offene Bildungsmedien spricht

Ich bin weiter am Aufräumen. Das geht schon seit 3 Jahren so, seitdem wir auf’s Land gezogen sind. Beständig verringern wir unseren Besitz.

Heute war der Stapel an CDs dran, der sich in dem kleinen Regal an meinem Schreibtisch befindet. CDs mit Geschichtskarten, Literatur multimedial, Karikaturen im GU, Da Vinci, Duden Korrektor und weiß der Geier noch. Vieles davon habe ich in den letzten 3 Jahren nicht angeschaut und war knapp davor, es wegzuwerfen. Aber nun ist das Meiste erstmal nur im Vorhof des Recyclings: bei uns im Keller.

Anderes habe ich mir auf den Schreibtisch gelegt, vor allem die CD, die noch nicht mal vom Cellophan befreit war: „Literatur des 20. Jahrhunderts. Ein multimediales Zusatzangebot“ aus dem Schroedel-Verlag – ein Geschenk – und ein gutes Beispiel. Es geht mit dabei nicht mal um diese CD speziell, denn die anderen haben dasselbe Problem.

Erster Kritikpunkt: Erst auf der Verlagsseite lese ich den Hinweis „Eine Textsammlung für den Deutschunterricht der Oberstufe“. Hätte ich die CD gekauft, wäre ich schon jetzt reingefallen, denn darauf fehlt dieser Hinweis. Ich unterrichte aber an einer Realschule – nix Oberstufe.

Zweiter Kritikpunkt: Ich kann es nicht installieren. Technische Basis hier auf meinem iMac (von 2008, aktuellste OS: Lion) ist ein Windows 7, welches ich in einer virtualisierten Umgebung auf Parallels (aktuellste Version) installiert habe. Für die durchaus anspruchsvolle und komplexe Games „Call of Duty 2“ und „Call of Duty – Modern Warfare“ reicht das voll und ganz aus. Nicht für die Literatur des 20. Jahrhunderts. Es kommt ein unkommentiertes Fehlerprotokoll, welches ich einsenden kann, mit dem Hinweis „Geben Sie ihre Email-Adresse ein, wenn Sie eine Antwort wünschen“. Ein durchaus angebrachtes Anliegen, wenn ich dafür 27 Euro bezahlt hätte. Ein Support-Angebot auf der Verlagsseite, welches mir JETZT zur Verfügung stehen könnte, gibt es nicht. Ich bekomme eine Email. Nach Installation eines Updates kann ich das Programm ausführen. Ich hatte das auf der Seite übersehen. Nunja, macht sich beim Verkauf auch schlecht, zu sagen, dass die Version schon überholt ist.

Ich starte und sehe eine vorbereitete Lernumgebung. Bilder, Texte und andere Medien können mit und nach rudimentären Arbeitsanweisungen bearbeitet, montiert und kombiniert werden. Die Ergebnisse sind speicherbar und man kann sie ausdrucken. Der Nutzer kann auch eigenes Material einfügen. Als ich auf den Menüpunkt „Internet“ klicke, weil ich den Weg nach draußen vermute, wird die Verlagsseite mit dem Zusatzmaterial aufgerufen.

Sieht gut aus, man braucht halt einen großen Bildschirm. Das Programm, mit dem ich arbeite, ist in sich geschlossen. Bei 50 Computerplätzen wird das teuer. Und das, was an Mehrwert (über das Material hinaus) möglich ist, kann ich mit einem einfachen Word-Programm auch erreichen – nämlich die freie Kombination und Montage der Werke mit meinen Assoziationen.

Dritter Kritikpunkt: Das verwendet Material liegt überwiegend nicht in brauchbarer Form vor. D.h. ich habe nur Videodateien (10 Stck) und Audio-Dateien (77 Stck), die überwiegend im wav-Format vorliegen. Texte: Nada. Bilder: Nope. Sonstiges: Fehlanzeige. Ich weiß, es handelt sich um eine vorbereitete Lernumgebung, auf der Texte und andere Medien kombiniert werden können, „handlungsorientiert“. Aber ich finde nicht mal eine lesbare Datei, in der mir genau beschrieben wird, was jetzt alles auf der CD vorliegt. Die Frage ist wieder: darf ich die Rohdaten der Lernumgebung auch in anderem Zusammenhang im Unterricht benutzen – oder gibt’s dann eine Abmahnung?

Fazit: Ich werde die lesbaren Dateien herunterholen und die CD wegwerfen. Hm, kann ich dann nachweisen, dass ich sie mal „gekauft“ habe – wegen der Rechte an den Materialien?

Seitenblick: Ich habe ja nun selbst an einem Geschichtsbuch mitgearbeitet (weil ich es so gern sage), zu dem wir auch Material für eine Zusatz-CD („Kranzmaterial“, schönes Wort) entwarfen. Wir waren uns recht schnell einig, dass dieses unbedingt so angelegt sein muss, dass man es in sein eigenes Unterrichtsmaterial verlustfrei einfügen und verarbeiten kann. So liegt dieses Zusatzmaterial nun eben auch als Word-, PDF oder JPG-Format vor, was ich mir unabhängig von der verwendeten Software herunterziehen kann.

Doch das da oben muss doch auch anders gehen. Also:

Andere Beispiele

Lernzirkel Moderne

WebQuest Jürgen Fuchs

Ursprünglich wurde Letzteres von mir als Wiki realisiert, jetzt in eXe umgesetzt. Noch unvollständig.

Geht doch: softwaretechnisch sicher, denn es läuft über den Browser. Das Produkt lässt sich frei wählen – mit demselben Material und derselben Technik.

Die Schüler sind nicht verloren im Netz, sondern werden hindurchgeführt. Daneben aber können sie natürlich zusätzliche Quellen anzapfen.

Die Umsetzung für Lehrer ist mit der passenden Software und ein wenig Know How einfach und schnell zu bewerkstelligen.

Es würde vor allem alles viel schneller gehen, wenn ich nicht bei jedem Schritt, den ich unternehme, Bild- oder Textrechte recherchieren müsste – und trotzdem bei allem mit einem schlechten Gewissen dastehe.

Ja, so stelle ich mir das eigentlich auch vor: freie (oder mindestens freiere) Nutzung von künstlerischen Werken im Rahmen der Bildung.

So naiv will ich sein: dass (die materielle Seite von) Bildung (eigentlich) nichts (so wenig wie möglich) kosten soll/kann/darf.

Was also spricht für offene Bildungsmedien?

Dass sie so offen sind, dass man sie technisch überall verwenden kann und sie ebenso frei den eigenen Bedürfnissen, Möglichkeiten und Situationen anzupassen vermag. Letztlich aber auch, dass sie nicht nur für mich frei sind, sondern auch für den Lerner. Frei bedeutet also nicht zwangsläufig umsonst.

Ein letztes Beispiel

Logo des Verbrecher-Verlags

Im Rahmen des Webquests bin ich auf Erich Mühsam gestoßen und erst jetzt bei der Arbeit an diesem Artikel auf die Seite des Verbrecher-Verlags Berlin. Dieser erarbeitet seit einiger Zeit eine Ausgabe der Tagebücher von Erich Mühsam von 1911-1924. Daran selbst ist noch nichts Aufregendes. Darüber hinaus aber stellen sie diese Ausgaben auch online, mit einem Almanach der Texte Mühsams und einem ausführlichem Register der Personen und Orte, die in den Tagebüchern erwähnt und online verlinkt werden. Und: Jede Seite, die handschriftlich vorliegt, kann über den Link des Datums als Bild abgerufen werden. Was also möglich ist für jeden Leser: eine eigenständige Auseinandersetzung mit einem Originaltext. Für mich als halbgebildeter Germanist ein Umstand, der mich ein wenig zum Sabbern bringt. „anmacht“.

Natürlich sind die hier veröffentlichten Texte nicht frei verwendbar bzw. zu verbreiten. Aber die Nutzung ist es und damit geht der Verlag in diesem Beispiel doch weit über andere Angebote hinaus. Vor allem, weil er das Internet / das Hypermedium ordentlich benutzt.