Eigentlich wollte ich einen Artikel schreiben zum Thema „Meine schönsten Fehler im Unterricht“, wie er von Martin Kurz schon angerissen wurde – aber das muss ich mal verschieben, auch wenn eigentlich dieser Beitrag hier durchaus aus demselben Problemkreis heraus entsteht.
Rahmen:
Letzte Woche besuchte uns unserer zuständige Wahlkreisabgeordnete für den Bundestag, weil sie auf der letzten Berlinfahrt der Abschlussklassen terminlich nicht greifbar war. Das Gespräch mit den zehnten Klassen drehte sich dabei u.a. auch um den Beruf des Politikers und seinen Arbeitsaufwand. Ich hoffe mal, dass sie gecheckt haben, dass das doch kein so einfacher Job ist, wie man sich das allgemeinhin so vorstellt.
Nunja, die Zehnten stehen kurz vor der Abschlussprüfung, d.h. ich habe für meinen Unterricht die Wahl, Dinge durchzunehmen, die eventuell relevant für die AP Deutsch sind – sie also so zu motivieren – oder, naja, mich durchzuquälen. Oftmals aber sind sie derzeit so durch den Wind, dass ich kaum wirklich etwas vorbereite, sondern versuche mich durch die Tagespolitik zu retten.
Kurz: Im Sinne von Martin meine Unterricht schlecht vorbereite.
Eine solche schlechte Vorbereitung traf ich nun. Die Idee kam morgens am Frühstückstisch, die Arbeitsaufträge formulierte ich morgens vor der ersten Stunde. Und im Endeffekt finde ich diese Idee aber ziemlich genial. Schlecht ist diese Vorbereitung natürlich auch, weil ich mich nach Bekanntgabe der Aufträge einfach vorn ans Pult gesetzt und sie habe machen lassen. Und sie machten alle.
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Sucht euch einen Namen für eure zu gründende Partei.
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Wählt: Wahlkampfmanager (eventuell 2), Parteivorsitzenden,
Kanzlerkandidaten, Programmator (eventuell 2).
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Diskutiert und legt fest
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ein Programm, das eure Ziele enthält zu den Themen Bildung,
Atompolitik und Jugend/Familie
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drei kurze Slogans für Wahlplakate
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Aufgaben zur Präsentation
Der Zeitaufwand dafür war auf zwei Stunden festgelegt. Eine Klasse hatte eine Vertretungsstunde und ich habe bei denen dann diese Stunde zur Verfügung gestellt für die Arbeit und so kamen sie auf weitere Ideen, wie der Wahlkampf und die Plakate zu gestalten sind, dass es eine wahre Freude war. Sie saßen dann mit selbstgebastelten Fähnchen im Klassenzimmer oder verteilten kleine Visitenkarten mit Slogans. Da ich hier mehr Zeit hatte, nahm ich dann die Reden auf Video auf.
Im Anhang hier unten findet ihr einige Wahlplakate zur Auswahl – sie stammen aus einer Klasse, die anderen werden erst in der nächsten Woche fertig. Die Videos würde ich natürlich gern zeigen, aber aus naheliegenden Gründen geht das natürlich nicht.
Ich habe das Projekt noch nicht ganz abgeschlossen, weil ich mir natürlich noch eine Reflektionsphase gönnen will. Im Sinne guten Unterrichts also die Lernziele erst hinterher ausdenke. Folgende Problematisierungen will ich aufwerfen – anreißen zumindestens:
- Wie können politische Ziele auf einem Wahlplakat sinnvoll, informativ und greifbar formuliert werden / BZW: Wo liegen eben die Schwierigkeiten?
- Liegt eventuell die Ursache für die „Politikersprache“ auch in den Medien begründet, die selten wirklich Zeit und Raum bieten für ausführliche Darstellungen von Zielen, Problemen und Diskussionen? (Loriot-Sketch…da gabs doch mal was? Talkrunde im Fernsehen, muss sich mal nachschauen)
- Wie schwer ist es, seine politischen Vorstellungen zu vermitteln? Und zwar einem breiten Publikum?
- Wie kann ich die Jugend erreichen mit komplexen Zusammenhängen der politischen Probleme?
- Wie verändert ein Medienauftritt eventuell die Person und/oder die politische Message?
Sehr große Ziele, aber ins Gespräch kommen darüber kann man wohl schon.