Heute morgen, wie oft in letzter Zeit wieder, deutlich vor 5 wachgeworden und in Schuld und Verdammnis gesuhlt – dann aber doch recht schnell das Aufstehen gewählt. Mit einem Saft an den Schreibtisch gesetzt, das Fenster aufgemacht. Vom Regal über dem Schreibtisch einen Reclam-Band „Deutsche Gedichte“ gezogen.
Aufgeschlagen. Droste-Hülshoff. Am Turme. Endet mit:
Wär‘ ich ein Jäger auf weiter Flur,
Ein Stück nur von einem Soldaten,
Wär‘ ich ein Mann doch mindestens nur,
So würde der Himmel mir raten;
Nun muß ich sitzen so fein und klar,
Gleich einem artigen Kinde,
Und darf nur heimlich lösen mein Haar,
Und lassen es flattern im Winde.
Mehr Aufbegehren kam dann heute schon auch nicht. Nur ein weiteres Gedicht von Ernst Jandl.
sommerlied
wir sind die menschen auf den wiesen
bald sind wir menschen unter den wiesen
und werden wiese, und werden wald
das wird ein heiterer landaufenthalt.