2023.06.15 – ausgebremste Sentimentalität

5:20, neuer Rekord. Wir fahren zusammen heute, also später dran, trotz erhöhter Hektik. Autobahn läuft. Durchbreche die 210.000km auf dem Tacho.

Spannend dieser Tage auch:

Erhöhte Zugriffszahlen seit Montag auf die Seite „Schulleitung“ unserer Schulhomepage – Was will man sehen? Den neuen Schulleiter oder die Schule, wo die Stelle ausgeschrieben ist?

Zugriffszahlen dieses Blogs steigen. Besonders: Die Seit „ich daheim“ mit Vorstellung meiner selbst: 210 Zugriffe in den letzten 365 Tagen, 108 davon am Montag und Dienstag.

Viel stille Arbeit heute, es gibt noch jede Menge Sachen zu erledigen vor meinem Abgang, vor allem noch Beurteilungen und Arbeitszeugnisse. Das nimmt kein Ende. Und da zählt Aufräumen noch nicht rein. Wo war noch mal die Flasche Schnaps? Hinter welchem Ordner? Ich glaube Praktikum oder Öffentlichkeitsarbeit?

Ich kann mich noch erinnern, an einem der ersten Coronatage, als wir die erste Evakuierung von mehr als einer Schulklasse wegen Infektionen organisieren mussten. Einzeln wurden die SchülerInnen abgeholt an der Schultür. Geführt von einem Schulleitungsmitglied oder einer Lehrkraft. Daneben telefonierte das Sekretariat alle Eltern ab. Danach sammelten wir uns in meinem Büro und der Stellvertreter stellte eine Flasche Schnaps auf meinen Tisch und wir haben dann alle getrunken. Man sollte Alkohol nicht glorifizieren, aber das haben wir dann in größeren Abständen immer wieder gemacht. Die Flasche in meinem Schrank, wo auch immer, stammt noch von meiner Amtseinführung.

Daneben immer wieder Gespräche, leider auch unangenehme. Die mich etwas ratlos und sprachlos zurücklassen, weil ich mich in Menschen auch irren kann oder sie überschätze. Und dann. Ja dann weiß ich halt auch nicht mehr.

Gut dabei: Ich kann mich insofern kontrollieren, dass ich danach nicht noch den ganzen Nachmittag das Gespräch nachspiele und fortführe.

Heute früher gegangen. Auch das war schön.

Nachmittags genug Zeit gehabt, um endlich und zum ersten Mal ein Parmigiana di Melanzane zuzubereiten aus der einen Aubergine, die im Kühlschrank lag.

Und es war gut. Mit hartgekochtem Ei und Mozzarella.

Das Gemüsebeet in der Morgensonne

Der Kompost in der Nähe, unfertig

2023.06.14 – Stille, erste Sentimentalität

Kurz nach 5 Uhr. CPAP 7:45h. Zur Schule gefahren, ohne Musik oder Hörbuch, in der Stille. Zurück ebenfalls.

Im Auto auf der Hinfahrt über drei Dinge nachgedacht

  • Was sage ich am Freitag, wenn ich mich bei den KollegInnen an der neuen Schule kurz vorstelle? Was bespreche ich danach mit dem Schulleitungsteam?
  • Wie strukturiere ich den langen Text, den ich schon seit Monaten schreiben will, Arbeitstitel: Das Haus meiner Tante
  • Wie werden die zwei Disziplinarausschüsse laufen, die am Nachmittag stattfinden?

Heute schon etwas gelassener. Mein Totschlagargument bei einer (wohlgesonnenen) Kollegin im Austausch: Naja, das regeln Sie dann wohl besser mit meinem Nachfolger. Wir lachen beide.

An anderer Stelle im Disziplinarausschuss meinen Stellvertreter laut darauf hingewiesen: NOCH bin ich der Chef! Auch hier gelacht (wie sonst auch immer viel bei Besprechungen in diesem Ausschuss, wenn wir unter uns sind).

Auf der Rückfahrt hauptsächlich drüber nachgedacht, ob ich die Schule geprägt habe. Und das meine ich erstmal völlig wertneutral. Inwiefern das „meine“ Schule ist (ich finde diese Formulierung mit „mein“ immer so schräg). Und ja, mir sind sicher ein paar Dinge eingefallen, wo bestimmte Eigenarten und Grundzüge von mir in die Struktur der Schule übergegangen sind. Denke ich.

Vermutlich meine Abneigung gegenüber Bürokratismus – entspannend in der Schule, von anderen Stellen aber eher mit Grausen gesehen. Mein Hang zu komischem Humor – bei SchülerInnen höchst umstritten. Meine Fehlertoleranz bei anderen (leider nichtig Bezug auf mich selbst). Mein Hang öffentlich eher kurz zu reden. Kurze Besprechungen und Konferenzen. Und nicht zu viele. Irgendwie irgendwas dazwischen. Manches finde ich gut, manches hätte ich gern geändert.

Was ich bemerke in diesen Tagen: Wenn ich mit KollegInnen spreche, erkenne und sehe ich immer mehr als nur eine LehrerIn. Durch die doch nicht wenigen Gespräche in den Jahren, die über Alltag und Schule hinausgegangen sind, durch die gemeinsamen erlebten Herausforderungen sehe ich jetzt immer mehr. Ähnlich wie bei SchülerInnen, die man über Jahre begleitet, sehe ich auch LehrerInnen wachsen. Sehe, wie sie stärker werden. Und manchmal entspannter als am Anfang. Ich weiß um ihre Kinder und ihre Eltern, ihre Partner. Kenne die Lasten, die sie von Zeit zu Zeit mit sich herumtragen. Manchmal werde ich um Rat gebeten, manchmal redet man nur, oft frage ich nach. Manchmal tauschen wir gute Adressen von Lokalen aus.

Meine Schule ist sehr stark gewachsen in meinen Jahren als Schulleiter. Dadurch haben wir viele neuen LehrerInnen bekommen, die frisch aus der Ausbildung kamen. Und mir ist mal aufgefallen, dass ich für nicht wenige der erste Chef bin. Und kurz habe ich das als schwerwiegende Verantwortung gesehen und es dann einfach hingenommen. Sie werden noch viele andere sehen.

Und doch, ganz sentimental, wünschte ich, dass sie etwas mitnehmen von mir und in ein paar Jahren denken: Oh, das hat der Kuban auch immer gesagt. Oder sich einfach an einen blöden Spruch von mir erinnern.

2023.06.13 – Es spricht sich rum

5 Uhr, Klassiker, aufgewacht. Angefangen zu grübeln über das, was mich jetzt noch erwartet in der Schule. 70km gefahren hin, Autobahn voll, 70km zurück nach Hause, besser gewesen.

Alle 30 Minuten eine neue Nachricht auf meinem Smartphone. Die Ausschreibung meiner Stelle wird langsam entdeckt. Alte Bekannte melden sich, manche fragen besorgt nach, andere vermuten, ich könnte es hingeschmissen haben. Manchen erzähle ich mehr, anderen weniger. Je nachdem. Es gehen Gerüchte rum, die mich über Umwege erreichen. Ich lächle.

Kollegen sprechen mich an, äußern Bedauern. Ich weiß nicht recht wie ich reagieren soll. Ich dachte, ich könnte einfach gehen – aber schon mein MB (=Ministerialbeauftragter) hat bei dieser Äußerung milde gelächelt.

Ein Kollege erzählt, dass er es seiner Frau gesagt hat. Die meinte: „Das ist aber Scheiße“. Ich glaube, das ist eins der schöneren Komplimente für mich.

Abends den Ani endlich zu Ende gelesen. Der wurde etwas lang am Ende.

Kompost auch erstmal liegengelassen, weil wieder ein Werkzeug fehlt.

Wie man an eine andere Schule wechselt

Eigentlich einfach: Es gibt eine Ausschreibung für eine Schule, die einen interessiert. Man bewirbt sich, wie ich im April, geht zu einem Bewerbergespräch, wie ich im Mai, und dann entscheidet sich das KM für dich, also für mich im Juni. Klingt einfach. Das war es in diesem Fall. Sehr einfach. Das merke ich jetzt, wo es nicht mehr ganz so einfach ist.

Warum man die Schule wechselt

Dafür gibt es eigentlich viele Gründe:

  • Man hat das Gefühl, man ist eingefahren und steckt irgendwie fest
  • Man ist zu lange an der Schule Leiter (weder für einen selbst noch für die Schule gut – als Grenze sehen hier viele 10 Jahre)
  • Man möchte noch etwas Neues ausprobieren, so gibt es Schulen mit speziellem Profil u.a.
  • Man möchte näher an seinen Lebensmittelpunkt
  • Man hat sich mit seinem Kollegium überworfen
  • Man will in die Stadt oder auf das Land

Bei mir trafen einige dieser Gründe zu. Ich werde 54 und habe noch gut 10-13 Jahre vor mir.

Wichtig zu erwähnen: Ich wurde nicht strafversetzt :D.

2023.06.12 – Ich gehe

Geschlafen bis zum Wecker (5.40). Typischer Montagmorgen mit zwei unausgeschlafenen MitbewohnerInnen im jungen Alter.

In die Schule gefahren und den KollegInnen im Briefing mitgeteilt, dass ich auf eigenen Wunsch als Schulleiter an eine andere Realschule versetzt werde. Zur gleichen Zeit wurde einem anderen Kollegium mitgeteilt, dass ich komme im August. Eine Stunde später kam die Neu-Ausschreibung meiner Stelle.

Ich habe heute morgen ein Lehrerzimmer verlassen, dass sehr still war.

Nicht der beste Tag.

2023.06.11 – Müde

5.15 Uhr aufgewacht, nicht weiter schlafen können. Gelesen, auf die Terrasse gesetzt, geschrieben. Wetter weiterhin morgens frisch, weiterhin sehr schön.

Vormittags eher im Tran gewesen. Mittags erst so fit, dass ich was arbeiten konnte. Dann wieder Nachmittagsschlaf, dann weiter im Tran gearbeitet. Sehr satt noch vom Vortag gewesen. Letztlich aber ein guter letzter Ferientag, unterhalten über den Sommerurlaub und bisschen geplant. Nicht aufgeregt wegen des Montags.

Ja, mehr nicht.