Sozialkunde leicht gemacht 18: Das Inselspiel

Das Inselspiel ist ein einfaches Planspiel (Sibylle Reinhard nennt es in „Politik Didaktik“: Gründung), welches im Sozialkunde-Unterricht in ein bis zwei Stunden durchgeführt werden kann. In meinem speziellen Fall dient es dazu, zwischen dem soziologischen Anfangsteil meines Unterrichts überzuleiten zum Politischen.

Spannend finde ich es allemal, auch weil in ihm wichtige Grundkategorien von Politik/Gesellschaft angesprochen werden: z.B. Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit. Für die Schüler ist es ebenfalls spannend, was ich immer wieder daran merke, dass sie in den allmeisten Fällen sehr ernsthaft dabei sind und oft selbst noch beim Verlassen des Klassenzimmers über die Insel diskutieren. Die Ergebnisse können dabei durchaus sehr unterschiedlich ausfallen.

Mein geplanter Ablauf / meine Aufgaben in diesem Jahr – je Aufgabenteil eine Stunde:

Folie 1. Teil

Stellt euch vor, ihr macht als Klasse eine Klassenfahrt mit dem Schiff. In einem Sturm kentert dieses Schiff und ihr müsst euch in kleinen Booten auf eine kleine Insel retten. Diese ist weitab von jeder Schifffahrtsroute. Es gibt genug Nahrung auf der Insel (Früchte und Frischwasser), so dass ihr in der ersten Zeit nicht verhungert. Außer euch leben nur Tiere dort.
Wie soll es weitergehen?
  1. Überlegt euch (zunächst in Gruppen zu viert/fünft), welche Aufgaben als erstes zu erledigen sind. Stellt eine Liste der wichtigsten 5 Schritte auf. (10 Minuten)
  2. Einigt euch in der ganzen Klasse auf eine Liste mit den nächsten 5 Schritten/Aufgaben. (15 Minuten)

Im Abschlussgespräch u.a. folgende Punkte thematisieren:

  • Wie kann man Entscheidungen herbeiführen?
  • Welches ist die gerechteste Form?
  • Wie gehe ich mit Minderheiten um?

Folie 2. Teil

Es stellt sich nach einigen Tagen heraus, dass schnelle Hilfe für euch nicht kommen wird. Also ist es wichtig, dass ihr euch darauf einstellt, dass ihr längere Zeit dort verbringt.
Daher wird es wichtig, dass ihr gewisse Regeln aufstellt. Bedenkt aber auch, dass Regeln eingehalten werden müssen, d.h. es muss Strafen für ihre Übertretung geben. Oder fällt euch was Besseres ein?
Geht bei dieser Aufgabe so vor wie im ersten Teil.

Im Abschlussgespräch u.a. folgende Punkte thematisieren:

  • Wer führt Strafen aus?
  • Was ist gerecht in und an euren Gesetzen?
  • Sind wirklich alle gleich?
  • Wieviel Freiheit darf es geben?
  • Darf man die Inselbewohner zu ihrem Glück/ ihrer Freiheit „zwingen“?

Folie jeweils in der Stunde als Überleitung zum Abschlussgespräch

Reflexion der Aufgaben
  1. Bist du mit dem Ergebnis zufrieden? Wenn nein, warum nicht.
  2. Was fiel dir während der Diskussionen unangenehm auf? Was fandest du gut gelungen? Begründe.
  3. Welche deiner Ideen wurden nicht berücksichtigt. War das in Ordnung oder nicht? Erkläre das kurz.

In Teil 3 kam außerdem ein AB zum Einsatz mit Texten von Thomas Hobbes und John Locke. Hier sollte die Überleitung passieren zu den Überlegungen, wie ein gerechter oder guter Staat zu regieren ist.

Im Übergang zu den nächsten Themen werde ich nun den Politikzyklus durchnehmen, anhand von aktuellen Themen vertiefen und dann mal in Richtung Grundgesetz gehen.

Nachtrag

Ich habe mich diese Woche zwischen Stunde 1 und 2 allerdings dann umorientiert, weil die Klasse gut dabei war und habe folgenden Teil eingeschoben:

Aufgaben 2. Teil

Aufteilung in vier Gruppen: Gesetze/Rechte, Arbeit, Geld, Fremde.

(Orientiert sich am Heft „Politik und Unterricht“ – Demokratie von 2006, hier Seite 42)

Erarbeitung von Grundrechten und Wegen der Gesetzgebung, Verteilung und Entlohnung von Arbeit, Einführung von Geld in Form von Muscheln oder Alternativen, Umgang mit nachfolgend Gestrandeten.

Den Reflexionsteil werde ich wohl das nächste Mal schriftlich mit kleinen Fragebögen machen, damit mehr Leute Ideen entwickeln müssen.

Anbei noch eine Auswertung und Übersicht von Thematiken, die man besprechen kann – habe ich im letzten Jahr mal zusammengefasst.

4 Antworten auf „Sozialkunde leicht gemacht 18: Das Inselspiel“

  1. Moin Moin!

    An William Golding habe ich auch gedacht.

    Außerdem bietet sich auch ein Bezug (vll. ein Vergleich?) zu Philosophen und Utopisten an, die ja oft mit ganz ähnlichen Insel-Szenarien arbeiten (z.B. John Rawls oder Thomas Morus).

    Besonders Rawls entwickelt mit dem veil of ignorance ein interessantes Szenario, was dann gleich zu der Idee überführt, die Bedingungen des Planspiels selbst zu hinterfragen, das heißt die Frage zu stellen, was für ein Szenario/was für ein Urzustand eigentlich gegeben sein muss, um ein möglichst gerechtes System zu entwickeln.

    Cheers,
    MK

    1. Auf diese kommen manche Schüler, wenn sie über Hausbau nachdenken und man ihnen nahelegt Zahlungsmittel einzuführen. Ich habe ein Arbeitsblatt im Kopf, was eine dieser Utopien recht gut darstellt, ich glaube, aus dem Ethik-Unterricht. Mehr Philosophie dürfte meine überfordern.

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