Eine einfache Idee.
Das Bauen von Standbildern oder kurze Szenen zur Unterstützung der Interpretation von literarischen Texten mache ich recht gern, aber viel zu selten. Ich entschuldige mich dann mit allem Möglichen, z.B. dass die Klasse nicht bereit ist dafür oder oder oder. Meist bin ich nur feige.
Ich habe gemerkt, dass immer Bauchschmerzen darüber bleiben, ob die Schüler jetzt wirklich genau so viel „begriffen haben“ wie in einer herkömmlichen Interpretation. Und daher schiebt man schnell noch „richtige Interpretation“ hinterher.
Dumm. Weil
- das Szenische Interpretieren oder auch der kreative Umgang mit Literatur damit eindeutig in die Schmuddelecke der Spielerei gesteckt wird
- eine Doppelung entsteht, denn der Schüler durchläuft ja hier im Standbildbauen dieselben Arbeitsschritte wie beim schriftlichen Interpretieren
- der geschätzte Prozentsatz der Schüler, die mit dem einen nichts anfangen können, mit dem anderen auch nicht „mehr begreifen“oder weniger
- der durchschnittliche Realschüler, den ich unterrichte, mit der schriftlichen Interpretation in seiner Zukunft nicht viel anfangen kann – die Einfühlung in Charaktere oder literarische Figuren ihm aber deutlich mehr bringt.
Es kann nun an meinem fortgeschrittenem Alter liegen, dass mich die Meinung anderer nicht kümmert oder ich dem Lehrplan gegenüber entspannter bin (als ob das je anders war), aber ich überwinde mich in letzter Zeit immer mal wieder und lasse die SchülerInnen spielen.
Heute war es der Fall im Rahmen der Behandlung der Kurzgeschichte „Die Tochter“ von Peter Bichsel in einer zehnten Klasse. Es gab folgende verschiedene Aufgaben:
Geht in 3er Gruppe zusammen (die Gruppen zogen eine der folgenden Aufgaben)
- Baut ein Standbild, in dem eine Szene der Geschichte dargestellt wird.
- Entwickelt eine kurze Szene (1Minute) ohne Text, in der eine Szene der Geschichte dargestellt wird.
- Entwickelt eine kurze Szene (1 Minute) mit Text, in der eine Szene der Geschichte dargestellt wird.
Haltet eure Ergebnisse (Foto oder Film) mit dem Handy fest und gebt mir diese morgen auf CD, USB-Stick oder SD-Card.
Warum ist diese Aufgabenstellung nun gleichwertig zu einer herkömmlichen schriftlichen Interpretation?
Weil, wie oben schon gesagt, die Schüler zur Lösung ihrer Aufgabe
- den Inhalt des Textes erfasst,
- die Charaktere verstanden,
- die Beziehungen geklärt haben müssen.
Ich gebe den SchülerInnen der Klasse die Möglichkeit sich auf dem gesamten Schulgelände ein Plätzchen für ihre Arbeit zu suchen. Dies klappt in der Regel. bisher immer. Letztes Jahr haben sie Szenen aus einer Buchverfilmung nachstellen müssen, die Fotos wurden dann in Facebook in der Klassengruppe eingestellt und dort von den Schülern bewertet (was diese noch sehr zögerlich getan haben). Das heißt, sie kennen das schon.
Die Ergebnisse zur Bichsel-Geschichte präsentiere ich morgen über Beamer und dann schauen wir, wie gut die Szenen getroffen wurden, bzw. wie „gut“ die Geschichte „interpretiert“ wurde. Leider kann ich hier aus nachvollziehbaren Gründen keine Ergebnisse einstellen.
Warum eigentlich das Handy?
Eigentlich nur aus einem einfachen Grund, oder zweien. Einmal fand ich es immer sehr schade, dass diese Handlungsprodukte so flüchtig waren – das Foto kann hier leicht Abhilfe schaffen. Außerdem ist das Reden über diese Ergebnisse oftmals schwierig, wenn es nur aus dem Gedächtnis heraus geschieht. Schließlich, wenn ich es mal mit Didaktik versuchen darf, vertieft es meiner Meinung nach die Arbeit durch den Umstand, dass die Schüler durch Nutzung der Kamera viel stärker in die Rollen des Beobachters und Beobachteten geraten – und dadurch tiefer reflektieren – nunja, ist nur ein Versuch, ganz ohne Bezug zu schlauen Theorien.
Edit: Eine erste Reflexion ergibt, dass ich in Zukunft in der Aufgabenstellung auf jeden Fall ändern muss. Es fehlte der Zusatz: Komme mit ein oder zwei Requisiten aus. Das Problem war nämlich, dass mich die Sekretärin nach der Stunde ansprach und scherzhaft meinte, dass mein Unterricht sie von der Arbeit abgehalten habe. Es kamen nämlich alle möglichen Schüler und brauchten Schürzen o.ä. Andere wiederum hatten sich vom Musiklehrer einen Plattenspieler ausgeliehen – und ich frage mich, ob sie in seinen Unterricht gegangen sind. Da muss ich mal nachfragen. Morgen. Beschwert hat sich noch keiner.
DANKE 🙂 Diese Gedanken sind für mich ein Motivationsanschub. Werde es direkt ausprobieren!
Noch ein kleiner Tipp, weil ich gestern das Problem hatte: weise auf jeden Fall ganz klar hin, in welchem Format und welcher Form du es haben willst. Ich hatte gestern das Problem, dass alle nur ihr Handy dabei hatten und wir es nicht schafften, obwohl ich jede Menge Kabel hatte, irgendwo ein Bild herunter und auf den Beamer zu bekommen.
Bluetooth suckz.