Leseliste 2023

  1. Oliver Burkeman: 4000 Wochen – Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement
  2. Sörensen hat Angst (nicht beendet)
  3. Nicholas Müller: Ich bin mal wieder tot: Wie ich lernte, mit der Angst zu leben
  4. Jan Weiler: Kühn hat Hunger
  5. Ferdinand von Schirach: Schuld
  6. Ferdinand von Schirach: Nachmittage
  7. Ferdinand von Schirach: Strafe
  8. Lee Child: Ausgeliefert, ein Jack Reacher Roman (2)
  9. Hans Magnus Enzensberger: Überlebenskünstler: 99 literarische Vignetten aus dem 20. Jahrhundert
  10. Stephen King: Später
  11. Ilse Aichinger: Schlechte Wörter (nicht alles)
  12. Wolfgang Hildesheimer: Tynset.
  13. Tess Gunty: Der Kaninchenstall.
  14. Jurek Becker: Schlaflose Tage
  15. Tobias Rüther: Wolfgang Herrndorf.
  16. Masha Kaléko: 100 Gedichte (nicht alles)
  17. Joseph Conrad: Herz der Finsternis (noch nicht beendet)

Hörbücher

  1. Jo Nesbø: Durst. (Harry Hole 11)
  2. Jussi Adler-Olsen: Natrium Chlorid (Carl Mørk 9)
  3. Jo Nesbø: Messer (Harry Hole 12)
  4. Margarete Stokowski: Die letzten Tage des Patriarchats. (noch nicht beendet)
  5. Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene (Gelesen von Jörg Hube – noch nicht beendet, stark gekürzte Fassung)
  6. Jo Nesbø: Blutmond (Harry Hole 13)

Ergänzungen zu M

Habe mit M telefoniert. Anderthalb Stunden lang – ich betone es, weil ich ungern telefoniere in der Regel. Aber wir stellten fest, dass wir mehr als zehn Jahre keinen Kontakt mehr hatten. Er kommt bald wieder in die Region, dann können wir uns treffen.

M betonte, nachdem er auch den Post gelesen hat, dass er sein Medizinstudium zuende gebracht hat, aber weder einen Doktortitel noch einen Facharzt anstrebte. Ich wusste, dass sein Schwerpunkt in der Pädiatrie lag, aber momentan und schon länger arbeitet er in einer Ambulanz zur Substitutionsbehandlung Heroinabhängiger.

Ich muss also mein Gedächtnis ergänzen – wobei ich gemerkt habe, dass es keine Lücke war. Ich habe mein Erleben von ihm projiziert auf einen Bereich, an den ich keine Erinnerung habe, weil ich nie etwas darüber wusste.

Zeitweise wohnte er in einer Kommune, wobei ich diesen Plan noch erinnerte. Kommune klingt wild für jeden über 40 (50?). Aber er erläuterte, dass es ein Projekt einer Gruppe von unterschiedlichsten Menschen war, die im Wohnen zusammen wirtschaften wollten, nach sozialen Kriterien (also z.B. Höhe des Einkommens) und eben als Gemeinschaft. M erklärte, dass es mittlerweile viele Projekte für unterschiedliche Formen des gemeinschaftlichen Wohnens gibt. Der Grundgedanke, wenn ich es verstanden habe, war, dass man zusammen Wohnraum kauft (mit den entsprechenden Krediten) und ihn so dem Immobilienmarkt und seinen „Gesetzen“ entzieht.

An die Sache mit dem Schweinebraten konnte er sich nicht erinnern, aber an das Bier.

Es ist mir fast peinlich, dass ich erinnerte, dass er aus der Medizin ausgestiegen sei. Aber ich frage mich gleichzeitig, was diese schiefen Erinnerungen eigentlich über mich aussagen. M gehört in dem Erleben von mir selbst immer noch zu den Personen, die ich als Charakter zum Vorbild habe. Das klingt jetzt pathetisch, aber es geht eher so, dass ich Dinge erlebe oder höre und dabei denke „M hätte jetzt das gemacht oder jenes gesagt oder so gelacht“.

Diese Personen ändern sich nicht, wenn ich mich falsch erinnere und darauf aufmerksam gemacht werde. Vielleicht ändere ich mich und nicht nur meine Erinnerung.

Die Geschichte mit M

Vorbemerkung: Je älter ich werde, desto unklarer ist, ob die Geschichten, die ich mir seit Jahren selbst erzähle, wirklich bis ins Letzte so passiert sind. Namen von Personen stimmen in der Regel, Orte nicht immer, Einzelheiten sind vielleicht richtig, Zusammenhänge bestimmt nicht immer. Manchmal ist alles bis ins Groteske verzerrt, wenn ich den Beteiligten meine Sicht erzähle.

Als Beispiel mal aus anderer Sicht: 2005 heiratete eine alte Freundin, die älteste, in London. Ich fuhr hin und dort traf ich viele MitschülerInnen meiner Schulzeit zwischen 1985 und 1989. Einer sprach mich an (G), was die Computerbranche so mache. Ich war sehr irritiert und musste ihn aufklären, dass ich Lehrer geworden war. Er aber erinnerte sich daran, dass ich doch mit T und Computern zu tun gehabt hätte. Und nach einigem Nachdenken fiel mir ein, dass mir T irgendwann 1985 mal von seinem Computer erzählt hatte. Damals konnte ich mir nichts darunter vorstellen und besuchte ihn, um mir den mal vorführen zu lassen. Das war spannend, aber meinen eigenen ersten Computer kaufte ich mir erst 1993. In den Augen von G war ich aber die ganzen Jahre als Computerfreak, der in die IT-Branche gewechselt war, abgespeichert.

Jedenfalls: In der zweiten Hälfte meines Studiums in Würzburg Mitte der 1990er Jahre zog ich zu M in eine Zweizimmer-WG. Wie sich später herausstellte, kannte ein Studienkollege von mir ihn aus einer gemeinsamen Zeit auf Kuba, wo beide mehrwöchig eine organisierte semi-politische Unterstützer-Bildungsreise mit zeitweisem Arbeiten auf den Zuckerrohrfeldern unternommen hatten (so war es in meinen Erinnerungen). Ich weiß noch, dass ich zu diesem Zweck mein altes Fahrrad gestiftet hatte – man sammelte die und verschiffte die ebenfalls nach Kuba (jetzt, wo ich das schreibe, klingt es erheblich schräg).

M stammt aus der Oberpfalz, den Regierungsbezirk in Bayern, der als besonders konservativ gilt. Der, ganz nebenbei, in dem Wackersdorf liegt. (Eine sehr spannende Doku findet sich zu Wackersdorf immer noch in der Mediathek ) M erzählte von einem Heimatdorf, in dem seine Eltern einen Bauernhof haben. Er selbst, so hieß es, sei Vegetarier, aber während unseres Zusammenwohnens brachte er auf meinen Wunsch immer gern einen Schweinebraten vom Schlachten mit. Verwundert hörte ich damals, dass das Dorf, aus dem er kam, keine Straßennamen kannte, sondern dass man einfach die Häuser durchnummeriert hatte. Das hörte ich damals zum ersten Mal. Er erzählte mir auch von seinen Erlebnissen in Gorleben oder vom Münchner Kessel (in seinem Zimmer in Würzburg hing ein handtellergroßes Lüftungsgitter, welches er nach eigenen Angaben aus der Zelle im Polizeibus abgeschraubt hatte, in der er kurz untergebracht war). In Würzburg stand er vor dem Ende seines Medizinstudiums, was er später an den Nagel hing. Einmal rief seine Mutter an, als er nicht da war. Ich unterhielt mich mit ihr, konnte sie aufgrund des Dialekts nicht gut verstehen. Als er sie zurückgerufen hatte, berichtete er, dass ihn seine Mutter am Ende des Gesprächs gefragt hätte, ob er jetzt mit einem Ausländer zusammenwohnen würde.

Noch vor meinem Examen trennten sich unsere Wege. Wir blieben locker in Kontakt. Er überraschte mich noch einmal, als es um die Frage ging, wo ich mein Referendariat machen müsste. Es standen 5 Orten zur Auswahl, bei denen ich von den meisten nicht auf Anhieb wusste, wo in Bayern die lagen – geschweige, dass ich von den Orten schon etwas gehört hatte. Da rief er plötzlich an und sagte, er würde mit dem Zug durch Würzburg kommen. Wenn ich am Bahnhof sei, könnte er mir etwas geben. Also reichte er mir am Bahnsteig durchs Zugfenster eine Tasche nach draußen, in dem sich 5 Flaschen Bier befanden, aus jeweils einer der möglichen Städte eine Sorte: Erlangen, Riedenburg, Kelheim, Miesbach, Kempten. Die hatte er stellenweise selbst besorgt, andere von Freunden besorgen lassen.

In den Folgejahren besuchte er mich ein paar Mal, dann auch in Mittelfranken, wo ich das Referendariat machte, später auch lange Zeit unterrichtete. Vor mehr als zehn Jahren aber brach der Kontakt ab. Ich hatte immer wieder versucht, ihn zu erreichen, aber es war unklar, ob die Handynummer noch stimmte oder die Email-Adresse. Ich hatte mir den Namen des Dorfes, aus dem er kam, nie richtig gemerkt (es war irgendwas mit einem Waldtier, aber ich konnte Waldtiere nicht gut unterscheiden, nicht mal, wenn ich sie überfuhr.) Die Oberpfalz war weit weg damals und unheimlich. An einer meiner Schulen, wo ich zur Abwechslung länger war, lernte ich einen ehemaligen Mitschüler von M kennen. Mit diesem und einigen anderen Mitschülern ging er jährlich auf eine Radtour – hier hörte ich also zum ersten Mal wieder von M. Die Schulpsychologin vom benachbarten Gymnasium kannte ihn auch aus der eigenen Schulzeit. Die Frau meines Chefs besucht dieselbe Schule. Kontakt bekam ich aber dennoch keinen. Irgendwie schob sich M in meinem Leben in den Hintergrund.

Anfang diesen Jahres bin ich selbst in die Oberpfalz gezogen und habe dann am Ende des Sommers die Schulleitung einer Realschule in der Gegend übernommen. Nach ein paar Wochen las ich in der Zeitung von einer jungen Frau, die ein öffentliches Amt in der nördlichen Region von hier aus übernommen hatte und die den Nachnamen von M trug. Ich wusste von einem Bruder und dachte, das könnte dessen Tochter sein oder was auch immer. Ich forschte ein wenig nach und fand dann den Ortsnamen sowie den Namen des Dorfes und es gibt dort einen Bauernhof mit dem entsprechenden Nachnamen.

Ich bin keiner, der bei fremden Leuten einfach vor der Haustür steht und dann Fragen stellt. Aber es ergab sich dann doch ganz einfach. Meine Mitbewohnerin war zum Frühstück mit ehemaligen Schulfreundinnen verabredet und brachte dabei M ins Gespräch. Eine der Anwesenden, stellt sich heraus, ist verheiratet mit einem Mann, der ein Cousin von M ist und ein paar Tage später hatte ich eine neue Handynummer und eine Verabredung mit M für dieses Wochenende. Diese platzte jetzt leider, weil in unserem Haushalt Corona ausbrach und wir alle Termine für das Wochenende gecancelt haben. Aber wir wollen kommende Woche telefonieren und vielleicht in 3-4 Wochen ist er wieder im Land.

Was soll man noch sagen. Menschen bleiben hängen. M in diesem Fall, weil er in der Konzeption meiner Erinnerungen jemand ist, der nach bestimmten Vorstellungen lebt, mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Mit allen Kontrasten, die aber vielleicht nur ich so deute.

Ergänzungen zu M

Joplin: Der externe Editormodus

Einen Knopf, den ich lange ignoriert habe, ist der Link zu einem externen Editor. Und alles andere ist eigentlich auch schon selbsterklärend. Unter Optionen kann man hier unter Allgemeines einen bestimmten Editor einstellen oder aber einfach den Standard-Editor nutzen. (Einfach mal klicken und schauen, welcher erscheint – wenn mehrere möglich sind, erscheint ein Auswahlmenü – das kann ich leider grad nicht reproduzieren und screenshotten).

Nach dem Klick lässt sich die Notiz aus Joplin im gewählten Editor bearbeiten. Ein Vorteil, weil ich das Bearbeiten in Joplin manchmal herausfordernd finde (ich habe oft Probleme damit den richtigen Editor-Modus zu finden in Joplin, so dass ich dann Markdown eingebe, es aber als Text gespeichert wird) – in Typora dagegen finde ich mich leichter zurecht.

Mein Blog-Workflow sieht dann also so aus:

  • Notiz in Joplin anlegen
  • externen Editor aufrufen
  • Eintrag tippen
  • Text kopieren
  • Text in WordPress einfügen

Der Text wird dann in WordPress inklusive Absätze, Formatierungen und Links (leider noch ohne Bilder, hier wird aber ein Platzhalter eingefügt, über den ich die Bilder hochladen kann) übernommen.

So kann ich einfach dran arbeiten und habe letztlich ein Backup in Joplin. Und: Die Postings liegen im MD-Format vor, sind also multipel lesbar.

PS: Ergänzung vom 17.12.2023: Ich habe erst im Nachhinein einen Unterschied zwischen der Windows und der Linux Joplin-Version festgestellt. In der Linux Version übernimmt Joplin quasi live die Änderungen bzw. den erstellten Text. Man muss nicht extra in Typora speichern. In Windows ist das anders, hier muss man in Typora speichern, erst dann wird der Text in Joplin übernommen.