Einer der meistgelesenen Artikel hier dreht sich um die papierlose Lehrertasche, also in meinem Fall um die Nutzung des iPads (mittlerweile als iPad Air 2) und anderer technischer Hilfsmittel für die eigene Lehrerarbeit. Es hat sich eigentlich nicht viel geändert in den letzten Monaten und Jahren (genauer gesagt habe ich das im letzten Schuljahr ganz schön vernachlässigt und schleifen lassen), aber als ich neulich angefragt wurde, auf einem Pädagogischen Tag an einer anderen Schule etwas über das Projekt zu erzählen, war mir klar, dass ich mal updaten muss.
Auch weil ich einen viel eloquenteren Beitrag von Felix gelesen habe, der mich mal wieder dazu brachte, über mein eigenes Zeug zu reflektieren. Habe ich erwähnt, dass er es war, der mich – unwissentlicherweise – überhaupt erst zu diesem Ganzen angefixt hat?
Empfehlenswert ist auch das Blog von Lars Bobach, der u.a. immer wieder (so wie ich) versucht, den idealen Stift für handschriftliche Notizen auf dem iPad zu finden. Ansonsten viele, viele Artikel zum Thema papierloses Büro – gut, auch wenn weil nicht aus der Sicht eines Lehrers.
Auf Andreas Kalt weise ich auch immer wieder gern hin, wenn es um das digitale Arbeiten mit Macs und Wikis geht.
Nachgetragen 30.11.: Unten im Kommentar taucht noch das Blog von Alexander Fischer auf – auf den ersten schnellen Blick ebenso empfehlenswert. Auf den zweiten auch.
Technikpark
Seit einem Jahr nutze ich das iPad Air 2, nach einer Zeit mit einem iPad mini. Letzteres aber war mir auf Dauer zu klein, auch mit Brille. Das Format war unpraktisch – so sehr, dass ich kaum noch damit im Unterricht arbeitete. Daneben das Macbook Pro in 13″ in der letzten Ausführung ohne Retina, mittlerweile aufgerüstet mit einer SSD (und aktuell mit einem Fusion-Drive ergänzt).
Das iPad nehme ich jeden Tag mit in die Schule, das Macbook nicht. Zum Macbook steht derzeit noch ein großer Bildschirm auf dem Schreibtisch, weil manche Arbeiten auf dem großen Bildschirm einfach besser funktionieren. Letztlich wirkt auch der Split-Screen-Modus, der mit El Capitan kam, so deutlich besser.
Für Recherchieren zwischendrin und schnelles Dokumentieren das iPhone 6plus: Fotografieren der Tafel oder anderer Ergebnisse, seit ein paar Tagen auch per Office Lens das Scannen von Unterlagen (vorher benutzte ich dazu Scannable). Das ist auch alles mit dem iPad möglich, aber das Smartphone habe ich deutlich öfter bei mir.
Apps/Software
Ich arbeite seit 5 Jahren mit Evernote und bin zufrieden – habe aber gemerkt, dass es im direkten Unterrichtseinsatz nicht so gut geeignet ist.
Evernote als Notizbuch ist fantastisch, um alles zu sichern, was mir so beim Surfen und Recherchieren unterkommt, und zwar egal, wo ich mich befinde und egal auf welchem Gerät. D.h. es ist weiterhin der erste Sammelpunkt für Vieles.
Für die Unterrichtsplanung und im Unterricht jedoch habe ich in diesem Jahr mal angefangen, OneNote zu nutzen. Und jetzt nach den ersten Wochen muss ich sagen, dass es für einige Dinge besser geeignet ist. Dies liegt vor allem daran, dass die einzelnen Notizen freier und umfassender angeordnet und formatiert werden können. Evernote ist sehr linear, was hilfreich ist, wenn man es mit Notizen nur füttert und dann wieder sortiert – aber im Unterricht ist es wenig hilfreich, wenn ich mich durch die Notiz dauernd durchscrollen muss. In OneNote kann ich bestimmte Dateien oder Textblöcke einfach nebeneinander schieben und habe sie im Blick.
Leider ist OneNote (für mich) nicht so gut dafür geeignet, Daten von meinem iPad oder iPhone oder anderen Apps heraus zu sammeln. Die Clip-Funktionen, die über iOs Menüs bereitgestellt werden, sind wenig gut steuerbar – als Beispiel an Webseiten: In Evernote bekomme ich grundsätzlich immer den Kern der Seite als Artikel. Dasselbe in OneNote heißt zum größten Teil, dass ich die gesamte Webseite bekomme und dann erstmal löschen muss, bis der eigentliche Artikel freigelegt ist. Eine Ausnahme bildet hier nur der Web-Clipper für die Browser unter OS X. Schließlich nervt mich die etwas langsame Synchronisierung über OneDrive. Letzteres umgehe ich mittlerweile damit, dass ich dann eben doch das MacBook mitnehme, auf dem ich auch zuhause arbeite.
Für das Lesen und das Bearbeiten von z.B. Arbeitsblättern oder allgemein PDF-Dokumenten nutze ich mittlerweile Documents der Firma Readdle, was ziemlich reibungslos funktioniert. Readdle hat eine Reihe anderer Tools, die den papierlosen Alltag erleichtern.
Beispiel: Arbeitsblatt ausfüllen (am besten natürlich über Beamer)
Der blaue Rahmen ist dafür da, dass man die Hand auflegen kann beim Schreiben. Ansonsten würden Striche entstehen oder das Dokument sich dauernd bewegen – die Stiftsache ist am iPad nicht gut gelöst. Die Handschrift sieht auch nicht wirklich gut aus – das Original ist besser, ehrlich.
Beispiel: Text bearbeiten
Beim Unterstreichen und Anstreichen hilft das Programm, so dass die Linien immer gerade werden. Ein Tablet-Stift ist dabei hilfreich.
Bücher
Froh bin ich mittlerweile über die komplett legale Möglichkeit Schulbücher digital zu nutzen. Ich habe scook und die App von digitale-schulbuecher.de bei mir laufen, was sehr angenehm ist, weil es mir die Schlepperei erspart. Am liebsten hätte ich alles in einer App, hier doch dann eher in der von Scook.
Ich habe es einigen Schülern meiner 7. Klasse, die interessiert waren, erlaubt, dass sie auf ihren Handys das Schulbuch mitnehmen. Das funktioniert bisher reibungslos. Und auch wenn ich sonst nicht allzuviel mit Schülern digital arbeite – aus verschiedenen Gründen – sind für mich die Vorteile hier vorrangig. Und ich beteilige mich hier übrigens auch nicht an Diskussionen über Sinn und Unsinn von Schulbüchern oder der Zukunft dieser. Das ist mir einerlei. Für mich überwiegen für meinen Unterricht an meiner Schule die Vorteile einer digitalen Kopie des herkömmlichen Buches. Und ich arbeite mit dem Buch.
Noten
TeacherTool – Was sonst?
Wichtige Funktionen für mich:
- Noten-/Schülerverwaltung (mit automatischer Notenberechnung)
- Stundenplan
- Kursbuch (Was plane ich? Was mache ich in der Stunde?)
Und mittlerweile ist auch eine Funktion dazu gekommen, die mir gut gefällt. Nun kann man auch Noten automatische nach Punktschlüsseln vergeben lassen. Bedeutet: Ich gebe meine Höchstpunktzahl der Prüfung ein und die Punkte/Notenverteilung kann grafisch eingestellt und bestimmt werden. Für mich als alten Dyskalkuliker eine feine Sache.
Grundlegend
Es bleibt die Trennung zwischen drei Ebenen der Unterrichtsarbeit
- Tagesnotizen
- Stundenplanung
- Material
Die ersten beiden Punkte laufen nun über OneNote – der dritte bleibt in der Hand von Devonthink (Office Pro). Das heißt, ich kopiere von Devonthink in OneNote, lagere es aber dort nicht, sondern montiere es nur.
Beispiel: Wochenplan
Beispiel: Stundenplanung
Beispiel: Materialpool
Und sonst?
Sieht nach einem Apple-Zirkus aus bei mir. Allerdings äuge ich seit einiger Zeit auf ein Surface Pro 4, eher als auf ein iPad Pro. Trotz allem muss ich sagen, dass mich an der iPad-Sache eben doch zwei Sachen nerven:
- das immer noch schwierige Datei-Management, welches nur über Cloud funktioniert, aber auch das nie ganz reibungslos
- die Sache mit dem Stift: Das iPad ist bisher wirklich nicht gut geeignet für einen Stift, da kann man nichts machen – ich habe mal auf einem Surface geschrieben, mit Stift, und war schlichtweg begeistert
Die Zusammenarbeit mit Kollegen läuft über OneNote recht reibungslos, jedenfalls mit denen, die ohnehin mit Software arbeiten. Im letzten Jahr hatten wir in den zehnten Klassen vor der Abschlussprüfung einen regen Austausch und das Zusammenbasteln der Schulaufgaben, was ziemlich aufwändig ist im Hinblick auf die Prüfungen, lief hier doch gut. Vor allem, weil wir alle doch recht eingebunden waren mit unseren jeweiligen eigenen Leben und anderen Aufgaben, so dass es nie einfach war, gemeinsame Termine zu finden.
Der Rest ist leider, leider immer noch Disziplinsache, denn am Ende der Woche muss ich eben doch immer noch Papier aus der Tasche räumen. Vielleicht ist es doch mal Zeit für eine echte Challenge mit ausgeschriebenem Preis oder so. Für mich.