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Letzte Tage Schulleitung – Ferienanfang

Ja, Ferienanfang. Kenne ich ja schon. Wie gehabt: Wir haben vor den Ferien versucht, unseren Bedarf an Stunden über Aushilfen zu decken. Alles war schon irgendwie klar – und nun haben (ja, auch zum Glück für sie, wir freuen uns mit ihnen) diese Aushilfen langfristige Stellen oder sogar Planstellen bekommen.

Apropos: Lehrerbedarf 2015

Bildschirmfoto 2015-08-02 um 21.29.43

Quelle

(Im ausführlichen Bericht wird darauf hingewiesen, dass sich bis zum Ende des Jahrzehnts der Bedarf nicht wesentlich ändern wird – dass aber die Studienanfängerzahlen nicht weiter zurückgehen sollten. Ein Hinweis auf den Schweinezyklus – d.h. es wäre wohl ganz passend, jetzt ein Lehramtsstudium anzufangen.)

Das bedeutet aber für uns, dass wir morgen nun von vorn anfangen können.

Morgen ist mithin auch der Tag, an dem wir hoffentlich feststellen können, wieviele Schüler wir endgültig haben werden. Es ist der Tag, an dem Eltern, die ihr Kind vorangemeldet haben, entscheiden, ob es wirklich zu uns an die Schule kommt – oder alternativ doch das Vorrücken am Gymnasium geschafft hat o.ä. Am Dienstag gibt es eine Versammlung aller RS-Direktoren rund um Nürnberg, um die Schüler, die nicht in der Stadt untergebracht werden können, zu verteilen.

Würden sich alle final anmelden, hätten wir Schüler für rund zwei Klassen mehr. Das wäre nicht unerheblich. Erfahrungsgemäß aber sind die endgültigen Zahlen geringer als die Voranmeldungen. Und aus Nürnberg bekommen wir auch nur wenige Schüler.

Als zu erledigende Arbeiten stehen also in den nächsten Tagen an:

– Klassenbildung (vor allem 5. und 7. Klassen, erste sind die Neuen, letzteres sind diejenigen, die in ihre Wahlpflichtfächergruppen aufgeteilt werden)

– Verteilung Klassenzimmer

– Unterrichtsverteilung endgültig festlegen

– ggf. neue Aushilfen suchen

– Terminplan für das nächste Jahr durchgehen

– Stundenplan im Ansatz aufbereiten (das Programm haben wir grad im ersten Jahr, da muss noch gefeilt werden)

Die letzten zwei Wochen waren für mich recht anstrengend. Die Dienstaufsichtsbeschwerde war dabei nur ein Eckpunkt von mehreren, die mir quer hingen. Eine Ursache war wohl das Ende meines persönlichen Experiments: Ich hatte ja in diesem Jahr nur zehnte Klassen im Unterricht, so dass mein Unterricht nach dem 18 Juni wegfiel. Damit wollte ich genug Zeit haben, um mich auf die Organisation der Abschlussprüfung zu konzentrieren. Es führte aber dazu, dass ich quasi den ganzen Vormittag ansprechbar war und somit viel an mich herangetragen wurde. Zwar fängt unser Sekretariat eine Menge ab, aber z.B. disziplinarische Fragen sind natürlich Aufgabe der Schulleitung. Und in den letzten Wochen hatte ich, gelinde gesagt, das Gefühl, dass so ziemlich viele Leute ganz schön am Abdrehen waren. Und damit meine ich alle Beteiligten der Schulfamilie – auch ich hatte erste Ausfallserscheinungen. Aber vielleicht war es eben auch nur der Umstand, dass ich so viel mitbekam, weil ich nicht mehr im Unterricht stand.

Anstrengend war es, weil man im Gegensatz zum Unterricht, sich nicht vorbereiten kann auf so einen Tag. Ich komme um halb acht in mein Büro und dann geht der Tanz los. Und der hörte nicht immer auf, wenn ich das Schulhaus verlassen hatte.

Nunja. Unterm Strich habe ich ein paar Dinge festgestellt und vorgenommen:

– ich habe seit der Adoleszenz an mentaler Hornhaut gewonnen, d.h. ich kann Tiefschläge und Ungerechtigkeit wegstecken und schlafe nicht mehr als eine Nacht schlecht

– ich kann auch in extremen Stress-Situationen ruhig bleiben und dann mein Innenleben so abtrennen, dass ich diesen Stress nicht mit in die nächste Situation nehme

– ich nehme nächstes Jahr keine Abschlussklassen mehr, sondern welche von den Kleinen (Auch wenn meine Frau neulich meinte: Wenn du eine 5. nimmst, prophezeie ich dir, dass am Anfang die weinend aus dem Zimmer gehen und später du.)

– ich muss weiter arbeiten (oder überhaupt) an meiner Rollengeschichte und an meiner  Toleranz gegenüber eigenen Fehlern

– ich brauche unbedingt Fixpunkte außerhalb der Schule, die ich ohne großen Aufwand wahrnehmen kann als Gegengewicht zum Stress

Ich golfe weiterhin gern, wenn auch nicht so gut wie ich immer hoffe, aber es sind Stunden, in denen ich wirklich nicht einen Gedanken an die Schule verschwende und manchmal angle ich, aber beides ist sehr zweitaufwändig. Als der Stresslevel am höchsten war vor zwei Wochen, bin ich am Nachmittag zum ersten Mal seit einem Jahr wieder gelaufen. Bei einem Lebendgewicht, was dem Stand von Joschka Fischer entsprach, als er anfing zu laufen, tat das ganz schön weh – die ersten 1,49 km jedenfalls, dann musste ich gehen. Aber danach ging es mir wirklich irgendwie besser.

Und es gibt so viele andere Sachen, die ich bräuchte.

Als ich vor einigen Wochen mal in mich ging und mich fragte, welche Sachen mir eigentlich Spaß machen würden (und nichts mit essen zu tun haben :() – fiel mir nicht wirklich was ein – klingt dramatisch, war es aber nicht. Jetzt am Anfang der Ferien fielen mir die Sachen nämlich ein: Es waren die Sachen, von denen ich immer sagte „Das machst du in den Ferien, wenn du mal Zeit hast.“ Vielleicht sollte ich die nicht immer auf die Ferien schieben.

Obwohl Ferien wirklich wunderbar sind – schon jetzt.

13 Kommentare

  1. Joh

    Ich kann dich voll verstehen. Bin auch Teil der SL (Abteilungsleitung) und hab im Februar so am Rad gedreht, dass ich zum Psychologen gegangen bin, weil ich zu viele Kollegen mit Burn Out hab gehen sehen, die alle Arbeitstiere waren und echt was weggeschafft haben – ich wollte aber in der Schule bleiben. Wenig Gespräche haben mir gezeigt, was mir fehlt: Zeit nur für mich.
    Ich stehe jetzt jeden Morgen um 4:30 Uhr (statt um 6 Uhr) auf und spiele Bass. Ich habe 1,5 h nur für mich – ich bin müder, aber das ist egal – ich gehe abends eher ins Bett. Ich hab auch im Büro öfter mal die Tür zu gemacht und in Ruhe Mittag gemacht: ein Brot und ein bisschen Bass – mir ging es schnell besser. In der Jahresendphase ging das mit der Mittagspause nicht mehr (das ist in der Schule so und wird kaum ein Ausenstehender verstehen können), aber nach dem Sommer wird das wieder. Ich will schließlich bis 67 durchhalten und ich werde jetzt erst 50.

    Geh Laufen – das fange ich jetzt auch wieder an.

    • tommdidomm

      Solche Gegenmittel versuche ich auch zu entwickeln – und seltsamerweise habe ich vor einer Woche meinen alten E-Bass wieder aus dem Keller geholt ;). Was spielst du so?

      • Joh

        Ich kämpfe mich durch verschiedene Pop-Rock-Stücke (nach einer Bass-Schule im Internet). Dann noch Fingerübungen etc. Bin Anfänger, da ich irgendwann mal von der Gitarre umgestiegen bin – Bass ist bässer.

        • tommdidomm

          🙂 Ah, bei youtube wurde ich auch fündig. Ich habe nie ein Instrument vorher gespielt. Ein Musiklehrer-Kollege hat mich mal überredet – alle Klassenleiter der Abschlussklassen haben zusammen zum Abschluss ein Lied für die Schüler gespielt (damals: AC-DC, The Jack). Mit ihm haben wir ein paar Jazz-Standards ausprobiert.
          Ich habe mir einen Basslehrer gegönnt einige Zeit lang und wir haben Lieblingslieder von mir probiert. Aber ich habe wegen des Stresses aufgehört. Jetzt fange ich deswegen wieder an ;).
          Mein favorite Bass-Cover-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCZ9z28qyarw3SSgDQm8iYwg

  2. Lempel

    Wenn ich deine Zeilen lese, bin ich mir wieder mal sicher, dass mein Weg des A 13 ohne Verantwortung und ohne jegliche Zusatzaufgaben der richtige ist. Unterricht und der Umgang mit Schülern machen Spaß und den Rest sollen mal schön andere machen. Den Affentanz brauche ich nicht.
    Nein, mal im Ernst, du bist dir schon bewusst, dass sich deine Anmerkungen ganz schön besorgniserregend anhören? Übergewicht, Dauerstress und dann noch nicht mal zwischendurch Entspannungsphasen, das geht auf Dauer nicht gut.

    • tommdidomm

      Ja, das lese ich bei mir selbst auch raus. Und ich fange grad damit an, gegenzusteuern, eben mit abnehmen und Bewegung. Das funktioniert gerade ganz gut.
      Andrerseits habe ich eben auch gemerkt, dass „nur Unterricht“ mir nicht reicht – ob auf Dauer der Schritt in die Schulleitung eine richtige Lösung war, ich weiß es noch nicht. Schulbuchschreiben, an der Uni rumstümpern, Vorträge halten…das war es im Endeffekt auch noch nicht so….irgendwie suche ich noch eine Nische.

      • Lempel

        Mein Vater war 30 Jahre RSK, ich kenne also deine Belastung. Für mich war deshalb immer klar, wenn ich Lehrer werde, dann ohne Verantwortung und Zusatzstress. Nun habe ich aber selbst auch Kinder und deswegen auch sehr viel Leben neben der Schule. Da ist „nur“ Unterricht absolut ausreichend. Ich habe auch einen großen Garten, der mich sehr ausfüllt, da werde ich zum Glück immer „geerdet “ und genügend Bewegung gibt’s auch noch dazu.

        • tommdidomm

          Zu fragen, wie dein Vater das überstanden hat, ist wahrscheinlich zu persönlich für diesen Rahmen?

          • Lempel

            Überstanden ist gut! Mit 47 hatte er einen Herzinfarkt und eine anschließende Bypass-Operation. Hat aber keine bleibenden Schäden hinterlassen, er hatte damals sehr großes Glück.
            Als er 62 war, kam sein Kardiologe auf die Idee, bei ihm mal über 48 Stunden ein LangzeitEKG und eine Langzeitblutdruckmessung durchzuführen. Das kann ich dir auch empfehlen, denn die Untersuchung zeigt gegebenenfalls ziemlich schonungslos auf, wie belastend der „Affentanz“ wirklich ist. Bei meinem Vater war es so, dass sein Blutdruck und das EKG zu Hause, in der Freizeit und selbst im Unterricht super war. Nur wenn er schon in die Nähe des Verwaltungstraktes der Schule kam, stieg der Blutdruck in schwindelerregende Höhen. Der Kardiologe zog ihn anschließend aus dem Verkehr, da er den Stressbluthochdruck angesichts seiner Vorerkrankung für nicht mehr vertretbar hielt. So wurde mein Vater dann mit 63 frühpensioniert. Seither ist sein Blutdruck übrigens super, er muss nicht mal mehr Medikamente nehmen. Allerdings ist mein Vater vor einiger Zeit schwer an Krebs erkrankt, hat aber auch das ganz gut überstanden. Erst die letzten Tage sagte er mir, dass er ja bereits sein 3. Leben führe…
            Und ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass die Affen gefälligst ohne mich tanzen sollen.

          • tommdidomm

            Ich wollte nur anmerken, dass mir dieser Beitrag nachgeht.

  3. Es gibt grob gesagt zwei Arten von Schulleitern:

    a) diejenigen, die gestalten
    b) diejenigen, die verwalten

    Bezeichnend ist, dass es überall SchulVERWALTUNG heißt.

    Wer gestalten will, braucht ein gutes Team um sich herum und muss
    leidenschaftlich zu seiner Sache stehen, d.h. über das geforderte Maß hinaus
    Zeit und Arbeit in die Schule stecken. Das Problem ist nur, je größer so ein
    System Schule ist, desto schwieriger lässt sich darin gestalten. Es ist so wie
    bei einem Kreuzschiff, das sich nur sehr viel mühseliger wenden lässt als eine
    kleine Yacht. Kleine System lassen sich viel leichter ändern.

    Du beschreibst eines sehr schön:

    Je höher man in der Hierarchie aufsteigt, um so mehr muss man sich mit dem
    Mist der Anderen beschäftigen und es beiseite schaffen. Hast du als Lehrer
    vielleicht 10% Mist von deiner ganzen Arbeit zu erledigen, steigt dieser
    Anteil als Schulleiter. Denn in dieser Position musst du dich auf einmal noch
    um schätzen wir 5% des Mists deiner „Untergebenen“ kümmern. Wenn du nun 20 dir
    „untergebene“ Kollegen hast und von jedem diese 5% bekommst…. Da verdunkelt
    sich der Tag ganz schnell. 😉

    Als Schulleiter musst du zur VERWALTUNG zusätzlich und vor allem(!!) Freude
    daran haben, den Mist der Anderen weg zu schaffen, sonst gehst du langfristig
    in dieser Position ein!

    Viehbauern – das müssten die idealen Schullleiter sein!

  4. Lieber Kubiwahn,
    Vielen Dank für Erhellendes aus der SL-Szene!
    Ich habe aus einem Beitrag von Ihnen bei Herrn Rau entnommen,mdass Sie etwas zu Erörterung auf Ihrem Blog haben. Stimmt das? Können Sie mir den Link schicken? bin nächstes Jahr nämlich seit langem mal wieder in Deutsch 9 dran, und will eigentlich auch keine die-Freundin-von-mein-Cousin-Beispiele mehr. Danke! Und gute Erholung…..

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