Seit einigen Jahren kämpfe ich gegen extremste Konzentrationsprobleme in manchen Phasen. Meine Vergesslichkeit erzeugte viel Heiterkeit bei meiner Frau – anfangs. Mein neuer Posten hat nicht unbedingt zu einer Besserung beigetragen, aber die Notwendigkeit erhöht, daran zu arbeiten.
Ein erster Schritt war es in den zurückliegenden Wochen daher, entgegen meiner Technikbegeisterung gedanklich mal zurückzugehen bis zu dem Zeitpunkt, wo ich konzentriert arbeiten konnte. Und ich stieß auf folgende Punkte, die bei mir mit Erinnerungen an lange Phasen konzentrierten Arbeitens verknüpft sind:
- Handschriftliches Notieren auf Papier, am besten mit Füller oder Bleistift
- Mindmapping
- Lesen von Papier
- Anstreichen auf Papier
Und ja, das entsprach in etwa der Arbeitsweise in der Endphase meines Studiums Mitte 90er Jahre. Bei Hausarbeiten immer vorarbeiten mit Stift und Papier (Exzerpieren und Strukturieren), die Abgabefassung dann auf dem Computer tippen und ausdrucken.
Und jetzt, 20 Jahre später, verhilft mir handschriftliches Notieren aller wichtigen Dinge, die im Tagesablauf entstehen, dabei, mir diese auch länger zu merken und in andere Systeme, die mich erinnern sollen, einzupflegen.
Diese Erkenntnisse, zusammen mit der Lektüre und Umsetzung einiger Elemente von Ryder Carroll und seinem Bullet Journal (zu dem es zahlreiche Artikel im Internet und in allen sozialen Medien gibt), haben aktuell zu einer Besserung geführt. Vor allem, wenn ich z.B. Gespräche schriftlich vorbereite. Dann noch ein paar Spritzer GTD dazu und es funktioniert eigentlich recht gut.
Interessanterweise verstärkt es den Effekt, wenn ich Druckbuchstaben bei Notieren verwende (Ryder empfiehlt sie). Eine Art des Schreibens, die ich nie mochte, weil ich meine Handschrift dann sehr hässlich fand. Ich habe aber gemerkt, wenn ich langsamer schreibe und bewusster, dann werden die Buchstaben ansprechender und ich habe wiederum das Gefühl, mir mehr zu merken. Außerdem habe ich mir dadurch angewöhnt kürzer und prägnanter zu formulieren, weil ich Druckbuchstabenschreiben von der Muskulatur her als anstrengend empfinde.
Mindmapping hat dabei vor allem die Funktion mich zu entlasten – hier aber digital. Dies geschieht nach meiner persönlichen Erfahrung dadurch, dass ein Brain Dump schon beim Aufschreiben eine Sruktur erhält und somit das Chaos weniger chaotisch erscheinen lässt. Darüber hinaus ergibt sich die Möglichkeit bei meinem digitalen System bestimmte Punkte in Aufgaben umzuwandeln. Mindmaps schätze ich schon sehr lang und bringe sie im Unterricht auch immer wieder an – aber immer nur als Grundgerüst. Erst jetzt habe ich mir ein Buch von Tony Buzan im Antiquariat besorgt, um mir die Methode als Ganzes anzuschauen.
Alles in Bewegung derzeit. Manches scheint gut zu sein.
Mein wichtigstes Ziel ist es, die Momente zu mehren, in denen ich nicht hinterherarbeite, sondern vornweg. Damit wäre schon einiges erreicht.
>> Momente zu mehren, in denen ich nicht hinterherarbeite, sondern vornweg. Damit wäre schon einiges erreicht.
Oh ja! Das hört sich gut an. Ich kann mich nicht erinnern, wenn dieser Moment bei mir das letzte Mal eintrat.
Nur so als weitere Ergänzung: sketchnotes. Sie dienen zwar weniger der Strukturierung der anstehenden Arbeit, helfen mir jedoch bei der Reflexion. Und es ist schön, wenn die Lektüre eine Buches / Sachbuches / einer Fortbildung / Tagung nicht einfach so verpufft, sondern ich meine Notizen tatsächlich wieder in die Hand nehme.
Sketchnotes – ja – das ist ein schöner Gedanke. Ich gehöre zu denen, die davor zurückschrecken, weil sie glauben, nicht zeichnen zu können. Aber ich habe eine Kollegin der Schulleitung, die das mit Hingabe macht als Schulentwicklungsmoderatorin. Die hat mich ein wenig angesteckt, so dass ich aktuell hier unter der Schreibtischplatte ein „Handlettering Learning Pad“ liegen habe, von einer Firma, die auch Sketchnote-Zubehör vertreibt.
Und nein, ich erinnere mich auch nicht mehr dran. Ich kann mir für mich vorstellen, dass es ungefähr vor dem 22. Februar 2016 gelegen haben muss.