Thema: Arbeitsphase und Probleme
Vorwort
Die Arbeit kommt in Gang.
Man mag mir vorwerfen, dass ich im Vorfeld zu wenig geplant habe. Aber ich muss entgegnen, dass ich die Probleme, die ich entdecke, nicht ohne Weiteres vorab erkannt hätte.
Heute war ein Tag jedenfalls der Auf und Abs.
Problembeschreibungen (Ab)
- Schüler können sich nur unstrukturiert organisieren, was Arbeitsschritte angeht
- Sie gehen an Internetrecherche ohne Richtung ran
- Manche prokrastinieren ununterbrochen
- eine Gruppe ist soweit, dass sie sich am Freitag das erste Mal trifft und einer was zu essen mitbringt
- Kommunikation in der Gruppe ist oft unzureichend zielgerichtet
Aber: Wer hat es ihnen denn beigebracht bisher? Eben.
Lösungsversuche
- erklären, wie man Arbeitsschritte formuliert, so dass sie produktiv werden (nicht: Im Internet recherchieren, sondern: Informationen für einen Steckbrief des Hauptmarkts suchen)
- Steckbrief vorgeben
- sie zwingen, nach jeder Stunde kurz zu berichten, auf welchem Stand sie derzeit sind
- vorgeben, wie ein Produkt des Projekts auszusehen hat, bzw. was ich nicht will (Referate, Wandzeitung aus Pappe, Power Point)
Überraschungen (Auf) – Welche Projekte angeplant werden
- eine andere Schülerin hat schon Absprachen mit einer Grundschule getroffen, weil sie Grundschulkinder durch die Kaiserburg führen wollen, 1./2. Klasse
- eine Gruppe will eine Schautafel zum Hauptmarkt (Christkindlesmarkt) entwerfen, in mehreren Sprachen (lettisch, russisch, persisch, englisch, ungarisch, mazedonisch), 4 Kinder beherrschen insgesamt 7-8 Sprachen
- eine Gruppe will Flyer zum Thema Brunnen, eine einen Reiseführer zur Stadtbefestigung erstellen
- es soll auch ein Nachbau der Kaiserburg aus Lego entstehen
- zwei Schülerinnen wollen Senioren den Hauptmarkt näher bringen
- eine Gruppe möchte KITA Kinder durch das Rathaus führen
Angst und Unruhe
- Ich muss mir Gedanken um die Bewertung machen: Wenn manche Projekte auch nur ansatzweise zu den angestrebten Ergebnissen kommen, würde das meine Erwartungen um ein Vielfaches übertreffen; eine einfache Note wäre da zu wenig
- Ich will mich mit der Stadt in Verbindung setzen, um eventuell Möglichkeiten zu finden, die Ergebnisse auszustellen
- Ich frage mich, ob wir Ärger bekommen mit dem Verband der Stadtführer, wenn wir so etwas umsonst anbieten
- Ich frage mich, wieviel historisches Wissen dabei herumkommt (Und denke gleichzeitig: Wird das so viel weniger sein als im herkömmlichen Unterricht? Jetzt mal ehrlich.)
Mut
Auch wenn ich jemand bin, der den Lehrplan ernst nimmt, aber eben eher so als Vorschlag oder Richtungsanzeiger, spüre ich ein wenig Unruhe, was den Gedanken betrifft, den Schülern nach so einem langen Projekt auch noch ein paar Fakten zu vermitteln. Dennoch bleibe ich zuversichtlich. Die paar Daten und Ereignisse und Zusammenhänge kann ich ihnen auch noch in wenigen Stunden beibringen.
Ich merke, dass einige SchülerInnen sich gegenseitig anstecken mit so etwas, was man Begeisterung nennen könnte. Am Anfang, wenn ich davon sprach, dass sie rausgehen sollen und Leute ansprechen, bemerkte ich Panik in ihren Augen. Heute steht eine 7. Klässlerin vor dem Klassenzimmer und telefoniert mit dem Rathaus in Nürnberg, weil sie sich für Führungen interessiert, macht einen Termin aus.
Sie muss 12 oder 13 sein.
Ich atme tief durch.