Facebook und die literarische Charakterisierung

Stundeneinstiege sind noch nie meine Stärke gewesen. Oft gehts mir so: Die Stunde steht einigermaßen und dann denke ich tagelang über einen Einstieg nach. Der wird dann krampfig. Oder noch besser: Es fällt mir erst nach der Stunde was ein. Jedenfalls ist das für mich immer Pareto: Die 80/20 Regel  (80% des Arbeitserfolgs in 20% der Zeit), die eben darauf hinausläuft für 20% (=Einstieg) noch mal 80% Zeit draufzulegen. Ich würde gern 80/20 arbeiten…klappt selten, aber das erwähnte ich schon.

Letzte Woche aber für mich ein kleines Highlight erlebt. 5 Minuten vor der Stunde zum Thema „Eine literarische Figur charakterisieren“ die Idee gehabt, mit einem Facebook-Profil einzusteigen, welches ich schnell aus dem Internet geholt habe.

Also die Frage zu Beginn: Wenn ihr ein neues Profil von jemandem betrachtet – was schaut ihr euch in welcher Reihenfolge an? Warum?

In zumindestens zwei Klassen dieselben Antworten:

  1. Profilbilder: Um zu sehen, wie derjenige aussieht und sich zu vergewissern, dass er/sie auf der ist, den man adden wollte, bzw. der/die ist, die er/sie vorgibt zu sein.
  2. Infoseite: Um die wesentlichen Daten über denjenigen/diejenige zu erfahren.
  3. Postings: Um herauszufinden, was derjenige/diejenige mag an Musik, Filmen, Büchern etc., wo er Bemerkungen oder Likes hinterlässt
  4. Freunde / Postings von Freunden: Denn: Sag mir, wer dein Freund bist und ich sag dir, wer du bist (Zitat aus dem Unterricht).

Und schon die vier wesentlichen Aspekte der literarischen Charakterisierung:

  • Aussehen, Erscheinungsbild, Auftreten
  • Wesentliche Informationen wie Alter, Beziehungsstatus, Ausbildung
  • Einstellungen, Vorlieben und Äußerungen über sich selbst
  • Äußerungen von anderen Figuren über die Figur, bzw. Beziehungen zu anderen Figuren, soziales Umfeld

Dabei überraschend im Unterricht, dass sich automatisch auch ergab, dass dem, der dieses Profil angelegt hat, nicht immer zu trauen ist, denn er stellt sich natürlich in einer bestimmten Absicht so dar.

Und schon waren wir beim Problem des Ich-Erzählers und der Erzählperspektive. Denn bei allen Antworten schwang mit, dass man die Profile anderer Leute in Facebook immer schon mit dem Hintergedanken liest, dass der Urheber geschönt hat oder sich eben in einem bestimmten Licht darstellen möchte. Und so produziert und rezipiert man mit dem Facebookprofil eben auch eine (künstliche-literarische?) Figur.

Also: Wem trauen wir wirklich beim Erzählen?

Teachsam – Literarische Charakteristik

Fachdidaktik Einecke – Literarische Charakteristik

Sozialkunde – leicht gemacht 16: Bayern 2 Radio-Wissen

Bayern 2 ist ein Radiosender des Bayerischen Rundfunks, dessen Themen breit gestreut sind: Politik, Kultur, Wissen und Musik. Wenn ich quer durch Deutschland fahre – Köln, Hamburg, Berlin und Neerstedt sind regelmäßige Ziele – vermisse ich auf den Fahrten diesen Sender eigentlich am meisten, wenn ich die bayerischen Grenzen überschreite. Ich kenne in anderen Sendegebieten nichts Vergleichbares.

Eine spannende Sendung ist hier RadioWissen, welche in kurzer Form viele Wissensthemen verarbeitet: Philosophisches, Politisches, Literarisches, Technisches usw.

Das Besondere dabei: viele Sendungen lassen sich aus dem Internet herunterladen als mp3 und einige Sendungen werden dabei mit Arbeitsblättern und Tafelbildern für den Unterricht ergänzt.

Eine Sendung, die ich aktuell verwenden möchte, dreht sich um den Begriff der Würde im Hinblick auf das Grundgesetz.  Mit Tafelbild und Arbeitsblättern.

Ergänzend dazu noch ein kleines Filmchen aus youtube über Menschenrechte.

httpv://www.youtube.com/watch?v=fjagWFEmnpg

Ach, wär‘ doch Schule – Aktuelle Sozialkundethemen

Vor allem, wenn man es gewöhnt ist, Sozialkunde zu unterrichten.

Was gäbe es derzeit nicht alls zu besprechen und zu lernen:

Der Sport muss natürlich in der Tat darauf achten, dass das Stadion nicht zum Nebenschauplatz für die Auseinandersetzungen nationalistischer oder religiöser Eiferer wird. Aber es muss schon einen Unterschied geben, ob ein Sportler sich für allgemeine Freiheitsrechte einsetzt, die darauf abzielen, dass es in einer Gesellschaft am Ende mehr Menschen besser geht, weil weniger diskriminiert werden – oder ob er Propaganda für irgendwelche Kriegsparteien betreibt. Die großen Sportverbände machen diesen Unterschied offensichtlich nicht. Und das ist keine sehr beruhigende Perspektive, wenn man bedenkt, dass die Verbände von sich sagen, sie seien wirklich gute Kindererzieher. (SZ – erster Link)

  • Wahlen, Wahlen, Wahlplakate 2013 (einfach mal bei Google, Bildersuche eingeben) analysieren lassen – (für mich)neu entdeckt: Wahlprogramme in leichter Sprache und als Einstieg dann diese Nachricht
  • Snowden, NSA und Co – hier ein Rückgriff auf das Thema Wikileaks, z.B. durch Arbeitsblätter der Zeit vom Januar 2011 (etwas abgespeckt auch in Sek I, 10. Klasse möglich), immer noch mein Lieblingsbild zum Einstieg, ganz viel von Zum.de, dann die aktuellen Umstände oder einfacher als Kinder-Reportage; wenn ich Geheimdienste bespreche, benutze ich oft das Arbeitsblatt von dieser Seite weiter unten,  amerikanische Nachrichtendienste gut erklärt – irgendwo habe ich gelesen, dass man sich nicht Gedanken machen sollte über Nachrichtendienste, deren Abkürzung man kennt, sondern eher um die, die nicht bekannt sind. Man sollte auch nicht vergessen, dass z.B. die CIA eine eigene Kinderseite unterhält, wo es ganz tolle Spiele gibt. Und ganz toll: beim Mi6 (SIS) seiner Majestät kann man sogar online einen Test durchlaufen, um seine Eignung als Aufklärungsoffizier zu klären.

Schade eigentlich.

Sozialkunde – schnell gemacht 14: Kinderrechte ins Grundgesetz

Ich kann zurückgreifen auf einen alten Post über die Kinderrächtszänker.

Link zum Flugblatt „Schule“ der Kinderrächtszänker.

 

Die Aktionsgruppe „Kinderrechte ins Grundgesetz“ legt ihren Vorschlag vor, der folgendermaßen lautet:

Das Aktionsbündnis Kinderrechte schlägt dem Deutschen Bundestag und dem Deutschen Bundesrat vor, die Rechte der Kinder in einem neu zu schaffenden Artikel 2a in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufzunehmen:

(1) Jedes Kind hat das Recht auf Förderung seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten zur bestmöglichen Entfaltung seiner Persönlichkeit.
(2) Die staatliche Gemeinschaft achtet, schützt und fördert die Rechte des Kindes. Sie unterstützt die Eltern bei ihrem Erziehungsauftrag.
(3) Jedes Kind hat das Recht auf Beteiligung in Angelegenheiten, die es betreffen. Seine Meinung ist entsprechend seinem Alter und seiner Entwicklung in angemessener Weise zu berücksichtigen.
(4) Dem Kindeswohl kommt bei allem staatlichen Handeln, das die Rechte und Interessen von Kindern berührt, vorrangige Bedeutung zu.

Die Justizministerin lehnt ab, die Familienministerin ebenfalls.

Argumentativ etwas ausführlicher wird auf der Seite des Deutschen Kinderhilfswerks auf die Hintergründe eingegangen.

Was ich mir vorstelle, ist ein Einstieg ins Grundgesetz über die Frage, wo Kinder eine Rolle spielen, wie sich Grundgesetzpapier und Wirklichkeit zueinander verhalten und ob ein solcher Vorstoß gesellschaftlich etwas bewirken kann.

Braucht man also eine Sonderformulierung wie hier vorgeschlagen?

Weitere Hintergründe auf einem Heise/Telepolis-Artikel von 2007.

 

Kreatives Schreiben im DU 4 – Einfach mal so in den Goethe kritzeln

Habe in den Ferien aufgeräumt und eine dicke, alte Mappe lag schon in der Papiertonne – habe sie dann noch mal rausgefischt, weil ich gemerkt habe, dass da eine Sammlung meiner Ideen und Ausführungen zum Kreativen Schreiben bis 2005 drin lagen. Mir war gar nicht klar, dass ich die noch hatte.

Daher hier mal meine älteste Sache. Stammt von 1998. Einsatzjahr im Referendariat, Würzburg, Unterrichtssequenz „Computereinsatz im Deutschunterricht“, ein Debakel, u.a. weil ich keinen Termin im Computerraum bekam. Ich musste also meinen Zweitrechner (einen 486er mit 40 MHz) mit in die Schule nehmen, in der Bahn, von Nürnberg nach Würzburg. Dort konnte ich ihn dann im Unterricht hie und da mal einsetzen.

In einer Gruppenarbeitsphase zur Lyrik in einer 8. Klasse saß Harald, der eher zu den schwierigen Schülern gehörte, nur herum und langweilte sich. Ich hatte Angst, dass er irgendwann das Stören anfing. Also fuhr ich den Rechner hoch, rief das Gedicht „Beherzigung“ von Goethe auf und sagte ihm, er solle das mal lesen und ich wolle später seine Gedanken dazu wissen – er solle sie einfach aufschreiben.

Also nahm er sich das Gedicht vor und fügte fleißig nach jeder Goethezeile seine Gedanken ein. Ich weiß, vielleicht nicht so der Burner, aber für mich war das eine tolle Sache – und auch im Rückblick seltsam berührend. Harald und Goethe – ich weiß nicht, ob das je wieder zusammen gekommen ist. Und ich habe wahrlich schon Dümmeres gehört über Gedichte von vermeintlich schlaueren Menschen.

Und so ging das Gedicht von Goethe

 

Beherzigung

Ach, was soll der Mensch verlangen?

Ist es besser, ruhig zu bleiben?

Klammernd fest sich anzuhangen?

Ist es besser, sich zu treiben?

 

Soll er sich ein Häuschen bauen?

Soll er unter Zelten leben?

Soll er auf die Felsen trauen?

Selbst die festen Felsen beben

 

Eines schickt sich nicht für alle!

Sehe jeder, wie ers treibe,

sehe jeder, wo er bleibe,

und wer steht, daß er nicht falle.

 

Und das hat Harald am Computer draus gemacht. „Kreatives Schreiben im DU 4 – Einfach mal so in den Goethe kritzeln“ weiterlesen